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Andreas Wojak

 

16. September 1998   264/98

Erfolgreiche Doktorarbeit: Vierte Auflage der Geschichte Moordorfs im Bremer Verlag Temmen

Oldenburg. Einen unerwarteten Erfolg kann eine Publikation verbuchen, die vor knapp zehn Jahren als Doktorarbeit im Fach Geschichte an der Universität Oldenburg entstanden und 1992 als Buch erschienen ist: „Moordorf - Dichtungen und Wahrheiten über ein ungewöhnliches Dorf in Ostfriesland". Autor ist der Politologe und Journalist Andreas Wojak. Die Arbeit wurde von dem Historiker Prof. Dr. Erhard Lucas-Busemann (†1993) betreut. Kürzlich ist im Verlag Edition Temmen (Bremen) die vierte, verbesserte Auflage des Buches erschienen. Hintergrund ist eine kontinuierliche Nachfrage besonders durch die Besucher des Moormuseums Moordorf, aber auch in Buchhandlungen der Region.

Die Moorkolonie Moordorf (Gemeinde Südbrookmerland, Landkreis Aurich) galt lange als Dorf von „Zigeunern", Sträflingen, Bettlern, Hausierern, Messerstechern und nicht zuletzt Kommunisten. Die Nationalsozialisten griffen solche Vorurteile, Gerüchte und Halbwahrheiten auf, um das „Problem Moordorf" endgültig zu „lösen". In einer „erbbiologischen Bestandsaufnahme" erklärten sie die Bevölkerung für „minderwertig". Die sozialgeschichtliche Darstellung Wojaks befaßt sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte Moordorfs von 1920 bis 1950.

Das Buch fand seinerzeit regen publizistischen Wiederhall. So schrieb DIE ZEIT: „Das Ergebnis mehrjähriger Forschungen ist eine verständliche, spannend zu lesende sozialhistorische Studie. Welche lebenslangen seelischen Verwundungen der mörderische Unsinn der pseudowissenschaftlichen Rassehygieniker bei den Opfern anrichtete, hat Wojak in seinen Interviews bloßgelegt. Allein dieses Kapitel macht sein Buch zu einer der bedeutsamsten Publikationen in der noch jungen Erforschung der NS-Sterilisations- und Euthanasiepraxis." Der Volkskundler Prof. Dr. Wilhelm Brednich (Universität Göttingen) bewertete die Arbeit in einer Rezension mit „Bestnoten". Dem Autor gelinge es „vorzüglich, seine Quellen zum Sprechen zu bringen". Es sei ein „hervorragend gelungenes und spannend zu lesendes Buch".

Der Erfolg des Buches lasse sich vermutlich auf die gelungene Art der Geschichtsvermittlung zurückführen, sagte der Vorsitzende des Vereins Moormuseum Moordorf, Peter Schallmaier, in einem Pressegespräch anläßlich der Neuauflage. Es gebe Antworten auf viele bis dahin ungeklärte Fragen der Dorfgeschichte und sei „anschaulich und spannend, ohne auf solide Wissenschaftlichkeit zu verzichten".

Für Verleger Horst Temmen war der Erfolg ebenfalls überraschend. „Bis heute ist 'Moordorf' in unserer zeitgeschichtlichen Abteilung so etwas wie eine 'Perle'", sagte Temmen. Beeindruckend sei vor allem, daß das Buch auch in Moordorf selbst so gut aufgenommen worden sei, obwohl es mit der üblichen Art, Heimatgeschichte zu schreiben, nichts zu tun habe. „Auch kritische Geschichtsschreibung kann erfolgreich sein, wenn sie gut gemacht ist", so der Bremer Verleger.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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