Seite 4
UNI-INFO
41 Jrg. 2/14
A
b sofort ist die niederländische Bi-
bel „Statenvertaling“ aus dem Jahr
1657 im Internet zugänglich. Möglich
gemacht haben das etwa 100 ehrenamt-
lich Tätige. In einem deutsch-nieder-
ländischen Netzwerk haben sie mit der
„Statenvertaling“ die zehnte Bibel in
niederländischer Sprache transkribiert
– und das Bibel-Digitalisierungsprojekt
damit abgeschlossen.
Bei dieser Bibel handelt es sich um
eine komplett revidierte Neufassung
der Erstausgabe der Staatenbibel aus
dem Jahr 1637, die bereits 2007 digita-
lisiert wurde. Die Staatenbibel des Jah-
res 1657 wird auch als Korrigierbibel
bezeichnet, weil in ihr zahlreiche Feh-
ler bereinigt wurden. Sie bildete über
Jahrhunderte die Vorlage für spätere
Editionen. „Viele Bibelzitate in litera-
rischen und anderen Werken bis ins 19.
und 20. Jahrhundert basieren auf ihr“,
erläutert der Oldenburger Niederlan-
dist Drs. Hans Beelen, der zusammen
mit Prof. Dr. Nicoline van der Sijs
(Universiteit Nimwegen) das Projekt
leitet und koordiniert. Der „Statenver-
taling“ von 1657 komme daher eine
besondere kulturhistorische Relevanz
zu. „Sie bildet eine wahre Fundgrube
zur Erforschung der niederländischen
Sprache“, so Beelen.
Bei dem Bibel-Digitalisierungsprojekt
handelt es sich um das mit Abstand
größte „Crowdsourcing-Projekt“ der
niederländischen Philologie. Mit ins-
gesamt zehn spätmittelalterlichen und
frühneuzeitlichen Bibelübersetzungen
aus der Zeit von 1477 bis 1657 haben
die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
in nur sechs Jahren insgesamt mehr als
15 Millionen Wörter digitalisiert. Seit
einigen Jahren nehmen sie auch nicht-
biblische Texte in Angriff. Allein im
letzten Jahr haben sie 30 literarische
und historische Texte aus dem 16. bis
19. Jahrhundert transkribiert. Außer-
dem stehen alte Briefe, etymologische
Wörterbücher, Dialektwörterbücher
und -umfragen auf ihrer Agenda. „Die
Begeisterung der Ehrenamtlichen ist
ungebrochen, und die Wissenschaftler
freuen sich über die Erschließung die-
ser Quellen. Daher machen wir weiter“,
so Beelen. (mr)
datasets/id/easy-dataset:34380
Biblische Fundgrube
15 Millionen Wörter in sechs Jahren digitalisiert
A
ngst vorm leeren Blatt? Wie anfan-
gen? Wie Schreibblockaden über-
winden? Fragen zu Inhalt und Recherche,
zu Aufbau und Darstellung? In der zwei-
ten „Langen Nacht der (aufgeschobenen)
Hausarbeiten“ erhalten Studierende Un-
terstützung bei ihren Arbeitsvorhaben.
Prof. Dr. Gunilla Budde, Historikerin und
Vizepräsidentin für Studium und Lehre,
eröffnet die Veranstaltung mit einem
sitätsbibliothek bis 22.00 Uhr fachliche
Einzelberatungen und Vorträge an. Für
Abwechslung sorgt der Hochschulsport
mit Yoga und einer „Bewegten Pause“.
Die Café-Bar ist bis 1.00 Uhr geöffnet.
Wann: 6. März, 18.00 bis 1.00 Uhr
Wo: Zentralbibliothek,
Campus Haarentor
/
lange-nacht-2014
Schreiben,
wenn andere schlafen
Zweite „Lange Nacht der (aufgeschobenen) Hausarbeiten“
Vortrag. Dann geben MitarbeiterInnen
der Bibliothek bis tief in die Nacht
Hilfestellungen und Tipps gegen das
Hinauszögern der Hausarbeiten, zum
wissenschaftlichen Arbeiten, zur Bibli-
otheksrecherche und zu Literaturver-
waltungsprogrammen. In Kooperation
mit der Lernwerkstatt der Zentralen
Studienberatung und der Psychosozia-
len Beratungsstelle bietet die Univer-
Aufgewacht?! Aus dem Ankündigungsplakat der „Langen Nacht“.
Wohin geht
die Reise?
D
ie Zeiten unbegrenzten Wachs-
tums der Beratungsbranche
sind vorbei: Auf dem 5. Berater-
symposium „Beratung im Über-
morgen – Wohin führt die Reise?“
nehmen sich ExpertInnen dieses
Trends an und diskutieren innovative
Methoden der Beratungsbranche.
Veranstalter ist der Kooperations-
studiengang „Management Consul-
ting“ (M.A.) der Universität Olden-
burg und der Hochschule Emden/
Leer. Das in Deutschland einzig-
artige Symposium richtet sich an
UnternehmensberaterInnen, Mana-
gerInnen, Beratungsforscher-Innen
und Studierende sowie an Interes-
sierte, die als Klienten in Kontakt
mit UnternehmensberaterInnen ste-
hen. Anmeldung unter:
oldenburg.de
Wann: 28. Februar, 10.00 Uhr
Wo: Hörsaalzentrum, A 14
CCC:
Die besten Clips
D
ie Sieger des zweiten Videowett-
bewerbs „Campus Clip Contest“
stehen fest. Bei der öffentlichen Preis-
verleihung zeigt die Presse & Kom-
munikation alle eingereichten Beiträ-
ge. Die drei Erstplatzierten erhalten
Preisgelder von insgesamt 1.750 Euro.
Mit unterschiedlichen Ideen setzten
Oldenburger Studierende „ihre“ Uni-
versität in 120 Sekunden ins Bild.
Lediglich das Motto war vorgegeben:
„Deine Uni wird 40“. Eine vierköp-
fige Jury unter dem Vorsitz von Vize-
präsidentin Prof. Dr. Gunilla Budde
wählte die Gewinner aus.
Wann: 19. Februar, 18.00 Uhr
Wo: Bibliothekssaal,
Campus Haarentor
Kurznachrichten
Stipendien
für Doktoranden
A
uch in diesem Jahr förder t
die Heinz Neumüller Stiftung
gemeinsam mit CEWE COLOR
DoktorandInnen der Universität.
Das Stiftungskuratorium unter Vor-
sitz von IHK-Präsident Gert Stu-
ke hat beschlossen, die Chemiker
Matthias Bender und Heinz Bül-
ter sowie die Betriebswirtschaft-
lerInnen Charlotte Schuster und
Sören Sundermann bei ihren Pro-
motionen zu unterstützen. Sie ha-
ben sich durch Können, Initiative
und Verantwortung ausgewiesen.
Als Anerkennung ihrer Leistungen
werden sie für zwölf Monate geför-
dert. Heinz Neumüller, Firmengrün-
der der CEWE COLOR-Gruppe,
rief die Stiftung 1995 ins Leben.
Seither wurden insgesamt 103
DoktorandInnen unterstützt. Die
Gesamtfördersumme liegt knapp
unter einer halben Million Euro.
Zusammenarbeit
mit dem Irak
U
m eine künftige Zusammenarbeit
des Instituts für Sonder- und Re-
habilitationspädagogik mit irakischen
Universitäten in Dohuk und Koya ging
es bei einer Reise der Oldenburger
Sonderpädagogin Prof. Dr. Monika
Ortmann und der Psychologin Dorin
K. Strenge in die Region Kurdistan/
Irak. Im Mittelpunkt der Gespräche
stand die von Deutschland und dem
Irak ratifizierte UN-Konvention über
die Rechte von Menschen mit Behin-
derungen innerhalb des irakischen
Bildungssystems. Die Behinderten-
rechtskonvention fordert, dass Men-
schen aller Altersstufen mit Behin-
derungen in allen gesellschaftlichen
Lebensbereichen sowie in den Bil-
dungsinstitutionen gleichberechtigt
partizipieren können. Die irakischen
Gesprächspartner stünden der wis-
senschaftlichen Zusammenarbeit und
Forschung mit WissenschaftlerInnen
Universität Oldenburg sehr offen und
interessiert gegenüber, so Ortmann.
Unterstützt wurde die Forschungs-
reise durch den Deutschen Akade-
mischen Austauschdienst und das
International Relations Office.
Aufgeschrieben
W
ir wurden einfach ins kalte Was-
ser geworfen: Zusammen mit vier
Studentinnen, die ebenfalls Biologie
auf Lehramt studierten, sollte ich an
der Gelvandale Highschool im Town-
ship von Port Elizabeth für zwei Mo-
nate Naturwissenschaften unterrichten.
Schulleiter Meervin Blaauw empfing
uns freundlich und stellte uns dem
Lehrerkollegium vor. Dann kam der
Moment der Wahr-
heit : Umgehend
teilte er uns mit, in
welchen Klassen
d ie Leh rerI nnen
ausgefallen seien
und welche Unter-
richtseinheiten wir
dort übernehmen
sollten. Ich war den ersten Tag an ei-
ner Schule in Südafrika und gleich am
ersten Tag sollte ich vor einer Schul-
klasse stehen und unterrichten. Wenn
ich im Vorfeld gewusst hätte, dass es
sofort losgeht – ich wäre ganz schön
nervös gewesen.
Seit 2009 unterhält die Fachdidaktik
Biologie der Universität eine enge Ko-
operation mit der Nelson Mandela Me-
tropolitan University of Port Elizabeth
sowie mit zwei weiterführenden Schulen
in Südafrika – der Gelvandale School
und der Lawson Brown School. Die Ko-
operation steht unter dem Motto „Part-
nership creates Power – Partnerschaft
schafft Energie“ und bietet Lehramts-
studierenden die Möglichkeit, an einer
der beiden Schulen zu unterrichten.
Fast alle TeilnehmerInnen des Pro-
jekts nutzen die Gelegenheit, vor Ort
zu forschen und schreiben darüber ihre
Abschlussarbeit. Ich habe beispielswei-
se Interviews mit den LehrerInnen der
Gelvandale Highschool geführt und
werte diese für meine Masterarbeit aus.
Prof. Dr. Corinna Hößle ist die Schirm-
herrin des Projekts und hat uns hervor-
ragend auf Südafrika vorbereitet. Den
Aufenthalt mussten wir größtenteils
selbst organisieren. Es gibt einige Sti-
pendienprogramme, unter anderem das
„promos-Stipendium“ des International
Student Office, sowie das „Mobilitäts-
stipendium“ der Fakultät V, die das
Projekt unterstützen.
Wir mussten uns selbst eine Woh-
nung suchen und ein Auto mieten. Die
Townships sind für Fremde einfach
zu unsicher. Also fuhren wir jeden
Morgen die fünf Kilometer von unserer
Wohnanlage, die mit Elektrozaun und
Gitterstäben vor den Festern gesichert
war, zum Unterricht in das Township.
Aber es waren gerade diese Gegen-
sätze, die den Aufenthalt einerseits so
spannend machten und andererseits en-
orm prägten. In der Wohnanlage lebten
auch andere internationale Studierende.
„Erfahrungsschatz möchte ich nicht missen“
Studentin Lea Brauer unterrichtete an südafrikanischer Highschool
Die haben nie einen Fuß in die Town-
ships gesetzt. Sie haben das Südafrika,
das wir tagtäglich an der Gelvandale
Highschool erlebten, gar nicht mitbe-
kommen. Wir hingegen wurden von
den LehrerInnen dort äußerst herzlich
aufgenommen. Einige haben uns so-
gar zum Essen eingeladen. Ich habe
Hochachtung vor den LehrerInnen. Die
Klassen sind größer als bei uns. Es ist
keine Seltenheit, dass ein Lehrer für
mehr als 600 SchülerInnen zuständig
ist. Auch die Unterrichtsform erinnert
stark an Frontalunterricht. Trotzdem
schaffen sie es, einen Unterricht zu
gestalten, der lehrreich und spannend
ist. Ich habe in den zwei Monaten alle
Schulstufen und -klassen unterrichtet.
Sogar SchülerInnen, die kurz vor ihrem
Abschluss standen. Ein Erfahrungs-
schatz, den ich nicht missen möchte.
In dem Projekt habe ich jede Menge
pädagogische Erfahrungen sammeln
können. Der Sprung ins kalte Wasser
hat sich gelohnt: Ich habe immer noch
Kontakt zu den LehrerInnen, und ich
bin souveräner geworden, wenn ich in
Deutschland vor einer Klasse stehe.
Die zwei Monate an der Gelvandale
Highschool haben das Vertrauen in
meine pädagogischen Fähigkeiten ge-
stärkt. (tk)
Lea Brauer hat Mathematik und Biolo-
gie auf Lehramt studiert.
1,2,3 5,6,7,8