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HERBST 2011
Das Energielabor der Universität Oldenburg ist so etwas wie
das Symbol der Oldenburger Energieforschung. Seine Planung
reicht zurück in die 70er Jahre, als die Ölkrise die Suche nach
anderen Energieformen auf dieTagesordnung brachte.Gegen
den weiteren Ausbau der Kernenergie setzten die Oldenbur-
gerWissenschaftler aufWind und Sonne als Energieträger.Die
Arbeitsgruppe „Physik Regenerativer Energiequellen“ wollte
unter Beweis stellen, dass es möglich ist, ein Labor zu betrei-
ben, das seinen Energiebedarf komplett aus erneuerbaren
Quellen deckt. 1982 wurde es als erstes Gebäude auf dem
CampusWechloy in Betrieb
genommen. Bis Anfang der
90er Jahre war das Energie-
labor Gegenstand fast aller
Forschungsarbeiten zum Thema Erneuerbare Energien in
Oldenburg. Heute dient das Gebäude für Praktika, Lehrveran-
staltungen und Büroarbeitsplätze. In wenigenMonaten feiert
das Energielabor seinen 30. Geburtstag, doch einige seiner
Einbauten können auf eine erheblich längere Lebensdauer
verweisen. Ein Teil der dortigen Solarzellen ist sogar schon 36
Jahre in Gebrauch – das ist deutschlandweit einmalig.
Die Solarzellen wurden von der Firma AEG-Telefunken unter
der Bezeichnung„TSGMQ 36/0“ hergestellt.Das Elektrounter-
nehmen hatte seinen Sitz damals in Wedel bei Hamburg. Im
Laufe der Jahre wechselte es öfter seinen Namen, ging durch
die Hände vonDaimler-Benz und RWE und ist heute als Schott
Solar GmbH Bestandteil des Technologie-Konzerns Schott AG.
Bevor 1981 die 336Modulemit einer gesamten Nennleistung
von 3,5 kW installiert wurden,waren sie bereits fünf Jahre lang
Teil eines vomBundesforschungsministeriumgefördertenPro-
jekts. Heute arbeitet amOldenburger Energielabor die älteste
Photovoltaik-Anlage dieser Größenordnung in Deutschland.
Das Energielabor liefert damit ideale Voraussetzungen für
die Betrachtung der Lebensdauer von Solarzellen. Da es in
Deutschland sonst kaum Anlagen dieser Größe und dieses
Alters gibt, sind Informationen über die tatsächliche Leistung
und Haltbarkeit der SolarzellenMangelware. Beides ist für die
Wirtschaftlichkeit aller Photovoltaik-Anlagen entscheidend.
Im Allgemeinen geht man von einer Lebensdauer von 25
Jahren aus. Diese Zeitspanne liegt fast allen Wirtschaftlich-
keitsberechnungen zu Grunde, die für die Finanzierung von
Photovoltaik-Anlagen herangezogen werden. Arbeitet eine
Anlage länger, dann macht der Betreiber einen zusätzlichen
Gewinn. Liegt die Leistung der Photovoltaikanlage unter der
vomHersteller garantierten Betriebsdauer, steht der Betreiber
vor nicht unerheblichen finanziellen und wirtschaftlichen
Problemen. Die Solarzellen des Oldenburger Energielabors
haben die erwartete Laufzeit um mehr als zehn Jahre über-
Die älteste noch arbeitende
Photovoltaikanlage.
Nur eine sorgfältige Vermessung im
Labor bestimmt den Zustand eines
Solarmoduls:Wissenschaftler unter-
suchen die Solarzelle.
Only careful laboratory measure-
ments can determine the condition
of a solar module: Scientists examine
the solar panel.