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Tierversuche nur unter ethischer Verantwortlichkeit

Auf einem in der Universität verteilten anonymen Flugblatt wurden kürzlich sechs Oldenburger Professoren und Privatdozenten des Sonderforschungsbereiches (SFB) 517 "Neuronale Grundlagen kognitiver Leistungen" der Tierquälerei bezichtigt. Unter der Überschrift "Affenquälerei an der Universität Oldenburg!" wurden von einer "AG für Tierrechte" (angeblich im Namen des AStA der Universitäten Bremen und Oldenburg) Unwahrheiten und Verleumdungen aufgestellt. Aufgrund der Verleumdungen wurden von den Oldenburger Teilprojektleitern Strafanträge gestellt.

Wir, die Oldenburger Teilprojektleiter und Mitarbeiter des Sonderforschungsbereiches stellen zu den Ausführungen der "Tierschützer" fest

1. An der Universität Oldenburg hat es niemals Pläne gegeben, Tierversuche an Primaten durchzuführen. Es sind auch in Zukunft in Oldenburg keine Tierversuche an Primaten geplant. Im übrigen kann die Beschreibung aller Projekte für jeden frei zugänglich im Internet (http://www.physik.uni-oldenburg.de/docs/sfb/index.html) nachgelesen werden.

2. Die an der Universität Bremen im Rahmen des SFB geplanten Primatenversuche können nur unter den vom Tierschutzgesetz geregelten Bedingungen durchgeführt werden. Die Versuche werden von einer gesetzlich vorgeschriebenen, gewählten Tierschutz- und Ethikkommission sorgfältig geprüft. Nach erfolgter Genehmigung sind sie aufgrund der geltenden Gesetze rechtmäßig.

3. Wir sind der Ansicht, daß unter heutiger gesellschaftlicher Kontrolle zumindest in Deutschland Experimente mit Tieren nur unter ausgewiesener ethischer Verantwortlichkeit durchgeführt werden. Dies beinhaltet für jeden Einzelfall das komplexe Abwägen zwischen dem Leid, das dem Tier zugefügt wird, und dem potentiellen Nutzen für die Menschen. Selbstverständlich hat jeder Mensch das Recht auf seine eigene Meinung zu beiden Seiten dieser Abwägung. Wir halten jedoch unter Anlage strenger Kriterien bestimmte Versuche für gerechtfertigt, die dem biomedizinischen Fortschritt dienen, bei der Bekämpfung von Krankheiten helfen, und letztendlich die Grundlage unseres Kenntnisstandes in allen biologischen Wissenschaften darstellen.

4. Wir treten dafür ein, daß Versuche an Wirbeltieren nur in einem absolut notwendigen Mindestmaß und bei strenger Optimierung der Versuchsbedingungen durchgeführt werden. Gerade dazu trägt die Verbundforschungsstruktur des Sonderforschungsbereiches bei, bei der die Interaktion zwischen verschiedenen Fachgebieten (Physik, Psychologie, Biologie und Medizin) zu besonders gut konzipierten Experimenten führen soll.

Auch der Einsatz und die Weiterentwicklung moderner nichtinvasiver Methoden mit freiwilligen Versuchspersonen stellt dabei einen Schwerpunkt des SFBs dar.

Gerade bei der Auswertung dieser - von Tierschützern oft als Ersatz für die invasiven Techniken geforderten - Verfahren ist man jedoch auf Wissen angewiesen, das auf Tierversuchen aufbaut.

5. Die Beschuldigungen der "AG für Tierrechte der Universität Bremen" lassen durch ihre Anonymität und die verleumderischen Unterstellungen starke Zweifel an der Ernsthaftigkeit aufkommen, mit der hier das Tier geschützt werden soll. Die Oldenburger Teilprojektleiter des Sonderforschungsbereichs "Neurokognition",Prof. Dr. Josef Ammermüller, Prof. Dr. Hans Colonius, Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, Prof. Dr. Volker Mellert, Dr. Pal Rujan, Prof. Dr. Reto Weiler

Offener Brief der Frauenbeauftragten, Marion Rieken, zum Beitrag von Prof. Dr. Wolfgang Ebenhöh (UNI-INFO 7/97)

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Ebenhöh, in ihrem Text ("Satire") zum Entwurf der Frauenförderrichtlinien beleidigen und diffamieren Sie Menschen in einer eklatanten Art und Weise. Beschimpfende Zuweisungen wie mafiös, mafiaartig, schmarotzerhaft, Monster, Krake prägen den Stil des Textes. Die Deklarierung des Textes als "Satire" ist dabei nicht überzeugend.

Eine Person, die sich in dieser Weise öffentlich äußert, ist für ein Amt wie jenes des Direktors des ICBM untragbar. Die o.a. Veröffentlichung wurde im rundblick vom 10.10.97 (s. Pressespiegel vom 24.10.97) auch einer breiten außeruniversitären Öffentlichkeit - hier ohne den Hinweis auf eine "Satire" - bekannt. Durch die Verbreitung Ihrer diffamierenden Äußerungen fügen Sie dem Ansehen der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Schaden zu.

Die Versendung Ihres Textes an die Presse & Kommunikation unter Verwendung des Briefkopfes des Direktors des ICBM (Az. ICBM-Eb/Ku) weist ferner darauf hin, daß Sie persönliche Meinungsäußerungen und offizielle Stellungnahmen im Namen einer Einrichtung dieser Universität nicht differenzieren. Dies zeugt von mangelhafter Amtsausübung.

Aus den vorgenannten Gründen fordere ich Sie nachdrücklich dazu auf, umgehend von ihrem Amt als Direktor des ICBM zurückzutreten.

Dieses Schreiben wurde in Zusammenarbeit mit Mitgliedern unterschiedlicher Fachbereiche und des ICBM erstellt.

Marion Rieken, Frauenbeauftragte

"Strickmuster" erkannt?

zu: Schöne neue Welt durch Frauenrichtlinien von Wolfgang Ebenhöh (UNI-INFO 7/97)

Es klang zunächst wie bitterböse Ironie, als Herr Ebenhöh in der Struktur der Frauenförderung ausgerechnet ein "Strickmuster" erkannte. Wie gerne hätte ich Herrn Ebenhöh in seiner Kritik zugestimmt, habe ich doch selbst oft nur verständnisloses Kopfschütteln übrig für einen manchmal fanatisch geführten Geschlechterkampf, für Frauen, die ihre Zeit, Energie und Geld für ein großes "I" verschwenden und gegen den alten Plural "Studenten" auf dem Semesterticket kämpfen. Gewiß ist Sprache Ausdruck unseres Bewußtseins, aber weit mehr als die paar femininisierten Substantive sind es der Inhalt, der Ausdruck und die Bilder der Sprache! Letztere benutzt Herr Ebenhöh mehr oder weniger geschickt. Er rennt wie ein Elefant durch den Porzellanladen, beschimpft die Geschäftsführung als "Mafia, Schmarotzer, Monster und Krake" und bietet daraufhin seine kräftige Hilfe gegen Elefanten in Porzellanläden an. Nicht sehr diplomatisch, aber es provoziert zumindest Diskussionen! Er unterliegt einer ganz natürlichen Wahrnehmungstäuschung des Menschen, der schlechtes Verhalten immer nur dann bemängelt, wenn es sich gegen ihn selbst richtet. Vielen Lesern wird aufgefallen sein, daß die detaillierte und bildhafte Darstellung der mafiösen Strukturen des "Frauennetzes" einer allgemeinen Beschreibung von Beziehungsgeflechten in Interessenvertretungen, Gremien, Ausschüssen usw. gleicht, die, und diese Aussage ist immer noch zu 90 % richtig, von Männern besetzt sind. Natürlich ist es bedauerlich, wenn Quoten und unverständliche Richtlinien Gremien gängeln, aber es wäre äußerst blauäugig zu glauben, vor dem "Auftauchen" der Frauen seien dort nur Sachentscheidungen gefallen! Tatsächlich könnten Frauen noch eine Menge von den "Männernetzen" lernen. Und die ärgern sich jetzt an ihrem Pokertisch über einen weiteren Kontrahenten.

Auch ich ärgere mich mit Herrn Ebenhöh über eine gesetzlich vorgeschriebene Quote. Vielleicht fehlt uns aber auch die Erfahrung der bitteren Enttäuschung, die viele Frauenrechtlerinnen gemacht haben, die erleben mußten, wie all den großen Worten jahrelang bestenfalls Richtlinien, aber nur selten Taten folgten. Jahrzehnte gingen ins Land, doch in den führenden Positionen hat sich nicht viel geändert. Sind der Zorn, der Fanatismus oder die Quote nicht verständliche Folgen dieser Enttäuschungen? Man muß den Männern ja nicht gleich bösen Willen unterstellen, wenn sie ihresgleichen unterstützen. Eine Intervention ist aber vielleicht vonnöten, um nicht nur die Kommission für Gleichberechtigung "paritätisch zwischen den Geschlechtern zu besetzen", sondern langfristig alle Kommissionen und Gremien.

Thorsten D. Künnemann


(Stand: 19.01.2024)  | 
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