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Wissenschaft und Forschung

Krebsschere in der Wesermarsch und in den Bornhorster Wiesen akut gefährdet

Biologie-Arbeitsgruppe weist einen dramatischen Rückgang der "Blume des Jahres 1998" nach

Der Bestand der Krebsschere, "Blume des Jahres 1998", ist innerhalb weniger Jahre in der Wesermarsch und in den Bornhorster Wiesen dramatisch zurückgegangen. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Arbeitsgruppe Pflanzenmorphologie am Fachbereich Biologie, Geo- und Umweltwissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Eber.

Die Krebsschere ist eine Wasserpflanze, die, an der Oberfläche von Gewässern schwimmend, große Bestände ausbilden kann. Sie war in der Naturlandschaft in langsam fließenden Gewässern heimisch und hatte dabei besonders die Altarme der Tieflandflüsse besiedelt. In der heutigen Kulturlandschaft hat sie die in großer Zahl geschaffenen Grünlandgräben als Ersatzlebensraum angenommen. Durch den Ausbau von Gewässern und die Entwässerung von Feuchtgebieten war die Krebsschere in den letzten Jahrzehnten vor allem in den Nebenflüssen und am Rande der Stromtäler so stark zurückgegangen, daß sie in die Rote Liste aufgenommen wurde. 1998 wurde die Krebsschere von der Stiftung Naturschutz Hamburg und der Stiftung gefährdeter Pflanzen zur Blume des Jahres gewählt. Die Wahl sollte darauf aufmerksam machen, daß mit der Krebsschere und ihrem Lebensraum auch zahlreiche andere Pflanzen- und auch Tierarten gefährdet sind.

In der Wesermarsch wurde von der Arbeitsgruppe der Universität Oldenburg 1985 zum ersten Mal eine systematische Erfassung der Gewässervegetation vorgenommen, bei der die Fundorte aller Arten als Grundlage für eventuelle Nachuntersuchungen genau festgehalten wurden. 1990 erfolgte im Rahmen einer vegetationskundlichen Diplomarbeit von Frank Sinning über die Grabenvegetation der Wesermarsch eine erneute Untersuchung der Verbreitung zahlreicher Sumpf- und Wasserpflanzen. Dabei wurde ein für diesen kurzen Zeitraum auffälliger Rückgang der Krebsscheren deutlich, wie er in einem der Verbreitungsschwerpunkte dieser Art nicht zu erwarten gewesen wäre.

1995 begann Dipl.-Biol. Frank Sinning im Rahmen eines Promotionsvorhabens mit einer ausführlichen Untersuchung über die Bestandssituation der Krebsschere in der Wesermarsch. Dieses Projekt wurde mit Mitteln des Landes Niedersachsen gefördert. Die Ergebnisse übertrafen alle Befürchtungen: fast 70 Prozent der 1990 festgestellten Vorkommen waren erloschen. Ergänzende Untersuchungen wurden im Naturschutzgebiet "Bornhorster Huntewiesen" in Oldenburg durchgeführt, für das genaue Untersuchungen aus dem Jahr 1986 vorlagen. Auch in diesem Gebiet, in dem die landwirtschaftliche Nutzung durch die Naturschutzverordnung eingeschränkt ist, lag der Rückgang in derselben Größenordnung. Daraus könne man schließen, so Prof. Eber, daß die Intensivierung der Landwirtschaft auf gar keinen Fall der alleinige Verursacher, wahrscheinlich sogar noch nicht einmal der Hauptschuldige an der katastrophalen Bestandssituation der Krebsschere sei. Unter den Ursachen für den bedrohlichen Rückgang spielten Nutzungsänderungen und Eutrophierung sowie die Absenkung des Grundwasserspiegels, also Faktoren, die mit der Intensivierung der Landnutzung verbunden sind, zweifellos eine große Rolle. Entscheidender und wahrscheinlicher aber seien Umstellungen in der Grabenunterhaltung, die auch im Interesse einer stärkeren Schonung der Wirbeltierfauna (inbesondere Amphibien) vorgenommen wurden.

Die Untersuchungen zur genaueren Aufklärung des Ursachenkomplexes werden in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden und den Wasser- und Bodenverbänden fortgesetzt. Es sei unerläßlich, so die Oldenburger Wissenschaftler, den Bestandsrückgang schnell zu unterbinden und eine Erholung und Wiederausbreitung der Krebsscherenbestände einzuleiten, denn mit der Krebsschere würden auch weitere Pflanzenarten und zahlreiche davon abhängige Tierarten im hohen Maße gefährdet.

Schulden sind keine Frage der Ehre

Studie an der Universität Oldenburg über Kinder, Jugendliche und Schulden

Auch wenn das Geld fehlt, sind Jugendliche nur ungern bereit, ihre Konsumwünsche einzuschränken. Statt dessen bevorzugen sie Konsum auf Kredit. Ansparen oder gar Verzicht ist nicht sehr gefragt. Zwar wollen die meisten Jugendlichen geliehenes Geld zurückzahlen, aber wann und in welchen Beträgen - das sehen sie nicht so streng. Dies sind die Hauptergebnisse einer Pilotstudie unter der Leitung des Haushalts- und Ernährungswissenschaftlers Prof. Dr. Armin Lewald (Fachbereich 3 Sozialwissenschaften) zum Thema "Kinder, Jugendliche und Schulden". Finanziell unterstützt wurde die Untersuchung durch die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems sowie die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Befragt wurden aus dem gesamten Regierungsbezirk Weser-Ems knapp 1000 Schülerinnen und Schüler aus Grundschulen, Orientierungsstufen sowie von Haupt- und Realschulen.

"Du möchtest etwas haben, das du im Augenblick von deinem Taschengeld nicht bezahlen kannst. Was machst du in solchen Fällen?" lautete eine der Fragen. Zwischen 55 % (3. und 4. Klasse) und 65 % der Schüler (7. bis 10. Klasse) erklärten, daß sie sich dann Geld leihen würden. Nur eine Minderheit entschied sich für den Konsumverzicht (3. und 4. Klasse: 37 %, 5. und 6. Klasse: 31 %, 7. bis 10. Klasse: 24 %). Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß das Geldleihen sich fast ausschließlich auf den privaten Bereich (Eltern, Freunde) erstreckt. Bankkredite durch Kontoüberziehungen spielen keine Rolle.

Aufschlußreich ist auch die Auskunft der Schüler zum Thema "Schuldenrückzahlung". Nur eine Minderheit empfand eine unpünktliche Rückzahlung für sich selbst als peinlich (3. und 4. Klasse: 27 %, 5. und 6. Klasse: 47 %, 7. bis 10. Klasse: 45 %). Dagegen stuft eine deutliche Mehrheit der Schüler (62 % bis 72 %) eine unpünktliche Schuldenrückzahlung bei Erwachsenen als peinlich ein.

"Überraschend war für uns, wieviele Jugendliche nach Einschätzung ihrer Altersgenossen Schulden machen, obwohl sie wissen, daß sie nicht oder nicht pünktlich zurückzahlen können", resümiert Projektleiter Lewald. Auch in der Frage von Schulden und Verschuldung habe sich offenkundig ein Wertewandel vollzogen. So scheine Verläßlichkeit bei der Rückzahlung keine Frage der Ehre mehr zu sein. Auch Schambarrieren könnten offensichtlich vor Verschuldungen und Zahlungsverzügen nicht mehr schützen, wie das noch vor ein oder zwei Generationen der Fall gewesen sei. Vor dem Hintergrund ihrer Untersuchung plädieren die Oldenburger Wissenschaftler für eine stärkere Einbeziehung des Themas "Schulden und Kredit" in den Schulunterricht. Jugendlichen müßten die Gefahren einer unbedachten, nicht "durchgerechneten" Kreditaufnahme deutlich gemacht werden etwa in dem Sinne: "Du hast unangenehme Zeiten, wenn es zu Verzügen oder gar einer Nichtbedienung von Krediten kommt!" Schulen sollten sich dabei auch die Erfahrungen der Schuldnerberatung zu Nutze machen.

Da besonders die Fächer "Arbeit/Wirtschaft" und "Hauswirtschaft" an Haupt- und Realschulen geeignet sind, das Thema "Schulden und Verschuldung" aufzuarbeiten, seien auf Anregung der Genossenschaftsbanken, so Harald Lesch, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Genossenschaftsbanken in Weser-Ems, Unterrichtsmaterialien entwickelt

Schönwetter-Beziehungen sind bevorzugt

Institut für Öffentliche Planung und FORUM untersuchen die Intensität von Nachbarschaftsverhältnissen

Auch engere Nachbarschaftsbeziehungen sind 'Schönwetter-Beziehungen' und nicht so leistungsfähig wie oft angenommen. Dennoch wird das soziale Beziehungsgeflecht im Wohnquartier von der Bevölkerung als ein wichtiges Element von Wohnqualität gewertet. Stadtplanung sollte daher die Bedingungen fördern, unter denen Nachbarschaft entstehen und sich entwickeln kann. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung vom Institut für Öffentliche Planung (Fachbereich 3 Sozialwissenschaften) und des An-Instituts FORUM erstellt wurde. Die Autoren sind Dr. Ruth Rohr-Zaenker und Wolfgang Müller (FORUM).

Die Ergebnisse zeigen weiter, daß die Befürchtung, Individualisierung, Vereinzelung und hohe Mobilität führe zur Anonymität im Wohnumfeld, nur bedingt zutrifft. Vielmehr gehören Nachbarschaftskontakte, wenn auch eher locker, zum Alltag und werden geschätzt und gesucht. Enge nachbarschaftliche Beziehungen dagegen sind seltener. Die Intensität sozialer Beziehungen im Nahbereich unterscheiden sich nach Lebensphasen und Lebensstilen. So pflegen Familien mit Kindern und alte Menschen häufig intensive Nachbarschaftsbeziehungen. In Gruppen dagegen, diedurch Aktivitäten und soziale Beziehungen stark außenorientiert und mobil sind, gehen die Kontakte zu den Nachbarn kaum über einen freundlich-distanzierten Umgang unter Einschluß kleinerer Gefälligkeiten hinaus. Laut der Studie ist das gesamte Beziehungsgeflecht im Wohnquartier, also nicht nur das der engen Nachbarschaftsnetze, eine wichtige Grundlage für seine Stabilität. Auch lockere Beziehungen signalisieren Hilfepotentiale, tragen zu einem Gefühl der Sicherheit und Vertrautheit bei und fördern die Identifikation mit dem Wohngebiet.

Die Mehrheit der Stadtbürgerinnen und Stadtbürger sucht aber in der Nachbarschaft weder Gemeinschaft noch anonyme Toleranz, sondern funktionale Beziehungen. Diese Mehrheit ist nicht an eine bestimmte soziale Struktur gebunden und könnte auch in gemischten Wohnquartieren leben. Allerdings wird durch die zunehmende sozialökonomische Polarisierung die Zahl städtischer Bewohner größer, die sich entweder in privilegierte homogene Gebiete absetzen oder die zwangsweise in Gebieten leben, die ihren Vorstellungen von Wohn- und Lebensqualität widersprechen.

Nachbarschaftsnetze können, so die Studie, weder die primären Netzwerke von Familie und Verwandtschaft ersetzen, noch in größerem Maße zur Entlastung öffentlicher sozialer Leistungen beitragen. Trotz ihrer Nachrangigkeit im Netz der sozialen Beziehungen vermitteln nachbarschaftliche Kontakte aber dennoch Sicherheit und emotionalen Rückhalt. Nicht zuletzt erleichtern sie das Alltagsleben. Eine Forderung, die sich aus den Untersuchungsergebnissen ableitet, lautet daher: Auch wenn sich soziale Beziehungen nicht planen lassen, sollte der Beitrag der Stadtplanung in der Schafftung einer kommunikationsfreundlichen Raumstruktur und einer kleinteiligen wohngebietsnahen Versorgungsstruktur liegen. Weiterhin nötig ist die Vermittlung von Kontakten und nachbarschaftlichen Aktivitäten durch Gemeimwesenarbeit sowie die Übertragung von Zuständigkeiten und Selbstbestimmungsrechten in das Wohnumfeld.

Auch Chemiker wieder gefragt

Optimismus und Kritik auf der Chemiedozententagung

Nach PhysikerInnen und MathematikerInnen werden nun auch ChemikerInnen wieder verstärkt am Arbeitsmarkt nachgefragt. Hervorragende Berufsaussichten für ChemieabsolventInnen stellte daher auch der Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), Prof. Dr. Erhard Meyer-Galow, Mitte März auf der "Chemiedozententagung 1999" im Hörsaalzentrum der Universität fest. "Die Nachfrage nach qualifizierten Chemikern ist derzeit so hoch wie selten zuvor. Gleichzeitig haben wir aber einen Absolventenmangel zu beklagen", so Meyer-Galow.

Nach Ansicht des Verbandspräsidenten ist der Nachwuchsmangel unter anderem auf den geringen Stellenwert der Naturwissenschaften in Gesellschaft und Schule, aber auch auf die zwischenzeitlich geringe Einstellungsbereitschaft der Industrie zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund plädierte er für eine konjunktur-unabhängige und nachhaltige Einstellungspolitik der Wirtschaft sowie ein Umdenken in der Gesellschaft. Meyer-Galow sprach sich für ein reformiertes Image der Chemie aus. So wandte er sich gegen Begriffe wie "grüne Chemie" und die "zweifelhafte Unterscheidung einer guten und einer schlechten Chemie". Solche Formulierungen führten ins ideologische Abseits. Für die Zukunft erwarte er klare Terminologien und eine Chemie, die vorausschaue und Rücksicht nehme auf künftige Generationen.

Die Chemiedozententagung gilt in Fachkreisen als die "Leistungsschau" deutscher Spitzenforschung. Rund 500 ChemieprofessorInnen und junge NachwuchswissenschaftlerInnen tauschten auf der Tagung die neusten Trends in der chemischen Forschung aus. Verbandspräsident Meyer-Galow zeigte sich am Ende äußerst zufrieden mit dem Verlauf und der Organisation der Chemiedozententagung.

Zwangsarbeit in Oldenburg

Vorträge ehemaliger ZwangsarbeiterInnen veröffentlicht

Nationalsozialismus und Zwangsarbeit in der Region Oldenburg" ist der Titel einer Dokumentation, die jetzt im BIS-Verlag der Universität erschienen ist. Herausgeber sind Katharina Hoffmann und Andreas Lembeck, Doktoranden am Historischen Seminar des Fachbereichs 3 Sozialwissenschaften. Der Sammelband dokumentiert Vorträge, die im Sommer 1998 aus Anlaß des Besuchs von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen aus Polen und der Ukraine in Oldenburg gehalten wurden. Die Vortragsreihe zählte zum Begleitprogramm der im vergangenen Jahr im Kulturzentrum PFL vom Historischen Seminar präsentierten Ausstellung "Gesichter der Zwangsarbeit".

Die Vorträge dokumentieren die Dimensionen von Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Deutschland sowie der Besatzung und des Widerstandes in Polen. Weiteres Thema ist die nationalsozialistische Herrschaft in Oldenburg. Vertieft wird hier die Verfolgung ausländischer Männer und Frauen und das Schicksal von ausländischen PatientInnen der "Heil- und Pflegeanstalt Wehnen". Erstmals werden auch neueste Forschungsergebnisse zur Verfolgung und Bestrafung von Oldenburger Frauen, die eine Liebesbeziehung zu einem Ausländer entwickelt hatten, sowie zur Nachkriegssituation der befreiten ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangenen in der Region veröffentlicht.

Oppermann auf der CeBIT

Oldenburger Projekt "Silicon Cochlea" präsentiert

Über den neusten Stand der Psychoakustikforschung informierte sich Niedersachsens Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (M.) auf dem CeBIT-Stand des Fachbereichs Informatik. Prof. Dr. Wolfgang Nebel (r.), Leiter der Arbeitsgruppe "Entwurf integrierter Schaltungen", erläuterte Oppermann das Projekt "Silicon Cochlea". Dahinter verbirgt sich ein intelligentes Sprachvorverarbeitungssystem, das unter anderem im Bereich der Hörgerätetechnologie zur Anwendung kommt. In dem Projekt arbeiten die Informatiker mit der Arbeitsgruppe "Medizinische Physik" unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier sowie mit dem interdisziplinären Graduiertenkolleg "Psychoakustik" zusammen. Ziel ist die Entwicklung von Microchips zur automatischen Spracherkennung und Störgeräuschunterdrückung, die in portablen Geräten der Mensch-Maschine- und Mensch-Mensch-Kommunikation, wie etwa in Mobiltelefonen und Hörgeräten, zum Einsatz kommen sollen.

Thema "Adoption"

Für eine Abschlußarbeit im Fach Soziologie sucht eine Studentin Frauen, die ein Kind zur Adoption gegeben haben, und bereit sind, darüber zu erzählen. Die Anonymität wird gewahrt. Interessentinnen melden sich bitte bei Elisabeth Büter, Küpkersweg 41, 26129 Oldenburg, Telefon 0441/777 5212.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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