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29. April 1998   124/98

Radioaktive Lebensmittelbelastung 12 Jahre nach Tschernobyl

Oldenburg. Aus Anlaß des 12. Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April hat die Arbeitsgruppe Physikalische Umweltanalytik am Fachbereich Physik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg eine Meßkampagne zur derzeitigen Belastung von Lebensmitteln mit Cäsium 137 durchgeführt. Insgesamt wurden 36 Stichproben untersucht. Bei der Auswahl der Proben setzte die Arbeitsgruppe zwei Schwerpunkte. Zum einen wurde Kinder- und Babynahrung untersucht, da Kinder hinsichtlich möglicher Strahlenbelastungen besonders gefährdet sind. Zum anderen wurden Waldfrüchte und Wildfleisch analysiert, da hier auch heute noch mit deutlichen Belastungen zu rechnen ist.

Kinder- und Babynahrung sowie Molkereimilch aus der hiesigen Region sind nahezu unbelastet. Bei vielen Proben lag der Meßwert Cäsium 137 unterhalb, bei einigen im Bereich der Nachweisgrenze von ca. 0,3 Bq/kg.

Die zum Teil dramatische Situation in Weißrußland wird durch die Belastung einer Muttermilchprobe mit ca. 30 Bq/kg zum Ausdruck gebracht. Dieser Wert liegt für die dortige Region eher am unteren Ende. Wie aus einem weißrussischen Bericht von 1997 hervorgeht, waren nur ca. 11 Prozent der untersuchten Muttermilchproben mit weniger als 37 Bq/kg belastet. Der von der Strahlenkommission des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) empfohlene Nahrungsmittelgrenzwert für Kleinkinder liegt bei 10 Bq/kg.

Bei den übrigen untersuchten Nahrungsmitteln (Wildfleisch, Waldfruchtkonserven, Pilzkonserven, Honig, Nüsse) wurden überwiegend keine besorgniserregenden Cäsium-Konzentrationen gefunden.

Eine Ausnahme bilden zwei Proben tiefgekühlter Heidelbeeren; nach Auskunft des deutschen Vertreibers handelt es sich um Beeren aus dem Herkunftsland Weißrußland. Hier lagen die Cäsium-Belastungen bei 763 Bq/kg bzw. 609 Bq/kg und damit über dem EU-Grenzwert. Diese Beeren hätten demnach nicht nach Deutschland importiert werden dürfen. Der Vertreiber wird aufgrund der Meßergebnisse bis auf weiteres auf entsprechende Importe verzichten.

Die Ergebnisse im einzelnen:

Probenbeschreibung Haltbarkeits-Datum Chargen-Nummer Cs-137 in Bq/kg
Kinder- und Babynahrung
Kinder-Milchnahrung NESTLE BEBA PRE 31.12.1998 L/WMXAL04 uN
Kinder-Milchnahrung MILUPA APTAMIL 18.3.1999 L0491824c uN
Kinder-Milchnahrung MILUPA MILUMIL 24.6.1999 L1750647 0.6 ± 0.1
Kindernahrung HIPP, Tomaten-Gemüse-Bio-Rindfleisch 28.2.2000 04/59L01 uN
Kindernahrung ALETE, Kartoffeln-Erbsen-Bio-Rindfleisch 31.11.1999 WL4F uN
Muttermilch aus Weißrußland (aus 1996) 29.3 ± 1.4
Milch
Milch BREMERLAND Frische Vollmilch, 3.5 % Fett 28.4.1998 0.5 ± 0.1
Milch IGEMO Frische Vollmilch, 3.5 % Fett 21.4.1998 0900920 0.5 ± 0.05
Milch IGEMO Frische Vollmilch, 3.5 % Fett 22.4.1998 090 08/22 0.4 ± 0.05
Fleisch
Hirschfleisch (Gulasch, Kauf 09.04.98 Kreienborg OL) 37.8 ± 0.6
Rehfleisch (Rehblatt, Kauf 23.04.98 Oltmanns OL) 7.5 ± 1
Wildschwein (Filet, Kauf 23.04.98 Oltmanns OL) 3.7 ± 0.2
Rindfleisch (Studentenwerk Oldenburg) uN
Pilzkonserven
Pfiffe

(Stand: 19.01.2024)  | 
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