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Forschung

Forschergruppe Watt: DFG-Förderung verlängert

Im Blickpunkt: "Hungrige" Bakterien, die das Meerwasser reinigen

Die Forschergruppe BioGeoChemie des Watts wird für zwei weitere Jahre mit 1,9 Mio. s von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Dies ist das Ergebnis der Ende letzten Jahres erfolgten Begutachtung. Die Forschergruppe steht unter der Federführung des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), ihr Sprecher ist der Geochemiker Prof. Dr. Jürgen Rullkötter. Die Förderung über die üblichen sechs Jahre hinaus für nun insgesamt acht Jahre, die nur in seltenen Fällen gewährt wird, sei eine Würdigung der bisher geleisteten Arbeit und der erzielten Erfolge, sagte Rullkötter. Er freue sich auch, so der Geochemiker, dass sich inzwischen die Universität Oldenburg und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur bereit erklärt hätten, Mittel für die von den Gutachtern geforderte Verbesserung der Grundausstattung der beteiligten Arbeitsgruppen bereitzustellen.

Speziell für die Forschungsarbeiten im Wattenmeer konstruiert: das neue Aluminium-Boot „Navicula“. Es wurde im Februar getauft und ist damit die neueste Errungenschaft der ICBM-Meeresstation in Wilhelmshaven. Mit sechseinhalb Metern Länge und etwa zweieinhalb Metern Breite wird das Schiff auch für die regelmäßigen Fahrten zum Messpfahl vor Spiekeroog genutzt.

 

In den kommenden beiden Jahren wollen sich die WissenschaftlerInnen vor allem auf die Erforschung der mikrobiellen und geochemischen Prozesse in den Porenräumen der Sandbank Janssand (bei Spiekeroog) konzentrieren. Im Mittelpunkt des Interesses stehen Bakterien, die dafür sorgen, dass das Meerwasser nicht mit Sauerstoff zehrenden Stoffen überlastet wird, was zu einem „Umkippen“ des Watts führen könnte. Der Mechanismus: Zweimal täglich leitet der Druck der auflaufenden Flut das Meerwasser mit den darin enthaltenen Überresten abgestorbener Planktonorganismen tief in die Porenräume hinein. In diesem „Klärwerk“ des Watts befinden sich Heerscharen von hungrigen Bakterien, die das Meerwasser von diesen Überresten reinigen. Die Abbauprodukte werden bei Ebbe wieder in das Prielwasser eingeleitet und dienen als Nährstoffe für die dort lebenden Organismen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Forschungsarbeiten wird die mathematische Modellierung von Prozessen im Watt wie Strömung, Sedimenttransport, Nährstoffverteilung und biologische Umsetzung sein. Die Ergebnisse dieser Rechnungen tragen wesentlich zum Verständnis des gesamten Wattsystems und seiner ökologischen Besonderheiten bei. Sie sollen es auch ermöglichen, einen Blick in die Zukunft zu werfen, um mögliche Veränderungen im Watt in Zeiten der Klimaerwärmung und eines steigenden Meeresspiegels abschätzen zu können.
Zur Forschergruppe gehören neun Arbeitsgruppen des ICBM. Weitere Beteiligte sind die Arbeitsgruppe Meeresphysik am Institut für Physik der Universität Oldenburg, das Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen, die Wilhelmshavener Abteilung für Meeresforschung des Senckenberg-Instituts, das Forschungszentrum TERRAMARE, das Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und das GKSS Forschungszentrum. Eigens für die Forschergruppe war im Jahr 2002 vor Spiekeroog ein Messpfahl errichtet worden, mit dem auch bei stürmischem Wetter der Sedimenttransport im Wattwasser gemessen werden kann.

Biotechnologische Anwendung

Bakterien-Genome: Verbundprojekt unter Oldenburger Leitung

Eine wichtige Gruppe von Meeresbakterien, die so genannte Roseobacter-Gruppe, steht im Mittelpunkt eines Genomprojekts, an dem verschiedene niedersächsische Forschungseinrichtungen beteiligt sind und für das das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur jetzt Fördermittel in Höhe von 1,8 Millionen € aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung zur Verfügung stellt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Meinhard Simon (Institut für Chemie und Biologie des Meeres – ICBM, Foto) werden in diesem Verbundprojekt die Sequenzen von acht Bakteriengenomen dieser Gruppe umfassend analysiert. „Mit diesem Projekt wird die auch im internationalen Rahmen hoch angesehene Forschung über Meeresbakterien in den beteiligten niedersächsischen Institutionen nachhaltig gestärkt“, so Simon.

Die Roseobacter-Bakteriengruppe gehört zu den am weitesten verbreiteten Mikroorganismen in oberflächennahen Schichten der Meere und in Lebensräumen am Meeresboden. Sie zeichnet sich durch einen ungewöhnlich vielseitigen Stoffwechsel aus, der auch für biotechnologische Anwendungen höchst interessante Substanzen liefert. Das Projekt soll einen wesentlichen Beitrag leisten, um das Vorkommen dieser Bakteriengruppe in und ihre Anpassung an unterschiedliche Lebensräume im Meer besser verstehen zu können. Es schafft zudem eine wichtige Voraussetzung für mögliche biotechnologische Anwendungen von Bakterien der Roseobacter-Gruppe.

Die beteiligten MikrobiologInnen gehören zum Oldenburger ICBM (Dr. Thorsten Brinkhoff, Prof. Dr. Ralf Rabus, Prof. Dr. Meinhard Simon), dem Institut für Mikrobiologie und Genetik der Universität Göttingen (Prof. Dr. Wolfgang Liebl, PD Dr. Rolf Daniel, Göttinger Genomics Laboratory), der Universität Braunschweig (Prof. Dr. Dieter Jahn), dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (PD Dr. Irene Wagner-Döbler) und der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen in Braunschweig (Dr. Silke Pradella, Prof. Dr. Erko Stackebrandt). Die Rohsequenzierung der Genome, die jetzt erforscht werden, war von Brinkhoff, Simon und Wagner-Döbler in internationalen Projekten eingeworben worden.

Wege regionaler Nachhaltigkeit

OSSENA: Ernährung, Kultur und Lebensqualität in Ostfriesland

Öffentliche „Ostfrieslandmahle“, „Kulinarischer Sommer”, Unterrichtseinheiten zur Ernährungsbildung an Schulen und eine „Forschungs- und Beratungsstelle für Nachhaltige Ernährungswirtschaft und Ernährungskultur“ – in vielen Initiativen und Einrichtungen hat sich die vierjährige Forschungsarbeit von „OSSENA - Ernährungsqualität als Lebensqualität“ niedergeschlagen. Auf der öffentlichen Abschlusstagung im Kulturzentrum PFL Mitte März wurden die praktischen Konsequenzen und die Forschungsergebnisse des Projekts vorgestellt, das von der Universität Oldenburg in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen (Institut für Agrarökonomie) durchgeführt und seit Mitte 2003 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,1 Millionen € gefördert wurde.

Um Strategien für eine nachhaltige Entwicklung im Ernährungssektor zu formulieren und umzusetzen, wurden in Ostfriesland ernährungskulturelle Praktiken, Orientierungen und Angebote untersucht. Dabei wurden sowohl ökonomische als auch gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt und ein Forschungsansatz gewählt, der Kategorien der Kulturforschung mit der Planungs- und Aktionsmethodik betriebswirtschaftlicher Modelle verknüpft. Zugleich wurden eine Reihe von Impulsen für die Entwicklung von Nachhaltigkeit in der Modellregion gegeben. So wurden Aktionen im öffentlichen Raum, in Handel und Gastronomie, bei landwirtschaftlichen ErzeugerInnen sowie eine Längsschnitterhebung bei ostfriesischen Familien durchgeführt.
Es sei gelungen, berichtete Prof. Dr. Thorsten Raabe, Hochschullehrer für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Absatz und Marketing, vielfältige Netzwerke, Einrichtungen und regelmäßig wiederkehrende Veranstaltungen zu etablieren. So werde der „Kulinarische Sommer“ als Begleitprogramm zum „Musikalischen Sommer“ auch in diesem Jahr regionale Spezialitäten anbieten und die „Ostfrieslandmahle“, bei denen Gastronomen regionale Erzeugnisse zubereiten, würden weiter stattfinden - in diesem Jahr auf Langeoog und im Wallheckenzentrum Leer.

In ostfriesischen Schulen hat das OSSENA-Team erfolgreich Unterrichtseinheiten zur handlungsorientierten Ernährungsbildung durchgeführt, um so früh wie möglich einen Umgang mit Lebensmitteln zu vermitteln, der sinnliche Erfahrungen und Geschmackserlebnisse verknüpft. In Kürze wird die Internetplattform www.ossvita.de freigeschaltet, die Angebote im Bereich der Ernährungs-, Gesundheits- und Umweltbildung bündelt und für PädagogInnen zugänglich macht.

Dem Projekt, betonte Prof. Dr. Reinhard Pfriem vom Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik, gehe es um eine Stärkung der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Menschen im Umgang mit Lebensmitteln. Zwar sei der Weg zu einer nachhaltigen Ernährungskultur noch weit, dennoch seien durch die Forschungsarbeit, vor allem aber durch die Zusammenarbeit mit vielen Akteuren aus der Praxis, wichtige Schritte unternommen worden. Um die Institutionalisierungen zu befördern und weiter zu begleiten, wird an der Universität Oldenburg die „Forschungs- und Beratungsstelle für Nachhaltige Ernährungswirtschaft und Ernährungskultur“ eingerichtet.

www.ossena-net.de

Extrem kurze Elektronenblitze

Forschungserfolg für Oldenburger Physiker

Sich zeitlich schnell verändernde Strukturen im Nanobereich lassen sich künftig sehr viel besser sichtbar machen als bisher. Möglich wird dies durch die Erzeugung von extrem kurzen Elektronenblitzen mit einem neuen Verfahren, an dem der Physiker Prof. Dr. Christoph Lienau beteiligt ist. Lienau, der die Arbeitsgruppe „Ultraschnelle Nano-Optik“ im Institut für Physik leitet, berichtet zusammen mit Kollegen vom Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) in Berlin-Adlershof über den Forschungserfolg in den Physical Review Letters (Bd. 98, 043907, 2007).

Elektronenblitze: Schema des Experiments mit Metallspitze (grau) und Metall-Nanograben (gelbe Struktur). In den Experimenten wird die Spitze mit einem 0,007 ps langen Lichtimpuls beleuchtet und über die Nanostruktur hinweg bewegt. Dabei ändert sich im Bereich des Nanograbens die Elektronenausbeute.

 

„Uns ist es jetzt gelungen, Elektronenblitze zu erzeugen, die nur etwa eine Hundertstel Pikosekunde dauern“, erklärte Lienau. Die Wissenschaftler arbeiten mit einer hauchfeinen Spitze aus Gold, die mit ultrakurzen Lichtimpulsen (Laser) zum Aussenden von Elektronen angeregt wird. Von dem neuen Verfahren sind eine Vielzahl von Anwendungen bei der Strukturuntersuchung von Festkörpern und Oberflächen zu erwarten.

Auch an einer weiteren Veröffentlichung ist Lienau beteiligt (Nature Photonics, Bd. 1, 53, 2007). Es geht dabei um ein optisches Vektor-Nahfeldmikroskop, das von Lienaus Arbeitsgruppe gemeinsam mit Physikern der Seoul National University (Korea) entwickelt wurde. Mit dem neuartigen Mikroskop ist es erstmals gelungen, sowohl die Helligkeit als auch die Richtung von optischen Feldern in der Nähe kleinster Nanopartikel zu vermessen.
In dem Vektor-Mikroskop wird das optische Nahfeld an einer kleinen Gold-Nano-Kugel gestreut und aus der Polarisation des gestreuten Lichts kann dann auf die Orientierung des Nahfeldes geschlossen werden. Klebt man die Gold-Kugel am Ende einer Glasfaserspitze fest, so können zurzeit mikroskopische Bilder der Nahfeldpolarisation mit einer räumlichen Auflösung von etwa 50 Nanometern aufgenommen werden.

Die Oldenburger Physiker nutzen die neue Technik derzeit, um die optischen Nahfelder von metallischen und halbleitenden Nanostrukturen besser zu verstehen und hieraus neue Nanolaser zu entwickeln.

Effektivere Nutzung von Windenergie

EU fördert Studie über Nordseeverbund

Wie könnte durch einen Nordseeverbund eine zuverlässige Anbindung von Offshore-Windparks an das europäische Verbundnetz über gasisolierte Hochspannungsübertragungsleitungen realisiert werden? Mit dieser Frage befasst sich eine Studie, an der ForWind, das Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Oldenburg und Hannover, sowie die Unternehmen Siemens PTD und Submarine Cable & Pipe (Bohlen & Doyen Gruppe) beteiligt sind. Der Gesamtetat beträgt 2,1 Millionen €. Das Projekt wird mit einem Zuschuss von 50 Prozent von der EU-Kommission auf dem Gebiet der transeuropäischen Netze gefördert (Energiebericht TEN-E).

Der mögliche Verbund umfasst die Nordseeanrainer Dänemark, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Frankreich und Großbritannien. Der Vorteil bestünde darin, die über den gesamten Nordseeraum verteilten Offshore-Windenergieanlagen mit Hilfe eines gemeinsamen Hochspannungsnetzes auf Basis gasisolierter Übertragungsleiter zwischen europäischen Großstädten wie Hamburg, Rotterdam und London sowie Offshore-Windparks effektiver zu nutzen. Es soll auch untersucht werden, inwieweit sich die fluktuierende Windleistung auf einer derartig großen Fläche ausgleicht und sich lokale Windvorhersagefehler weniger auswirken. Auf diese Weise könnte auf aufwändige Speichertechnik verzichtet und es müsste weniger Regelenergie vorgehalten werden. Darüber hinaus könnte der Nordseeverbund für den Energieaustausch in der ganzen Region sorgen und so einen verstärkten europäischen Stromhandel unterstützen.

www.forwind.de

Migration in Europa

EU-Mittel für die politische BIldungsforschung

Das gesellschaftliche Engagement der MigrantInnen in Europa zu fördern – das ist eine der großen Herausforderungen für die politische Erwachsenenbildung. Vor diesem Hintergrund sind zwei Projekte der Politischen Bildungsforschung zu sehen, die von der EU-Kommission im Rahmen des Sokrates-Förderprogramms mit 560.000 € gefördert werden. Die Leitung hat der Oldenburger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Dirk Lange.

Das Projekt WinAct (Winning immigrants as active members) entwickelt Fortbildungen, die zum Ziel haben, das politische Engagement von MigrantInnen in Gewerkschaften und politischen Parteien zu erhöhen. Beteiligt sind professionelle ErwachsenenbildnerInnen aus Deutschland, Irland, Norwegen, Rumänien und Portugal, die zum Teil selbst über einen Migrationshintergrund verfügen. WinAct ist aus dem EU-Forschungsprojekt POLITIS von Dr. Dita Vogel hervorgegangen.

MiLES (MigrationsLernen in Europäischen Schulen) will das Thema Migration im Schulunterricht fördern. Die SchülerInnen sollen sich mit den Hintergründen und Folgen von Wanderungsbewegungen beschäftigen und befähigt werden, die europäische Einwanderungsgesellschaft besser zu verstehen und beeinflussen zu können. Geplant sind u.a. Fortbildungskurse für LehrerInnen in Europa. An dem Projektkonsortium sind Partner aus Frankreich, Großbritannien, Norwegen, Rumänien und Deutschland beteiligt.

www.dirk-lange.info

Generalkonsul zu Gast in Oldenburg

Duane C. Butcher, Generalkonsul der USA in Hamburg (l.), besuchte im Februar 2007 die Forschungsstelle „Deutsche Auswanderer in die USA“ (DAUSA) der Universität Oldenburg. Prof. Dr. Antonius Holtmann (r.), Leiter der seit 1986 bestehenden Forschungsstelle, stellte die Arbeit und das Informationsangebot von DAUSA vor und informierte den Gast über neue Forschungsvorhaben. Der Generalkonsul interessierte sich vor allem für die Passagierlisten der Jahre 1800 bis 1897. Besonders freute er sich über eine Liste mit den Namen der 1876 ausgewanderten Vorfahren des ehemaligen US-Verteidigungsministers Donald Rumsfeld.

www.dausa.de

(Stand: 19.01.2024)  | 
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