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12. Dezember 2008   513/08   Forschung

Biomasse: Ein neues Kapitel in der Energieversorgung
Oldenburger Chemiker Jürgen O. Metzger legt wissenschaftliche Studie zu einer nachhaltigen Energieversorgung vor

Oldenburg. Eine globale Energieversorgung durch Biomasse ist ein durchaus realistisches Szenarium - so lautet das Fazit einer wissenschaftlichen Studie, die von Prof. Dr. Jürgen O. Metzger von der Universität Oldenburg (Institut für Reine und Angewandte Chemie) und Prof. Dr. Aloys Hüttermann von der Universität Göttingen verfasst wurde. Entgegen der allgemeinen Auffassung, dass der Anbau von Biomasse zur Lösung der Energieprobleme keine realistische Option sei, sehen die beiden deutschen Wissenschaftler darin ein nachhaltiges und wirtschaftlich machbares Szenarium. Die Ergebnisse ihrer Studie sind in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift „Naturwissenschaften“ veröffentlicht.*

Fossile kohlenstoffreiche Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle, die nahezu den gesamten globalen Energiebedarf decken, werden bei einer Fortschreibung des aktuellen Verbrauchs spätestens in 75 Jahren vollständig erschöpft sein. Was kommt dann? Alle aktuellen Energieszenarien gehen davon aus, dass die Menge an Biomasse, die auf dem verfügbaren Boden in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln angebaut werden kann, so begrenzt ist, dass ein Szenarium mit Biomasse als Hauptenergiequelle unrealistisch erscheint.

Metzger und Hüttermann weisen dagegen nach, dass ausreichend Biomasse auf von Menschen in historischer Zeit verbrauchten („degradierten“) und verwüsteten Flächen zur Deckung des weltweiten Energiebedarfs nachhaltig und wirtschaftlich angebaut werden kann.

Die Lösung besteht in einer Aufforstung dieser Flächen, die nicht als Ackerland für die Nahrungsmittelerzeugung in Frage kommen, mit schnell wachsenden Baumarten. Die Wissenschaftler haben berechnet, dass die notwendigen Investitionen für die Aufforstung der degradierten Böden und die Umwandlung der Biomasse in elektrische Energie, Kraftstoffe, Wärme und chemische Rohstoffe nicht höher, wahrscheinlich sogar geringer sind als Investitionen in die Infrastruktur für fossile Rohstoffe. Insbesondere sind Investitionen in Biomasse tatsächlich nachhaltig, anders als bei fossilen Rohstoffen. Da die Verwendung von Biomasse als Energiequelle kohlenstoffneutral ist, also bei ihrer Nutzung nur soviel Treibhausgas Kohlendioxid(CO2) frei wird, wie von der Pflanze gebunden wurde, wird der Anstieg des CO2-Gehalts der Atmosphäre gestoppt und sogar langsam reduziert.

Andere erneuerbare Energien, wie Sonnen-, Gezeiten- und Windenergie, tragen zu dem Energiemix bei und machen somit das Biomasseszenarium noch realistischer. Die Autoren räumen allerdings ein, dass neue Technologien erforderlich sind, um die in der Biomasse gespeicherte chemische Energie effizienter in elektrische Energie umzuwandeln.

Sie fügen hinzu, dass „das Szenarium einer Aufforstung zum Zwecke der Energiegewinnung einen wichtigen Schritt darstellt, um die Programme der Vereinten Nationen zur Eindämmung der Ausdehnung von Wüsten (Desertifizierung) und Entwaldung ohne zusätzliche Kosten zu realisieren“.

Der Oldenburger Chemiker Prof. Dr. Jürgen O. Metzger gilt als international ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der nachhaltigen Chemie. 2007 wurde er von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) mit dem angesehenen „Wöhlerpreis für Ressourcenschonende Prozesse“ geehrt.

*Metzger JO & Huettermann A (2008). Sustainable global energy supply based on lignocellulosic biomass from afforestation of degraded areas. Naturwissenschaften, Online-Ausgabe.

ⓘ www.uni-oldenburg.de
 
ⓚ Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen O. Metzger, Institut für Reine und Angewandte Chemie, Tel.: 0441/57123, E-Mail: juergen.metzger(Klammeraffe)uni-oldenburg.de
 
(Stand: 19.01.2024)  | 
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