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Hochschulpolitik

Das Werk von Hannah Arendt wird in Oldenburg erschlossen

Stiftung Niedersachsen und Körber-Stiftung ermöglichen Gastprofessur und Archiv

Dem Werk einer der größten Denkerinnen dieses Jahrhunderts, der Politologin und Philosophin Hannah Arendt (1906 - 1975), wird sich die zweite Stiftungsprofessur an der Universität Oldenburg widmen. Die Stiftung Niedersachsen stellte dafür 420.000 Mark zur Verfügung. Ein weiterer größerer Betrag ist von der Hamburger Körber-Stiftung zugesagt, um Kopien des Nachlasses, desssen Originale in der Library of Congress (Washington) lagern, nach Oldenburg holen zu können.

Als eine große Chance, sich auch international im Bereich der Sozialwissenschaften zu profilieren, wertete Präsident Prof. Dr. Michael Daxner die Einrichtung der Stiftungsprofessur, an deren Zustandekommen er entscheidenden Anteil hatte. Der Erwerb des Nachlasses und die Einrichtung eines Hannah-Arendt-Archivs werde zudem dazu beitragen, Spuren des zerstörten deutsch-jüdischen kulturellen Erbes zu sichern und einen lebendigen Ort wissenschaftlicher Auseinandersetzung für ForscherInnen aus aller Welt zu schaffen.

Der Politologe und Mitherausgeber der Gesamtausgaben Ossietzkys und Tucholskys, Prof. Dr. Gerhard Kraiker, erklärte, das geplante Hannah-Arendt-Archiv und die damit verbundene Forschung verbänden sich hervorragend mit den Oldenburger Editionen politischer Publizistik des 20. Jahrhundert und der sozialwissenschaftlichen Biographieforschung, zu der auch das Adorno Projekt des Soziologen Stefan Müller-Doohm gehöre.

 Die Stiftungsprofessur, die am Institut für Politikwissenschaften II angesiedelt wird, soll nach Plänen von Dekan Prof. Dr. Rüdiger Meyenberg(FB 3) bereits im Herbst besetzt und schon in absehbarer Zeit als C3-Professur in den ordentlichen Haushalt der Universität überführt werden. Als eine wichtige Bewerberin gilt die Politikwissenschaftlerin und Arendt-Spezialistin Dr. Antonia Grunenberg, die zuletzt Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin war. Sie gehört auch zu den Initiatorinnen des "Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken", der seit 1994 in Bremen jährlich vergeben wird.

 Der Nachlaß Hannah Arendts 28.000 archivalische Einheiten, die in 90 Containern aufbewahrt werden, sowie weitere 10 Regalmeter mit Materialien ihrer Arbeit. Im Gegensatz zu vielen anderen hat die Wissenschaftlerin ihren Nachlaß nicht "gereinigt" und außerdem bestimmt, er solle 20 Jahre nach ihrem Tod in öffentlichen Besitz übergehen, d.h. alle Papiere können ohne komplizierte Copyright-Verhandlungen veröffentlicht werden. In einem ersten Schritt sollen von Oldenburg aus die noch unveröffentlichten Teile des Nachlasses in enger Kooperation mit der New Yorker News School publiziert werden, die das gleiche für den englischsprachigen Raum plant.

Kurzportait Hannah Arendt (1906-1975)

Hannah Arendt gilt heute fast unbestritten als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der politischen Theorie des 20. Jahrhunderts. Während ihr Ansehen in den USA seit Beginn der 50er Jahre ständig wuchs, woran letztlich auch die Irritationen nichts änderten, die dort ihre These von der Banalität des Bösen in Verbindung mit dem Eichmann-Prozeß auslösten, blieb die Rezeption ihrer Arbeiten in Europa lange verhalten. Allzusehr schienen die "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft" der im Kalten Krieg instrumentell genutzten Gleichsetzung von Faschismus und Stalinismus das Wort zu reden, und die deutsche Ausgabe dieses Werks fiel auch noch in die Zeit der ersten Entstalinisierung, die diese Gleichsetzung noch zweifelhafter erscheinen ließ. Ihre späteren Arbeiten über die amerikanische Revolution, das Verhältnis von Macht und Gewalt, den republikanischen Freiheitsbegriff stießen auf den Vorbehalt einer Theorie, die die sozioökonomischen Strukturen ignoriert. Ihre radikaldemokratischen Tendenzen, die sich u.a. in einer positiven Einstellung zur ersten Phase der Studentenbewegung und in ihrer Sympathie für die Idee der Räte ausdrückten, ihre Reflexion politischer Systeme unter dem zentralen Gesichtspunkt der Ermöglichung von Freiheit blieben dabei weitgehend unentdeckt. Mit dem Ende der Blockordnung 1989 und der damit sich stellenden Anforderung an die westlichen Gesellschaften, ihre politischen Systeme nicht mehr primär aus dem Systemgegensatz, sondern aus sich selbst heraus zu begründen, hat das Denken Hannah Arendts größte Bedeutung gewonnen. Wie kaum eine andere politische Theorie hat sie dieser Anforderung Vorarbeit geleistet. Zur starken Resonanz ihres Werks in den letzten zehn Jahren tragen auch noch zwei andere Momente bei: das gesteigerte Interesse an der Holocaust-Forschung und Fragen des Judentums sowie eine ideengeschichtliche Schwerpunktverlagerung in der politischen Theorie: nicht mehr Hegel und Marx, sondern die politische Philosophie Kants ist Bezugsmittelpunkt, und Kant war neben den griechischen Klassikern auch für Hannah Arendt der wichtigste.

 Hannah Arendt, am 14. Oktober 1906 in Hannover geboren und in Königsberg (Ostpreußen) aufgewachsen, studierte von 1924 bis 1928 Philosophie, protestantische Theologie und griechische Philologie an den Universitäten Marburg, Heidelberg und Freiburg. Ihre Lehrer waren u.a. Martin Heidegger, Karl Jaspers und Richard Bultmann. Bei Jaspers schrieb sie 1928 ihre Dissertation zum "Liebesbegriff bei Augustin". Danach beschäftigte sich die einer jüdischen Familie enstammende junge Wissenschaftlerin erstmals mit dem Problem der deutsch-jüdischen Asssimilation.

1933 wurde sie für kurze Zeit verhaftet und floh nach der Freilassung nach Paris, wo sie sich in der zionistischen Politik engagierte und wissenschaftlich mit dem Antisemitismus beschäftigte. Nach den Novemberprogromen in Deutschland kümmerte sie sich verstärkt um jüdische Emigranten, die sich dem deutschen Faschismus durch Flucht entziehen konnten.

Nach Ausbruch des Kriegs wurde die Emigrantin von den den Franzosen inhaftiert, konnte jedoch über Lissabon nach Amerika fliehen und entging so - zusammen mit ihrem Mann Heinrich Blücher - der drohenden Auslieferung an Deutschland. In New York betätigte sie sich zunächst als Journalistin und Lektorin. Ihr wohl wichtigstes Werk "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft" erschien 1951. Seitdem war sie eine in den USA viel gefragte Wissenschaftlerin, die an allen großen amerikanischen Universitäten wie u.a. Harvard, Columbia und Berkeley lehrte. Ein ähnliche Bedeutung Bedeutung erlangte ihr 1959 erschienenes Werk "On Revolution" über die Entstehung der amerikanischen Verfassung. Mit ihren ihren analytischen Berichten vom Eichmann-Prozeß 1961 im "New Yorker" löste sie eine weltweit heftige Kontroverse aus, die bis heute nicht beendet ist.

 Die Beziehung zu Europa und speziell zur Bundesrepublik Deutschland nahm Hannah Arendt, die 1951 amerikanische Staatsbürgerin geworden war, bereits 1949 wieder auf. Hier besuchte sie auch ihre alten Lehrer Heidegger und Jaspers. Dem ersten Aufenthalt folgten zahlreiche weitere Vortragsreisen in den 50er, 60er und 70er Jahren auf den alten Kontinent. Die vielfach geehrte Wissenschaftlerin - in der Bundesrepublik wurde sie mit dem dem Lessing-Preis der Stadt Hamburg (1959) und dem Sigmund-Freud-Preis der Akademie für Sprache und Dichtung (1967) ausgezeichnet - starb am 4. Dezember 1975 in ihrer New Yorker Wohnung.

Ex-Wissenschaftsministerin Gastrednerin vor dem Konzil

Seinen letzten Rechenschaftsbericht wird Präsident Prof. Dr. Michael Daxner, der seit 1986 die Universität leitet und zum 1. Oktober ausscheidet, am 15. Juli vor dem Konzil abgeben. Zu dieser Sitzung ist auch die außeruniversitäre Öffentlichkeit geladen. Gastrednerin ist die ehemalige Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt (1990-1998).

 Im Rahmen der Konzilssitzung wird auch der "Preis für gute Lehre" verliehen", der mit 3.000 Mark dotiert ist und von Daxner gestiftet worden war. Auf die Ausschreibung im vergangenen Semester waren von Studierenden und FachschaftsvertreterInnen insgesamt 18 Lehrveranstaltungen vorgeschlagen worden. Eine aus drei Lehrenden und drei Studierenden zusammengesetzte Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. Wolfgang Weiß (Institut für Ev. Theologie und Religionspädagogik) hat nun den Preis zu gleichen Teilen an Prof. Dr. Karen Ellwanger (FB 2 Kommunikation/Ästhetik), Dr. Heinz Helmers (FB 8 Physik) und Robert McLaughlin (FB 11 Literatur- und Sprachwissenschaften) vergeben. Es handele sich hier nicht um ein Ranking, sagte dazu Weiß, sondern es werde auf einem breiten Spektrum die Lehr- und Betreuungsqualität an der Oldenburger Universität dokumentiert.

Universität in der Region ohne Akzeptanzprobleme

Waskönig: Unverzichtbarer Bestandteil im Nordwesten

Als unverzichtbaren Bestandteil für die wirtschaftliche und kulturelle Weiterentwicklung der Region hat der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft, Peter Waskönig, die Universität Oldenburg bezeichnet. Im Vorwort einer Broschüre, die zum 25jährigen Jubiläum der Gesellschaft erschienen ist, schreibt er, die großen Akzeptanzprobleme der Gründerjahre seien auf eine Universität zurückzuführen, die die verkrusteten Strukturen der Gesellschaft habe aufbrechen wollen. Auch wenn das nicht immer den BürgerInnen verständlich vorgetragen worden sei, sei der "Wille in eine neue Zeit" notwendig gewesen. Die Universitätsgesellschaft habe sich damals wie heute stets darum bemüht, den Integrationsprozeß der Hochschule in der Region voranzutrieben. Dies sei gelungen.

Weiter betonte Waskönig, unter dessen Vorstand sich die Mitgliederzahl der Gesellschaft in vier Jahren auf 550 fast verdoppelt hat, sein Wunsch an die Universität sei heute, daß sie die großen Aufgaben in einer Zeit erneuten Umbruchs mit viel innovativem Geist meistere. Dafür scheine ihm der neue Leitspruch der Hochschule "Offen für neue Wege" ein angemessenes Motto zu sein.

 Ihr 25jähriges Jubiläum feiert die Unigesellschaft am 13. Juli um 17.00 Uhr im neuen Hörsaalzentrum der Universität. Die Festansprache hält Präsident Prof. Dr. Michael Daxner, der besonders das Verhältnis zwischen Region und Universität ansprechen wird. Den musikalischen Rahmen übernimmt das Universitätsorchester. Die Universitätsangehörigen sind zu diesem Festakt ausdrücklich eingeladen.

"Neuronale Korrelate"

Erste Konferenz des Hanse-Wissenschaftskollegs

Zum Thema "Neural Correlates of Consciousness: Empirical and Conceptual Questions" fand vom 19. bis zum 22. Juni die erste wissenschaftliche Konferenz des Hanse-Wissenschaftskollegs (HWK) Delmenhorst statt. Die interdisziplinäre Konferenz wurde von Dr. Thomas Metzinger, Philosoph und derzeit Fellow am HWK, in Zusammenarbeit mit dem HWK und der Association for the Scientific Study of Consciousness organisiert. Insgesamt nahmen über 250 WissenschaftlerInnen der Bereiche Neurowissenschaften, Psychologie und Philosophie an der Tagung in Bremen teil.

 Thema war die Suche nach den neuronalen Korrelaten von Bewußtsein - jenen spezifischen Systemen im Gehirn, die direkt mit dem bewußten Erleben zusammenhängen. Diese Thematik ist in den letzten Jahren zu einem besonders aktiven Forschungsbereich geworden. Ziel der Konferenz war auch, die deutschen Beiträge zur Bewußtseinsforschung international zu verstärken. Europäische WissenschaftlerInnen sind bei der Erforschung des Phänomens Bewußtsein noch immer unterrepräsentiert.

Wissenschaftsregion Nordwest wird mehr und mehr greifbar

Konkrete Planung Niedersachsens und Bremens für Wissenschaftsregion Nordwest

Die Absicht Bremens und Nieder-sachsens, die Hochschulen Nordwestdeutschlands in eine länderübergreifende Wissenschaftsregion zu verwandeln, nehmen immer konkretere Formen an. Am 3. Juli wollen Wissenschaftsminister Thomas Oppermann und seine Bremer Kollegin Bringfriede Kahrs im Bremer Rathaus in einer gemeinsamen Erklärung deutlich machen, daß alle Zukunftsplanungen der Hochschulen im Nordwestraum diesem Ziel dienen müssen, um eine effektivere Ressourcennutzung zu erreichen.

 Die geplante Erklärung der beiden Länder bezieht sich nicht nur auf die Kooperation der Universitäten, sondern schließt auch die Fachhochschulen in Bremen, Bremerhaven, Oldenburg, Emden und Wilhelmshaven ein.

 Als geradezu revolutionär dürfte die Absicht gelten, in den Hochschulgesetzen beider Länder zu verankern, daß Lehrende auch hochschulübergreifend eingesetzt werden können und sich Studierende an zwei Hochschulen einschreiben dürfen, um so Fächerkombinationen zu ermöglichen, die an einer Hochschule nicht angeboten werden. Zwar bedarf es dabei noch der Zustimmung der Parlamente, jedoch wird mit einem ernsthaften Widerstand dort nicht gerechnet. Weitere Ziele der gemeinsamen Hochschulplanung:

 • Bilaterale Kooperationsvereinbarungen zwischen den Hochschulen, die Regelungen zur Entwicklung aufeinander abgestimmter und gemeinsamer Studienangebote enthalten. Dabei soll auch die gegenseitige Beteiligung an Planungs- und Berufungsverfahren vorgesehen und die gegenseitige Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen "von Amts wegen" festgeschrieben werden.

 • Modularisierung gemeinsam betriebener Studiengänge und Einführung des ECTS-Systems zur Erleichterung der Anerkennungsverfahren. • Gegenseitige Anpassung vorhandener und gemeinsame Erarbeitung neuer Prüfungsordnungen für gemeinsame Studienangebote.

• Einrichtung einer länderübergreifenden Akkreditierungsinstanz für Bachelor- und Masterstudiengänge. Die Genehmigungsstellen sollen sich bei ihren Entscheidungen über die Einrichtung der Studiengänge an der Entscheidung der Akkreditierungsinstanz orientieren.

Frauenbeauftragte legen Bericht vor

Zum Thema "Frauenförderung an der Universität Oldenburg" sind die Rechenschaftsberichte der Frauenbeauftragten für den Zeitraum Oktober 1995 bis Juni 1997 erschienen. Die damalige Frauenbeauftragte für die Wissenschaftlerinnen, Deidre Graydon, beklagt den niedrigen Frauenanteil bei den Professuren im Verhältnis zum Anteil bei den Studierenden (11 % : 48 %). Sie plädiert ausdrücklich für "effektive Frauenförderpläne in allen Organisationseinheiten". Genauso wichtig sei es, "die politische Courage zu zeigen, die Veränderungen umzusetzen". Das gelte auch für die Richtlinie gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt. Nur so könne sichergestellt werden, daß Frauen und Männern an der Universität "nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis" gleichberechtigt seien.

"Teilweise undifferenziert"

Siegfried Grubitzsch zu den studentischen Protesten

Kritisch äußerte sich der Psycho-loge und designierte Präsident der Universität Oldenburg, Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch, in einem Interview mit dem "Journal für Psychologie" (Heft 1/ 1998) über die Oldenburger Studentenschaft. Nachfolgend ein Auszug aus dem Interview:

 "Meine Position zu diesem Streik ist klar: Ich halte ihn unbedingt für berechtigt, aber - und das klingt merkwürdig - ich solidarisiere mich nicht mit ihm. Aus einem einfachen Grund: Landauf und landab solidarisieren sich die Politiker aller Parteien und schieben sich damit die Verantwortung gegenseitig zu. Ich möchte ihnen nicht zugeordnet werden, zumal wenn ich zugleich von der Genehmigung der 23 Milliarden für einen überholten Eurofighter höre.

Eine ganze Reihe von Forderungen halte ich für mehr als berechtigt, etwa wenn ich an das elternunabhängige Bafög denke. Die Forderung nach besserer finanzieller Ausstattung der Hochschulen sehe ich sehr kritisch. Da verhalten sich die Studierenden weltfremd, weil staatlicherseits einfach keine Bereitschaft da ist, den Hochschulen mehr Geld zu geben. Von daher stellt sich die Frage, und da haben die Studierenden natürlich auch keine Antwort parat: Wie können wir überhaupt noch Bildungspolitik betreiben, wenn finanzielle Ressourcen bundesweit derart knapp werden? ...

 Auch mit der Forderung nach mehr Mitbestimmung habe ich insoweit ein Problem, als das hochschulpolitische Engagement der Studierenden in den letzten Jahren nicht sonderlich ausgeprägt war. Und zwar auch dort, wo die Studierenden breite Möglichkeiten zur Mitgestaltung hatten. Während meiner letzten sechs Jahre als Dekan und Vizepräsident habe ich Studierenden regelrecht hinterhertelefoniert, weil wichtige Entscheidungen anstanden. Die Begründung der Studierenden lautet, in einem Gremium, in dem die Professoren die Mehrheit haben, zu sitzen, ist schwierig.

 Alles in allem ist mir hier in Oldenburg aufgefallen, daß die Forderungen teilweise sehr wenig differenziert und reflektiert waren. Mir ist aufgefallen, daß die Wortführer teilweise älter waren und die Forderungen schon vor Jahren hier in der Hochschule aufgetaucht sind. Die älteren Semester machen sich zu Wortführern von Studierenden mit völlig anderem Hintergrund.

 Ein zweiter Punkt, der mir auffiel, ist, daß die jüngeren Wortführer teilweise sehr wenig Überblick über die hochschulpolitische Landschaft haben. Das wenige Wissen, populistisch vorgetragen, bringt ihnen viel Beifall bei den streikenden Studierenden, aber es ist eben vor allem Halbwissen, was da transportiert wird. Und das macht mir Sorgen, weil ich nämlich merke, daß wir es offenbar versäumt haben, das entsprechende hochschulpolitische Rüstzeug zu vermitteln. Also: Wie ist eine Hochschule strukturiert? Was kann an einer Hochschule überhaupt Mitbestimmung heißen? Wie kann es sein, daß fortgeschrittene Studierende die einfachsten Dinge überhaupt nicht wissen, etwa, was ein Fachbereichsrat ist, was ein Dekan ist, daß man ein Lehrangebot verabschiedet etc.? Früher habe ich zu Beginn meiner Veranstaltungen immer über aktuelle hochschulpolitische Fragen und Aktivitäten informiert. Doch weil die Resonanz immer geringer wurde, ist das eingeschlafen. Nun erleben wir, daß das Interesse offenbar doch da ist."

Ein Jahr Fernsehen und Radio im WWW

Eine Chance für die Zukunft / Von Hermann Havekost*

Fast genau vor einem Jahr, am 17. Juni 1997, wurde erstmals auf den Rechner der BIS der Real Video Server der Firma Real Network installiert. Nach dem Vorbild der meisten Rundfunkanstalten können seitdem über die Adresse bis.uni-oldenburg.de Ton- und Videodokumente gehört und gesehen werden von jedem, der einen Zugang zum Universitätsnetz hat.

 Mehr als tausendmal haben seitdem Hörer und Zuschauer das digitale Fernseh- und Radioangebot wahrgenommen. Das ist nicht viel, aber mit der noch mangelnden Ausstattung der Universität mit Multimedia-PCs erklärbar. Technisch erreicht der Radioempfang mittels der Real-Audio-Software einen guten Klang. Die Fernsehübertragung allerdings beschränkt sich noch auf Minimalbilder und - bei Netzüberlastung - auf Wackelkino. Aber dies geht den großen Sendern nicht anders.

 Was gesendet wird, sind alles Produkte aus der Universität. Für den Radiobereich bot sich CampusRadio an. Die Sendungen, die allwöchentlich aus der Universität Oldenburg und Bremen am Mittwoch über Radio Bremen verbreitet werden, werden zu den festgelegten Nachmittagsterminen oft überhört. Der Multimedia-Hörer kann noch sechs Wochen nach Sendungsschluß die wichtigsten Teile der Sendungen nachhören. Beiträge aus der Universität Oldenburg werden darüber hinaus noch längerfristig dokumentiert und schließlich als elektronische Tondokumente im BIS gespeichert.

 Aber auch über Campus Radio hinausgehend wurden und werden wichtige Universitätsereignisse akustisch reproduzierbar, so etwa die Anhörung der Präsidentenkandidaten. Wer noch einmal hören möchte, was Herr Grubitzsch versprochen hat, kann dies auch weiterhin online tun.

 Welches Angebot sollte aber das Universitätsfernsehen im Internet machen?

 Hier kamen in erster Linie die im HIFO produzierten Filme und Videos in Frage. Zunehmend hatte das HIFO bereits im Auftrag der Fachbereiche gefilmt und das Archiv des bald dreißig Jahre alten HIFO ist voll. Darüber hinaus gab es die Idee eines Unireports, der insbesondere von Studenten im HIFO produziert wurde. Zu einer Dokumentation zu den akustischen Messungen aus dem Fachbereich Physik gesellt sich eine studentische Satire zur Fernsehsucht von Mäxchen, die bereits 1982 im Fachbereich 2 produziert wurde, oder die vom Dekan des Fachbereich 2, Prof. Ritzel, selbst mitgestaltete Verabschiedung von Prof. Meyer-Denkmann.

 Wer von den Miniformaten enttäuscht abschaltet, kann getröstet werden: Wenn das Uninetz erst einmal mit dem ausreichenden 100 MB-Leitungen flächendeckend verdrahtet ist, ist auch volles Bild angesagt. Die BIS-Server sind darauf vorbereitet.

Was aber das digitale Uni-Fernehen und -Radio in Zukunft hochschulintern senden wird, hängt von der Universität selbst ab. Die verpaßte Vorlesung, der bekannte Gastreder, die Forschungsprojekt- oder Kongreßvorstellung oder die multimediale Lerneinheit. Die Sendungen müssen jedoch produziert werden.

 Das Hochschulinformationsfernsehen (HIFO) versteht sich heute als audiovisuelles und multimediales Dokumentationszentrum für die Universität. Wer also aus Forschung und Lehre multimedial etwas zu zeigen und zu sagen oder auch zu musizieren hat: Es kann gesendet werden. Und HIFO berät in allen Fragen. Auch hier wird es die Universität zu entscheiden haben, ob das Experimentierstadium in ein auf Dauer gesichertes, professionelles, digitales, wirklich multimediales Senden überführt werden kann. Wir hätten die Chance, an der Spitze einer Entwicklung zu stehen.

 *Der Autor ist Direktor der Universitätsbibliothek

Mathematik...: Und dann?

Absolventen über ihre Berufspraxis

Zu einem Austausch mit 50 Studierenden des Fachbereichs Mathematik trafen sich im Juni 25 Oldenburger AbsolventInnen. Initiator und Mitorganisatorer des seit 15 Jahren stattfindenden Treffens war Prof. Dr. Ulrich Knauer. Auf dem Treffen sprachen die AbsolventInnen über ihre berufliche Praxis und ihre Laufbahnen. Im Rahmen des Treffens wurde auch die Gründung eines AbsolventInnenvereins "OMA - Oldenburger Mathematik-Absolventen" vorbereitet.

 Bei den Präsentationen der Ehemaligen wurde schnell deutlich, daß MathematikerInnen in den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern, von der technischen Redaktion und Intranet/Internet-Betreuung über Versicherungsmathematik bis zur Qualitätskontrolle, tätig sind. Ein Absolvent entwickelt Software für Trafospulen-Wickelmaschinen, eine Absolventin arbeitet für eine Behörde an einem mathematischen Modell der Eisbedeckungsdynamik in der Ostsee.

Übereinstimmend machten die AbsolventInnen deutlich, daß die im Mathematikstudium in hohem Maß erworbenen Fähigkeiten Flexibilität, Überblick, Frustrationstoleranz und Problemlösungskompetenz in der Praxis besonders gefragt sind. MathematikerInnen hätten derzeit ausgesprochen gute Arbeitsmarktchancen, erklärte Knauer am Rande des Treffens. Es kämen vor allem von Versicherungen, deren Bedarf durch Stellenanzeigen offensichtlich nicht zu befriedigen sei, immer wieder Anfragen nach Absolventen.


(Stand: 19.01.2024)  | 
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