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Inhalt 4/2008

Kultur

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„Rainbow democracy“

Jaspers-Jahr: Große Kunst auf dem Campus

Rainbow democracy

Nach dem erfolgreichen Auftakt zum 125. Geburtstag des Philosophen, Arztes und politischen Schriftstellers im Oldenburger Schloss am 23. Februar und den ersten Workshops und Lesungen rückt Ende Mai die Kunst in den Mittelpunkt des Jaspers-Jahres.
„Rainbow democracy“ ist der Arbeitstitel der Außeninstallation, an der der dänisch-isländische EliassonKünstler Ólafur Elíasson (Foto) zusammen mit dem Karlsruher Kunst- und Medientheoretiker Peter Weibel arbeitet: Elíasson hat einen gewundenen Ring mit einem Durchmesser von 4,70 m konzipiert, der in Intervallen in den Farben des Lichtspektrums erstrahlt. Elíasson gilt als einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen Kunst. Seit 1989 präsentiert er seine Arbeiten weltweit in einer Vielzahl von Ausstellungen, beispielsweise auf der Biennale von Venedig 2003. Seine Installation „The Weather Project“ 2003/04 in der Londoner Tate Gallery of Modern Art fand mit über zwei Millionen BesucherInnen große Beachtung. Im September 2007 öffnete seine große Werkschau im San Francisco Museum of Modern Art.
Im Hörsaalzentrum selbst stellen KünstlerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet Skulpturen, Gemälde und Installationen aus, mit denen sie Motive aus dem Werk von Karl Jaspers aufnehmen und ästhetisch reflektieren (siehe nächster Artikel).
Im Foyer ist zudem eine biografische Ausstellung zu sehen, die Karl Jaspers als Menschen, Arzt, Philosophen und politischen Schriftsteller präsentiert. Interessant sind beispielsweise die Briefe, die Jaspers seinen Eltern und Geschwistern schrieb. Hier schlägt er einen persönlichen Ton an, der in seinen Schriften sonst eher selten ist. Neben den prosaischen Dingen des Alltags tauchen Urteile über Kollegen, politische Meinungen, Überlegungen zum eigenen Lebensweg und philosophische Fragen in erstaunlicher Frische und Unmittelbarkeit auf.
Die Kunst- und die Biografieausstellung werden am Donnerstag, 22. Mai, 18.00 Uhr, im Audimax eröffnet. Sie werden bis zum 12. Juli zu sehen sein.
Persönliche Führungen durch die biografische Ausstellung bieten die KuratorInnen Dr. Suzanne Kirkbright und Giandomenico Bonanni vom 23. bis 26. Mai täglich außer sonntags, 11.30 und 16.30 Uhr an.
Weitere Höhepunkte des Jaspers-Jahres im Mai sind Lesungen mit dem Dramatiker Rolf Hochhuth („Karl Jaspers damals und heute“, 15. Mai, 20.00 Uhr, Staatstheater Oldenburg) und der Oldenburger Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Antonia Grunenberg („Hannah Arendt / Karl Jaspers Briefwechsel 1926 – 1969“, 26. Mai, 20.00 Uhr, Staatstheater Oldenburg) sowie der Vortrag von Jaspers’ letztem persönlichen Assistenten Dr. Hans Saner im Rahmen der „Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeitgeschichte 2008“ über „Philosophie und Kunst“ (23. Mai, 18.00 Uhr, Audimax A14).
Info www.jaspersjahr2008.de

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Authentizität und Intensität

Kunst im Dialog / Von Monica Meyer-Bohlen*

Zum 125-jährigen Geburtstag erinnert die Universität Oldenburg an den aus Oldenburg stammenden großen Existenzphilosophen und Psychiater Karl Jaspers (1883-1969). Mit einer vielschichtigen Ausstellung und einem umfangreichen wissenschaftlichen Programm werden Leben und Werk beleuchtet und in aktuelle Bezüge gesetzt.
Die Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die – zusammen mit einer Biografieausstellung – vom 22. Mai bis 12. Juli 2008 im Foyer und dem Außenbereich des Hörsaalzentrums gezeigt wird, soll den Dialog bildender Künstler mit Jaspers’ Denken sichtbar werden lassen. Perspektivisch leitend für dieses Experiment ist Jaspers’ umfassender Blick für den einzelnen Menschen, sein offenes, undogmatisches Denken, in dessen Mittelpunkt der Mensch steht.
Jaspers’ Philosophie ist geprägt durch das Postulat subjektiven Sehens und steht für den Anspruch eines eigenständigen Wahrnehmens und Denkens, das aus heutiger Perspektive mit den Worten Authentizität und Intensität zu umschreiben wäre. Diese Begriffe, die gegenwärtig zur Phrase zu verkommen drohen, besitzen in einer Zeit, in der allgemeine Stilkategorien in der Kunst nicht mehr selbstverständlich sind und das Individuum mit seiner besonderen Perspektive allein den Sinn des Werks zu verantworten hat, dennoch eine hohe Bedeutung.
Die Ausstellung will in den präsentierten Werken den Anspruch, die „Wirklichkeit im Ursprung zu erblicken“ (Jaspers), den Besuchern als Herausforderung aktiven Wahrnehmens vermitteln. Der subjektive Blick auf die Welt, den die Künstler mit unterschiedlichen Medien anbieten, soll als Anregung eigenen Sehens und Deutens dienen. Was zählt und was aus der Kunst dieser Ausstellung mitzunehmen ist, ist der authentische Blick auf die Welt, der Versuch, man selbst zu sein, keinem Opportunismus anheim zu fallen, hellwach zu bleiben, jedem Nachlassen des Denkens entgegen zu wirken und Wahrnehmung als Prozess zu erkennen, der, wie Jaspers' Denken, nie zu einem endgültigen Ergebnis führt – weder für den Künstler noch für den Betrachter. Um die bewusste Wahrnehmung und die Integration des denkenden Betrachters geht es in dieser Ausstellung.

Die Künstler und ihre Werke

Rainbow democracy

Ólafur Elíasson, Installation „Rainbow democracy“ (Fotorealistische Darstellung).

Die künstlerische Arbeit Ólafur Elíassons ist durch authentische und intensive Subjektivität bestimmt. Ihm gilt das Sehen als eine selbstbestimmende Tätigkeit, als ein in eigener Verantwortung zu steuernder Prozess, den Jaspers als das „innere Handeln“ bezeichnete. Elíassons zusammen mit Peter Weibel geschaffene Außeninstallation „Rainbow democracy“ ist eigens für die Oldenburger Ausstellung hergestellt worden. Ein großer, in den Elementarfarben leuchtender, um eine Brücke zwischen zwei Gebäuden gewundener Ring spielt politisch auf die Notwendigkeit aktiver Teilnahme an, auf eine freiheitliche Gesellschaftsordnung, in der alle Interessengruppen gerecht vertreten sind. Das Farbspektrum dieser Parteien, so Weibel, findet sich in den Regenbogenfarben des Kreises wieder. Das Thema der eigenen Wahrnehmung und der Wahrnehmung von Wirklichkeit und Zeit nehmen in der Ausstellung Künstler wie Eckhard Dörr (Oldenburg), Jan-Peter Sonntag (Berlin) und Marieken Matschenz (Leipzig) zum Anlass, den Besucher unmittelbar in ihr jeweiliges Werk einzubeziehen. Partikulares Erkennen von Realität und das Vergehen von Zeit deutet Eugenia Gortchakova (Moskau) im schnellen Bildwechsel in ihrem Video-beitrag an, der auf dem Briefwechsel von Hannah Arendt und Karl Jaspers basiert.
Das ungegenständliche „Sein“, um das es Jaspers in seinem „erhellenden Denken“ oder „schwebenden Philosophieren“ geht, wo Grenzen des objektiv Denkbaren und Mitteilbaren immer wieder zu „übersteigen“ sind, findet seine formale Entsprechung in den hyperbolischen Knoten aus Lichtmaterial von Mariella Mosler (Hamburg).
Reliefs aus rechtwinklig angeordneten polierten Metallstäben mit dem Titel „Gedankengebäude“ von Natascha Kaßner (Berlin) verweisen in ihrer offen angelegten Struktur auf unabgeschlossene Denkvollzüge. Je nach Standort des Betrachters entstehen unterschiedliche Perspektiven des Erkennens, wie sie Jaspers in der existenziellen Subjektivität philosophisch beschreibt.
Solche „Standortverschieblichkeit“ ist es auch, die Marieken Matschenz in ihrer Installation „Ge(h)schichten hoch n“ in Art eines Welttheaters gestaltet, in dem sich unterschiedliche Kulturen – als Verweis auf Jaspers' Weltphilosophie – auf gleicher Ebene begegnen können. Erfahrbar wird das Werk erst im eingreifenden Handeln des Besuchers.
Florian Meisenberg (Düsseldorf) thematisiert die Wahrhaftigkeit des Kunstwerks, mit dem, so Meisenberg, der Kunstschaffende im Entstehungsprozess verschmelzen müsse. Auf großen Plakatwänden im Außenbereich der Ausstellung unterläuft er ironisch auf subtile Weise Scheinwelten aus Bildung und Kultur, das tagtägliche Angebot der Werbung, hier speziell das des Kunstmarktes. Jochen Plogsties’ Kunst ist geprägt von ihren bewegten Entstehungsprozessen, in denen jeder Moment, so der Künstler, von ihm etwas Neues erfordere, damit er sich als einzigartig ernst genommen fühle. Sein für die Oldenburger Ausstellung entstandenes Gemälde „Lichtung" vermittelt dies eindringlich. Entscheidend sind dem Künstler die Weisen der malerischen Wirkung, die, wie die „Weisen des Umgreifenden" bei Jaspers in die Unendlichkeit greifen.
Immer wieder, so auch bei Mao Maeda (Kyoto), ist das Unvollendete, Fragmentarische das Thema. Ihr Bild zeigt einen leer gelassenen Bildgrund mit Rahmen als Grenze, über die hinaus ein sich auflösendes Liniengewirr ins Grenzenlose führt.
Katia Liebmann (Berlin) ist mit ihrer „Zwiesprache“, einer Serie großer Holzschnitte nach dem Vorbild kleiner mittelalterlicher Einblatt-Holzschnitte, auf der Suche nach Wahrheit und Demut in der Selbstrücknahme. Sie begreift sich als ausführende Hand.
Elke Nebel (Düsseldorf) widmet sich in dem gemalten Film „Die Fährte“ dem Phänomen der Unendlichkeit, das in der zyklischen Wiederholung in kosmischer Weite erscheint.
Schließlich bietet Michael Triegel (Leipzig) in altmeisterlicher Manier verschiedene Passionsmotive, die, gebrochen vom subjektiven Blick, dem säkularen Betrachter erlauben, die christliche Bildsprache neu zu lesen. „Karfreitagsstilleben“ und „Schmerzensmann“ erscheinen ungewöhnlich, die Passionsdarstellung sprengt den Rahmen der modernen Weltanschauung. Und doch verbergen und verbinden sich mit den tradierten Dogmen anthropologische Einsichten in das Leiden als unvermeidliche Größe des Lebens. Jaspers hat solcher Wirklichkeit im Begriff der „Grenzsituation“, zu denen er Krankheit und Sterben zählt, philosophischen Ausdruck verliehen.

*Dr. Monica Meyer-Bohlen ist Kunsthistorikerin und Kuratorin der Kunstausstellung zum Jaspers-Jahr 2008.

Triegel Meisenberg Matschenz
Michael Triegel, „Ostertraum“ (Ausschnitt). Florian Meisenberg, Einzelbild aus seiner Oldenburg-Installation. Marieken Matschenz, „Ge(h)schichten hoch n“.

 

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Symposium „Böse. Macht. Musik“

Ein internationales studentisches Symposium über das Reich der Musik und die Macht des Bösen findet vom 10. bis 12. Oktober am Institut für Musik der Universität statt. Die Veranstaltung „Böse. Macht. Musik“ wird von Studierenden des Instituts in Trägerschaft des Dachverbands der Studierenden der Musikwissenschaft organisiert und soll den Themenkomplex in Vorträgen, Diskussionen und Konzerten über die Fachgrenzen der Musikwissenschaft hinaus beleuchten. Interessierte ReferentInnen können sich ab sofort melden.
@ symposium2008@dvsm.de
Info www.boese-macht-musik.de

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„Kalle goes Web“

Erster Podcast der Uni von Musikstudierenden

Die Oldenburger Medienlandschaft ist um einen Kanal reicher: Seit Februar melden sich mit dem Podcast „Kalle goes Web“ Studierende des Instituts für Musik zum Thema Musik und Medien zu Wort.
Podcasts sind „Radiosendungen“, die in Form von Audio-Dateien im Internet in regelmäßigem Rhythmus veröffentlicht werden. Die HörerInnen können sie mit einem so genannten Podcatcher abonnieren, der die Dateien bei Erscheinen automatisch auf den Rechner herunter lädt. Entstanden ist „Kalle goes Web“ im Rahmen zweier Seminare im letzten Wintersemester. Im Seminar von Axel Kassner aus dem Bereich Medienmusikpraxis wurden die Studierenden an technische Aspekte des Podcastings herangeführt, während Lydia Grün aus dem Bereich Musik und Medien in einer „Lehrredaktion“ inhaltliche Aspekte beisteuerte. Hier entstand auch der Name „Kalle goes Web“ als Tribut an den Namensgeber der Universität, Carl von Ossietzky.
Inzwischen stehen die ersten Podcast-Episoden und Hintergrundinformationen zu Themen wie der schrillen Jugendszene „Visual Kei“ oder dem studentischen Dokumentarfilm „Zu laut, zu dunkel, to düür“ im Internet zum Download bereit.
Info www.kallegoesweb.de

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Comics der Kaiserzeit

Neue Sammlung in der Universitätsbibliothek

Nick Carter

Spannung pur: das erste Nick Carter-Heft, 1906.

Groschenhefte über die Abenteuer und Taten des New Yorker Detektivs Nick Carter sowie des Wild-West-Helden Buffalo Bill fanden ab 1906 reißenden Absatz bei den jugendlichen Lesern in Deutschland. Die bürgerliche Öffentlichkeit reagierte empört: Solche Schundliteratur gehöre verboten. Im Reichstag wurde sogar eine Gesetzesänderungsvorlage eingebracht, die jedoch nie verabschiedet wurde. So konnte der Dresdener Verleger seine Hefte bis zum Ersten Weltkrieg ungehindert drucken und verkaufen, mitunter 45.000 bis 80.000 in der Woche.
Was bekam man für seine 20 Pfennige? 32 Seiten im Quartformat, einen farbigen Deckel mit integriertem amerikanischen Originaltitelbild, Abenteuer, Action und Spannung in schlechter Übersetzung und auf billigstem Papier. Die Hefte wurden selten aufgehoben, sondern gelesen, wiedergelesen, zerlesen, verschenkt, weggeworfen, vernichtet. Sie sind Raritäten geworden. Wer heute Lieferungshefte der Kaiserzeit sammeln will, wird eher in Antiquariaten als bei eBay fündig.
Ein Sammler aus Varel hat jahrelang 463 Originalhefte aus der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg gesammelt und jetzt der Universitätsbibliothek geschenkt. Schwerpunkt Nick Carter, aber auch Buffalo Bill. Eine kleine, aber feine Sammlung.
Kevin Carpenter

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KompositionsWettbewerb

Zur Förderung von NachwuchskomponistInnen schreibt das Institut für Musik den 9. Internationalen Wettbewerb um den „Carl von Ossietzky-Kompositionspreis“ aus. Eingereicht werden können Kompositionen, die einen Bezug zu dem Nobelpreisträger, seinen Ideen und Werten haben. Es sollten leichte bis mittelschwere Werke für Big Band und Orchester sein, die bislang weder veröffentlicht noch aufgeführt worden sind. Die Aufführungsdauer sollte 6 Minuten nicht überschreiten. Vergeben werden ein Hauptpreis in Höhe von 800 s
und ein mit 300 s dotierter Förderpreis. Die Gelder werden u.a. von der Universitätsgesellschaft Oldenburg zur Verfügung gestellt. Informationen und Anmeldung im Internet unter:
Info www.uni-oldenburg.de/musik/28054.html

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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