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Birger Kollmeier

Volker Mellert

 

21. März 2000   73/00

Akustikertagung in Oldenburg: Was Bremsenquietschen, Glockenschall und Sprache in Handys vereint

Oldenburg. Vom 20. bis 23. März 2000 findet in der Universität Oldenburg, zum zweiten Mal nach 1986, die "DAGA 2000" statt, die als Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Akustik zu den weltweit bedeutendsten Veranstaltungen auf diesem interdisziplinären Gebiet zählt. Zur Sprache kommen die neuesten Entwicklungen aus Grundlagenforschung, angewandter Forschung und industrieller Entwicklung aus der ganzen Bandbreite der Akustik. So stellt in einem Plenarvortrag "Schwingungen und Schall von Glocken" Prof. Dr. Helmut Fleischer, München, neue Meßmethoden und Ergebnisse zum Glockenklang und seiner wahrgenommenen Tonhöhe vor, die er an einer 37 kg Moll-Oktav-Glocke gewonnen hat. In dem Tagungsschwerpunkt "Fahrzeugakustik" geht es darum, die Lärmabstrahlung durch Kraftfahrzeuge zu verringern und sie im Innenraum leiser zu machen. Dabei spielen Geräuschphänomene wie das "Whoop-Geräusch" bei der Fahrzeugkupplung, das Getrieberasseln oder das "Bremsenquietschen" eine Rolle. So tritt z. B. Bremsenquietschen fahrzeugabhängig in ganz spezifischen Frequenzbereichen auf. Durch Modulation von Bremsen-Eigenfrequenzen ist es nun möglich, das Bremsenquietschen weitestgehend zu unterdrücken. Schließlich geht es in dem Vorkolloquium "Gehörbasierte Sprachverarbeitung" um die Verarbeitung von Sprache und Klängen mit dem Computer, die durch neueste Erkenntnisse über die Schallverarbeitung im Gehör wesentlich verbessert werden kann. Ein aktuelles Beispiel ist die MP3-Kodierung von Musiksignalen im Internet oder die Sprachübertragung in Handys, wo jeweils durch Ausnutzung von Gehör-Eigenschaften die für die Übertragung oder Speicherung erforderliche Datenmenge deutlich verkleinert wird. Beim MPEG-Verfahren (moving picture experts group) z. B. um den Faktor 6 bis 12 ohne wahrnehmbare Qualitätsverluste. Weitere Tagungsthemen kommen aus den Bereichen audiologische Akustik, Psychoakustik, Raum- und Bauakustik, Elektroakustik, Ultraschall, akustische Messtechnik und physikalische Akustik, sowie Lehre in der Akustik.

Die akustische Forschung an der Universität Oldenburg genießt nationales und internationales Renommee. Sie ist interdisziplinär angelegt und umfasst Arbeitsgruppen und Institute aus den Fachbereichen Physik und Psychologie. Der wissenschaftliche Tagungsleiter der "DAGA 2000" und ehemaliger Präsident der "Deutschen Gesellschaft für Akustik", der Oldenburger Physiker Prof. Dr. Volker Mellert, sagte über die Bedeutung der Tagung: "Ein Ziel dieser Tagung ist nicht nur, auf wissenschaftlicher Ebene die neuesten Forschungsergebnisse zu diskutieren, sondern auch in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein über den Stellenwert der Akustik und ihre Anwendungen für das tägliche Leben zu wecken." Dass dieses Thema brisant ist, zeigt die jüngste Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: Qualifizierte Akustik-Absolventen werden von der Industrie händeringend gesucht, die Zahl von Hochschuleinrichtungen mit entsprechender Ausbildungskapazität nimmt dagegen eher ab.

Einen besonderen "Leckerbissen" bietet der öffentliche Abendvortrag des international berühmten Psychoakustikers Albert Bregman aus Toronto, der am Mittwoch, 22. März, 20:30 Uhr, im neuen Hörsaalzentrum der Universität über "Auditory Scene Analysis and Basic Psychoacoustic Properties" berichten wird. Dabei geht es um die einzigartige Fähigkeit unseres Hörsystems, aus einem akustischen Klangbrei eine Szene mit mehreren Hör-Objekten herauszuhören. Der Eintritt zu diesem in Englisch gehaltenen Vortrag ist frei.

Kontakt: Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, Arbeitsgruppe Medizinische Physik, Tel.: 0441/798- 5466, Fax: 0441/798-3902, E-Mail: , Internet: http://www.dega.itap.de/daga2000/daga2000info.htm

(Stand: 19.01.2024)  | 
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