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Hochschulpolitik

"Zukunftsfähigkeit als Ziel"

Nachhaltige Entwicklung, AGENDA 21 und die Rolle der Universität Oldenburg

Gesellschaftspolitische Debatten kommen schon seit geraumer Zeit nicht mehr ohne das Schlagwort "Nachhaltige Entwicklung" aus. Die AGENDA 21, in der die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung angemahnt und zum Leitbild der Zukunft erklärt wird, beschreibt in 40 Kapiteln die gravierenden Probleme der Menschheit an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, zeigt Richtungen für Lösungsansätze und Lösungswege auf, benennt die relevanten gesellschaftlichen Akteure und mahnt deren Beiträge zur Lösung der anstehenden Aufgabe an. Die Aufgabe ist: Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, der kulturellen Vielfalt und funktionsfähiger und gerechter sozialer Strukturen als Voraussetzung für die dauerhafte Sicherung lebenswerter Verhältnisse für alle heute lebenden Menschen und kommende Generationen.

In fast allen 22 Kapiteln der ersten beiden Teile, die die sozialen, ökonomischen und ökologischen Problemlagen und Handlungsanforderungen beschreiben, und in zentralen Kapiteln der Teile 3 (Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen) und 4 (Möglichkeiten der Umsetzung) wird die wichtige Funktion von Wissenschaft, Forschung, Bildung und deren Institutionen herausgestellt. Insbesondere in den Kapiteln 31 (Wissenschaft und Technik), 35 (Wissenschaft im Dienst einer nachhaltigen Entwicklung) und 40 (Informationen für die Entscheidungsfindung) werden ganz konkrete Erwartungen formuliert.

Es geht zum einen um Umorientierungen im Wissenschaftssystem selbst: Förderung von Verhaltenskodizes und Leitlinien für Wissenschaft und Technik, Verbesserung des wissenschaftlichen Wissens über komplexe ökologische, soziale und ökonomische Prozesse und deren Wechselwirkungen (Systemwissen), Stärkung der Grundlagen für nachhaltiges Handeln (Transformationswissen), und die Verbesserung der prognostischen Kompetenz über Trends, Szenarien, Leitbilder und Visionen in den wesentlichen Problemfeldern (Zielwissen).

Zum anderen wird von der Wissenschaft ein Beitrag zur besseren Kommunikationsfähigkeit und Zusammenarbeit zwischen den gesellschaftlichen Bereichen, d.h. auch zur Beratung, Aufklärung und nicht zuletzt zur Förderung der Schulbildung, des öffentlichen Bewußtseins und der beruflichen Aus- und Fortbildung (Kapitel 36) erwartet.

Schon die eher allgemein gehaltenen Forderungen der AGENDA 21 zeigen, daß die Universitäten schlecht auf diese Aufgaben vorbereitet sind. Immerhin wird eine stärkere Orientierung an Inter- und Multidisziplinarität, auch und gerade zwischen Natur-, Sozial- und Wirschaftswissenschaften sowie eine Verbesserung der Kommunikationsstrukturen zwischen Hochschulen, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit gefordert.

Die Universität, die sich dieser Tage anschickt, ihren 25. Geburtstag zu feiern, hat sich seit ihrer Gründung stets zu ihrer Verantwortung für die Förderung der friedlichen, ökologischen und sozialen Entwicklung der Gesellschaft bekannt. Im Hinblick auf die oben beschriebenen Herausforderungen bringt sie wichtige Erfahrungen und strukturelle Voraussetzungen mit, um wirkungsvolle Beiträge zur Bewältigung der sozial-ökologischen Krise zu finden. Profilbildend von Anfang an waren Forschungs- und Lehrschwerpunkte in den Bereichen Ökologie und Umweltwissenschaften, im interkulturellen Bereich, in der Frauenforschung, die nicht nur inhaltlich zukunftsweisend waren und sind. Sie wirkten auch in Organisation, Institutionalisierung und Management von Forschung und Lehre strukturbildend in Richtung Interdisziplinarität, Problemorientierung und praxisorientierte Kooperation und Kommunikation.

Zur Zeit wird auf den unterschiedlichsten Ebenen über neue Orientierungen an und in dieser Universität geredet. Leitbilder, Profilbildungen und Positionierungsempfehlungen im Wettbewerb der Hochschulen um knappe Ressourcen und Studierende geistern durch den hochschulöffentlichen Zukunftsdiskurs. Vieles spricht dafür, die Erfahrungen der kurzen Vergangenheit dieser Universität zur Bewältigung der gar nicht fernen Zukunft zu nutzen. Die Übernahme von Verantwortung für die zukunftsfähige Gestaltung gesellschaftlicher Modernisierung und entsprechende Konsequenzen in der organisatorischen und inhaltlichen Entwicklung der relevanten Tätigkeitsfelder der Universität können ihr eine hohe Legitimation zur Verwendung öffentlicher Gelder, eine hervorragende Reflexions- und Problemlösungskompetenz in und durch Forschung sowie eine hohe Attraktivität bei Studierenden durch die innovative und praxisnahe Vermittlung von Fachwissen und Querschnittsqualifikationen sichern.

Walter Neddermann

Mehrheit der Dekane gegen Änderungen in der Struktur

Kritik an den Planungen des Präsidiums zur Neustrukturierung der Fachbereiche

Kritik haben sieben Dekane der Universität Oldenburg an der vom Präsidium geplanten Reduzierung der Fachbereiche von elf auf fünf geübt. Nach Auffassung der Dekane bringe die Neustrukturierung keinerlei Vorteile - allenfalls für die Universitätsleitung, deren Arbeit erleichtert werde.

Die Dekane fürchten, daß die Einrichtung größerer Fachbereiche zu Einsparungen von Stellen im MTV-Bereich führen und die Zahl der fachbezogenen Untergremien größer wird. Damit werde der Zeitaufwand für die Gremienarbeit eher steigen als sinken. Dem Argument des Präsidiums, der derzeitige Zuschnitt der Fachbereiche sei nicht klar definierbar, halten sie entgegen, die Grenzen ließen sich gar nicht so ziehen, daß inhaltliche Gesichtspunkte dadurch umfassend berücksichtigt würden. Der erwartete Effekt auf mehr Innovation im Interdisziplinären sei insofern nur für manche Kombination zu erwarten.

Der Vorschlag des Präsidiums, der von den Dekanen der Fachbereiche 2, 5, 6, 7, 8, 10 und 11 sowie vom stellvertretenden Direktor des ICBM kritisiert wird, sieht fünf statt jetzt elf Fachbereiche vor: FB 1 Erziehung und Gesundheit, FB 2 Kulturwissenschaften, FB 3 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB 4 Informatik, Mathematik, Physik, Technik, FB 5 Bio-, Geo- und Umweltwissenschaften. Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch hatte bei Vorlage seines Papiers ausdrücklich erklärt, daß er offen sei für Veränderungen des Entwurfs. Allerdings könne es bei der bestehenden Form nicht bleiben. Die Universität habe angesichts des Generationenwechsels im Wissenschaftsbereich die große Chance, ihre Arbeit neu zu strukturieren und zu professionalisieren. Nachdrücklich erklärte Grubitzsch, die Befürchtungen, im Rahmen der Neustrukturierungen würden MTV-Stellen eingespart, seien falsch. Es gehe neben inhaltlichen Aspekten auch darum, eine stärker service-orientierte Verwaltung auf Fachbereichsebene zu schaffen. Das aber sei nur möglich, wenn die vorhandenen Stellen in größeren Organisationseinheiten konzentriert würden.

Klarstellung

In der letzten Ausgabe des Uni-Infos wurde das Fach Textilwissenschaften bei der geplanten Neustrukturieung der Fachbereiche nicht erwähnt. Nach Vorschlag des Präsidiums sollen die Textilwissenschaften dem Fachbereich 2 Kulturwissenschaften zugeordnet werden.

 

(Stand: 19.01.2024)  | 
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