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Inhalt 3/2009

Hochschulpolitik

UNI - FH: Kritiker sprechen von einer Teilfusion

Universität soll in vielen Bereichen eng mit der Fachhochschule Wilhelmshaven, Oldenburg, Elsfleth kooperieren

Nach fast zehn Jahren ihrer Existenz wird die FH Oldenburg, Ostfriesland, Wilhelmshaven (FH OOW) wieder getrennt. Der 2000 von der SPD-Regierung erzwungene Zusammenschluss der Hochschulen im Nordwesten soll per Gesetz im Herbst aufgehoben werden und zu zwei eigenständigen Hochschulen führen: zu einer FH Emden/Leer (FH EMD/LER) und einer FH Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth (FH WHV/OL/EL), die eng mit der Universität Oldenburg verbunden wird.

Mit der Gesetzesnovelle folgt Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) den Empfehlungen der Strukturkommission, die im Sommer vergangenen Jahres eingesetzt worden war und nach fünf Sitzungen zu dem Schluss kam, dass die Trennung unvermeidlich sei – nicht nur weil sich bei der FH OOW ein strukturelles Defizit in Höhe von 2,5 Millionen s aufgebaut hat, sondern auch weil der Zusammenschluss offensichtlich nur formal vollzogen wurde, nie aber zu einer Identität und einem gemeinsamen Profil geführt hat. Das hatten viele Kritiker prophezeit.

So wird die FH EMD/LER fast wieder ihre vorherige Struktur erhalten. Anders wird es bei der FH WHV/OL/EL sein. Die Hochschulen in Wilhelmshaven, Oldenburg und Elsfleth bleiben zusammen und werden, was im Vorfeld von vielen FH-WissenschaftlerInnen gewünscht wurde, eng mit der Universität kooperieren. Das soll nicht nur dadurch geschehen, dass der Verwaltungs- und zentrale Dienstleistungsbereich sowie der Technologietransfer mit der Universität Oldenburg verknüpft wird. Auch im Bereich von Studium und Forschung sollen Konzepte erarbeitet werden, die sich, soweit das möglich ist, eng an die Angebote der Universität anlehnen. Dafür soll ein Stearing Board sorgen, das die Kooperation zwischen den beiden Hochschulen regelt und aus den Mitgliedern der Präsidien bestehen soll. Inhaltlich geht es dabei nicht nur um gemeinsame Masterstudiengänge, sondern auch um die Beteiligung von FH-ProfessorInnen an Promotionsverfahren und den Zugang geeigneter FH-AbsolventInnen zur Promotion. Besonders werden in den Empfehlungen der Kommission die Audiologie, für die es bereits einen gemeinsamen Studiengang gibt, und die Meerestechnik erwähnt. Hier sollen die Ingenieurwissenschaften in Wilhelmshaven und Seefahrt in Elsfleth eng mit dem Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) kooperieren. Wie eng die Verbindung werden soll, drückt sich auch darin aus, dass die Gesetzesnovelle auch einen gemeinsamen Hochschulrat für die Universität und die FH vorsehen soll.

Das geht dem Senat der Universität eindeutig zu weit. Er sprach sich in der März-Sitzung einstimmig sowohl gegen die Errichtung eines Stearing Boards als auch gegen einen gemeinsamen Hochschulrat aus. Wegen dessen großer Rolle bei der Wahl des Präsidenten könne man nicht auf einen eigenen Hochschulrat verzichten.

Bereits in der Februarsitzung, zu der eigens Staatssekretär Dr. Josef Lange gekommen war, wurden deutlich Bedenken gegen die Empfehlungen der Kommission geäußert. Prof. Dr. Gerd Hentschel (Demokratische Hochschule, DH) stellte in Frage, ob die Kommission tatsächlich die Kompetenz habe, derart weit reichende Empfehlungen für die Hochschullandschaft im Nordwesten abzugeben, die das Ministerium, wie Lange erklärte, nun 1:1 umsetzen wolle. Prof. Dr. Ulrich Ruschig (Universität im Umbruch, UIU) sprach von einer „Teilfusion“, mit der sich die Universität nicht habe befassen können. Prof. Dr. Wolfgang Nebel (DH) äußerte sich besorgt über eine mögliche Veränderung des Profils der Universität und fragte, was die übergeordnete Zielsetzung des gesamten Prozesses sei.

Lange betonte, dass Prof. Dr. Reto Weiler im Dezember als noch amtierender Vizepräsident für Forschung von der Kommission angehört worden sei, an deren Kompetenz es keinen Zweifel geben könne. Nachdrücklich betonte er, dass das strukturelle Defizit der FH ausgeglichen sei.
Die kommissarische Präsidentin der Universität, Dr. Heide Ahrens, sagte, auch wenn sich die Einsparungen durch Bildung einer gemeinsamen Verwaltung in Grenzen hielten, sei dieser Schritt sinnvoll, um nicht zusätzliche Mittel für Verwaltungsaufgaben aufwenden zu müssen. Wichtig sei aber vor allem, dass sich im akademischen Bereich eine sinnvolle Balance zwischen Abgrenzung und Zusammenarbeit beider Hochschulen herstellen lasse.

Lange bot den Dekanen und dem Personalrat an, ihnen in besonderen Informationsveranstaltungen zur Verfügung zu stehen, um Missverständnisse auszuräumen. Zeit bleibt dafür nicht viel. Die Gesetzesnovelle soll schon bald verabschiedet werden, und sie sieht vor, dass schon am 30. Juni 2010 ein gemeinsamer Entwicklungsplan für beide Hochschulen vorliegt.

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Kandidaten-Rückzug

Die von der Findungskommission eingeladenen WissenschaftlerInnen für die Bewerbung um das Präsidentenamt werden nicht kandidieren. Das gab die kommissarische Präsidentin Dr. Heide Ahrens vor dem Senat bekannt. Ein potenzieller Kandidat aus Süddeutschland habe seine engen Bindungen zu seiner Universität nicht aufgeben wollen, die aus Westdeutschland kommende Professorin habe an ihrer Forschung festhalten wollen, aber erkannt, dass dies mit dem Präsidentenamt an der Universität nicht vereinbar sei. In Kürze wird die Findungskommission zusammentreten, um zu beraten, wie es weitergehen soll.

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Neue Akzente

Die seit 1998 bestehende Partnerschaft der Universität Oldenburg mit der Nelson Mandela Metropolitan University (NMMU) in Port Elizabeth (Südafrika) soll durch neue Schwerpunkte vertieft werden. Neben der Zusammenarbeit beim internationalen Master-Studiengang Hochschulmanagement, bei der AIDS-Prävention sowie der Energie- und Umweltforschung werden jetzt bei der Lehrerbildung neue Akzente gesetzt.

So geht es unter der Leitung der Wirtschaftspädagogin Prof. Dr. Karin Rebmann um „epistemic beliefs“ von BerufsschullehrerInnen, also um empirische Vergleiche ihrer individuellen Überzeugungen auf dem Gebiet des Wissens und Lernens. Um möglichen interkulturellen Unterschieden auf die Spur zu kommen, werden Handelslehramtsstudierende aus Oldenburg und angehende LehrerInnen der NMMU befragt. Ein weiterer Schwerpunkt ist der von den Biologiedidaktikerinnen Prof. Dr. Corinna Hößle und Dr. Katja Reitschert initiierte Austausch von Studierenden und Lehrenden der Biologie, Umwelt- und Gesundheitsbildung. Eine erste Gruppe war bereits im Februar in Port Elizabeth, eine zweite wird im Juli folgen. Zurzeit gibt es sechs Lehramtsstudierende aus Oldenburg an der NMMU.

Die Kooperation wird an der Universität Oldenburg vom Zentrum für Süd-Nord-Bildungskooperation (ZSN) getragen, dem nun auch zwei Mitarbeiter südafrikanischer Herkunft angehören: der Sozialpädagoge und Theologe Dr. Ben Khumalo-Seegelken und Arnold Jordaan, Schulleiter im Ruhestand aus Port Elizabeth.

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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