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Weiterbildung


Beziehungen über die Zeit gestalten

20 Jahre psycho-soziale Weiterbildung am ZWW

Wenn Helga Tessmer über ihre Weiterbildungen am ZWW spricht, dann spürt man, wie die Begeisterung mit jedem Satz wächst, obwohl es schon fast 20 Jahre her ist, dass sie den Kurs „Familienhilfe als systemische Tätigkeit im psychosozialen Bereich“ (heute: „Systemische Beratung“) besucht hat. Einen so nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, das ist vielleicht der größte Erfolg, den sich ein Weiterbildungszentrum wünschen kann. TeilnehmerInnen, die sich auch nach Jahren noch gerne an das Gelernte erinnern und es täglich im Beruf anwenden, sind nicht nur Indikatoren für ein erfolgreiches Konzept, sondern auch ideale Werbeträger für ein Programm des lebenslangen Lernens.

Noch bevor die Universität Oldenburg ihre Tore öffnete, stellte der Gründungsausschuss 1972 den Antrag an das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, eine Kontaktstelle für wissenschaftliche Weiterbildung zu fördern. 1974 nahm sie ihre Arbeit auf und wurde später umbenannt zum Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW).

Während anfangs der Schwerpunkt des ZWW auf der Kooperation mit Trägern der Erwachsenenbildung lag, wurden in den 80er Jahren immer mehr eigenständige Weiterbildungen angeboten. Eine der ersten war die Fortbildung „Familientherapie als systematisches Handeln im Gesundheitswesen“.

Effektive Karrieregestaltung

Helga Tessmer gehörte einer dieser ganz frühen Weiterbildungsgruppen an. Für sie waren die Bedingungen ideal, denn mit kleiner Besetzung und optimaler Betreuung wurde die Weiterbildung zum Sprungbrett für eine effektive Karrieregestaltung. Aber nicht nur die beruflichen Aspekte waren für Tessmer, die selbstständige Ausbilderin und Supervisorin für Video-Home-Training ist, hilfreich: Mit den TeilnehmerInnen aus dem Kurs von 1987 trifft sie sich bis heute, und aus dem beruflichen Netzwerk ist ein freundschaftlicher Verbund geworden.

Über ähnliche Erfahrungen berichteten auch andere ehemalige KursteilnehmerInnen auf dem Alumni-Tag des ZWW am 21. November 2007. Anlass war das 20-jährige Jubiläum der psycho-sozialen Weiterbildungen und Kontaktstudien. Die Resonanz war außerordentlich groß, knapp 90 von ca. 250 noch ausfindig gemachten „Ehemaligen“ kamen in die Universität, und einige von ihnen führten selbst Workshops durch und stellten ihre beruflichen Wege vor.

Heute ist das Weiterbildungsangebot des ZWW breiter als vor 20 Jahren. Einen zentralen Bestandteil bilden nach wie vor Einzelveranstaltungen, Projekte, das Gasthörerstudium und die zahlreichen Kooperationen mit Erwachsenenbildungseinrichtungen. Immer stärker sind aber die postgradualen Weiterbildungen und Kontaktstudien seit den 90er Jahren in den Fokus gerückt.

Die Bereiche Supervision und Organisationsberatung, Systemische Beratung, Familien- und Systemtherapie sowie Mediation werden heute besonders nachgefragt. Zu den Angeboten in den Ausbildungsstätten für Psychotherapie gehört auch eine staatliche Approbation in einem wissenschaftlich fundierten Verfahren der Kinder- und Jugendlichen- sowie Erwachsenenpsychotherapie.

Für Dr. Joseph Rieforth, den wissenschaftlichen Leiter der Abteilung für psycho-soziale Weiterbildungen und Kontaktstudien, ist lebenslanges Lernen zu einem zentralen Begriff wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen geworden. Die Bereitschaft und Befähigung zur Weiterbildung seien heutzutage für eine erfolgreiche Gestaltung des Berufslebens unerlässlich.

Anerkannte Zusatzqualifikation

Auch die Pädagogin Stefanie Thiede-Moralejo erweiterte ihre Berufsqualifikation mit Hilfe des ZWW. Die ehemalige Geschäftsführerin des Kinderschutz-Zentrums Oldenburg, die gegenwärtig im Bereich Psychotherapie, Coaching, Supervision und Fortbildung tätig ist, entschied sich 1996 dafür, an einer dreijährigen Ausbildung in Supervision teilzunehmen. Ausschlaggebend war für sie die Qualität der Ausbildung am ZWW sowie der Umstand, dass die Weiterbildung zu einer anerkannten Zusatzqualifikation führte. Zwar hatte sie ihren Abschluss an der Universität Oldenburg gemacht, jedoch begegnete ihr das ZWW erst im Rahmen ihrer anschließenden Berufsausbildung im therapeutischen Bereich.

Es ist ein grundsätzliches Phänomen, dass Universität und Weiterbildungseinrichtungen selten als Einheit wahrgenommen werden. Die Weiterbildungen finden in den Abendstunden oder am Wochenende statt, und selten entsteht dabei ein Gefühl, sich auf einem Campus zu befinden oder Teil der größeren wissenschaftlichen Gemeinschaft der Universität zu sein.

Unter diesem Gesichtspunkt war der Alumni-Tag des ZWW auch eine Gelegenheit, den Ehemaligen die Universität als lebendigen Ort des Lernens und Forschens zu präsentieren und den Studierenden zu zeigen, dass Lernen nicht mit dem Erhalt der Abschlussurkunde endet.

„Spannendes Feld für Juristen“

Wie wichtig Weiterbildungen selbst für etablierte Berufspraktiker sein können, zeigt sich am Beispiel von Eva-Martina Meyer-Postelt. Zwölf Jahre lang war sie in Frankfurt und Köln als erfolgreiche Anwältin tätig, bevor sie sich mit dem Bereich Mediation beschäftigte. Auf Anregung eines Kollegen entschied sie sich, ein komplettes Weiterbildungsstudium zur Mediatorin mit den Schwerpunkten Familienmediation und Wirtschaftsmediation in Oldenburg zu absolvieren. „Mediation ist ein spannendes Feld für Juristen“, sagt sie, „es vermittelt neue Methoden und Kompetenzen im Bereich der Konfliktlösung.“ Meyer-Postelts Interesse galt besonders der sensiblen Materie der Mediation im Bauwesen. Seit ihrem Abschluss in Oldenburg hat sie als Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Baurecht daran gearbeitet, eine „Mediationsordnung“ zu erstellen. Diese soll dazu beitragen, dass Konflikte im Bauwesen nicht ausschließlich vor Gericht ausgetragen werden.

Die Zufriedenheit der AbsolventInnen bekam das ZWW auch schriftlich bestätigt. Im Vorfeld des Alumni-Tags wurde eine Umfrage unter den ehemaligen TeilnehmerInnen von Fort- und Weiterbildungen durchgeführt. 80 Prozent der Befragten sahen in der Weiterbildung einen hohen oder sehr hohen persönlichen Nutzen, 90 Prozent stuften den beruflichen Nutzen als hoch oder sehr hoch ein.

Fünf Minuten täglich

Mit Qigong in der Schule Emotionen "kanalisieren"

Die traditionelle chinesische Methode des Qigong ist erste Wahl, wenn es um Entspannungstechniken im Unterricht geht. Zu diesem Ergebnis kommt eine empirische Untersuchung, die WissenschaftlerInnen des Instituts für Psychologie im Rahmen des Forschungsprojekts „Regeneration – Motivation – Kreation“ in Kooperation mit dem Neuen Gymnasium Oldenburg (NGO) durchgeführt haben.

Getestet wurden bei SchülerInnen der siebten Jahrgangsstufe die Wirkung dreier regenerativ wirkenden Techniken, die täglich für fünf Minuten im Unterricht eingesetzt wurden. In einer Klasse wurde aus einem Buch vorgelesen, in der zweiten wurden Yoga-, Atem- und Körperübungen und in der dritten Qigong-Übungen praktiziert. Um die Wirkungen zu erfassen, setzten die WissenschaftlerInnen fünf psychologische Tests ein. Hinzu kam eine beleitende Befragung der Lehrkräfte und Eltern.

Die Ergebnisse belegen eine deutliche Tendenz zu Gunsten der Qigong-Klasse. Die Fähigkeit, Emotionen wie Angst, Traurigkeit und Ärger wahrzunehmen und diese in „gesunder Weise zu kanalisieren“, sei durch Qigong in besonders vorteilhafter Weise angeregt worden, resümierten die Projektleiter Prof. Dr. Wilfried Belschner, Dr. Johann Bölts und Eike Stut.

Aufgrund der positiven Ergebnisse will das NGO in Zukunft erholsame Übungen fest in das tägliche Unterrichtsgeschehen integrieren.

www.uni-oldenburg.de/ptch

(Stand: 19.01.2024)  | 
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