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Inhalt 6/2008

Kultur

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"Himmel und Hölle"

Ex-Bibliotheksdirektor Hermann Havekost als Buchmacher

Hermann Havekost: Scherenschnitt für die Kunst.
Foto: Golletz

Die Idee entstand bei einer Flasche Rotwein: Hermann Havekost, der erste Direktor der Oldenburger Universitätsbibliothek, dachte über die anstehende Ausstellung „Artist’s Books“ nach und spielte mit einem Blatt Papier, faltete es an einer Diagonalen, öffnetet es an der anderen Diagonalen: „Himmel und Hölle“. Für die ungewöhnliche Schau mit Künstlerbüchern und Buchobjekten, die auf Initiative des Oldenburger Kunsthistorikers Klaus Groh zustande kam und an der sich über 200 KünstlerInnen aus 28 Ländern beteiligten, musste ein Katalog her, der einzigartig war, für den Druck geeignet und bindbar. Das war Mitte der achtziger Jahre.

Havekost verbreiterte die Papierfalz des alten Kinderspiels zum Buchrücken, so dass ein quadratisches Klappbuch herauskam mit dreieckigen Seiten, simultan lesbar für vier Personen. Der Katalog umfasst 1.500 Seiten. Abgebildet und beschrieben sind alle Exponate: Objekte von Joseph Beuys, Jiri Kolar, Milan Krisak, Pino Poggi, Klaus Staeck, Wolf Vostell und anderen. Besonders gefallen dem pensionierten Bibliothekar die „Betrachtungen zur Vor- und Nachgeschichte des Buches“ von Rudolf zur Lippe, die in kalligrafisch schöner Handschrift von Seite zu Seite springen.

„Einfach weil es Spaß macht“, hat Havekost sich überreden lassen und ist in diesem Jahr für kurze Zeit zurückgekehrt in die Universitätsbibliothek, genauer: in die Buchbinderei unterhalb der eigentlichen Benutzerräume. Nach dem Tod des Buchbinders Friedel Haffner drohte die Kunst, die schönen Faltbücher anzufertigen, in Vergessenheit zu geraten. In einer Anleitung hat Havekost daher detailliert alle Schritte festhalten, wie der Stoß Blätter bedruckt, beschnitten, verklebt, geheftet und gebunden wird.

Spaß macht dem handwerklich versierten Bibliothekar vor allem die Gestaltung der Bucheinbände. Es scheint kein Material zu geben, das er nicht zu verwenden wüsste. Eine Vitrine im Eingangsbereich der Universitätsbibliothek gibt einen Überblick über seine Kreativität. Da finden sich Buchbeutel und Einbände, gefertigt aus Packpapier, Zeitungen, Fell und Fahrradschläuchen. Lederhose, Schuhe, Tornister und eine alte Offset-Druckplatte wurden zu originellen Einbanddecken. Als Verzierung der Unikate dienen Fundsachen der unterschiedlichsten Art: ein SED-Parteiabzeichen, das Havekost nach der Maueröffnung am Brandenburger Tor von der Straße aufgelesen hat, deutsch-chinesische Freundschaftsbuttons und sonstige Devotionalien.

Sammler und Liebhaber können, so Hans-Joachim Wätjen, auf dessen Initiative diese Verkaufsausstellung zustande kam, die Buchobjekte zum Selbstkostenpreis erwerben. Der Nachfolger von Havekost und heutige Leiter der Bibliothek trägt sich mit der Idee, auch die Schätze zu heben, die seit der Ausstellung 1986 in den Archiven lagern: Fast alle beteiligten KünstlerInnen hatten der Bibliothek Exponate überlassen, so dass die Sammlung etwa 300 Künstlerbücher und Buchobjekte umfasst. Am liebsten wäre Wätjen eine Doppelausstellung in Kooperation mit dem Neuen Museum Weserburg Bremen, bei der die Objekte aus dem Umkreis von Pop-Art, Fluxus, Mail-Art und Concept-Art präsentiert werden.

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Weltbester Sprücheklopfer

Günther Willen, Bibliothekar an der Universität, hat ein neues Buch herausgebracht. „Niveau ist keine Hautcreme – Gepflegte Sprüche für alle Lebenslagen“, so der Titel der Sammlung, für die gilt: Wer sich nicht amüsiert, der ist selber schuld. Der ehemalige Redakteur des Satire-Magazins „Kowalski“ veröffentlichte 2003 bereits „Wer das liest lebt länger – Das Lexikon für alle Lebenslagen“, das auszugsweise im Wissenschaftsteil der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ abgedruckt wurde. In seinem neuen Buch hat er dem Volksmund ganz genau auf eben jenen geschaut. Heraus kam ein Sammelsurium an Sprüchen, die einem nach der Lektüre das Schweigen erschweren. UNI-INFO traf sich mit dem Sprüchesammler.

UNI-INFO: Herr Willen, nach ihrem Lexikon haben sie nun eine Sprüchesammlung für jede Lebenslage verfasst. Was ist so faszinierend an Lebenslagen?

WILLEN: Mich faszinieren Lebenslagen von jeher mehr als Sonnenuntergänge oder wenn jemand ein Huhn imitieren kann. Gute Sprüche in jeder Lebenslage machen das Leben leichter und sorgen gleichsam für Friede, Freude, Eierkuchen. Auch und vor allem in widrigen Situationen kann man über sich hinauswachsen. Ein Beispiel? Absolut wunderbar ist es auf hoher See folgenden Spruch zu hören: „Ein sicheres Mittel gegen Seekrankheit: Setzen Sie sich unter einen Baum.“

UNI-INFO: Sie waren Redakteur bei der Satirezeitschrift „Kowalski“. Sie schreiben für „Titanic“ und „taz“. Wie passt das zu Ihrem Beruf als Bibliothekar?

WILLEN: Passt, sitzt, wackelt und hat Luft. Wer Autor sagt, muss auch Bibliothekar sagen.

UNI-INFO: Die größte Gefahr für die Bibliothek ist der lesende Bibliothekar. Wie sieht es mit dem schreibenden aus?

WILLEN: Der schreibende Bibliothekar ist das größte Glück der Bibliothek. Er weiß, wo noch Lücken im Bestand sind und füllt diese auf.

UNI-INFO: Nun die harten Fakten: Über wie viele Jahre hinweg haben Sie die Sprüche gesammelt? Wie viele Notizbücher wurden gefüllt?

WILLEN: Als ich sieben Jahre alt war, schenkte mir Onkel Bernd aus Uptloh einen Lederball. Daraufhin sagte meine Mutter: „Ein Onkel, der was mitbringt ist besser als eine Tante, die Klavier spielt.“ Seit damals sammle ich Sprüche, Kalauer, Wortspiele und andere Scherze. Irgendwann habe ich die Sachen nach Schlagwörtern geordnet und galt lange Zeit als einer der besten Sprücheklopfer weltweit. Wofür es Zeugen gibt. Erst 42 Jahre später kam ich auf die Idee, ein Buch daraus zu machen.

UNI-INFO: Wie viele Freundschaften zerbrachen, weil ein neuer Spruch unbedingt getestet werden musste?

WILLEN: Ein paar gute Freundschaften zerbrachen schon, dafür habe ich jetzt ein paar treue Feinde. Aber zum Glück gehören nur Leute mit Humor zu meinen Freunden.

UNI-INFO: Kann man nach der Lektüre Ihres Buches überhaupt noch normal kommunizieren, ohne ständig einen neuen Spruch anbringen zu müssen?

WILLEN: Nach dem Spruch ist vor dem Spruch. Im Übrigen gilt der astreine Satz von Harry Rowohlt: „Man wird sich dereinst für jeden Kalauer verantworten müssen, für den man sich zu schade war.“

UNI-INFO: In welcher Situation sollte man lieber nicht auf einen Spruch aus Ihrem Buch zurückgreifen?

WILLEN: Wenn man dem Trappistenorden beitritt und sein Schweigegelübde abgelegt hat.

www.niveauistkeinehautcreme.de

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Bilder ZU Texten ...

… ist der Titel einer Ausstellung im Stadtmuseum Oldenburg, die Originalillustrationen zu Bilderbüchern des Oldenburger Künstlers und Hochschullehrers Prof. Dr. Jens Thiele zeigt. Vom 12. bis 27. Juli sind Bilder zu sehen, die zwischen 2004 und 2007 entstanden sind. Dazu gehören auch Collagen zu Goethes Ballade „Erlkönig“ (oben), die den klassischen Text in neue Kontexte setzen. Das Bilderbuch erschien 2007 im österreichischen Verlag Bibliothek der Provinz und wurde kürzlich als eines der „schönsten Bücher Österreichs 2007“ gekürt. Die Ausstellung ist täglich (außer montags) von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

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"Nie wieder Krieg"

"Nie wieder Krieg“ ist der Titel einer Komposition für Chor und Ensemble, für die Alina-Maria Rötzer, eine aus Rumänien stammende Musikwissenschaftlerin, im Mai mit dem Hauptpreis des Carl von Ossietzky-Kompositionswettbewerbs ausgezeichnet wurde. Rötzer studierte in Bukarest Klavier und Komposition und machte ihr Diplom in Musikpädagogik. Sie studierte an der Universität Oldenburg bei der Komponistin Prof. Violeta Dinescu. Die junge Komponistin hat für ihre Werke bereits eine Reihe von Preisen erhalten, u.a. den Förderpreis des Wettbewerbs Komposition der deutschen Musikhochschulenrektorenkonferenz. Der 1996 von uniChor-Leiter Manfred Klinkebiel ins Leben gerufene Kompositionswettbewerb wird von Violeta Dinescu betreut.

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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