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Forschung

Meeresforschung: Eine 20-jährige Erfolgsgeschichte

ICBM feiert Jubiläum / Forschung findet weltweit Beachtung

Als „Beitrag zu einem Konzept für eine sozial- und umweltverantwortliche Naturwissenschaft in Forschung und Lehre der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg “ – so bewertete der damalige Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Daxner die Gründung des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) am 7. Juli 1987. Die interdisziplinäre Meeres- und Küstenforschung an der Universität erhielt damit ihre organisatorische Heimat. Das ICBM wurde als gemeinsame Einrichtung der damaligen Fachbereiche Biologie, Chemie, Physik und Mathematik gegründet. Erster Leiter des Instituts war der Geomikrobiologe Prof. Dr. Wolfgang E. Krumbein.

Steht für die Wattforschung
des ICBM: der Messpfahl
vor Spiekeroog.

Das ICBM ist das einzige universitäre Meeresforschungsinstitut in Niedersachsen. Es vereint heute nahezu 140 MitarbeiterInnen (ProfessorInnen, Wissenschaftliche MitarbeiterInnen, Technische MitarbeiterInnen). Sie sind tätig in elf Arbeitsgruppen in den drei Abteilungen Geobiologie & Ökologie, Geochemie, Physik & Modellierung sowie der ICBM-Meeresstation im Forschungszentrum Terramare in Wilhelmshaven. Das ICBM und seine mehr als 150 Projekte wurden vor allem aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der EU, des Bundes und des Landes Niedersachsen mit nahezu 50 Millionen € gefördert.

Nach den Phasen der Ökosystemforschung Niedersächsisches Wattenmeer bildet seit 2001 die DFG-Forschergruppe BioGeoChemie des Watts den Schwerpunkt der Forschung im ICBM. Aufgrund ihrer exzellenten Leistungen wird die DFG die Forschergruppe auch in denkommenden zwei Jahren weiter fördern. Das ICBM wird zukünftig seine Aktivitäten noch stärker mit denen des Forschungszentrums Terramare verzahnen und zusammen mit den Einrichtungen in Bremen einen Schwerpunkt der deutschen Meeres- und Küstenforschung entwickeln.

Das Studienangebot im ICBM ist vielfältig. Der Diplomstudiengang Marine Umweltwissenschaften läuft zurzeit aus und wird als Masterstudiengang fortgeführt. Auf Masterniveau kommen zu dem laufenden Studiengang Microbiology (englischsprachig) ab dem Wintersemester 2007/2008 in Kooperation mit anderen universitären Instituten auch die Masterprogramme Umweltmodellierung und Water and Coastal Management (englischsprachig, zusammen mit Groningen) hinzu. Dann soll auch der Promotionsstudiengang Environmental Sciences starten. Zusammen mit dem Institut für Biologie und Umweltwissenschaften wird der Bachelorstudiengang Umweltwissenschaften angeboten. Das attraktive und vielseitige Studienangebot zieht Studierende aus ganz Deutschland und anderen Ländern an.

Das ICBM könne auf eine insgesamt sehr erfolgreiche Entwicklung zurückblicken, so Prof. Dr. Meinhard Simon (Foto), Direktor des ICBM. „Durch beispielgebende Forschungsprojekte wie die Ökosystemforschung Wattenmeer oder aktuell die DFG-Forschergruppe Watt wurden grundlegende Erkenntnisse über Küstenökosysteme gewonnen, die weltweit Beachtung finden.“ Angesichts des Klimawandels und der Folgen für die Küste seien diese Kenntnisse unabdingbare Grundlage für vorsorgende politische Maßnahmen. „Die Bedeutung des ICBM für Land und Region wird noch zunehmen, nicht zuletzt, weil sich Niedersachsen deutlich stärker als bisher in der Küsten- und Meeresforschung engagieren will“, so Simon.

Veranstaltungen zum Jubiläum

Mittwoch, 4. Juli 2007, 14.00 Uhr, Großer Hörsaal, Campus Wechloy: Festveranstaltung u.a. mit Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Dr. Gerold Wefer.

Sonnabend, 7. Juli 2007, 10.00 Uhr, Oldenburger Hafen, Stau: „20 Jahre ICBM – Meeresforschung zum Anfassen und Mitmachen“. Zu besichtigen sind u.a. zwei Forschungsschiffe und mehrere Forschungsboote.

www.icbm.de/20Jahre


Gerold Wefer Ehrendoktor

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des ICBM am 4. Juli wird der Bremer Meeresgeologe Prof. Dr. Gerold Wefer (Foto) von der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Wefer, der Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Geologie mit dem Schwerpunkt Meeresgeologie in Bremen ist und dort das DFG-Forschungszentrum Ozeanränder MARUM leitet, wird für seine großen Erfolge ausgezeichnet, die er sich bei der Erforschung der Rolle der Ozeane im „System Erde“ erworben hat. Wesentliche Erkenntnisse über den globalen Kohlenstoffkreislauf und dessen Veränderung im Verlauf der Klimaentwicklung im Holozän stammen aus den Forschungen Wefers, der dafür neuartige disziplinübergreifende methodische Ansätze entwickelte.

Die Fakultät ehre mit Wefer aber nicht nur einen hervorragenden Wissenschaftler, sondern gleichzeitig einen exzellenten Wissensvermittler, einen Förderer des wissenschaftlichen Nachwuchses und einen Vordenker weit über die Grenzen seines eigenen Fachgebiets hinaus, heißt es in der Begründung für die Auszeichnung. Prof. Dr. Hans Brumsack, Mitglied im Direktorium des ICBM, sagte dazu: „Dass die Meeresforschungsstandorte Oldenburg und Bremen heute so eng zusammenarbeiten und mit ihren Arbeiten und Ansätzen die deutsche und auch die internationale Wissenschaft maßgeblich bereichern, geht an vielen Punkten auf Visionen und das Engagement von Gerold Wefer zurück.“

Die süddeutsche Konkurrenz ist nicht unschlagbar

Jürgen Parisi über die Gründung des EWE-Forschungszentrums für Energietechnologie und über die Zukunft der Oldenburger Forschung

Im Mai wurde das EWE-Forschungszentrum für Energietechnologie durch eine Vereinsgründung endgültig abgesichert. Ohne die Forschungserfolge von Prof. Dr. Jürgen Parisi (Foto), Leiter der Abteilung Energie- und Halbleiterforschung (EHF) am Institut für Physik, wäre die Gründung des neuen Zentrums nicht möglich gewesen. Ein Interview mit dem Wissenschaftler, der 1995 an die Universität Oldenburg berufen wurde.

UNI-INFO: Herr Parisi, wie ordnen Sie diesen Erfolg für sich ein?

PARISI: Ich ordne den Erfolg nicht für mich ein, sondern in erster Linie als Erfolg meiner Mitarbeiter und Kollegen. Ich habe dafür die Rahmenbedingungen geschaffen, habe mich darum gekümmert, dass eine angemessene Infrastruktur und ausreichend Drittmittel da waren und habe nicht zuletzt versucht, gute Mitarbeiter hierher zu holen. Nur so war das möglich. Nicht unerwähnt bleiben sollte aber auch die mir kontinuierlich gewährte Unterstützung durch die Universitätsleitungen und die Serviceeinrichtungen, die wir hier haben.

UNI-INFO: Wie ist es zum Forschungszentrum gekommen?

PARISI: Ursprünglich wollte ich die Arbeitsgruppe Neue Photovoltaische Materialien aus dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme Freiburg, das ja von meinem Vorgänger hier in Oldenburg bis vor kurzem geleitet wurde, nach Oldenburg holen. In diesen Gesprächen hat uns der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft München empfohlen, erst einmal in Oldenburg etwas aufzubauen, das später in ein Fraunhofer-Institut münden kann. Die avisierte Thematik fand er äußerst interessant. In dieser Situation kamen glücklicherweise Reto Weiler als Vizepräsident für Forschung und Werner Brinker als EWE-Vorstandsvorsitzender ins Spiel. Ab sofort ging es erst richtig los. Die EWE AG sicherte zunächst die Finanzierung einer universitären Nachwuchsgruppe zum Thema Dünnschicht-Photovoltaik zu. Angespornt durch eine solche visionsgeleitete und unbürokratische Herangehensweise haben wir angefangen, in größeren Dimensionen zu denken und konsequenterweise den Informatiker Hans-Jürgen Appelrath und den Ressourcenökonomen Christoph Böhringer mit ins Boot genommen. Daraus ist jetzt das EWE-Forschungszentrum für Energietechnologie entstanden.

UNI-INFO: Die Finanzierung ist bis 2016 vertraglich gesichert. Wo steht die Universität Oldenburg heute in der Forschung im Bereich Erneuerbare Energien?

PARISI: Wenn man den Bereich Erneuerbare Energien insgesamt sieht, ist das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme – wahrscheinlich europaweit oder gar weltweit – führend. Auf den Gebieten, auf denen wir am Institut für Physik der Universität Oldenburg arbeiten – gemeint sind damit anorganische und organische Dünnschicht-Photovoltaik, Windenergiewandlung, Energiemeteorologie und Energiesystemtechnik – , sehe ich uns national in der Spitze und international in den Top Ten.

UNI-INFO: Wo steht die Universität Oldenburg in zehn Jahren?

PARISI: Wenn es uns gelingt, weiterhin so gute Leute zu berufen wie in den vergangenen Jahren und das in den Naturwissenschaften omnipräsente Nachwuchsproblem einigermaßen in den Griff zu bekommen, steht unsere Universität mit einem fachlich noch breiteren Themenspektrum der Energieforschung genau da, wo ich sie schon immer haben möchte, nämlich weit vorne – im permanenten Wettbewerb mit der harten, aber nicht unschlagbaren süddeutschen Konkurrenz.

UNI-INFO: Haben Sie eine Vorstellung, was sich in den kommenden Jahrzehnten im Hinblick auf die Energieversorgung ändern wird und was das neue Zentrum dazu beitragen kann?

PARISI: Was die Photovoltaik angeht, besagt eine seriöse Studie aus der Industrie, dass im Jahr 2050 ungefähr die Hälfte der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien kommt und davon wieder die Hälfte von der Photovoltaik. Der Bereich, den wir vertreten, nämlich die Dünnschicht-Photovoltaik, wird davon wiederum etwa 70 Prozent ausmachen. Wenn das so eintreten sollte, wird es Dimensionen annehmen, die man sich kaum vorstellen kann. Heute geht man von einem verschwindend kleinen Energieanteil der Photovoltaik aus. Das EWE-Forschungszentrum kann hier wohl – was die avisierten Themenfelder Photovoltaik- und Brennstoffzellentechnologie angeht – einen ganz erheblichen Beitrag leisten und durchaus zu den drei besten Institutionen bundesweit bzw. den zehn besten weltweit gehören.

UNI-INFO: Manche in der Universität fürchten eine zu starke Anbindung an die Wirtschaft. Können Sie dem folgen?

PARISI: Nein, dem kann ich nicht folgen. In einigen Jahren wird der Anteil der staatlichen Förderung so niedrig sein, dass wir ohne Drittmittel aus der Wirtschaft überhaupt nichts mehr reißen können. Manche Universitätsinstitute – auch in Oldenburg – haben doch heute schon Drittmittelquoten von bis zu 80 Prozent. Wenn man das rechtlich gut regelt, dann sehe ich die Freiheit von Forschung und Lehre nicht gefährdet. Ich sehe eine gesellschaftliche Notwendigkeit zu kooperieren – nicht nur um langfristig als Forscher zu überleben, sondern auch um die Dinge, die wir tun, zügig in die Praxis umsetzen zu können. Wir binden uns natürlich nicht blind, in jedem Fall spielen gegenseitige Anerkennung und natürlich auch Vertrauen eine gewichtige Rolle.

UNI-INFO: Als Ihr Vorgänger in Oldenburg, Joachim Luther, Ende der siebziger Jahre in Oldenburg die Forschung über erneuerbare Energiegewinnung – damals nannte man sie noch „alternativ“ – begründete, wurde er von der Scientific Community eher belächelt …

PARISI: Wenn man etwas Neues beginnt, wird man immer erst belächelt. Da muss man Rückgrat haben. Joachim Luther hatte es und hat sich damals zunächst einmal um Energiesystemtechnik gekümmert. Das war genau der Schritt, der die Oldenburger Energieforschung ins Rampenlicht und später zu seiner ehrenvollen Berufung als Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg geführt hat, und da hat er Großes geleistet. Ich habe mit ihm immer hervorragend zusammengearbeitet.

Tempelprostitution in der Antike

Mehrere Fachdisziplinen an internationalem Kolloquium beteiligt

Lässt sich Tempelprostitution als allgemein verbreitetes Phänomen in den antiken Kulturen nachweisen? Handelt es sich um eine historische Erscheinung, deren Ursprung und Verbreitung sich feststellen und erklären lässt? Oder liegt lediglich eine Konstruktion angeblicher Gemeinsamkeiten durch die moderne Forschung vor? Um diese Fragen geht es bei dem internationalen Kolloquium „Tempelprostitution zwischen griechischer Kultur und Vorderem Orient“, das von der Arbeitsstelle „Antike Religion und Alte Geschichte“ am Institut für Geschichte vom 20. bis 22. Juli 2007 in der Universität Oldenburg veranstaltet wird. Das Kolloquium wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Universitäts-Gesellschaft Oldenburg (UGO) finanziell unterstützt.

Das Thema „Tempelprostitution“ berühre sehr unterschiedliche akademische Disziplinen, so die Leiterin der Oldenburger Arbeitsstelle, die Althistorikerin Prof. Dr. Tanja Scheer (Foto). Beteiligt seien Althistoriker, Spezialisten im Bereich des Alten Orients, der Bibelwissenschaften, Ägyptens und Indiens. Einschlägige Sprachkenntnisse sowie die Kenntnis der jeweiligen akademischen Fachkulturen und -traditionen seien Voraussetzung einer fundierten Analyse, könnten von Einzelnen jedoch nicht mehr geleistet werden. Scheer: „Das Thema fordert methodisch in ganz besonderer Weise das interdisziplinäre Gespräch der Fächer.“

Bei dem Oldenburger Kolloquium soll auch der Versuch unternommen werden, die Traditionen von Tempelprostitution in den kulturspezifischen religiösen Diskursen und Geschlechterbildern zu verorten: Weshalb und von wem wird bestimmten Orten, Kulten und Göttern Tempelprostitution zugeschrieben? Welches Verhältnis von Körperlichkeit und Sexualität zu Religion liegt den einzelnen Kulturen zugrunde? Auch die Rezeption des Themas in der Neuzeit ist Gegenstand der Tagung: Inwiefern spiegeln sich in der Forschungsgeschichte zur Tempelprostitution in den einzelnen Fachkulturen zeitgebundene Vorstellungen von „Griechentum“, „Orient“ und „Christentum“? Lassen sich in der spektakulären Verbindung von Kult und Sexualität bis heute Phantasien von Hellas, Orient und Heidentum bedienen?

www.uni-oldenburg.de/antike-religion/17549.html

Verteiltes Rechnen

Software-Projekt für Mittelstandsbetriebe

Unter der wissenschaftlichen Leitung von OFFIS ist eines der ersten Grid-Projekte für den Mittelstand gestartet. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „BIS-Grid“ will Grid-Technologien für die Integration von dezentralen betrieblichen Informationssystemen (BIS) nutzbar machen.

Verteiltes Rechnen oder Grid-Computing funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Was einem zu viel ist, das können viele gemeinsam schultern. So benötigen riesige Datenmengen nicht unbedingt einen Supercomputer, sie können auch von vielen leistungsschwächeren Computern bearbeitet werden. Was für hoch komplexe Rechenanforderungen etwa in der Astrophysik gilt, das kann, so der Projektansatz, auch sinnvoll für die betriebliche Software-Integration in Mittelstandsbetrieben sein. Dafür sprechen die Fähigkeiten im Bereich der Koordination, Sicherheit und Zuverlässigkeit.

Unter der wissenschaftlichen Leitung des Oldenburger Informatikers Prof. Dr. Wilhelm Hasselbring wird ein Verbund aus den Wissenschaftspartnern OFFIS (Koordination), Forschungszentrum Jülich, dem PC2 der Universität Paderborn und der TU Berlin sowie den Wirtschaftspartnern CADsys (Chemnitz), CeWe Color (Oldenburg), KIESELSTEIN (Chemnitz) und Siemens AG (Paderborn) vom BMBF mit über
zwei Millionen € für drei Jahre gefördert.

http://bisgrid.d-grid.de
 

Artgerechte Haltung

Biomedizin erhält ein modernes Tierhaus

Neue Diagnosemethoden zu entwickeln und bessere Therapien und Hörhilfen für Menschen mit Störungen des Gehörs zu finden, sind die Ziele des Sonderforschungsbereichs „Das aktive Gehör“ und weiterer Initiativen in der Hörforschung der Universität Oldenburg. Auf dem Weg zu diesen Zielen kommen die WissenschaftlerInnen der Universität nun durch ein neues, von der VolkswagenStiftung mitfinanziertes Gebäude einen wichtigen Schritt voran. Nach Pfingsten begann auf dem Campus Wechloy der Bau eines Tierhauses für Mäuse und andere Nagetiere sowie für Vögel. Es ist nach den modernsten Erkenntnissen für artgerechte Haltung ausgestattet und bietet Raum für die weitere Entwicklung der biologischen und biomedizinischen Forschung der Universität.

„Wenn wir die Ursachen für angeborene und altersbedingte Funktionsstörungen des Gehörs besser verstehen, können wir allein in Deutschland vielen Millionen Menschen gezielter helfen. Hierbei bringen uns die Untersuchungen an Mäusen und anderen Tieren weiter“, betont den Leiter des Sonderforschungsbereichs „Das aktive Gehör“, Prof. Dr. Georg Klump, die Notwendigkeit des Baus. Mäuse mancher Zuchtlinien haben schon im Alter von wenigen Monaten Probleme mit dem Hören, während andere bis ins – für Mäuse hohe – Alter von zwei Jahren noch relativ gut hören. Die genetischen Unterschiede zwischen diesen Zuchtlinien können den WissenschaftlerInnen Hinweise darauf geben, warum manche Menschen früh und andere erst spät schwerhörig werden.

Auch für die Vögel wird das neue Gebäude eine noch bessere Haltung ermöglichen. Die Tiere haben dem Menschen viel voraus. „Sie werden nicht schwerhörig“, so Klump, „denn sie haben etwas, was uns fehlt: Bei ihnen repariert sich das Ohr nach einer Schädigung selbst. Wenn wir verstehen, wie diese Heilung abläuft, kann das auch für den Menschen den Weg zu völlig neuen Behandlungsmethoden eröffnen.“ Auch eine andere Fähigkeit fasziniert die Oldenburger Forscher: Zugvögel finden über viele tausend Kilometer sicher zu ihrem Heimatort zurück. Wie ihnen der Magnetsinn dabei hilft, ist das Thema der Arbeiten von Prof. Dr. Henrik Mouritsen, für den die neue Einrichtung ebenfalls sehr wichtig ist. „Nur wenn wir die Tiere artgerecht und unter natürlichen Bedingungen halten“, so Mouritsen, „haben wir die Möglichkeit, mit Hilfe verhaltensbiologischer, molekularer und physiologischer Methoden herauszufinden, wie die Tiere das Magnetfeld der Erde wahrnehmen und ihren Weg finden.“ Die Erkenntnisse der Vogelzugforschung haben aktuell für den Artenschutz große Bedeutung, da sich die Zugrouten der Vögel in Folge der globalen Erwärmung verändern.

Das zweistöckige Tierhaus wird über insgesamt ca. 550 Quadratmeter Hauptnutzfläche verfügen und mit modernster Technik u.a. auch für die Be- und Entlüftung ausgestattet sein. Auch auf guten Schallschutz wird Wert gelegt, da das Gehör der Tiere im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten steht.
(Stand: 19.01.2024)  | 
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