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Hochschulzeitung UNI-INFO

Forschung und Lehre

Willard V. O. Quine - Eine Ehre für die Universität

Erst die deutsche Übersetzung machte die Anerkennung seiner Werke für ihn "amtlich"

Vierfachen Anlaß zum dreitägigen Feiern hatten Institut und Fach Philosophie und mit ihnen die Universität vom 3. bis 5. Juni: Der amerikanische Philosoph Willard Van Orman Quine erhielt die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs 5, der Studiengang Philosophie wurde offiziell eingeweiht, die Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit II wurden mit einer Vorlesung von Prof. Dr. Quine begonnen und der Karl Jaspers-Preis wurde an zwei NachwuchswissenschaftlerInnen vergeben.

Der 1908 geborene und in Harvard lehrende Logiker und Sprachphilosoph Quine wurde vom Leiter des Instituts für Philosophie, Prof. Dr. Michael Sukale, mit einer Laudatio geehrt, in der Sukale auf drei der wesentlichsten Thesen Quines einging (gekürzter Abdruck auf S. 6). Sukale bezeichnete es als eine Ehre für die Universität, daß Quine die Ehrendoktorwürde angenommen habe. Quine, der auf einer Reise nach Europa 1933 wesentliche Anregungen für seine Philosophie u.a. aus dem "Wiener Kreis" empfing, berichtete in seiner kurzen Dankesrede, daß das Erscheinen seines Buches "Grundzüge der Logik" 1962 in deutscher Sprache für ihn wie eine offizielle Beglaubigung gewesen sei: "Nun ist es amtlich! Amtlich beglaubigt!" und unterstrich damit die besondere Bedeutung, die der erste Ehrendoktortitel einer deutschen Universität für ihn hat. Tags darauf wurde der Studiengang Philosophie, der bereits seinen Lehrbetrieb aufgenommen hat, mit Ansprachen, einer Lesung des Höhlengleichnisses, einer Podiumsdiskussion und musikalisch-tänzerischen Darbietungen auch offiziell eingeweiht.

Abgeschlossen wurden die philosophischen Feiern am dritten Tag mit einer Vorlesung von Quine zum Thema "The Growth of Mind and Language" und der anschließenden erstmaligen Verleihung des Karl Jaspers-Preises an die beiden PreisträgerInnen Dr. Dr. Brigitte Falkenburg und Dr. Ralf Naumann, die ihre Urkunden aus den Händen von Quine empfingen. Mit der Vorlesung von Quine sind die Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit mit verändertem Konzept und der Zusatzbezeichnung "II" wiederaufgenommen worden, was durch die Unterstützung der Stiftung Niedersachsen möglich geworden ist.

Renaturierungsprojekt auf der EXPO

Vorhaben der Universität wird Teil des reginonalen Beitrags der Weltausstellung

Als Exponat für die EXPO 2000 wurde kürzlich das Modellprojekt "Wiederherstellung regionstypischer Biotope in der Agrarlandschaft" aufgenommen, das von WissenschaftlerInnen der Universität Oldenburg aus der Arbeitsgruppe "Ökologische Chemie und Umweltanalytik" von Prof. Dr. Dieter Schuller und aus der Arbeitsgruppe "Terrestrische Ökologie" von Prof. Dr. Peter Janiesch durchgeführt wird. An der Umsetzung des vom Bundesumweltministerium, dem Land Niedersachsen, dem Landkreis Emsland und der Stadt Lingen finanzierten Vorhabens beteiligt sind außerdem die Oldenburger Planungsbüros NWP und ARSU unter der Leitung von Prof. Dr. Helmut Straßer. Das im Emsland bei Lingen auf mehreren hundert Hektar Testfläche angesiedelte Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben ist Teil des regionalen Beitrages der Region Osnabrück-Bentheim-Emsland mit dem Leitthema "Boden: Gesund ernähren - gesund leben".

Bei dem bereits seit 1989 laufenden, fächerübergreifenden Langzeitprojekt wird in einem 8 km² großen, ausgesuchten Testgebiet mit intensiver Agrarnutzung geprüft, in welchem Umfang durch die Umsetzung eines leitbildorientierten, gesamtökologischen Entwicklungskonzeptes die Umweltqualität unter Beibehaltung der vorherrschenden Landwirtschaft verbessert werden kann. Auf mehreren aufgekauften und aus der Intensivnutzung herausgenommenen Experimentalflächen, die etwa 10% des Fläche des Testgebiets ausmachen, wurden in den letzten Jahren verschiedene ökotechnische Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Konkretes Ziel war die punktuelle Wiederherstellung von Landschaftselementen, die den Naturraum ehemals großflächig prägten. Im Vordergrund standen damit die Schaffung bzw. Initiierung sowie Vernetzung naturbetonter Feuchtbiotope und ihrer Sukzessionsstadien: Niedermoorwiesen, Erlen-Bruchwälder, Stillgewässer mit Sumpfzonen, unverbaute Fließgewässer, Hecken- und Gebüschbereiche. Dadurch sollen die Lebensbedingungen der regionstypischen Flora und Fauna in diesem Landschaftsausschnitt nachhaltig verbessert und dauerhaft gesichert werden. Durch verschiedene naturnahe Gewässerausbaumaßnahmen wird außerdem ein Beitrag zum natürlichen Hochwasserschutz (Schaffung größerer Überflutungsflächen) geleistet sowie eine Verbesserung der Nährstoffsituation (optimierte Abbaubedingungen in natürlichen Kläranlagen) erzielt. Im Rahmen einer Langzeit-Effizienzkontrolle werden die verschiedenen Maßnahmen im Hinblick auf ihre ökologische Wirksamkeit getestet und bewertet. Die erzielten ökologischen Effekte werden außerdem im Hinblick auf die aufgewendeten Mittel und auf ihre Übertragbarkeit auf andere Gebiete beurteilt.

Das skizzierte Modell-Projekt repräsentiert das Rahmenthema der EXPO mit dem Slogan "Mensch-Natur-Technik" in geradezu idealer Weise: Anhand einer teilweise modellierten Experimentallandschaft soll vermittelt werden, welcher finanzielle, organisatorische und technische Aufwand erforderlich ist, um die durch den Menschen verursachten negativen ökologischen Entwicklungen etwa der letzten 50 Jahre wieder zu "reparieren", welche Schwierigkeiten auftreten und wo die Grenzen solch eines Ansatzes liegen. Anhand der Präsentation der fertiggestellten Entwicklungsflächen als "erlebbare Naturobjekte" sollen die im Rahmen der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen gewonnenen Ergebnisse sowohl für ein Fachpublikum der nationalen und internationalen Landschaftsplanung und Naturschutzforschung als auch für die interessierte Öffentlichkeit aufbereitet werden.

"Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft"

Lida G. Heymann: Kampf für sexuelle Selbstbestimmung und Frauenwahlrecht

Lida Gustava Heymann (1868-1943) war eine der bedeutendsten Frauenrechtlerinnen und Pazifistinnen im Deutschland der Jahrhundertwende und des frühen 20ten Jahrhunderts. Das schreibt die Oldenburger Politikwissenschaftlerin Christiane Himmelsbach in ihrer von Prof. Dr. Gerhard Kraiker betreuten und jetzt im BIS-Verlag unter dem Titel "Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft"* erschienenen Magisterarbeit, mit der sie die heute weitgehend unbekannte Heymann wieder ins Licht der Öffentlichkeit stellt. Als Mitbegründerin der sog. abolitionistischen Bewegung in Deutschland bekämpfte sie die staatliche Reglementierung der Prostitution, die sexuelle Ausbeutung von Frauen und gesellschaftliche Doppelmoral. Außerdem war sie eine der Initiatorinnen der Frauenstimmrechtsbewegung in Deutschland.

Heymann stammte aus einer bürgerlichen wohlhabenden Hamburger Familie. Sie hatte die damals übliche unfreie Kindheit und Jugend einer "höheren Tochter". Erst nach dem Tod ihres Vaters erlangte sie mit 28 Jahren wirtschaftliche Selbständigkeit und konnte ihr Leben selbst gestalten. Sie schloß sich der bürgerlichen Frauenbewegung an und initiierte mehrere Vereine und Institutionen, die sich um Fraueninteressen kümmerten, z.B. einen koedukativen Kinderhort und einen Mittagstisch für arbeitende Frauen. Es entwickelte sich eine Art Frauenzentrum, wo Frauen zu allen Lebensbereichen eine Beratung erhalten konnten.

Sie geriet sehr schnell in einen Gegensatz zur gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung, da ihr diese in wichtigen Fragen nicht weit genug ging. Für Heymann war das Erlangen der gleichen politischen Rechte wie des Wahlrechts nicht schon das Ziel, sondern erst die Grundvoraussetzung, um die Gleichstellung der Frau in allen gesellschaftlichen Bereichen erreichen zu können. Zusammen mit anderen Frauen des "radikalen" Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung gründete sie 1902 den ersten Frauenstimmrechtsverein in Deutschland. Außer für das Frauenwahlrecht engagierte sie sich gegen die staatliche Reglementierung der Prostitution und die damit verordnete Kasernierung von Prostituierten in Hamburg. Hiermit brach sie ein Tabu der damaligen Zeit. Mit ihrem abolistionistischen Verein (to abolish = abschaffen) geriet sie sehr schnell in Konflikt mit den Hamburger Behörden.

Heymann war mit ihrer Lebensgefährtin Anita Augspurg ein Leben lang für die Frauen- und die Friedensbewegung tätig. An ihren Überzeugungen hielt sie ihr Leben lang konsequent und kompromißlos fest. 1933 wurden sie auf einer Auslandsreise von der Machtübergabe an Hitler überrascht und kehrten nicht nach Deutschland zurück, da sie auf der Liste der zu liquidierenden Personen standen.

*Christiane Himmelsbach,"Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft", BIS-Verlag, Oldenburg 1996, 117 Seiten, 10,- DM.

Auszeichnung für Analyse der Netzhaut

Reto Weiler erhält australischen Forschungspreis

Für seine Forschungsbeiträge zur neuronalen Verarbeitung in der Netzhaut ist Prof. Dr. Reto Weiler (50), Neurobiologe am Fachbereich 7 Biologie, mit dem Internationalen Forschungspreis des Australian Research Council ausgezeichnet worden. Der mit 75.000 australischen Dollar dotierte Preis, vergleichbar mit dem renommierten Humboldt-Forschungspreis, wird jährlich an WissenschaftlerInnen für international herausragende Forschungsleistungen vergeben. Mit der Auszeichnung ist ein halbjähriger Forschungsaufenthalt an einer australischen Wissenschaftseinrichtung verbunden.

Neben seinen Beiträgen zur Analyse der Netzhaut wurde Weiler mit der Auszeichnung vor allem auch für seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Center for Excellence for Vision, Touch and Hearing Research an der University of Queensland gewürdigt. Hier werden in einem auch von der Volkswagen-Stiftung unterstützten deutsch-australischen Forschungsvorhaben neuronale und molekulare Mechanismen, die die Basis für die Helligkeitsanpassung in der Netzhaut bilden, untersucht.

Nach seinem Biologiestudium in Zürich ging Weiler als wissenschaftlicher Assistent an die Universität München, wo er 1977 promovierte und sich 1982 habilitierte. 1986 erhielt er den Ruf auf einen Lehrstuhl für Neurobiologie und Ethologie nach Oldenburg. 1990 wurde er mit dem Max-Planck-Forschungspreis ausgezeichnet, 1995 in den Beirat für das Entwicklungsvorhaben "Retina-Implantat" des Bundesforschungsministerium berufen. Darüber hinaus war er 1995 maßgeblich an der Einrichtung des Sonderforschungsbereichs "Neurokognition" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Universitäten Oldenburg und Bremen beteiligt.

OFFIS legt Jahresbericht vor

Aufwärtstrend im Personal- und Drittmittelbereich hält an

Eine erneute Steigerung des Personals auf nunmehr 50 MitarbeiterInnen sowie fast ebenso viele wissenschaftlichen Hilfskräfte verzeichnete das Informatikinstitut OFFIS im fünften Jahr seit der Gründung 1991. Das geht aus dem kürzlich erschienenen Jahresbericht 1996 des Instituts hervor.

Erfreulich auch die finanzielle Entwicklung: Mit 6,9 Millionen Mark wurden erstmals mehr Drittmittel eingeworben, als OFFIS im Rahmen der institutionellen Grundförderung vom Land erhält. Wegen einiger zuletzt im November erfolgter Mittelkürzungen durch das Land reichten die Einnahmen jedoch nicht, um die notwendigen Wissenschaftlerstellen für den weiteren kontinuierlichen Aufbau von OFFIS, die weiteren Investitionen für das Gebäude und die DV-technische Ausstattung der Projekte zu finanzieren. Für 1997 erwartet die OFFIS-Leitung eine weitere Steigerung der Einnahmen auf über acht Millionen Mark, so daß das kontinuierliche Wachstum mit jeweils etwa drei grundfinanzierten und ca. fünf aus Drittmitteln finanzierten Stellen auch im sechsten Jahr beibehalten werden kann.

Hinter den Wirtschaftszahlen von 1996 verbergen sich in 21 neue Projekte, von denen sieben eher in die Vorlaufforschung fallen und 14 mit regionalen Partnern abgeschlossen wurden, also dem Bereich des klassischen Techno-logie- und Wissenstransfers zuzuordnen sind.

Ein wichtiger Meilenstein war die im letzten Herbst abgeschlossene Diskussion um eine verstärkte Profilbildung. Auf Empfehlung des Wissenschaftlichen Beirats bündelt OFFIS seine Aktivitäten nun in den drei Forschungs- und Entwicklungsbereichen "Eingebettete Systeme", "Informations- und Kommunikationssysteme im Gesundheitswesen" sowie "Geschäftsprozeßmodellierung und Referenzmodelle". Darüber hinaus sollen aber auch weiterhin ergänzende, attraktive Themenfelder wie lnternet-Informationsdienste, Telekommunikation und Computer Based Training besetzt werden.

Leserbrief an presse@uni-oldenburg.de

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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