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Inhalt 9/2008

Forschung

Quantenkorrelationen durch "klassisches Chaos"

Theoretische Physik: Veröffentlichung in den "Physical Review Letters"

Die Oldenburger Physiker PD Dr. Christoph Weiß und Niklas Teichmann (Arbeitsgruppe Theorie der Kondensierten Materie) haben einen neuen Zusammenhang zwischen „klassischem Chaos“ und Quantenkorrelationen entdeckt. Sie berichten darüber in der renommierten Fachzeitschrift „Physical Review Letters“. Das vielleicht bekannteste Beispiel dafür, dass bei chaotischen Systemen kleine Änderungen große Effekte hervorrufen können, ist der sogenannte Schmetterlingseffekt: Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann unter Umständen in großer Entfernung einen Sturm auslösen. Damit ist keineswegs das Phänomen gemeint, dass ein Schneeball eine Lawine auslösen kann – sondern die extreme Empfindlichkeit eines chaotischen Systems im Hinblick auf Änderungen der Anfangsbedingungen.

Die Autoren legen dar, dass sich für ein System aus ultrakalten Atomen in zwei Potentialmulden, an denen periodisch gewackelt wird, neben einer klassischen Analyse des Systems auch eine quantenmechanische Untersuchung durchführen lässt. Dabei treten bei Computersimulationen überraschenderweise dann Viel-Teilchen-Quantenkorrelationen auf, wenn sich das klassische System chaotisch verhält. Solche Quantenkorrelationen spielen beispielsweise bei der Realisierung von Quantencomputern eine tragende Rolle und bilden einen Schwerpunkt der aktuellen Forschung. Die beiden Wissenschaftler hoffen, durch ihre Erkenntnisse experimentelle Untersuchungen auf diesem „hochspannenden Gebiet der Physik“ (Weiß) anzuregen.

Teile der Arbeit wurden mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union in Paris durchgeführt. Weiß forschte dort am angesehenen Laboratoire Kastler Brossel und Teichmann nahm an einem dreimonatigen Workshop am Institut Henri Poincaré teil.

http://dx.doi.org/10.1103/PhysRevLett.100.140408
http://de.arxiv.org/abs/0811.1136v1

MIt CISE Flagge zeigen

IT-Standards in d er Energiewirtschaft

Das „Center for IT-Standards in the Energy Sector“ (CISE) ist Ende Oktober im Informatik-Institut OFFIS der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Das neue Zentrum bündelt Kompetenzen rund um Standards in der Energiewirtschaft und bietet Beratung, Forschung und Prüfungen auf Einhaltung von Standards bei der Entwicklung von Software an.

Die Zahl von Windenergie-, Photovoltaik- oder Kraftwärmekopplungsanlagen nimmt stetig zu. Die verteilten Erzeuger regenerativer Energie müssen in Gesamtsysteme eingebunden werden. Die zunehmende Liberalisierung des Energiemarkts sorgt zudem dafür, dass nicht nur innerhalb von Unternehmen Daten für Geschäftsprozesse ausgetauscht werden müssen. Prozesse über Unternehmensgrenzen hinweg nehmen ebenfalls deutlich zu. Eine inhaltlich unmissverständliche Kommunikation ist daher die Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Gesamtsystem.

OFFIS hat zur Lösung dieser Aufgaben IT-Standards aus der nationalen und internationalen Normung untersucht, in Projekten eingesetzt und die Ergebnisse in die Normungsprozesse eingebracht. Dabei liegen die Schwerpunkte, die OFFIS mit dem neuen Zentrum bündelt, in den Bereichen Marktkommunikation und Referenzmodelle, Leit- und Automatisierungstechnik sowie dezentrale Erzeugung und virtuelle Kraftwerke. „Mit der Gründung von CISE“, erklärte Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath, „zeigen wir deutlich Flagge, dass OFFIS mit einem jungen, kompetenten Team bei den immer wichtiger werdenden IT-Standards im Energiebereich bundesweit vorne liegt.“

www.ccise.de

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Der kriminelle Avatar

Virtuelle Computerwelten werfen Rechtsfragen auf

Das Annehmen einer anderen Identität – in Zeiten des Internets ist das für viele Menschen mehr als nur ein Zeitvertreib. In der virtuellen Computerwelt „Second Life“ können TeilnehmerInnen in unterschiedliche Rollen schlüpfen und sich durch die künstliche Welt bewegen. Doch wie sieht die rechtliche Grundlage in den virtuellen Welten wie „Second Life“ aus? Die Fragestellung steht im Mittelpunkt des neuen Forschungsprojekts „Virtuelle Welten“, das von dem Oldenburger Juristen Prof. Dr. Jürgen Taeger in Kooperation mit Prof. Dr. Benedikt Buchner von der Universität Bremen und Prof. Dr. Jens M. Schubert von der Universität Lüneburg sowie der Deutschen Stiftung für Recht und Informatik (DSRI) geleitet wird. Die Untersuchung wird von der Stiftung Bremer Wertpapier Börse gefördert und ist auf zwei Jahre angelegt.

Über 15 Millionen registrierte virtuelle Persönlichkeiten – so genannte Avatare – die durch die künstliche Computerwelt gesteuert werden, zählt „Second Life“. Innerhalb einer Woche bewegen fast eine halbe Million Nutzer ihre Avatare durch die 3-D-Landschaften der künstlichen Welt, kommunizieren dort und treiben Handel. Das Leben in dieser virtuellen Welt ist zu einer Plattform für Geschäfte in der realen Welt geworden: Bankgeschäfte werden erledigt, Waren gekauft. Unternehmen präsentieren sich in der Computerwelt, reale Universitäten unterhalten virtuelle Präsenzen, Länderbotschaften haben eine Dependance, auch Religionsgemeinschaften treffen sich in „Second Life“. Aber auch das Leben innerhalb der virtuellen Welt kostet Geld: Es entsteht ein eigenes Universum, die NutzerInnen bauen sich ein zweites, künstliches Leben auf. Zu diesem Zweck werden in dem Spiel Kaufgeschäfte über virtuelle Güter getätigt, virtuelle Grundstücke können erworben werden. Es gibt eine eigene Börse, mit einem relativ stabilen Wechselkurs. Virtuelle Arbeitsverhältnisse können entstehen.
Durch das komplexe System, das in „Second Life“ entsteht, ergeben sich vollkommen neue Themenstellungen für die Volkswirtschaftslehre, die Betriebswirtschaftslehre und die Rechtswissenschaft: Welchen Einfluss hat die virtuelle Währung auf die Geldmenge? Welche Vertragsverhältnisse entstehen in „Second Life“? Welches Recht ist dort anwendbar? Sind in „Second Life“ Datenschutz und Jugendschutz gewährleistet? Wie verfolgt man Markenschutz- und Urheberrechtsverletzungen? Welche Straftaten werden in „Second Life“ begangen und wie können diese verfolgt werden?

Dies sind nur einige Rechtsfragen, mit denen sich das Forschungsprojekt „Virtuelle Welten“ auseinander setzt. Dabei sollen mögliche Rechtsfragen identifiziert und Lösungsmöglichkeiten der Rechtsprobleme erarbeitet werden.

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Migration und Gender

Flucht und Vertreibung südlich der Sahara. Foto: UNHCR/P. Taggart


Ein Forschungsprojekt zum Thema Afrikanische Migration und Gender hat die Arbeitsgruppe Migration-Gender-Politics am Institut für Sozialwissenschaften gemeinsam mit der Makerere Universität, der Mbarara Universität (beide Uganda) und der Ahfad Frauenuniversität (Sudan) begonnen. Die EU fördert das Projekt „African Migration and Gender in Global Context – Implementing Migration Studies“ (IMMIS) für drei Jahre.

Flucht und Vertreibung stellen vor allem in den Staaten südlich der Sahara ein wachsendes Problem dar. Mehr als 13 Millionen Menschen gelten als innerhalb der Grenzen ihres Heimatlandes vertrieben. Sudan und Uganda sind besonders betroffen, sie sind gleichzeitig Ursprung und Ziel zahlreicher Flüchtlinge. Alleine im Sudan gelten sechs Millionen Menschen als intern vertrieben, mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Frauen sind im Kontext von Vertreibungen geschlechtsspezifischer Verfolgung und Gewalt ausgesetzt. Die Aufmerksamkeit gegenüber den Auswirkungen von Migration und Vertreibung auf ihre Rechte ist aber gering, auch Universitäten und Forschungseinrichtungen in Sudan und Uganda betreiben kaum Forschung in diesem Zusammenhang und es gibt nur wenige Studienprogramme zu den Themen.

Im Rahmen des Projekts IMMIS werden von den PartnerInnen gemeinsame Studienmodule und Forschungsvorhaben entwickelt, um die akademische Auseinandersetzung mit Migration und Gender zu stärken. Auch soll die Aufmerksamkeit von Politik, Nichtregierungsorganisationen und Öffentlichkeit gegenüber diesen Themen erhöht werden. Langfristig ist der Aufbau eines Afrikanisch-Europäischen Masterstudiengangs zum Thema Migration beabsichtigt.

„Das Projekt wird helfen, einer beträchtlichen Anzahl Studierender Kompetenz in den Gebieten Migration, interkulturelle Kompetenzen und Gender zu vermitteln. Sie werden zukünftig in Regierungs- und Nichtregierungsinstitutionen arbeiten und mit ihrer Aufmerksamkeit gegenüber der Situation weiblicher Flüchtlinge und Immigrantinnen helfen, direkt zur Verbesserung der Situation beizutragen“, sagte Dr. Lydia Potts, Oldenburger IMMIS-Koordinatorin.

www.immis.org

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Friedland im Schulbuch

Forschungsauftrag für Oldenburger Politikdidaktiker

Repräsentationen der Migrationsgesellschaft: Migrationsformen des Grenzdurchgangslagers Friedland im Spiegel der niedersächsischen Schulbücher zur historisch-politischen Bildung“ – für eine Untersuchung zu diesem Thema hat das Niedersächsische Innenministerium der Universität Oldenburg Mittel für die Jahre 2008 und 2009 bewilligt.

In dem Forschungsvorhaben sollen sämtliche in Niedersachsen derzeit zugelassenen Schulbücher der Fächer Erdkunde, Geschichte, geschichtlich-soziale Weltkunde, Gesellschaftslehre, Politik/Politik-Wirtschaft (Gemeinschaftskunde), Sachunterricht, Sozialkunde sowie Werte und Normen systematisch ausgewertet werden. Untersucht wird, ob und wie die im Grenzdurchgangslager Friedland in Erscheinung getretenen Migrationsformen und -gruppen behandelt werden.

Das Grenzdurchgangslager wurde 1945 für die Erstbetreuung von Flüchtlingen und Vertriebenen eingerichtet. Heute ist es die einzige Erstaufnahmeeinrichtung für SpätaussiedlerInnen. In Zukunft soll Friedland ein Museum für Migrationsgeschichte beherbergen. Die Leitung des Projekts liegt bei Prof. Dr. Dirk Lange, Hochschullehrer für die Didaktik der Politischen Bildung.

www.uni-oldenburg.de/PolitischeBildung

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Molekulare Fossilien

Komplexe Zusammenhänge einfach erklärt

Komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge mit einfachen Mitteln erklären – das ist das Ziel eines Buchprojekts, an dem der Oldenburger Geo-chemiker Prof. Dr. Jürgen Rullkötter maßgeblichbeteiligt ist. „Echoes of Life – What Fossil Molecules Reveal about Earth History“ (Oxford University Press, Großbritannien) heißt das Werk, das sich mit der Erforschung molekularer Fossilien beschäftigt.

Molekulare Fossilien sind Überreste von abgestorbenen Organismen in Gesteinen oder Erdöl. Sie liefern durch ihre charakteristischen chemischen Strukturen Hinweise auf die Lebenswelt in der geologischen Vergangenheit und über die Umweltbedingungen, unter denen die Organismen gelebt haben.

Neben Rullkötter haben an dem Buch der Geochemiker Prof. em. Geoffrey Eglinton (Universität Bristol, Großbritannien) und die Schriftstellerin Susan M. Gaines mitgewirkt. Eglinton und Gaines waren Fellows des Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst. Ein Großteil des Buches ist im Rahmen des dortigen Aufenthalts entstanden.

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"Epistemologische Überzeugungen"

Epistemologische Überzeugungen von angehenden Handelslehrer(inne)n zum eigenen Wissenserwerb und zum angenommenen Wissenserwerb von Schüler(inne)n“ – so lautet das Thema eines Forschungsprojekts im Fachgebiet Berufs- und Wirtschaftspädagogik unter der Leitung von Prof. Dr. Karin Rebmann, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bis 2010 gefördert wird. Das Projekt befasst sich mit den subjektiven Überzeugungen, die Individuen über Wissen und den Wissenserwerb allgemein oder in spezifischen Fächern oder Bereichen entwickeln und für das Verstehen der Welt nutzen. Die Lehr-Lernforschung hat sich in den letzten Jahren verstärkt mit diesem Konzept befasst und Zusammenhänge zwischen den erkenntnis-theoretischen Überzeugungen und schulischem bzw. akademischem Lernen aufgedeckt.

www.uni-oldenburg.de/bwp

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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