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Nachrichten und Berichte aus der Universität


"Quantensprung für die Region"

Mit 34 Millionen Bit pro Sekunde auf die Datenautobahn

Ab Anfang 1997 kann die Region Weser-Ems mit Hochgeschwindigkeit auf der Datenautobahn "fahren". Die Kommunikationsinitiative Weser-Ems hat mit einem Kostenaufwand von 1,6 Millionen DM den Anschluß an das weltweite Internet über eine Hochgeschwindigkeitsleitung, die 34 Millionen Bits pro Sekunde (34 Mbit/s) übertragen kann, bis Ende 1998 sichergestellt. Damit können Daten rund dreimal so schnell wie mit herkömmlichen Leitungen übermittelt werden. An das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden zunächst die Gründungsmitglieder der Kommunikationsinitiative: die Universität Oldenburg, das Informatikinstitut OFFIS, die EWE Aktiengesellschaft, die Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg und die Oldenburgische Landesbank AG (OLB).

Einen "Quantensprung" für die Region sieht OFFIS-Direktor, Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath, in dem neuen Internet-Zugang. "Unternehmen, Behörden und Privatpersonen werden die Möglichkeit haben, sich mit den Fähigkeiten der modernen Datennetze vertraut zu machen und sich im Internet in Form von World-Wide-Web-Seiten multimedial zu präsentieren", erklärte Appelrath. Von der Hochgeschwindigkeitsanbindung an die Datenautobahn erhofft sich die Initiative in der Folge auch eine Belebung der Wirtschaft.

Zielsetzung der Einrichtung des Internetzugangs ist die Förderung leistungsfähiger Datennetze für die Region Weser-Ems zur Erprobung moderner Informations- und Kommunikationstechniken. Konkret können durch die Realisierung dieses Vorhabens dann nicht nur die weltweit vorhandenen Informationsdienste erprobt, multimediale Dienste eingesetzt und elektronische Nachrichten ausgetauscht werden, sondern auch die in der Region bereits vorhandenen Online-Dienste genutzt werden.

Ab dem ersten Quartal 1997 ist in einer weiteren Ausbaustufe die Anbindung von regionalen Einwählpunkten geplant, die angeschlossenen Unternehmen und Privatpersonen einen Zugang zu regionalen, nationalen und internationalen Informations- und Kommunikaitonsdiensten bieten. Die Erschließung der Region Weser-Ems erfolgt bei Bedarf ebenfalls über Hochgeschwindigkeitsleitungen, die vor allem von der EWE bereits verlegt sind, so daß auch hier extrem hohe Übertragungsraten angeboten werden können. Spätestens nach Abschluß der Erprobungsphase zum Ende des Jahres 1998 ist eine Etablierung des Internetzugangs als fester Bestandteil der regionalen Infrastruktur vorgesehen.

Unterstützt wird die Kommunikationsinitiative Weser-Ems nicht nur von zahlreichen Unternehmen der Region, sondern auch von der IHK Oldenburg und der Regionalen Innovationsstrategie Weser-Ems. Nach Hannover, Göttingen und Braunschweig ist Oldenburg die vierte Stadt Niedersachsens mit Anschluß an die Hochgeschwindigkeitsleitung, die vom Deutschen Forschungsnetz betrieben wird.

Auch das Land Niedersachsen will mit der "Initiative für Informations- und Kommunikationswirtschaft" die strukturellen Bedingungen für Anbieter und Nachfrager von Kommunikationsdienstleistungen optimieren. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Jensch koordiniert OFFIS die Landesinitiative, die eine enge Zusammenarbeit von Unternehmen, Wissenschaft, Gewerkschaften und Politik vorsieht. Auf einer Informationsveranstaltung, zu der OFFIS Ende Oktober eingeladen hatte, wurden die Teilprojekte der Landesini-tiative "RegioOnline", "Verkehrsmittelübergreifende Reiseplanungs- und Leitsysteme" sowie "Multimediale Kommunikationssysteme in der Medizin" vorgestellt.

Profilbildung und Differenzierung

Wirtschaftswissenschaften erhielten Förderpreis des Deutschen Stifterverbandes

Für die "Profilbildung und Differenzierung des Studiengangs Wirt-schaftswissenschaften" hat der Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der Universität Oldenburg einen mit insgesamt 75.000 DM (auf drei Jahre verteilt) dotierten Förderpreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft erhalten. Oldenburg ist damit - als einzige Niedersächsische Hochschule - unter den zehn Preisträgern des Aktionsprogramms "Studienreform - Profilbildung - Wettbewerb", das der Stifterverband Anfang des Jahres ausgeschrieben hatte. Insgesamt bewarben sich 67 Hochschulen mit 94 Anträgen um den Förderpreis.

Grundlage der Preisvergabe sind die Konzepte für die Spezialisierungsrichtungen Wirtschaftswissenschaften mit ökologischem Schwerpunkt und Wirtschaftswissenschaften mit Informatik-Schwerpunkt an der Oldenburger Universität. Der Antrag des Fachbereichs Wirtschafts- und Rechtswissenschaften zeige, daß Oldenburg zu den Hochschulen gehöre, die die Zeichen der Zeit erkannt hätten und vielfältige Anstrengungen unternähmen, um ihre Studiengänge den heutigen Erfordernissen anzupassen, heißt es in dem Begründungspapier des Stifterverbandes zur Preisverleihung.

Kleine wirtschaftswissenschaftliche Fachbereiche hätten gegenüber größeren den Wettbewerbsnachteil, daß sie nicht die gesamte Breite der Wahlmöglichkeiten anbieten könnten, so der Dekan des Fachbereichs Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, Prof. Dr. Holger Reinisch. Oldenburg habe daher mit dem bundesweit einmaligen Studiengang Betriebswirtschaftslehre mit juristischem Schwerpunkt schon frühzeitig auf eine Profilbildung gesetzt. Diese werde jetzt mit dem Ökologie- und dem Informatik-Schwerpunkt konsequent fortgeführt. Ein Studiengang Ökonomie mit dem Schwerpunkt Ökologie werde erstmals in der Bundesrepublik angeboten, was den Absolventen gute Berufsaussichten verschaffe, erklärte Reinisch. Insgesamt lasse der Aufbau des Diplomstudiengangs weitere Spezialisierungen zu. In diesem Zusammenhang nannte Reinisch die Möglichkeit, das wirtschaftswissenschaftliche Studium mit der Studienrichtung "European Studies" zu verbinden, die von den Instituten für Soziologie und Politikwissenschaften sowie dem Fach Geographie bereits entwickelt worden sei.

Das Konzept für die beiden neuen Studiengänge Ökonomie mit Ökologie- oder Informatik-Schwerpunkt sieht eine Spezialisierung schon am Ende des Grundstudiums vor. Für die Orientierung und Grundlagenvermittlung in einem der Schwerpunktfächer sind sechs Semesterwochenstunden in einem sogenannten Zwischenstudium geplant. Spätestens zu diesem Zeitpunkt müssen sich die Studierenden entweder für eines der Schwerpunktfächer (Ökologie, Informatik oder Recht) oder für den nicht differenzierten Studiengang Diplom Ökonomie entscheiden. Das Hauptstudium ist als ein interdisziplinäres Projektstudium konzipiert. Damit soll nach dem Willen der Studiengangsplaner das an der Universität Oldenburg traditionelle Projektstudium als zentrales Element der Hochschuldidaktik neu belebt werden.

Der Einstieg in das Schwerpunktstudium hingegen ist eher wissenschaftsbezogen, verbunden mit Hausarbeiten und Referaten. Im weiteren Verlauf wird die Thematik der Projekte so gewählt, daß die Einbindung in Forschungsvorhaben gegeben ist. Die Studierenden erbringen in den beiden neuen Schwerpunktstudiengängen kommunikative (Arbeitsgruppe leiten), organisatorische (Exkursion planen) und kooperative (Praktikum mit Bericht) Leistungen.

Erstmals, so betonte Reinsich, seien auch die Studierenden intensiv an der Studiengangsplanung beteiligt gewesen. Das Reformprojekt sei vor allem durch den Fachbereichsrat und in der ständigen Studienkommission mitgestaltet worden. Die Studierenden seien in der Arbeitsgruppe vertreten gewesen, die das Konzept der beiden neuen Schwerpunktstudiengänge vorbereitet habe und die Einführung begleiten werde. Wichtige Impulse seien dabei insbesondere von der studentischen Interessengruppe Umwelt und Wirtschaft (IGUWi) in die Diskussion eingegangen.

Zehn haben einen Job

Bilanz nach dem ersten Journalistenkurs von CampusRadio

Der von der Presse & Kommunikation initiierte und am Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) angesiedelte Journalistenkurs CampusRadio für HochschulabsolventInnen erfüllt die Erwartungen besser als erhofft. Ein halbes Jahr nach dem ersten Kurs, der ein Jahr dauert und von dem Dokumentarfilmer und Journalisten Roland Steiner geleitet wird, sind zehn von 13 TeilnehmerInnen sowohl bei Zeitungen als auch im Hörfunk und Fernsehen tätig. Die Spannweite der Beschäftigungen reicht von Festanstellungen in einem Bonner Korrespondentenbüro und einer Sat 1-Fernsehshow bis hin zu Volontariaten beim Deutschlanddradio und der Nordwest-Zeitung. Zwei TeilnehmerInnen können inzwischen als freie JournalistInnen ihren Lebenunterhalt bestreiten.

Bezahlt macht sich dabei offensichtlich das Konzept der sehr praxisorientierten Ausbildung von CampusRadio. Vornehmlich JournalistInnen aus dem Hörfunk, TV- und Printbereich sind in der Ausbildung tätig. Sie sorgen auch dafür, daß zumindest ein großer Teil der Reportagen, Berichte und Interviews, die im Rahmen der Ausbildung entstehen, Verwendung findet. Kontinuierliches Produkt der praktischen Ausbildung ist auch das Hochschulmagazin CampusRadio, das über die Universität Oldenburg und Bremen berichtet und jeden Mittwoch bei Radio Bremen 2 (19.10 Uhr, UKW 88.3) ausgestrahlt wird.

Das Hochschulmagazin, das aufgrund eines Kooperationsvertrages zwischen den beiden regionalen Universitäten und Radio Bremen zustande kam, war Ausgangspunkt für den Journalistenkurs. Es lief bereits ein Jahr, als es dem Leiter der Oldenburger Presse & Kommunikation, Gerhard Harms, gelang, mit seinem praxisorientierten Konzept das Arbeitsamt Oldenburg als Finanzier der Ausbildung im Rahmen des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG) zu gewinnen. Dem zunächst schwierigen Start im Mai 1995 folgte mit dem Engagement Steiners als Kursleiter eine sehr erfolgreiche Aufbauarbeit, "deren Ergebnis über die Erwartungen hinausgeht, die wir hatten, als die Idee geboren, zu Papier gebracht und nicht ohne Probleme im Haus durchgesetzt wurde." So Harms. Der Filmer und Journalist Steiner strukturierte und füllte kreativ das Ausbildungskonzept, das eine enge Zusammenarbeit mit den Medien vorort vorsieht (Radio Bremen, NWZ, Weser-.Kurier, TAZ Bremen und die Regionalstudios von NDR, FFN und Antenne Niedersachen). Darüber hinaus gelang es ihm, bundesweit Medien für die Oldenburger Journalistenausbildung zu interessieren, so daß heute Praktikumsplätze auch beim Deutschlandfunk, NDR Hamburg, beim WDR und verschiedenen TV-Produktionsfirmen zur Verfügung stehen.

Ihre vierwöchigen Praktika haben inzwischen auch die 17 TeilnehmerInnen des zweiten Kurses absolviert, der im Mai 96 begann. Neben Training für den Print- und Hörfunkbereich steht zur Zeit der Fernsehjournalismus auf dem Programm, bei dem es auch - wie beim Hörfunk - um die Handhabung der Technik geht. Er wird in den kommenden Wochen neben der wöchentlichen Produktion von CampusRadio den Schwerpunkt bilden. Einen Ausflug in den Fernsehbereich gab es allerdings schon im September, als CampusRadio in Teamarbeit den Offenen Kanal Oldenburg mit einer Sendung über den Ausgang der Kommunalwahlen eröffnete und dafür sehr viel Lob erntete.

In den letzten drei Monaten der einjährigen Ausbildung entscheiden sich die TeilnehmerInnen, in welchem Bereich- Print, Hörfunk oder TV - sie ihren Schwerpunkt setzen wollen. Dabei geht es im wesentlichen darum, Reportagen, Nachrichten, Kommmentare, Interviews in realen Zeitrahmen sendefähig bzw. druckreif zu produzieren. D.h., die Beiträge müssen nicht nur inhaltlich stimmen, sondern auch in wenigen Stunden vorliegen. Steiner: "Nur wer sich diesem Rhythmus unterwerfen kann, hat gute Chancen auf dem Medienmarkt. Und dafür arbeiten wir."

Leistungsindikatoren und Stundenpläne

Uni 2005: Senat verabschiedet Allgemeinen Teil des Hochschulentwicklungsplanes

In seiner Novembersitzung hat der Senat ohne Gegenstimmen nach zweijähriger Vorarbeit durch die Planungskommissionen den allgemeinen Teil des Hochschulentwicklungsplanes (HEP) verabschiedet, der bis zum Jahr 2005 gelten soll. Angesichts der leeren öffentlichen Kassen geht es in der Planung weniger um Wachstumsfragen, sondern vielmehr um qualitative Verbesserungen - um die Konzentration vorhandener Kräfte. Festgehalten wird allerdings am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und an der Romanistik.

In dem 36 Seiten starken Papier wird erstmals amtlich gemacht, wovon seit langer Zeit gesprochen wird: Um die Qualität in Forschung und Lehre zu steigern, werden Verfahren eingeführt werden, nach denen Leistungen gemessen und Haushaltsgelder entsprechend zugewiesen werden können. Ähnliche Verfahren kommen auch auf die Zentralen Einrichtungen und die Verwaltung zu.

Um die Studienzeiten zu verringern, soll es in Zukunft neben den Studienordnungen auch Studienpläne zur besseren Orientierung für StudentInnen geben. Kein Tabu werden die Denominationen, also die Stellenbeschreibungen von Professuren sein. Erfordert es die Struktur der Studiengänge, sollen Änderungen zugunsten des fachlichen Spektrums vorgenommen werden.

Fest geplant ist im Rahmen der Lehramtsausbildung ein didaktisches Zentrum, in das auch das Zentrum für pädagogische Berufspraxis integriert werden soll. Ansonsten sind Änderungen der Organisationsstruktur in dem Papier noch nicht benannt. Sie sollen weiteren Plänen, die sich konkret mit den Fachbereichen, den Zentralen Einrichtungen und der Verwaltung befassen werden, vorbehalten sein. Spätestens im Sommersemester '98 will der Senat - voraussichtlich auch über Zusammenlegung von Fachbereichen - entscheiden.

Auszüge aus dem HEP

Sechs Monate freie Fahrt für 79,50 DM ?

Für 79,50 Mark pro Halbjahr werden sich ab dem Sommersemester 97 StudentInnen der Universität Oldenburg im Umkreis von nahezu 100 Kilometern frei bewegen können. Voraussetzung allerdings: sie stimmen dem Verhandlungsergebnis des ASTA für ein Semesterticket in einer Urabstimmung zu, die voraussichtlich vom 9. bis 13. Dezember stattfindet.

Oldenburg gehört zu den letzten Universitätsstädten, in denen es noch kein "Studiticket" gibt, obwohl die Diskussion darüber seit vier Jahren läuft. Doch kein ASTA konnte sich bisher zu realistischen Verhandlung mit der Bahn und Nahverkehrsbetrieben durchringen. Aber zweimal wurden Umfragen organisiert, um herauszufinden, wieviel Geld Oldenburger StudentInnen für öffentliche Verkehrsmittel einsetzen. An der letzten im vergangenen Jahr beteiligten sich immerhin 2000. Auf der Basis dieser Daten verhandelte das Ökologiereferat des ASTA. "Wir hätten natürlich gern den Preis noch gedrückt, aber er bewegt sich in einem zumutbaren Rahmen," erklärte Margarete Blümel vom Ökologiereferat.

Das Semesterticket ermöglicht Bus- und Bahnfahrten in und zwischen den Städten Oldenburg und Bremen sowie in den Landkreisen Ammerland, Oldenburger Land, Wesermarsch, Diepholz, Osterholz-Scharmbeck, Rotenburg und Verden ein. Darüber hinaus kann man das Ticket für die Bahn nach Leer, Emden, Norden, Norddeich (bis zum Fähranleger), Wilhelmshaven, Esens, Cloppenburg und sogar nach Bremerhaven und Cuxhaven einsetzen. Außerdem soll für FahrradfahrerInnen mit der Einführung des Tickets auf dem Parkplatz hinter der Bibliothek eine Fahrradstation für kleinere Reparaturen eingerichtet werden

"Macht nichts, sagte der Fisch, ich will ja fliegen"

DAAD-Preisträger Khaled Khatib über die "Wandlungsprozesse" eines Ausländers

Der aus Israel stammende Palästinenser, Khaled Khatib, ist als zweiter Oldenburger Student mit dem bundesweit ausgeschriebenen und mit 2.000 DM dotierten Preis für besondere Studienleistungen ausgezeichnet worden. Khatib, der Kunst und Germanistik an der Universität Oldenburg studiert, wird neben seinen Studienleistungen für sein vielfältiges wissenschaftliches, kulturelles und soziales Engagement innerhalb und außerhalb der Universität gewürdigt. U.a. stellte Khatib eigene Arbeiten im Rahmen der Ausstellung "Der nächste Hafen - Kunst im Exil" aus. In seiner Rede anläßlich der Preisübergabe sprach Khatib über die "Wandlungsprozesse", die ein Student an einer Universität im Ausland erleben kann. Seine Rede im Wortlaut:

Man hat mir zwar gesagt, daß ich keine Rede halten müsse, dennoch möchte ich der Universität ein paar Worte des Dankes aussprechen. Ich befinde mich zur Zeit in der Abschlußphase meines Studiums, und wenn ich die letzte mir noch bevorstehende Prüfung abgeschlossen haben werde, sind es etwa sechs Jahre meines Lebens, die ich an dieser Universität verbracht habe, ein relativ langer Lebenszeitabschnitt. Ich habe nicht die Absicht, hier meine Studienzeit in einigen Minuten zusammenzufassen, noch romantisch und nostalgisch darauf zurückzublicken. Was ich jedoch sagen kann und gerne möchte, ist, daß ich mich in dieser Studienzeit und überhaupt während meines bisherigen Aufenthalts in Deutschland verändert und verwandelt habe. Ich glaube, daß jeder Mensch, der, aus welchem Grund auch immer, seine eigene Welt verläßt und in eine andere "übergeht", eine Verwandlung erlebt. Diese Verwandlung erfahren diejenigen von uns, die Grenzen überschreiten, jenseits deren sie sich eine neue Existenz aufzubauen versuchen. Wie und in was man sich verwandelt, ist bei der Suche nach der neuen Existenz die entscheidende Frage.

Lucius Apuleius schrieb im zweiten Jahrhundert einen "Roman" mit dem Titel "Metamorphosen", in dem sich der Ich-Erzähler in einen "Goldenen Esel" verwandelt. Selbstverständlich spiele ich nicht auf die Assoziationen mit dem Esel an. Was ich jedoch sehr interessant an dieser Geschichte finde, ist der neu gewonnene Blick des verwandelten Apuleius auf die Welt und zwar aus der Perspektive eines Esels. Es gibt verschiedene, auch zeitgenössische Schriftstellerlnnen, die diese Thematik der "Metamorphose" aufgegriffen haben. So verwandelt sich z.B. in Salman Rushdies Roman "Die satanischen Verse" eine der Hauptfiguren namens Salahudin Chamcha nach seiner Grenzüberschreitung in einen Ziegenbock. In der Bundesrepublik Deutschland schrieb die deutsch-bulgarische Schriftstellerin Rumjana Zacharieva ein Märchen mit dem gleichen Titel von Apuleius, nämlich "Metamorphosen". Ich möchte einen kleinen Abschnitt daraus vorlesen:

"Es war einmal ein Fisch. Der wollte nicht mehr im Wasser leben. Er wollte nicht mehr im Wasser leben, weil er sich in einen Zweibeiner am Strand verliebt hatte oder weil ihn die Haie seines Meeres zu sehr jagten wegen seiner Fischgesinnung oder weil er das Stummsein eines Fisches nicht mehr ertragen konnte oder weil er einfach ein Auto und ein richtiges Haus besitzen wollte oder ... Und vor lauter Wollen versagten ihm die Kiemen. Mitten im Wasser rang er nach Luft - die Natur (oder seine eigene Einbildungskraft) hatten ihm eine Lunge verliehen, er packte die günstigste Welle beim Schopf und ließ sich ans Land treiben. Überleben, war sein erster Gedanke, als der Fisch am Strand erwachte, doch da stand ein Vierbeiner vor ihm wälzte ihn ein paarmal im Sand herum ... Der Fisch roch ihm zu sehr, war ihm zu fremd und schlüpftig, und er ließ ihn links liegen. In seiner Verzweiflung richtete sich der Fisch auf, wollte den ersten Schritt machen ... Du wirst nie richtig laufen lernen, sagte der Vierbeiner zum Fisch. Macht nichts, sagte der Fisch, ich will ja fliegen!"

In diesem Märchen kommt der Verwandlungsprozeß deutlich zum Ausdruck. Aber Warum will der Fisch letztendlich fliegen? Offenbar kommt der Fisch aus einer Welt, der Meereswelt, in der andere Gesellschaftsfischnormen und andere Sprachen herrschen, die sich von denen der neuen ländlichen Welt unterscheiden. Der Fisch kommt mit den Gegebenheiten der ihm fremden ländlichen Welt nicht zurecht: so sehr er sich auch bemüht, er wird nie so laufen können wie die einheimischen Vierbeiner; zugleich vermag er nicht mehr nach hinten auf das Meer seiner Herkunft zu blicken, vielleicht weil er - man denke an die Geschichte von Lots Frau - sich fürchtet, in eine Salzsäule verwandelt zu werden.

Ich stelle mir diesen "Übersetzungsprozeß", den der Fisch durchlebt, als eine ebene Fläche, auf der sich der Fisch bewegt, vor. Auf solch einer ebenen Fläche versperrt jeder Gegenstand die Sicht zum davor oder dahinter stehenden. Der Fisch wird also "kurzsichtig". Weder ist es ihm möglich seinen Blick auf die Zukunft in seiner neuen Welt zu richten, noch vermag er in die von ihm verlassene Welt zurückzukehren. Der einzige Ausweg aus dieser Kurzsichtigkeit wäre die Vogelperspektive, die ihm durch das Fliegen ermöglicht würde. Denn nur von der Vogelperspektive aus kann der Fisch sowohl seine vergangene Welt als auch seine neue sehen und sie miteinander verbinden. Der Fisch würde damit die Fähigkeit besitzen, beide Welten mit dem Blick zweier Augen eines Außenbetrachters - anders als die Einheimischen in beiden Welten - wahrzunehmen.

Wie viele Ausländer befand ich mich in dieser "fischigen" Klemmlage der Kurzsichtigkeit. Ich war irgendein schwer zu definierendes Wesen ohne Flügel, das im Vergleich zu den einheimischen Deutschsprachigen stammelte und hinkte. Meine langjährige Begegnung mit bestimmten Dozenten an dieser Universität war entscheidend dafür, daß ich begann, eine eigene Gestalt anzunehmen.

Die Flügel zum Fliegen, die mir von der Vogelperspektive aus ermöglichten, meine damals noch zerstreuten kulturellen und sprachlichen Bestandteile und überhaupt mein zerstreutes Bewußtsein wieder zusammenzusetzen, verdanke ich Heinz Wilms und in ganz besonderem Maße Wilfried Stölting-Richert. Er versteht die Studierenden, wie man im Arabischen zu sagen pflegt, "fliegend" (d.h. intuitiv). Ich bin außerordentlich glücklich, daß ich so einem aufgeschlossenen Dozenten und großartigen Lehrer wie Wilfried Stölting-Richert begegnet bin. Ich danke ihm sehr für alles.

3. Nordenhamer Hochschultag

Technologietransfer mit dem Ziel einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und Unternehmen der Region stand im Mittelpunkt des 3. Nordenhamer Hochschultages, bei dem erstmalig auch die Universität Oldenburg vertreten war. Neben Oldenburg stellten fünf weitere Universitäten und Fachhochschulen aus Bremen, Wilhelmshaven und Bremerhaven ausgewählte Forschungsprojekte vor. Das am Fachbereich Sozialwissenschaften angesiedelte Institut für Technische Bildung präsentierte als Oldenburger Beitrag ein Drei-Achsen-Bahnsteuerungsmodell, das eine veraltete Brennschneidemaschine im Stahlwerk Augustfehn computergesteuert automatisieren soll.

Darüber hinaus wurde je eine Diplomarbeit der Hochschulen prämiert. Oldenburger Preisträger ist Matthias Wächter vom Fachbereich Physik mit seiner "Simulation der Bewegungsgrößen bei Fahrrädern mit gefederten Laufrädern". Das Modell ermöglicht es, den Schwingungskomfort geplanter Fahrradkonstruktionen zu berechnen. Es zielt darauf ab, die Konstruktionsphase zu verkürzen und somit die Kosten für die Entwicklung von gefederten Fahrrädern zu senken.

20 zusätzliche Lehrstellen

In einem Kraftakt haben das Personaldezernat und die GBI (Gemeinsame Betriebseinrichtung für techn.-wissenschaftl. Infrastruktur), der FB 9 Chemie, das Dezernat 4 und das Rechenzentrum innerhalb weniger Wochen die Einstellung von 20 Auszubildenden zum 1. November ermöglicht. Die Universität folgte dem Aufruf der Landesregierung zur Sonderaktion "Steigerung der Zahl der Ausbildungsplätze". Die zusätzlichen Lehrstellen verteilen sich auf acht Berufe: Maschinenbaumechaniker (8), Elektromechaniker (3) Fotografen (2), Chemielaboranten (2), Kommunikationselektroniker (2), Schwimmeistergehilfen (2), Gärtner (2) Glasapparatebauer (1). Mit den jetzt 61 Azubis gehört die Universität zu den größten Ausbildungsbetrieben in der Region.

AStA verläßt LAK

Intolerantes Verhalten angeprangert

Der AStA der Universität wird bis auf weiteres nicht mehr mit der LandesAstenKonferenz (LAK) zusammenarbeiten. Gleichzeitig wurde die finanzielle Unterstützung für das Gremium ausgesetzt. Wie das Referat für Hochschulpolitik mitteilte, wurde der Beschluß gefaßt, weil mehrfach Asten von der Konferenz ausgeschlossen worden seien, die "politisch nicht opportun erschienen". So geschehen mit dem Göttinger und Osnabrücker AStA, an denen der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) beteiligt sei. Darüber hinaus gebe es keine Satzung, die Beschlüsse demokratisch legitimiere. Der AStA strebe daher eine landesweite Studierendenvertretung an, die mehrheitlich getroffene Entscheidungen nach außen repräsentiert. Da diese Kritikpunkte trotz längerer Diskussionen von den LAK-Koordinatorlnnen nicht akzeptiert worden seien, habe sich der AStA für den Austritt entschieden. Ungeachtet dessen wolle sich der AStA auch in Zukunft zusammen mit allen interessierten Studierendenvertretungen für studentische Belange einsetzen.

"machtökologiearbeit"?

Studentische Akademie zu Gast an der Universität

Rund 70 Studierende aus dem Bundesgebiet und der Schweiz trafen sich vom 14. bis zum 17. November zur Herbstakademie des Studierendenkreises der VÖW (Vereinigung für Ökologische Wirtschaftsforschung). Eingeladen hatte die Oldenburger Studierendeninitiative IGUWi (Interessengemeinschaft Umwelt und Wirtschaft), das Beziehungsgeflecht zwischen Macht, Ökologie und Arbeit mit ExpertInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft zu erörtern. Das Motto der Tagung und seine Schreibweise - "machtökologiearbeit" - sollte die vielfältigen Interpretationsmöglichen des Themas andeuten.

Den Auftakt bildete eine öffentliche Podiumsdiskussion, an der Prof. Dr. Christiane Busch-Lüty (BW-Uni München), Dr. Elisabeth Redler von der "anstiftung für Eigenarbeit" in München, Prof Dr. Michael Braungart (EPEA-Umweltinstitut), der Unternehmer und Umweltpreisträger Klaus Günther sowie Jürgen Drieling von der Bezirksregierung Weser-Ems teilnahmen. Fast übereinstimmend kamen die PodiumsteilnehmerInnen zu dem Schluß, daß die Diskussion um das Verhältnis von Ökologie zu Arbeit nicht auf die schlichte Aufrechnung von neuen Arbeitsplätzen alten Typs und neuen Aufgaben in der Reparatur von Umweltschäden verkürzt werden dürfe. Worauf es ankäme, seien Diskussionen um neue Formen der Arbeit und deren ökologischer Potentiale.

Nach dieser anregenden Gesprächsrunde engagierten sich die Studierenden in Eigenarbeit, verfolgten die aufgeworfenen Fragen in den folgenden Tagen auf Exkursionen in die Region und in selbstorganisierten Arbeitsgruppen, die sich mit Themen wie "Neue Mobilitätskonzepte", "Effizienz von Umweltverbänden" und "Ökonomie des guten Lebens" beschäftigten. Daß die Bearbeitung aktueller Fragen anders aussieht, wenn sie von Studierenden und nicht von hauptberuflich Lehrenden organisiert wird, haben die TeilnehmerInnen auch bei dieser Akademie eindrucksvoll erlebt. Die intensiven Arbeitsgruppensitzungen wie auch das ausgefeilte Rahmenprogramm sorgten dafür, daß die TeilnehmerInnen bei der Arbeitsgruppen-Präsentation und Abschlußrunde einen erschöpften, aber rundum zufriedenen Eindruck machten, ein Zustand, der für "normal" Studierende eigentlich viel zu selten ist, wobei "studere" ja eigentlich "sich mit Eifer bemühen" bedeutet.

Die nächsten Akademien werden voraussichtlich im Frühjahr in Dresden und im Herbst in Bayreuth stattfinden.Wer diese innovative Institution der selbstorganisierten Bildung kennenlernen möchte, ist herzlich eingeladen.

Christoph Schwarzer, IGUWi

Japanische Delegation besucht Lehrwerkstatt für Sachunterricht

Um die Lernwerkstatt für den Sachunterricht von Prof. Dr. Astrid Kaiser (Fachbereich 1) kennenzulernen, besuchte eine japanische Delegation der Gesellschaft für Lebenskunde unter Leitung von Prof. Dr. Shinichi Terao (rechts) die Universität Oldenburg. Terao lehrt nicht nur Lebenskundediaktik in Japan, sondern hat sich auch als Herbart-Forscher und -übersetzer einen Namen gemacht. Im nächsten Jahr will der japanische Wissenschaftler acht Monaten lang ein Aufbaustudium in Schulpädagogik und Sachunterrichtsdiaktik an der Universität Oldenburg absolvieren. In Japan wurde kürzlich in der Grundschule das Fach "Lebenskunde" eingeführt, das dem Sachkundeunterricht in Deutschland entspricht.


Seit 15 Jahren Kontakt mit China

Mitte November besuchte eine Gruppe chinesischer Wissenschaftler die von Prof. Dr. Klaus Hinsch geleitete Arbeitsgruppe Angewandte Optik/Kohärente Optik am Fachbereich 8 Physik. Initiator des Besuches war Prof. Dr. Liu Liren vom Shanghai Institute of Optics and Fine Mechanics der Academia Sinica, mit dem bereits seit 1981 enger wissenschaftlicher Kontakt besteht. Liu war als Humboldt-Stipendiat von 1981 bis 1982 der erste chinesische Gastwissenschaftler an der Universität. Er hat mit Arbeiten auf dem Gebiet der optischen Informationsverarbeitung und Meßtechnik bei einem weiteren Gastaufenthalt im Winter 1981/82 einschließlich im Fachbereich Physik promoviert. Heute ist er Leiter einer Arbeitsgruppe an dem renommierten Shanghaier Institut, die untersucht, wie durch Einbeziehen optischer Komponenten leistungsfähigere Computer gebaut werden können.


(Stand: 19.01.2024)  | 
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