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01. November 2007   402/07   Forschung

Das Beispiel AERONAUTICUM
Forschungsprojekt entwickelt „Überlebenskonzept“ für nichtstaatliche Museen

Oldenburg. Nichtstaatliche Museen sind auf ein Mindestmaß an staatlicher Unterstützung angewiesen. Darüber hinaus sind für einen dauerhaften Fortbestand unerlässlich: 1. die klassischen Museumsaufgaben wahrzunehmen (Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln), 2. die Erwartungen einer breiten Öffentlichkeit zu erfüllen, 3. eine betriebswirtschaftliche Professionalität zu erreichen. Das ist das Fazit eines inzwischen abgeschlossenen Forschungsprojekts unter der Leitung von Prof. Dr. Gert Reich (ITB - Institut für Technische Bildung der Universität Oldenburg). Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt zwischen mehreren Forschungseinrichtungen der Universität Oldenburg auf der einen sowie dem Deutschen Luftschiff- und Marinefliegermuseum AERONAUTICUM in Nordholz (Landkreis Cuxhaven) auf der anderen Seite. Die Ergebnisse des Projekts, das von der EU von 2002 bis 2005 mit 1,45 Mio. Euro gefördert wurde, liegen jetzt in Buchform vor (Reinhard Meiners, Gert Reich, Hrsg., Ungernehmen Museum, BIS-Verlag der Universität Oldenburg, ISBN 978-3-8142-2069-7).

Ziel des Projekts war es, am Beispiel des Technikmuseums AERONAUTICUM ein Museumskonzept zu erstellen, das die traditionellen Aufgaben eines Museums bewahrt, diese aber um eine unternehmerische Dimension ergänzt. Beteiligt waren seitens der Universität - außer dem Institut für Technische Bildung (ITB) - der im Historischen Seminar angesiedelte Masterstudiengang „Museen und Ausstellungen“ (Prof. Dr. Rudolf Holbach, Prof. Dr. Gudrun Gleba), der Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Unternehmensführung und Betriebliche Umweltpolitik (Prof. Dr. Reinhard Pfriem) und das Institut für Soziologie und Sozialforschung (Prof. Dr. Anabella Weismann).

Das AERONAUTICUM besteht aus einem ca. 36.000 m² großen Freigelände, auf dem 16 Original-Luftfahrzeuge der See- und Marineflieger der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR gezeigt werden. Das Gelände wurde 1912 als Marinestützpunkt gebaut, der als großer Luftschiffhafen diente. Seit 1967 wurden dort privat Gegenstände der Luftschifffahrt gesammelt, aber erst mit der Gründung des Fördervereins 1987 konnten diese in einem Museum dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit ca. 50.000 Besuchern pro Jahr zählt das AERONAUTICUM zu den besucherstärksten Museen in Niedersachsen.

Hintergrund des Forschungsprojekts ist der Umstand, dass sich sowohl die staatlichen als auch die nichtstaatlichen Museen aufgrund der ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre in einer tiefgreifenden Identitätskrise befinden. Die traditionellen Museumsaufgaben stehen im Widerstreit mit den notwendig gewordenen Inszenierungs- und Serviceleistungen, die dem Museumsbesuch einen immer stärkeren „Event-Charakter“ verleihen. Dazu kommt eine finanzielle Schieflage durch leere öffentliche Kassen und größer werdende Konkurrenz. Das AERONAUTICUM leide insbesondere unter der ungünstigen Lage abseits der Tourismuszentren, so die Oldenburger WissenschaftlerInnen in ihrer Analyse. Außerdem fehle es an einem einheitlichen Marketingkonzept und einer soliden Finanzplanung.

Im Hinblick sowohl auf das AERONAUTICUM als auch andere nichtstaatliche Museen halten die WissenschaftlerInnen eine Unterstützung mit öffentlichen Mitteln auf niedrigem Niveau für unbedingt notwendig. Sie regen jedoch an, hier nicht nach dem Gießkannenprinzip zu verfahren, sondern Faktoren wie die wirtschaftliche Bedeutung für die Region stärker zu berücksichtigen. In den Museen selbst sei eine klare Ausrichtung der Werbemittel auf die Zielgruppen (Touristen, Einheimische) geboten sowie eine Ausweitung von gastronomischen Angeboten und Verkaufsmöglichkeiten (Museumsshops), zudem seien regelmäßige Sonderausstellungen für Besucher besonders attraktiv.

ⓘ www.uni-oldenburg.de/itb/17672.html
 
ⓚ Kontakt:
Prof. Dr. Gert Reich, Institut für Ökonomische Bildung und Technische Bildung, Tel.: 0441/798-5388, E-Mail: gert.reich(Klammeraffe)uni-oldenburg.de; Dr. Reinhard Meiners; Tel.: 0441/798-2649, E-Mail: reinhard.meiners(Klammeraffe)uni-oldenburg.de
 
(Stand: 19.01.2024)  | 
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