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28. März 1996   85/96

Vor der Küste hat das Frühjahr schon begonnen

Oldenburg. Ein für diese Jahreszeit ungewöhnliches Phänomen entdeckten etwa 30 Wissenschaftler mehrerer Forschungsinstitute, darunter auch das Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, in der Deutschen Bucht: Eingerahmt von Eisbarrieren entlang der Küste, ist die Frühjahrsplanktonblüte bereits in vollem Gange. Das langanhaltende Frostwetter habe, so die Wissenschaftler, nicht nur die Wassertemperaturen gesenkt, sondern auch bei ablandigen Winden oder ruhigen Wetterlagen dafür gesorgt, daß das Sonnenlicht bis tief unter die Wasseroberfläche eindringen konnte, so daß der Einfluß der niedrigen Temperaturen mehr als kompensiert wurde. Trotz des unter 0° C kalten Wassers hätten sich daher schon jetzt außergewöhnlich hohe Algenbestände gebildet.

Die umfassenden Untersuchungen des Planktons in der Deutschen Bucht fanden zwischen dem 22. Februar und 11. März 1996 im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts KUSTOS (Küstennahe Stoff- und Energieflüsse - Der Übergang Land-Meer in der südöstlichen Nordsee), das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Technologie und Forschung (BMBF) gefördert wird, statt. Beteiligt waren Hubschrauber und mehrere Schiffe, wie die VALDIVIA der Universität Hamburg. Untersucht wurden die Einflüsse des ungewöhnlich langanhaltenden Winters auf die Planktonentwicklung vor der Küste im Zusammenhang mit meteorologischen Effekten, Strömungen und chemischen Einträgen aus den Flüssen.

Schon bei den ersten Untersuchungen entdeckten die Wissenschaftler ein besonders hohes Aufkommen der "supergroßen" Kieselalge Coscinodiscus wailesii mit ihren typischen, immerhin bis zu 0,4 mm großen tonnenförmigen Zellen. Sie sei erst vor einigen Jahren in die Küstengewässer eingewandert oder durch Ballastwasser eingeschleppt worden. Die ebenfalls mikroskopisch großen Krebstiere, das Zooplankton, hätten sich bereits auf das reichliche Nahrungsangebot eingestellt und mit einer verstärkten Eiproduktion begonnen. Die ausschlüpfenden Larven würden sich dann nachhaltig über die Algen hermachen.

Durch den Vergleich mit vorausgegangenen, ähnlichen Untersuchungen zu anderen Jahreszeiten werde es möglich sein, so die Wissenschaftler, die wechselnden Einflüsse von Strömungen, Nährstoffeinträgen und Wetter auf die Transporte und Planktonentwicklung besser zu verstehen und daraus Empfehlungen für die weitere Verminderung der Überdüngung der Küstengewässer zu geben.

Pressekontakt: Dr. Claus-Dieter Dürselen, Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, Tel.: 0441/798-3269

(Stand: 19.01.2024)  | 
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