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17. Februar 2009   060/09   Forschung

Ehrenamtliche digitalisieren niederländische Luther-Bibel

Oldenburg. Die Erstausgabe der niederländischen Lutherbibel aus dem Jahr 1648 umfasst gut 1,2 Millionen Wörter. Ein Team von 60 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen hat sie in mönchischer Kleinstarbeit abgetippt – das Ergebnis ist ab Mittwoch, 18. Februar 2009, im Internet verfügbar. Das Projekt, das von den niederländischen SprachwissenschaftlerInnen Hans Beelen, Universität Oldenburg, und Dr. Nicoline van der Sijs, Leiden (Niederlande), betreut wurde, wäre ohne ehrenamtliche Hilfe nicht zu realisieren gewesen. „Die Frakturschrift und die zahlreichen Glossen in Miniaturbuchstaben der alten Drucke sind für Textscannprogramme schlichtweg unlesbar“, erklärt der Niederlandist Beelen. „Deshalb musste die Bibel von philologisch bewanderten Freiwilligen abgetippt werden.“ Im wahrsten Sinne pro deo – für Gottes Lohn – beteiligten sich die Interessierten, da eine finanzielle Vergütung der philologischen Präzisionsarbeit ins Unermessliche gestiegen wäre.
Die Lutherbibel, die noch bis 2006 Standardbibel der neuapostolischen Kirche der Niederlande war, ist Teil des Digitalisierungsprojekts, bei dem seit 2007 eine Reihe von niederländischen Bibelübersetzungen der frühen Neuzeit im Internet veröffentlicht wurden – u.a. auch das älteste gedruckte Buch der Niederlande, die Delfter Bibel (1477), und die erste komplette Bibelübersetzung direkt aus dem Hebräischen und Griechischen, die so genannte Statenvertaling (1637).
Mit der wissenschaftlichen Digitalisierung der niederländischen Lutherbibel ist das Projekt allerdings noch nicht zu Ende: Vier weitere Bibeln aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die ebenfalls auf Luthers Bibelübersetzung zurückgehen, sollen unter der Leitung von Beelen noch digitalisiert werden. Die Bibelübersetzungen bilden für die Erforschung der niederländischen Sprache und Kultur reiche Quellen. Der Niederlandist vermutet: „Durch diese frühen Bibelübersetzungen aus dem Deutschen hat die deutsche Sprache tief greifend auf das Niederländische eingewirkt.“ Diese Einflüsse können nun dank der digitalisierten Bibelausgaben genauer erforscht werden.
Die Lutherbibel aus dem Jahre 1648 kann auf den Websites der Niederländischen Bibelgesellschaft (www.bijbelsdigitaal.nl), der Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse letteren (www.dbnl.nl) und des Instituut voor Nederlandse Lexicografie (www.inl.nl) eingesehen werden.

ⓘ www.uni-oldenburg.de/niederlandistik/
 
ⓚ Kontakt:
Hans Beelen, Seminar für Niederlandistik, Tel.: 0441/798-4581, E-Mail: johannes.beelen(Klammeraffe)uni-oldenburg.de
 
(Stand: 19.01.2024)  | 
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