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Helge Peters

 

11. November 1997   304/97

Präsentation von Gewalt in Printmedien

Oldenburg. Fast täglich sind den Medien Meldungen über steigende Kriminalität, über zunehmende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen und sexuellen Mißbrauch an Kindern zu entnehmen. Sind diese Meldungen aber tatsächlich Zeugnis ständig wachsender Gewalt in unserer Gesellschaft? Oder hat sich vielmehr das Bild, die Definition von Gewalt in der Gesellschaft verändert? In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt untersuchten die SoziologInnen Birgit Menzel und Michael Redenius unter der Leitung von Prof. Dr. Helge Peters vom Fachbereich 3 Sozialwissenschaften der Universität Oldenburg, ob und wie sich die Definition von Gewalt in den vergangenen Jahren gewandelt hat. Besonders interessierten die WissenschaftlerInnen dabei die Gewalttaten von Männern, die sich gegen Frauen richteten.

Untersucht wurden Meldungen über Gewalttaten in vier großen, überregionalen Tageszeitungen der Jahrgänge 1960/61, 1967/68, 1974/75, 1981/82, 1988/89 und 1995. Dabei fanden die WissenschaftlerInnen heraus, daß Gewalt, die von Männern ausging, in den untersuchten Zeitungen 1995 fünfmal stärker vertreten waren als noch 1960. Männergewalt gegen Frauen wurde 1995 dreimal häufiger in den Zeitungsartikeln erwähnt als zu Beginn des Untersuchungszeitraums, Gewalt allgemein rund doppelt so häufig. Auch die Artikel selbst, die Gewalttaten zum Inhalt hatten, seien deutlich umfangreicher geworden, fanden die WissenschaftlerInnen heraus. Auffällig, meinen die SoziologInnen, sei dabei, daß in den letzten 35 Jahren offensichtlich eine Sensibilisierung in Richtung Männergewalt allgemein und Männergewalt gegen Frauen stattgefunden habe.

Seit den 70er Jahren werde im Zusammenhang mit der Gewaltthematik zunehmend auch über Sexualität geredet. Sexualität sei immer ein gewaltnahes Thema gewesen, stellen die Oldenburger SoziologInnen fest. Sexuell begründete Gewalt sei jedoch meist psychisch gestörten Menschen zugerechnet worden. In den 70er Jahren seien diese Art von Gewalttaten "normalisiert" worden. Damit nehme auch die Häufigkeit des thematisierten Zusammenhangs von Sexualität und Männergewalt gegen Frauen zu. In derselben Zeit verlasse Männergewalt gegen Frauen aber auch den "sozialen Nahraum".

Während in den 70er Jahren am häufigsten Handlungen des männlichen Ehepartners als Gewalt beschrieben worden seien, so sei der Gewalttäter heute häufiger ein der Frau fremder Mann. Entsprechend hätten sich die Erklärungen von Männergewalt gegen Frauen gewandelt. In den 60er und 70er Jahren sei diese Form der Gewalt häufiger als eskalierende Auseinandersetzung in einer Ehe beschrieben worden. In den Zeitungsbeiträgen, die seit Ende der 80er Jahre erschienen seien, spiele diese Erklärung kaum noch eine Rolle. In ihnen werde Männergewalt gegen Frauen überwiegend mit nichtehelichen individuellen und sozialen Mängellagen erklärt.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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