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Hochschulpolitik

"Großer Nutzen, aber noch viel Desinteresse"

Halbzeitbilanz des Modellversuchs "Globalhaushalts"

Wissenschaftsminister Thomas Oppermann, der Direktor des Centrums für Hochschulentwicklung, Prof. Dr. Detlef Müller-Böling und Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch werden am 2. Dezember die Tagung "Globalhaushalt in Niedersachsen" mit ihren Einschätzungen des Modellversuchs eröffnen. Über 200 WissenschaftlerInnen, HochschulplanerInnen und Haushaltsexperten werden zu der zweitägigen Veranstaltung im neuen Hörsaalzentrum erwartet. Yorck Hener, Leiter des Dezernates für Hochschulplanung und bundesweit viel gefragter Referent in Sachen Globalhaushalt, hat die Veranstaltung konzipiert.

UNI-INFO: Herr Hener, vor fünf Jahren wurde der Globalhaushalt als Modellversuch eingeführt. Zehn Jahre soll die Versuchsphase dauern, aber schon jetzt wird der Globalhaushalt überall in Niedersachsen eingeführt. Wird auf der Tagung schon jetzt Bilanz gezogen?

HENER: Es ist eine Halbzeitbilanz – auch wenn alles darauf hinausläuft, dass sich gar nicht mehr die Frage nach einem grundsätzlichen Ja oder Nein stellt.

UNI-INFO: Der Modellversuch hat also die Erwartungen erfüllt?

HENER: Als das Modell entwickelt wurde, waren damit mehr Zielvorstel-lungen, Wünsche und große Perspektiven für das Hochschulwesen verknüpft, als es realistisch war. Aber insgesamt hat der Modellversuch erheblich dazu beigetragen, dass unsere Universität in ihrem gesamten strategischen Verhalten und in ihrem alltäglichen Finanzgebaren davon profitiert hat.

UNI-INFO: Wie ist das zu verstehen? Gehen die Projekte, Institute, auch die Verwaltung sensibler oder kreativer mit dem Geld um?

HENER: Der Umgang mit den Finanzen geschieht verantwortungsvoller. Jedem ist heute bewusster: Wenn ich über Finanzen entscheide, muss ich auch dafür Rechenschaft ablegen. Andererseits geht es um deutlich verbesserte Möglichkeiten, selbstständig Prioritäten zu setzen. Das heißt: Wenn ich eine wichtige Investition tätigen will, muss ich nicht mehr darauf achten, ob das mir zur Verfügung stehende Geld nicht eigentlich für Bleistifte oder Reisekosten vorgesehen ist. Ich kann es für die Investition ausgeben, muss dann aber auf anderes dafür verzichten.

UNI-INFO: Hat der Globalhaushalt die Verantwortungen auf mehr Schultern verteilt?

HENER: Die Universität hat einen großen Teil der Finanzverantwortung an die Fachbereiche und die zentralen Einrichtungen abgegeben, und die globale Verwendung von Mitteln und damit die eigene Zielsetzung und freie Verwendung im Rahmen ihrer Aufgaben auch diesen Einrichtungen überlassen.

UNI-INFO: Frau Schuchardt hat einmal gesagt, dass der Globalhaushalt eigentlich den Sinn hat, dass aus einer Mark eine 1,10 Mark wird. Ist das Ziel erreicht? Und gibt es sogar Sparpotentiale?

HENER: In jeder öffentlichen Einrichtung sind Sparpotentiale vorhanden. Nur einsparen in dem Sinne lässt sich eigentlich nichts, weil dort, wo wir durch Rationalisierung Geld gewinnen, es an anderer Stelle wieder dringend benötigt wird, um Innovation oder notwendige Investitionen zu ermöglichen. Die Unterfinanzierung der Universitäten ist nicht beseitigt. Aber sie haben ein wichtiges Element zur Selbststeuerung der Finanzierung erhalten.

UNI-INFO: Anders gefragt: Ist es durch den Globalhaushalt gelungen, Mittel zur Erneurung, z.B. durch neue Schwerpunktsetzungen in der Forschung, freizusetzen.

HENER: Ja, zum Beispiel können wir für einen geplanten DFG-Sonderforschungsbereich Zusagen im Hinblick auf eine Eigenbeteiligung machen, die sonst schwer durchsetzbar gewesen wären. Und das Präsidium konnte auch in anderen Fällen zentrale Mittel für bestimmte Projekte zur Verfügung stellen, was in diesem Umfang früher nicht möglich gewesen wäre. Und auch Fachbereiche haben versucht, zentrale Mittel zu bündeln, um bestimmte Maßnahmen zu verwirklichen, die vorher nicht möglich waren. Ohne Globalhaushalt wäre im übrigen die Einführung von Leistungsindikatoren für die Fachbereiche, wie sie der Senat kürzlich beschlossen hat, kaum möglich gewesen.

UNI-INFO: Gibt es keine Argumente gegen den Modellversuch?

HENER: Kaum. Die Möglichkeiten dieser Form der Finanzautonomie sind unter dem Strich ausschließlich positiv. Negative Nebenwirkungen liegen nur im Bereich von Verhinderungsstrategien der Landesregierung, die sich nicht einig ist, ob sie diesen großen Steuerungsprozess der starken dezentralen Verantwortung weiter mit tragen will.

UNI-INFO: Sie erleben keine Ablehnung in der Universität?

HENER: Nur wenig. Aber leider gibt es viel Desinteresse, weil nicht jeder Wissenschaftler, jede Wissenschaftlerin den direkten Nutzen eines Globalhaushalts erkennt. Der Kongress, den wir veranstalten, wird dazu beitragen, dass immer klarer wird, wie wichtig der Globalhaushalt eigentlich ist und welche Chancen er bietet.

Neuer Masterstudiengang

"Museum und Ausstellung" verbessert Berufschancen

Auf Antrag des Fachbereichs 3 Sozialwissenschaften ist jetzt, nach Zustimmung des Wissenschaftsministeriums, der Ergänzungsstudiengang "Museum und Ausstellung" eingerichtet worden. Ab dem Sommersemester 2000 sollen zunächst sechs Studierende pro Jahr aufgenommen werden. Beteiligt sind die Fächer Bildende Kunst/Visuelle Kommunikation, Textilwissenschaft, Geschichte und Anglistik (Landeswissenschaft). Voraussetzung für die Zulassung ist ein Hochschulabschluss in den beteiligten oder in verwandten Fächern wie Volkskunde, Archäologie, Ethnologie oder Architektur. Der viersemestrige Studiengang, der zunächst auf drei Jahre befristet ist, schließt mit dem "Master of Arts" ab.

Der Ergänzungsstudiengang soll dazu beitragen, den Defiziten in den bisherigen, in erster Linie auf die Tätigkeit in Schule, Archiv oder Erwachsenenbildung bezogenen Studiengängen abzuhelfen. Er soll eine bislang nicht vorgesehene theorie- wie praxisbezogene, interdisziplinäre Ausbildung ermöglichen, die zusätzliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere in Museen und Ausstellungen, aber auch in Bereichen wie der Denkmalpflege und der Erwachsenenbildung, eröffnet. Auch für eine Arbeit in der freien Wirtschaft, in der die Fähigkeit zu theoretischer Reflexion und zur Vernetzung verschiedener Bereiche, zur Konzeption, Organisation sowie zur Präsentation gefragt ist, soll der Studiengang geeignete Voraussetzungen bieten.

Das neue Studienangebot liege unter anderem in dem Wandel der Bedeutung und der Vielfalt von Museen und Ausstellungen in den letzten Jahrzehnten begründet, heißt es in dem Antrag für den Studiengang. So reiche heute die Spannweite vom traditionellen Heimatmuseum bis hin zum modernen Medienmuseum, vom klassischen Freilichtmuseum bis hin zum Freizeitpark mit Museum ("Fort Fun"). Die Aufgaben, die bei einer verantwortlichen Arbeit im Museum und bei der Gestaltung von Ausstellungen zu erfüllen seien, erforderten Qualifikationsprofile, die im Rahmen der bisherigen Lehramts- oder Magisterstudiengänge nur z.T. erreicht werden könnten. Dazu gehörten neben einer soliden fachwissenschaftlichen Ausbildung Interdisziplinarität, das Vertrautsein mit der theoretischen Diskussion, ausreichende Kenntnisse über das Sammeln, Konservieren und Verwalten, die Fähigkeit zur Entwicklung von Konzepten, zu ihrer didaktischen Umsetzung und zum Einwerben von Mitteln.

Oppermann will Studiengebühren

Niedersachsens Wissenschaftsminister Thomas Oppermann hat sich erneut für die Einführung von Studiengebühren ausgesprochen. In Interviews plädierte er für ein sozial abgestuftes Modell. Danach sollen Studierende, deren Eltern mehr als 100.000 DM im Jahr verdienen (brutto), sowie Langzeitstudierende jährlich 2.000 DM Gebühren zahlen. 1.000 DM wären bei einem Einkommen von 85.000 bis 100.000 DM fällig. Bei weniger Einkommen – das trifft auf 45 Prozent der Studierenden zu – würden keine Gebühren erhoben.

In der SPD stieß der Minister mit seinem Vorstoß – wie schon in der Vergangenheit - auf Kritik. So stellte Ministerpräsdient Gerhard Glogowski klar, dass mögliche Studiengebühren "kein Thema dieser Landesregierung sind". Bundesministerin Edelgard Bulmahn warf ihrem Parteikollegen sogar "parteischädigendes Verhalten" vor.

Eine gemeinsame Politik der Länder ist weiterhin nicht in Sicht. Bei einem Treffen Ende Oktober konnten sich die Kultusminister nicht auf ein einheitliches Vorgehen einigen.


(Stand: 19.01.2024)  | 
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