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6. Mai 1997   110/97

Die Wiederentdeckung von Bertold Goldschmidt Austellung über britischen Komponisten mit deutscher Vergangenheit

Oldenburg. Vom 14. Mai bis zum 13. Juni 1997 präsentiert das Seminar für Jüdische Studien die erste Ausstellung über den im vergangenen Jahr verstorbenen britischen Komponisten Berthold Goldschmidt (1903-1996) - einem gebürtigen Hamburger, der erst in letzter Zeit von einem breiteren Publikum in Deutschland wiederentdeckt wurde. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung in der Universitätsbibliothek am 14. Mai 1997, 19.30 Uhr, wird Prof. Kolja Lessing Werke von Goldschmidt für Klavier und Violine spielen.

Goldschmidt gehörte zu jenen Komponisten, die die NS-Herrschaft ins Exil zwang. Vorher war er Dirigent am Landestheater in Darmstadt und von 1931 bis 1933 an der Städtischen Oper Berlin. Die Uraufführung seiner ersten Oper "Der gewaltige Hahnrei" 1932 war sein größter Erfolg in der Weimarer Republik 1935 ging er nach London, wo er britischer Staatsbürger wurde und weitere wichtige Werke wie die "Claccona Sinfonica" komponierte. Der politischen Verdrängung 1935 aber folgte nach dem 2. Weltkrieg die ästhetische. Goldschmidts Musik fand in einer Zeit, in der sich das Interesse der musikalischen Öffentlichkeit auf serielle Techniken und elektronische Musik konzentrierte, keine Resonanz, sodaß er Ende 50er Jahre sein kompositorisches Schaffen mit den "Mediterranean Songs" einstellte. Eine erneute Rezeption der Kompositionen Goldschmidts setzte erst zu Beginn der 80er Jahre wieder ein.

Heute wird Goldschmidt, der sich als bekennender Europäer jüdischer Abstammung verstand, auch in Deutschland wieder aufgeführt. Opernaufführungen, Konzerte, Rundfunk- und Femsehaufzeichnungen sowie CD-Produktionen würdigen sein Werk. Zur Wiederentdeckung soll auch die von der Oldenburger Musikwissenschaftlerin Bärbel Busch konzipierte Ausstellung beitragen, die bereits in der Komischen Oper Berlin und in der Bremen Glocke gezeigt wurde.

Goldschmidts Kompositionsstil zeigt Affinitäten zur Musik Hindemiths und Weils, aber auch zu den Werken russischer Komponisten wie Schostakowitsch und Prokofjew auf. Im Rahmen erweiterter Tonalität scheute Goldschmidt Bitonalität, scharf dissonante Klänge und freitonale Passagen ebensowenig wie Konsonanzen und dur-moll-funktionale Bezüge.

Kontakt: Barbara Busch, Tel.: 04402/4409

(Stand: 19.01.2024)  | 
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