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August Schick

 

10. Juni 2002   176/02

Gehörschutz für Sportlehrer?

Oldenburger PsychoakustikerInnen forschen über Akustik in Klassenräumen

Oldenburg. Trotz der offenkundigen Bedeutung einer "guten Akustik" für erfolgreiches schulisches Lernen spielt dieser Aspekt beim Schulbau oft nur eine untergeordnete Rolle. Unterrichtsräume weisen daher häufig erhebliche raumakustische Mängel auf: Sie sind zu "hallig", die Sprachverständlichkeit ist unzureichend und die Grundgeräuschpegel sind zu hoch. Zu diesem Ergebnis gelangen PsychologInnen der Universität Oldenburg, die sich mit den akustischen Bedingungen in Schulen und deren Auswirkungen auf Befinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit von SchülerInnen und Lehrkräften befassen. Die betreffende Arbeitsgruppe am Institut zur Erforschung von Mensch-Umwelt-Beziehungen wird von dem renommierten Oldenburger Lärmforscher und Psychoakustiker Prof. Dr. August Schick geleitet. Über ihre aktuellen Untersuchungen berichtet die Arbeitsgruppe in der neuesten Ausgabe des Oldenburger Universitätsforschungsmagazins EINBLICKE (Maria Klatte, Markus Meis, Christian Nocke und August Schick: Akustik in Schulen - Könnt ihr denn nicht zuhören?!, in: EINBLICKE Nr. 35, 2002, S. 4-8. Der vollständige Text ist abrufbar unter
www.uni-oldenburg.de/presse/einblicke/35/klatte.pdf).

Die wichtigste Kenngröße der Raumakustik ist die sogenannte Nachhallzeit, die Auskunft darüber gibt, wie lange ein Schall "nachklingt". Herrscht in einem Raum eine zu lange Nachhallzeit, so werden beim Sprechen nachfolgende Silben durch den zu langen Abklingvorgang der vorhergehenden Silben verdeckt. Es kommt zu Verzerrungen des Sprachsignals. Zudem bleiben Geräusche wie Stühlerücken, Husten und Klappern mit Stiften zu lange im Raum. Die Folge: Der Lärmpegel steigt.

DIN-Normen zufolge sollte die Nachhallzeit in einem Unterrichtsraum etwa 0,7 Sekunden betragen. Dieser Wert wird jedoch häufig deutlich überschritten. So zeigen Pegelmessungen über ganze Unterrichtsstunden in Grundschulen oft Werte zwischen 70 und 77 Dezibel. Dabei ist ein entspanntes Lernen, Lehren und Kommunizieren unmöglich. Zum Vergleich: In der Arbeitsstättenverordnung ist als Grenzwert für Arbeitsplätze mit vorwiegend geistigen Tätigkeiten ein Mittelwert von 55 Dezibel festgelegt. Für Tätigkeiten, bei denen die sprachliche Kommunikation im Vordergrund steht, werden sogar Werte von 40 Dezibel gefordert. Besondere Probleme bestehen in Turnhallen, Lehrküchen und anderen Funktionsräumen. Sportlehrer sind nicht selten Pegeln zwischen 90 und 100 Dezibel ausgesetzt. An industriellen Arbeitsplätzen ist unter solchen Bedingungen das Tragen von Gehörschutz vorgeschrieben.

Lehrkräfte, die schon länger im Beruf stehen, leiden besonders stark unter dem Lärm. Das Unterrichten in halligen und somit lauten Räumen bedeutet ständiges Reden mit erhobener Stimme, was auf Dauer sehr anstrengt. Der Unterrichtsfluss wird durch häufiges Wiederholen von Informationen und Ermahnungen der Kinder zur Ruhe unterbrochen. Hohe Lärmpegel erschweren die Konzentration auf den Unterrichtsverlauf. Unlust, Ärger, Erschöpfung sowie Hals- und Stimmprobleme sind die Folge. Übereinstimmend hiermit zeigte sich in einer schottischen Studie bei denjenigen Lehrkräften, die vorwiegend in raumakustisch ungünstigen Klassenräumen unterrichteten, ein höherer Krankenstand als bei den KollegInnen, die in besseren Räumen tätig waren. Darüber hinaus wirken sich ungünstige Hörbedingungen auch auf die Qualität der Kommunikation aus. Die Mitteilungen werden kürzer und einfacher formuliert, es wird langsamer gesprochen, der Tonfall wird monotoner und insgesamt wird weniger mitgeteilt.

Der förderliche Einfluss optimaler Sprachverständlichkeit auf die Leistungen von Grundschulkindern trat in einer von den Oldenburger WissenschaftlerInnen durchgeführten Studie sehr deutlich zutage. In einem Klassenraum mit deutlich zu langen Nachhallzeiten wurde das für einen Leistungstest notwendige Sprachmaterial mittels eines Kunstkopfsystems zweimal aufgeno

(Stand: 19.01.2024)  | 
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