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10. November 2003  354/03

Maskenspitzmaus erstmals in Zentralnorwegen entdeckt

Rückschlüsse auf Einwanderungswege nach der letzten Eiszeit?

Oldenburg. Eine Entdeckung der nicht alltäglichen Art machte kürzlich eine Forschergruppe der Universität Oldenburg unter Leitung von Dr. Oliver-D. Finch und Dr. Jörg Löffler: In der Provinz Oppland in Zentralnorwegen stießen die Wissenschaftler zu ihrer Verwunderung auf die Maskenspitzmaus (Sorex caecutiens). Die Mausart, die 1964 erstmals in Norwegen entdeckt wurde, war bisher ausschließlich im Norden des Landes in den Provinzen Finnmark, Troms und Nordland gefunden worden. Der neue Fundort liegt rund 500 Kilometer südlich des bisher angenommenen Verbreitungsgebietes.

Für die Oldenburger Wissenschaftler und ihre Kollegen des Norwegischen Zoologischen Vereins wirft diese Entdeckung die Frage auf, ob der Fund in Oppland auf ein isoliertes Vorkommen der Art in Zentralnorwegen hinweist. Ein isoliertes Vorkommen ohne Verbindung zu den Populationen in Nordnorwegen würde die Hypothese stützen, dass Säugetiere nach der letzten Eiszeit zwei verschiedene Einwanderungswege benutzten, um Norwegen und Schweden zu erreichen: einen südlichen über Dänemark und Süd-Schweden und einen nördlichen über Russland, Finnland und Nord-Schweden. Entsprechende Hinweise liegen z.B. auch für den Braunbär vor. "Die Genetik dieser Mäusepopulationen und eine Intensivierung der Kartierung wird uns hier Auskunft geben können", so der norwegische Säugetierspezialist Jeroen van der Kooij, der in den Oldenburger Funden insgesamt 17 Maskenspitzmäuse identifizierte.

Der Fund beweise, so Finch, wie wenig über diese europäischen Säugetiere bekannt ist. Die Population in Zentralnorwegen sei bisher nicht entdeckt worden, was einerseits mit den nicht nur in Norwegen fehlenden Kartierungen, sondern auch mit ungeeigneten Fangmethoden zusammenhängen könne. Spitzmäuse werden in handelsüblichen Mausefallen fast gar nicht gefangen. Sehr viel effektiver sind spezielle Fangbecher, wie sie die Oldenburger Wissenschaftler vor allem zur Erfassung von Insekten und Spinnen einsetzten. Auf diese Weise konnten neben den Maskenspitzmäusen auch Waldspitzmäuse (Sorex araneus) und Zwergspitzmäuse (S. minutus) sowie 15 Individuen der Knirpsspitzmaus (S. minutissimus) in dem Untersuchungsgebiet nachgewiesen werden. Von der Knirpsspitzmaus waren bisher in Norwegen nur 15 Individuen gefangen worden. "Die Zahl der für Norwegen nachgewiesenen Individuen hat sich durch unsere Untersuchungen verdoppelt", freut sich Finch, der gemeinsam mit Kollegen der Arbeitsgruppen "Terrestrische Ökologie" und "Geoökologie" der Universität Oldenburg die biologischen und klimatischen Phänomene in Ökosystemen des Hochgebirges bei Vågåmo, Provinz Oppland, Zentralnorwegen, untersucht.

Kontakt: Dr. Oliver D. Finch, Universität Oldenburg, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften, Tel.: 0441/798-3275,
E-Mail: , Jeroen van der Kooij, Norwegischer Zoologischer Verein, Tel.: (++47) 67071729,
E-Mail:

Klicken für Druckvorlage Foto: J. van der Kooij

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