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39. Jahrgang
Nummer 4
Mai 2012
www. p r e s s e . un i - o l denbu r g . de / un i - i n f o
UNI-INFO
Zitat
„Universitäten müssen Freiräume
für forschende Querdenker blei-
ben.“
Prof. Dr. Helmut Schwarz,
Präsident der Alexander von
Humboldt-Stiftung
„Nach dem
Schönen“
Ä
sthetisch-politische Fragen ste-
hen im Mittelpunkt der dies-
jährigen „Karl Jaspers Vorlesungen
zu Fragen der Zeit“. Gast ist Prof.
Dr. Robert Pippin (Foto) von der
University of Chicago, einer der re-
nommiertesten Philosophieprofes-
soren der USA. Das Thema seines
mit viel Bildmaterial unterstützten
Festvortrags: „Nach dem Schönen.
Hegel und die Philosophie der mo-
dernen Bildkunst“. Pippins breit ge-
fächerte Forschungen konzentrieren
sich auf die Philosophie des späten
18. und 19. Jahrhunderts sowie der
Gegenwart. Dabei interessiert er
sich besonders für die Theorie der
Moderne, die Politische Philosophie
und Fragen der Ethik. In „Verwirkli-
chung der Freiheit.
Der Idealismus als
Diskurs der Mo-
derne (Frankfurt a.
M. 2005) widmet
sich Pippin in meh-
reren Einzelstudien
den „Verheißungen der europäischen
Moderne“ und ihrer Kritik bei so
verschiedenen Autoren wie Imma-
nuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich
Hegel, Friedrich Nietzsche, Mar-
tin Heidegger, Leo Strauss, Hans
Blumenberg und Jürgen Habermas.
Pippin war Fellow des National En-
dowment for the Humanities der
Universität Kalifornien, der Alexan-
der von Humboldt-Stiftung und des
Wissenschaftskollegs zu Berlin. Er
erhielt u. a. den Andrew W. Mellon
Distinguished Service Award.
Pippins ausgeprägt interdiszipli-
näres Interesse richtet sich vor-
nehmlich auf das Verhältnis der
Philosophie zur Literatur, zur mo-
dernen Kunst und zum zeitgenös-
sischen Film. Wie schon bei den
„Frankfurter Adorno-Vorlesungen“,
deren Gast er im vergangenen Jahr
war, beschäftigt sich Pippin in sei-
nemOldenburger Vortrag mit Hegels
Auffassung von der Kunst als phi-
losophischer Arbeit, die geschicht-
liche Weisen des menschlichen
Selbstverständnisses zum Ausdruck
bringen kann. Dabei fragt er sich,
wie aus Hegelscher Perspektive eine
gesellschaftliche Konfiguration zu
begreifen ist, in der sich die darge-
stellten Gegenstände der Malerei
schrittweise zu entmaterialisieren
scheinen, indem sie sich zunächst
in Sinneseindrücke auflösen, dann
zu geometrischen Konstruktionen
umgeformt und „rationalisiert“ wer-
den und schließlich in Experimenten
mit gegenstandslosen Bildern völlig
verschwinden.
Im Rahmen der Festveranstaltung
wird auch der Karl Jaspers Förder-
preis der EWE Stiftung verliehen.
Er geht an den Münsteraner Hegel-
forscher Dr. David P. Schweikard für
seine Dissertation „Der Mythos des
Singulären – Eine Untersuchung der
Struktur kollektiven Handelns“ (Pa-
derborn 2011). Zurzeit ist Schwei-
kard Stellvertretender Sprecher des
Jungen Kollegs der Nordrhein-West-
fälischen Akademie der Wissen-
schaften und der Künste. (mr)
Wann: 5. Juni, 16.00 Uhr
Wo: Aula
A
us erster Hand erfahren, was den
neuen Oldenburger Modellstudien-
gang Humanmedizin auszeichnet – diese
Chance nutzen über 600 junge Leute im
April. Verschiedene Veranstaltungen
600 Studieninteressierte beim EMS-Informationstag
informierten über den Aufbau und die
Besonderheiten des Studiums. Begeis-
tert zeigten sich die TeilnehmerInnen
insbesondere von der stark patienteno-
rientierten Ausrichtung. Neben Mitglie-
dern der neu zu gründenden Fakultät
informierten auch Groninger und Ol-
denburger Partner der EMS über ihre
Beiträge zum Modellstudiengang.
Foto: Markus Hibbeler
Preis der Lehre:
Vorschläge gesucht
S
tudierende können bis zum 12. Sep-
tember Vorschläge für den Preis
der Lehre 2011/12 einreichen. Prämiert
werden Lehrveranstaltungen und Mo-
dule aus dem Wintersemester 2011/12
und dem Sommersemester 2012 in den
Kategorien „Bestes Modul“, „Beste
Veranstaltung“ und „Besonders gelun-
gene Anleitungen zum eigenständigen
wissenschaftlichen Arbeiten und For-
schen“. Eine Jury aus Studierenden
und WissenschaftlerInnen wählt die
PreisträgerInnen aus. Der Preis wird
von der Vizepräsidentin für Studium
und Lehre, Prof. Dr. Gunilla Budde,
ausgelobt und von der Universitätsge-
sellschaft Oldenburg (UGO) gefördert.
Vorschläge können über ein Online-
Formular eingereicht werden.
www.uni-oldenburg.de/
preisderlehre
D
er Ozean ist eng in das Klimage-
schehen der Erde eingebunden.
Er sorgt für den Transport und das
weltweite Umverteilen von Wärme und
Nährstoffen. Wie hat sich der Ozean
während abrupter Klimawechsel in
der Vergangenheit verhalten, und wel-
che Rolle hat er dabei gespielt? Die-
se und weitere Fragen stellt sich die
Max-Planck-Forschungsgruppe „Ma-
rine Isotopengeochemie“, angesiedelt
am Institut für Chemie und Biologie
des Meeres (ICBM) der Universität
Oldenburg und unterstützt durch das
Max-Planck-Institut für Marine Mikro-
biologie in Bremen.
Um Antwor ten auf ihre Fragen zu
bekommen, untersuchen die Wissen-
schaftlerInnen die Verteilung von Neo-
dym-Isotopen im Meer und in fossilen
marinen Sedimenten. Die Isotopenver-
hältnisse sind in der Erdkruste charak-
teristisch verteilt und prägen damit den
Meeren einen isotopischen „Finger-
abdruck“ auf. „Durch ein Lesen der
Neodym-Isotope können wir die Her-
kunft des Meerwassers und damit die
Ozeanströmungen bestimmen“, sagt Dr.
Katharina Pahnke, die die Forschungs-
gruppe seit August aufbaut und leitet.
Neodym-Isotopie ist das Spezialgebiet
von Pahnke – mit ihrer Methodik be-
schäftigte sich die Paläoozeanographin
bereits am Lamont-Doherty Earth Ob-
servatory der Columbia Universität in
New York (USA). Zuvor hatte sie zwei
Jahre lang am Massachusetts Institute
of Technology in Cambridge (USA)
geforscht. Bevor sie nach Oldenburg
kam, war Pahnke als Associate Re-
search Professor an der Universität von
Hawaii tätig.
„Neodym Isotope bieten eine einzigar-
tige Möglichkeit, Änderungen und Pro-
zesse im Ozean zu studieren“, erläutert
Pahnke. Auch fossile marine Sedimente
würden untersucht. „Durch sie erhalten
wir Aufschluss darüber, wie sich die
Ozeanzirkulation im Zuge von Klima-
schwankungen in der Vergangenheit
verändert hat.“
Die Forschungsarbeiten sind knifflig:
Die Isotope kommen in nur sehr gerin-
ger Konzentration im Meerwasser vor.
Ihre Messung erfordert Geduld und
Akribie – und vor allem sehr saubere
und staubfreie Bedingungen im Labor.
Für die Messungen hat das ICBM ein
hochempfindliches Massenspektrome-
ter angeschafft. „Das Hochleistungs-
gerät hat multiple Detektoren“, sagt
Pahnke. Dadurch könne es bis zu neun
Isotope gleichzeitig messen. „Das Mas-
senspektrometer erlaubt uns, Isotopen-
verhältnisse hochgenau zu bestimmen,
die in der Umwelt nur ganz geringe
Unterschiede zeigen.“
Pahnke ist zuversichtlich, schon bald
erste Erkenntnisse über die Geschichte
des Ozeans liefern und maßgeblich zu
einem besseren Verständnis der Welt-
meere beitragen zu können. Über Was-
ser- und Sedimentproben verfügt ihre
Forschungsgruppe bereits – gewonnen
auf Schiffsexpeditionen im pazifischen
Sektor des Südpolarmeeres, im Nord-
atlantik und Nordpazifik. Die nächste
Expedition ist für den Herbst geplant:
Dann geht es mit dem Forschungsschiff
„Sonne“ wieder aufs Meer – zurück in
die Vergangenheit des Ozeans. (me)
Blick in die
Vergangenheit des Ozeans
Max-Planck-Forschungsgruppe untersucht Rolle der Weltmeere für das Klima
Arbeit am neuen Massenspektrometer: Katharina Pahnke, Leiterin der Max-Planck-For-
schungsgruppe „Marine Isotopengeochemie“.
Foto: Markus Hibbeler
Honorarprofessur
für Staatsrechtler
G
erhard Hoogers (Foto), Staats-
rechtler an der Rijksuniversiteit
Groningen, wird in Anerkennung sei-
ner Lehrtätigkeit für die Hanse Law
School von Universi-
tätspräsidentin Prof.
Dr. Babette Simon
zum Honora r pro -
fessor ernannt. Zu
den Gästen gehören
auch der Botschafter
der Niederlande in
Deutschland, Marnix Krop, und der
Präsident des Gerichtshofs in Leeuwar-
den, Daan Keur.
Seit 2003 unterstützt Hoogers die
rechtsvergleichende Lehre in Olden-
burg und Bremen. Nach dem Jurastu-
dium in Nijmegen und der Promoti-
on in Groningen widmete er sich als
Hochschullehrer für Staatsrecht auch
rechtsvergleichenden Fragen, die für
den deutsch-niederländischen Koope-
rationsstudiengang von besonderem
Interesse sind.
„Der rechtsvergleichende Ansatz hat
in den letzten Jahren an Bedeutung
gewonnen und zählt seit jeher zu den
Kernelementen der Hanse Law School.
Der Blick über den Tellerrand kann
helfen, Lösungen aus anderen Rechts-
ordnungen für das eigene Recht zu
gewinnen“, sagt Prof. Dr. Christine
Godt, Direktorin der Hanse Law School
Oldenburg. „Dazu hat Gerhard Hoogers
einen wesentlichen Beitrag geleistet.“
Gerade der Blick zu den niederlän-
dischen Nachbarn sei für die Rechts-
wissenschaft wegen der dort bestehen-
den eigenständigen Lösungsansätze
sehr fruchtbar. Oldenburg könne hier
von den sehr guten Verbindungen nach
Groningen profitieren.
Wann: 11. Mai, 17.00 Uhr
Wo: Aula