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Kulturelles

Begegnungen mit dem Mittelalter: Eine Studienreise nach Russland

Studierende des Fachs Slavische Philologie nahmen Einblick in die Kultur- und Geistesgeschichte von Novogord, Staraja Ladoga und Petersburg

Im August 1999 unternahmen Studierende des Faches Slavische Philologie im Fachbereich 11 unter der Leitung von Prof. Dr. Gerd Hentschel und Thomas Menzel, M. A., eine Exkursion nach Russland, die nach Novgorod, Staraja Ladoga und Sankt Petersburg führte. Vor Ort trat als Betreuerin Prof. Dr. Tatjana V. Roldestvenskaja von der Staatsuniversität St. Petersburg hinzu, zu welcher langjährige Kontakte im Bereich der historischen Sprachforschung bestehen.

Mit der Stadt Novgorod berührt die Studienreise ein überragendes Zentrum der ostslavischen bzw. russischen Kultur- und Geistesgeschichte des Mittelalters. Die Stadt lag an einem strategisch wichtigen Punkt des bedeutendsten Handelswegs zwischen Skandinavien und Byzanz, der von der Ostsee her durch das Flusssystem des heutigen Nordwestrussland und der Ukraine zum Schwarzen Meer führte. Zuzeiten der skandinavischen Eroberungszüge durch Europa um die letzte Jahrtausendwende, befand sich in Novgorod das neben Kiew wichtigste Zentrum der Staatsbildung auf ostslavischem Territorium. Der skandinavische oder slavische Ursprung dieses Staatswesens, dessen Hauptstadt bis ins 13. Jahrhundert Kiew war, ist bis heute in Russland ein sehr emotional behandeltes Thema, bei dem immer auch patriotische Gefühle mitschwingen. So soll schon der große russische Gelehrte des 18. Jahrhunderts, Michail Lomonosov, gesagt haben, dass ein skandinavischer Ursprung eines russischen Staates nicht wahr sein könne, denn wenn er wahr wäre, so wäre dies eine Schande für die Russen.

Novgorod war bis ins 15. Jahrhundert die zweitwichtigste Stadt im Land (neben einem erstarkenden Moskauer Zentrum. Hier bildete sich ein relativ autonomer Stadtstaat heraus, der über ausgezeichnete Kontakte mit der Hanse verfügte. Während der größte Teil des Landes den Tataren unterworfen war, blieb Novgorod frei und offen gegenüber westlichen Kultureinflüssen. Mit der Eroberung der Stadt durch das Großfürstentum Moskau im Jahr 1478 endete diese Novgoroder Sonderentwicklung. Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Novgoroder Bürger und Kaufleute vom Moskauer Zaren nach Zentralrussland zwangsdeportiert: eine erste großangelegte Vertreibung aus politischen Gründen.

Aus der großen Zeit Novgorods hat sich jedoch eine Fülle von mittelalterlichen Baudenkmälern bis in die Gegenwart erhalten. Darüber hinaus werden nur in Novgorod bei archäologischen Ausgrabungen eigentümliche, auf Birkenrinde geritzte Briefe und andere Schriftstücke aus dem 11. bis 15. Jh. in größerer Zahl gefunden - wichtigste authentischen Zeugnisse für die Umgangssprache und das alltägliche Leben im mittelalterlichen Russland.

Die Auseinandersetzung mit dem russischen Mittelalter auf dieser Exkursion wurdd nicht um ihrer selbst Willen betrieben. Die Konkurrenz zwischen Novgorod und Moskau ist in der russischen Kultur eigentlich nicht aufgearbeitet worden. Aus westlicher Perspektive steht Moskau oft für ein gegen das Ausland verschlossenes, totalitäres Russland in byzantinischer Tradition. Die mit dem Untergang Novgorods früh vertane Öffnung nach Westen gingen erst nach 1700 Zar Peter der Große und seine Nachfolger erneut an, mit nur partiellem Erfolg - bis heute. Dagegen steht ein weit verbreitetes russisches Selbstverständnis, nach dem der Moskauer Staat als der "russische Sonderweg" gilt, der allein den kulturellen Besonderheiten Russlands gerecht werden kann. Dieser Konflikt zwischen Westlern" und "Östlern' ist auch heute ein zentraler Punkt im politischen und intellektuellen Diskurs Russlands.

Ziel der Exkursion war es also nicht zuletzt, die Mythen und Tatsachen des russischen Mittelalters bis in die Gegenwart nachzuverfolgen. Dass gerade alte Mythen noch immer eine ungeheure, oft zerstörerische Kraft ausüben können, zeigt sich am Beispiel des Kosovo, wo die Serben die Wiege ihres im 15. Jahrhundert erloschenen Königreichs sehen. Die kultur- und sprachhistorischen Aspekte- der Exkursion hatten also einen überaus modernen, zeitgenössischen Bezugspunkt.

Gerd Hentschel

Musikgeschichte kriminell und kreativ

Hörspiele bieten Kindern und Jugendlichen ungewöhnlichen Zugang zu Klassikern

Lebendig, ungeschönt, unterhaltsam auf diese Weise wird Kindern und Jugendlichen ein eher ungewöhnlicher Zugang zur Musikgeschichte eröffnet. Das Mittel: Kriminalhörspiele über bekannte Komponisten. Autoren sind der Oldenburger Pädagogikdozent Dr. Jochen Hering und der Berliner Musiker Dr. Lutz Gümbel.

Bislang sind in der Reihe "Dur und Moll" bei der Deutschen Grammophon CD's bzw. Kassetten über Tschaikowsky ("Das Porzellankind oder: Anders als die andern"), Haydn ("Totenschädel sprechen nicht") und Clara Schumann ("Schlussakkord im Irrenhaus") erschienen. Zuvor wurden sie im Bildungsprogramm des Hessischen Rundfunks gesendet. In Vorbereitung sind Hörspiele über Chopin und Bach. Geeignet sind die Hörspiele für den Musikunterricht ab der 4. Klasse.

Hering war vor seiner Zeit als Dozent im Fach Sachunterricht (Fachbereich Pädagogik der Universität Oldenburg) über 20 Jahre lang Lehrer, u.a. in der Grundschule. Zwar hat der promovierte Geschichtslehrer Musik nicht studiert, musste es aber aufgrund des Mangels an Musiklehrern immer unterrichten. An den bis dahin vorhandenen Hörspielen über die großen Komponisten störte den Pädagogen, dass diese zumeist "oberflächlich waren, reduziert auf bildungsbürgerliches Lexikon-Wissen, ohne die Schattenseiten der jeweiligen Biographien, die Leben ja lebendig und glaubhaft machen, zu berücksichtigen". Vor allem fehlte eine lebendige Beziehung zu Kindern heute und ihrer Welt.

So kreierten Hering und Gümbel die Detektive Gärtner und Schmitz. Der eine ist ein ausgeprägter Musikliebhaber, der mit seinem Wissen über Komponisten und Musikgeschichte leicht ins Schwärmen gerät, während der andere, ein eher praktisch veranlagtes Rauhbein, durch ein knallhartes Indiz mehr zu beeindrucken ist als durch Melodien und Schicksale. Für die Aufklärung der schwierigen Fälle ergänzen sie sich geradezu ideal.

Nach dem Hörspiel folgt eine Auswahl von Musikstücken des Krimis in voller Länge. In einem Begleitheft, das u.a. eine für Kinder verständliche Kurzbiographie sowie Vorschläge für die Vorbereitung des Hörspiels im Musikunterricht enthält, wird gezeigt, wie die Begegnung mit dem jeweiligen Komponisten im Unterricht vorbereitet werden kann: durch Malen und Tanzen zur Musik, durch Geschichten und szenische Spiele, die Erfindung eigener »Programmmusik« mit einfachen Instrumenten usw.

Die Begleithefte erscheinen beim MoPäd Verlag Bremen (Tel.: 0421/3477982, Fax: 0421/3477984). Dort sind auch die CD's und Musikkassetten erhältlich.

Nation in Zeichen und Bildern

Studenten-Zeitung als Ergebnis einer Exkursion in die USA

Eine Nation und ihre Zeichen" - unter diesem Titel stand eine Exkursion von Oldenburger und Brauschweiger Studierenden im vergangenen Jahr in die USA. Vertreten waren dabei die Fachrichtungen Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien (Prof. Dr. Silke Wenk, Prof. Dr. Karen Ellwanger, (Oldenburg) und Geschichte (Prof. Dr. Herbert Mehrtens, TU Braunschweig). Ziel der Exkursion war eine Auseinandersetzung mit den "Zeichen und Bildern", durch die eine Nation sich und ihre Geschichte darstellt.

Gegenstand von Besuchen und intensiven Beschäftigungen waren u.a. die Regierungsbauten, das Vietnam Veterans Memorial und das Holocaust-Museum in Washington D.C. sowie verschiedene "Zeichen" in New York, darunter natürlich die Freiheitsstatue. So ungewöhnlich wie die Exkursion, so ungewöhnlich ist auch das Ergebnis der intensiven Nachbereitungen: eine 20-seitige, kürzlich fertig gestellte Zeitung mit ausführlichen Artikeln, Impressionen und Analysen über die Reise.

Nähere Information: Prof. Dr. Silke Wenk, Tel.: 798-2091 oder -2304, Fax: 798-4016, E-Mail: wenk@uni-oldenburg.de, oder Kea Wienand, Tel. 8850049, E-Mail:kea-wienand@mail. uni-oldenburg.de

Musikforscher tagen in Oldenburg

Zehn Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer werden marxistische Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftler aus 15 Ländern vom 5. bis 7. November 1999 im Vortragssaal der Bibliothek zu einer öffentlichen Fachtagung mit dem Titel "Musikwissenschaftlicher Paradigmenwechsel?" zusammenkommen. Anlass der Tagung ist die Auffassung von MusikwissenschaftlerInnen, dass die produktive Diskussion um Grundsatzpositionen in der Musikwissenschaft aus fachfremden Gründen nach der "Wende" vollkommen verstummt ist und dadurch die Disziplin als Ganze in die Bedeutungslosigkeit abzugleiten droht. Zu den Zielen der Tagung gehört unter anderem, dass die internationalen MusikwissenschaftlerInnen sich erstmals über die regionale Situation ihrer Disziplin verständigen. Es soll erörtert werden, inwieweit der vom Marxismus seit den 20er Jahren angestrebte musikwissenschaftliche "Paradigmenwechsel" erfolgt oder gescheitert ist. Die Tagung wird von Prof. Dr. Wolfgang Martin Stroh (Universität Oldenburg) und Prof. Dr. Günter Mayer (Humboldt Universität Berlin) geleitet (www.uni-oldenburg.delmusik/marx/index.html).

"go to shanghai" für Filmpreis nominiert

Der Kurzdokumentarfilm der Oldenburger Filmemacherinnen Daniela Abke und Dorothee Brüwer "go to shangai" ist für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert. Bereits im Frühjahr war das Erstlingswerk der beiden Studentinnen (Visuelle Kommunikation und Musik) bei den 45. Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen mit dem Kurzfilmpreis im deutschen Wettbewerb ausgezeichnet worden. "go to shangai" ist eine filmisch und musikalisch herausragende Arbeit. Der Film überzeugt durch brillante Schwarzweißbilder und seine rhythmische Bild- und Musikmontage", hieß es in der Jurybegründung anläßlich der Preisverleihung in Oberhausen. Insgesamt wurden 111 Beiträge für den Deutschen Kurzfilmpreis eingereicht, acht davon wurden für den Preis nominiert. Mit der Nominierung ist eine Prämie von bis zu 25.000 DM verbunden. Die Preisvergabe erfolgt am 5. Oktober in Bonn.

Der Film "beobachtet" Werftarbeiter in Emden, die das erste Mal für einen chinesischen Auftraggeber arbeiten. Fragmente beider Welten formen die Zeit. Ohne Worte beschreiben Bilder und Töne die Geburt des Schiffes.

"Kunst ist Dreck"

Kunst ist Dreck, Dreck ist Kunst" lautet der Titel einer Ausstellung, die 22 Kunststudentinnen und -studenten nach einer Exkursion in das ehemalige Braunkohleabbaugebiet im Geiseltal unter der Leitung von Prof. Dr. Gert Selle konzipiert haben. Eröffnet wird die Austellung am Montag, 25. Oktober, 19.00 Uhr, in der Kegelbahn (hinter dem Unikum). "Wir dokumentieren nicht den Dreck an sich, sondern alle Fundstücke und Relikte, die wir vor allem in und um die ehemalige Maschinenhalle reichlich vorfanden. Wir spürten auf Schritt und Tritt den Lärm und die Schwere der Arbeit früherer Zeiten. Durch unsere Dokumentationen brachten wir die Atmosphäre der jetzt stillgelegten Halle ein letztes Mal zum Sprechen", beschreibt die Gruppe die Ausstellung, die bis Mittwoch, 27. Oktober, zu sehen.

Renommierte Komponistin zu Gast

Am 16. Oktober, 20.00 Uhr, ist die renommierte amerikanische Komponistin und Musikpädagogin Ruth Schonthal auf Einladung des Faches Musik und des Uni-Theaters OUT zu Gast in der Kulturetage. Anlaß ist der 75. Geburtstag der Komponistin, die in Deutschland bereits mit zahlreichen Rundfunkaufnahmen und TV-Sendungen gefeiert wurde. Den Konzertabend gestalten Mechthild Rieh, Sopran, und Werner Barho, Klavier, (beide Fach Musik). Dazu kommentiert Ruth Schonthal ihre Werke und ihr Leben. Die aus Deutschland stammende Komponistin jüdischer Herkunft musste in Anfang der 40er Jahre emigrieren. Seitdem lebt sie in New York, wo sie trotz ihres Alters noch an der New York University unterrichtet. Ihre Werke reichen von Klavierwerken bis hin zu Opern.

Swinging Library

Es ist wieder soweit! Die Uni-Bibliothek am Uhlhornsweg veranstaltet ihren nächsten großen Ball im Katalogsaal am Sonnabend, 27. November 1999, 20 Uhr. Die vielgepriesene Tradition soll auf keinen Fall abreißen! Kartenvorverkauf ab 18. Oktober an der Ortsleihe der Bibliothek. Bestellungen per Fax unter der Nummer 0441/798-4040, per e-mail unter der Adresse "ball99@bis. uni-oldenburg.de" (keine Abendkasse).


(Stand: 19.01.2024)  | 
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