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Arbeitsplatz Universität

Ruhige Hand und langer Atem

Dass sie Handwerkerin werden wollte, war für Kirstin Glaser immer schon klar. Als sich die Chance bot, eine Ausbildung zur „Glasapparatebauerin“ aufzunehmen, schmiss sie ihr Abitur und nahm 1996 eine Lehre in der Betriebseinheit für technisch-wissenschaftliche Infrastruktur (BI) der Universität Oldenburg auf. Eine Entscheidung, die sie, wie die 28-Jährige betont, nie bereut hat. Alles lief nach Wunsch: Nach der Lehre wurde sie übernommen, war bald schon kommissarische Leiterin und bekam 2004, nachdem sie im bayerischen Zwiesel ihren Meister als Glasbläser- und Glasapparatebauerin gemacht hatte, die volle Leitung der Werkstatt für Glasapparatebau in Wechloy.
Dort erstellt sie zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Karin Grittner für die naturwissenschaftlichen Institute komplizierte Glasapparaturen und Labor-instrumente, die so im Handel nicht erhältlich sind. Die Werkstatt ist hell und großzügig, ausgestattet mit vier Arbeitstischen und Gasbrennern, über denen Abzugshauben für „gute Luft“ sorgen. Daneben gibt es ein kleines Büro, einen Säge- und Schleifraum, ein Materiallager und einen Ofenraum, in dem das Glas einer speziellen „Hitzebehandlung“ unterzogen wird, um thermische Spannungen auszugleichen und damit die Bruchgefahr zu minimieren.
„Man braucht eine ruhige Hand und langen Atem“, sagt Glaser und bläst in den dünnen Schlauch, um den Luftdruck in der Glasröhre, die sie unter der 1000 Grad heißen Flamme mit einem Hahn verschmilzt, konstant zu halten. „Reagenzgläser machen wir nicht,“ stellt sie klar. Außer den täglich anfallenden Reparaturen erstellen die beiden Frauen Einzel- und Sonderanfertigungen nach Maß aus dem zerbrechlichen Material: Kühler, Kolben, Ampullen, Trichter, Spiralen und Röhren, die unter anderem mit Ventilen und Hähnen modifiziert werden. Ein umfangreiches Lagersortiment ermöglicht die Umsetzung der kompliziertesten Anforderungen in kürzester Zeit. „Wir haben nette Kunden: Chemiker, Biologen und Physiker, überwiegend Doktoranden, Diplomanden, technische Mitarbeiter“, sagt sie. „ Aber wir übernehmen auch externe Aufträge, vorausgesetzt, der Privatwirtschaft wird keine Konkurrenz gemacht.“ Foto: Wilfried Golletz

(Stand: 19.01.2024)  | 
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