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Wissenschaft und Forschung

Welt erforschen - Welten konstruieren

Noch bis zum 21. Juni läuft im Oldenburger Museum für Naturkunde und Vorgeschichte die Sonderausstellung "Welt erforschen - Welten konstruieren", die gemeinsam vom Museum und der Arbeitsgruppe "Didaktik der Physik" der Universität gestaltet wurde. Thematisiert wird die physikalische Experimentierkultur über mehrere Jahrhunderte. Ausgangspunkt sind Experimente und Beobachtungen aus dem 16. Jahrhundert. Über elektrische Salonexperimente aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und Experimente aus der Zeit der Französischen Revolution wird die Entwicklung der physikalischen Experimentierpraxis weiter verfolgt bis zum Zeitalter der Romantik. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgen Präzisionsmessungen. Ausgestellt werden Instrumente, die von der Arbeitsgruppe "Didaktik der Physik" unter der Leitung von Prof. Dr. Falk Rieß nachgebaut wurden, sowie zeitgenössisches Quellenmaterial und Objekte aus Museen, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen.

 Begleitend zur Ausstellung ist im Isensee-Verlag ein überaus informatives und anschaulich aufgemachtes Buch erschienen (Welt erforschen - Welten konstruieren, hrsg. von Peter Heering). Es kostet 24,80 Mark.

 • Staatliches Museum für Naturkunde und Vorgeschichte, Damm 34-44, 26135 Oldenburg. Öffnungszeiten: Di-Do 9-17 Uhr, Fr 9-15 Uhr, Sa-So 10-17 Uhr, montags geschlossen. Unser Bild zeigt die Oldenburger Rekonstruktion der "Batterie von Leydener Flaschen" (um 1770).

Adorno-Projekt fortgesetzt

Eine Philosophie, die sich dem Grauen der Zeit gestellt hat

Die intellektuelle Biographie der Philosophen, Soziologen, Musik- und Literaturkritikers Theodor W. Adorno (1903-1969) steht im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts an der Universität, das seit zwei Jahren läuft und das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) kürzlich um zwei weitere Jahre verlängert hat. Unter der Leitung des Soziologen Prof. Dr. Stefan Müller-Doohm (Fachbereich 3 Sozialwissenschaften) wurde zunächst mit Recherchen in Archiven des In- und Auslandes begonnen. Dabei wurde immer deutlicher, welches Wechselverhältnis zwischen zeitgeschichtlichen Erfahrungen und dem theoretischen Denken Adornos besteht.

 Als wichtiges Dokument für die Rekonstruktion der Lebensgeschichte erweist sich der umfangreiche Briefwechsel mit Max Horkheimer, Walter Benjamin, Alfred Sohn-Rethel, Herbert Marcuse, Thomas Mann, Alban Berg und anderen. Genauere Konturen hat das Bild Adornos als "antibürgerlich denkender Bildungsbürger" durch die Auswertung umfangreicher Interviews gewonnen, die die Forschungsgruppe mit Personen geführt hat, die in engem Kontakt mit Adorno standen.

 In bisherigen Publikationen hat die Forschungsgruppe gezeigt, daß die Aktualität Adornos in der Art und Weise der gesellschaftstheoretischen Verarbeitung von historischen Ereignissen besteht. Seine Reflexion zählt zu den Ausnahmeerscheinungen einer politischen Philosophie, die sich dem Grauen der Zeit gestellt hat. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, daß Adorno mit seiner ungewöhnlichen Form der Gelehrsamkeit das intellektuelle Klima der ersten Nachkriegsjahrzehnte maßgeblich geprägt hat.

 Ein Arbeitsschwerpunkt der Forschungsgruppe besteht derzeit darin, Adornos Zeitdiagnose gegenwärtigen Deutungen der Moderne gegenüberzustellen. Bis zum 100. Geburtstag des Gelehrten im Jahr 2003 sollen die Grundlagen erforscht sein, um den Zusammenhang von Person und Werk im Kontext der Zeit genauer darzustellen.

Genbanken für bedrohte Kunstwerke

EG-Forschungsprojekt unter Leitung der Universität

Es gibt sie tatsächlich, die Steinlaus von Loriot. Als rotgefärbte Variante der Blattlaus bevorzugt sie einen mehr oder weniger steinernen Lebensraum. Nun soll die Laus, zusammen mit Milben und Spinnen, einer wissenschaftlichen Begutachtung unterzogen werden. Es geht dabei um mögliche Schädigungen, die diese Kleintiere, vor allem aber Mikroorganismen an wertvollen historischen Wandmalereien und Fresken anrichten. Unter der Leitung des Geomikrobiologen Prof. Dr. Wolfgang E. Krumbein (Institut für Chemie und Biologie des Meeres) soll in einem internationalen Forschungsprojekt der Frage nachgegangen werden, ob und inwieweit sich genetische "Fingerprints" von Kunstwerken herstellen lassen. Beteiligt sind die Universitäten Gent (Belgien) und Wien, das Instituto de Recursos Naturales Y Agrobiologia aus Sevilla sowie die Firma Ochsen-farth Restaurierungen (Paderborn). Das Projekt wird von der EU mit ca. 1,6 Millionen Mark gefördert.

 Im Gegensatz zu kriminalistischen Genbanken wurden Genbanken von wertvollen Kunstgegenständen noch nie angelegt. An drei ausgewählten Beispielen sollen nun sämtliche potentiell schädigenden Mikroorganismen erfaßt und wenn möglich kultiviert werden. Die genetische Information aller die Kunstwerke besiedelnden Organismen soll in Genbanken und anderen mikrobiologischen Datenbanken deponiert werden, um eine Basis für Schädigungsprozesse, Behandlungen und Kontrolle des Behandlungserfolgs zu gewinnen.

 Untersucht werden Wandmalereien in der spanischen Nekropole Servilia, in der Burgkapelle des Schlosses Herberstein in Kärnten sowie in drei Kirchen in Eilsum, Pilsum (Landkreis Aurich/Ostfriesland) und Wildeshausen (Landkreis Oldenburg). Die wertvollen Wandmalereien der romanischen Kirchen stammen aus dem 13. Jahrhundert.

Tucholsky: Band 9 erschienen

Kürzlich ist ein weiterer Band der neuen Kurt-Tucholsky-Gesamtausgabe herausgekommen, die seit 1996 bei Rowohl erscheint. Der Band Nr. 9, bearbeitet von Gisela Enzmann-Kraiker, Ute Maack und Renke Siems, enthält die Texte Tucholskys von 1927. Darunter ist auch das umfangreiche "Pyrenäenbuch", wodurch ein Umfang von 1199 Seiten entstanden ist.

Die Gesamtausgabe ist auf 22 Bände angelegt: 15 Text- und sechs Briefbände sowie ein abschließender Registerband, die bis zum Jahr 2003 erscheinen werden. Mit den beiden Bänden dieses Jahres werden davon sechs Bände vorliegen.

 Der erste Band ist vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit der Auszeichnung der schönsten Bücher des Jahres 1996 prämiert worden. Dies hat auch mit dem Satz der Texte zu tun, der in der Universität erstellt wurde.

Die Tucholsky-Forschungsstelle der Oldenburger Universität mit den Hauptherausgebern Antje Bonitz, Prof. Dr. Dirk Grathoff, Michael Hepp und Prof. Dr. Gerhard Kraiker setzt damit die Editionsarbeiten fort, die mit der Carl-von-Ossietzky-Gesamtausgabe (in acht Bänden 1994 ebenfalls bei Rowohlt erschienen) begonnen wurden. Beide Editionen werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.


(Stand: 19.01.2024)  | 
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