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Detlef Garz

 

6. Juli 1998   200/98

Biographieforschung an der Universität Oldenburg über deutsche Emigranten

Oldenburg. Die Biographien von Emigrantinnen und Emigranten, die während der NS-Zeit Deutschland verlassen mußten, stehen im Mittelpunkt von zwei Forschungsprojekten an der Universität Oldenburg. Sie werden von dem Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Detlef Garz ("Forschungsgruppe Entwicklung und Erziehung" am Fachbereich 1 Pädagogik) geleitet und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert. Die Biographien wurden 1940 aufgrund eines 'wissenschaftlichen Preisausschreibens' der Harvard Universität (Cambridge, Mass., USA) gesammelt und bisher nicht systematisch ausgewertet und bearbeitet.

Die Wissenschaftler aus den Fachgebieten Psychologie, Geschichte und Soziologie baten seinerzeit die EmigrantInnen, über ihr "Leben in Deutschland vor und nach dem 30. Januar 1933" einen Bericht zu erstellen. Es wurden ca. 260 Manuskripte eingereicht, die Einblicke in das Leben deutschsprachiger EmigrantInnen zwischen 1880 und 1940 gewähren. Für das DFG-Projekt stehen 180 Manuskripte aus dem Archiv der Harvard Universität zur Verfügung. Die Verfasser sind überwiegend Akademiker, vor allem Ärzte, Juristen, Pädagogen.

Anhand des Materials werden die Erfahrungen der jüdischen bzw. als nicht arisch definierten Menschen mit dem nationalsozialistischen Regime rekonstruiert. Das Nebeneinander und Ineinandergreifen von Zwangsmaßnahmen und verbliebenen Partizipationsmöglichkeiten, die Veränderungen in der Alltagskultur, den Wertorientierungen und den Bewußtseinslagen kommen in den Aufzeichnungen zum Ausdruck und können einer sozialwissenschaftlichen Analyse sowohl von Verarbeitungsmechanismen als auch von Auswirkungen auf biographische Verläufe dienen.

Zwei der Manuskripte werden im Rahmen von Einzelfallstudien bearbeitet. Diese rekonstruieren das Leben des Emder Arztes Dr. Julian Kretschmer und der Ärztin Dr. Paula Tobias, die zuletzt in Bevern bei Holzminden praktizierte. Darüber hinaus entsteht eine sozial-historische Studie, die das Alltagsleben im Nationalsozialismus in seinen unterschiedlichen Facetten dokumentiert.

Kontakt: Prof. Dr. Detlef Garz, "Forschungsgruppe Entwicklung und Erziehung" am Fachbereich 1 Pädagogik, Tel.: 0441/798-2917, Fax: 0441/798-2325, e-mail:

(Stand: 19.01.2024)  | 
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