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Hochschulzeitung UNI-INFO

Inhalt 7/2010

Forschung

Koloss für die Meeresforschung

Leistungsstärkstes Massenspektrometer Deutschlands in Betrieb genommen / Weltweit nur vier Geräte

Katrin Klaproth, Chemie-Ingenieurin in der Max-Planck-Forschungsgruppe, inspiziert den Magneten, bevor das Massenspektrometer eingebaut wird. Foto: Thorsten Dittmar


Vier Tonnen wiegt das leistungsstärkste Massenspektrometer Deutschlands, das die Forscher der Max-Planck-Forschungsgruppe „Marine Geochemie“ unter der Leitung von Dr. Thorsten Dittmar im September an der Universität in Betrieb genommen haben. Sein vollständiger Name: Fouriertransformations-Ionenzyklotronresonanz-Massenspektrometer (FT-ICR-MS).

Für den Koloss wurde am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) ein Labortrakt neu eingerichtet. „Das Gerät ist in der Meeresforschung einmalig. Wir können damit die Masse der Moleküle auf ein Zehntausendstel Dalton, das ist weniger als die Masse eines Elektrons, genau bestimmen und wollen die Frage klären, wie bestimmte Umsetzungsprozesse von organischem Material in den Meeren ablaufen“, erklärt Dittmar. Mit dem Gerät werde die Spitzenstellung der deutschen Meeresforschung nachhaltig gestärkt. Weltweit gebe es nur vier vergleichbare Geräte, die allerdings nicht für die Meeresforschung genutzt würden. Die Finanzierung in Höhe von 2,1 Millionen € übernahmen je zur Hälfte das Land Niedersachsen und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

Meere gehören zu den größten Kohlenstoffspeichern auf der Erde. Sie haben großen Einfluss auf das Erdklima. Das Massenspektrometer gibt Einblicke in die Zusammensetzung der im Meer gelösten organischen Substanzen. Kern des Geräts ist ein Magnet mit einer magnetischen Flussdichte von 15 Tesla, 300.000fach stärker als das Erdmagnetfeld in Deutschland. Gefüllt ist es mit 800 Litern flüssigem Helium, das die supraleitenden Spulen auf etwa -270° Celsius hält. Der Magnet wurde von einer Bremer Firma in einem französischen Spezialwerk gefertigt.

Dank der speziellen Geometrie des Geräts bleibt das Magnetfeld auf ein kleines Volumen – etwa von der Größe einer Getränkedose – beschränkt. In zwei Metern Entfernung ist es kaum mehr zu spüren. Um die hohe Messgenauigkeit zu erreichen, wird die organische Substanz aus dem Meerwasser im Hochvakuum ionisiert. Die dabei gebildeten Ionen werden durch den Hochleistungsmagneten in einer Kreisbahn gehalten. Anhand der unterschiedlichen Umlauffrequenzen lassen sich die Massenzahlen tausender Molekülionen gleichzeitig ermitteln.

Der Direktor des ICBM, Prof. Dr. Jürgen Rullkötter, freut sich über die neuen Möglichkeiten: „Mit dem Massenspektrometer stärken wir nicht nur den Forschungsstandort hier in Oldenburg, sondern setzen international Maßstäbe für zukünftige Projekte in der Meeresforschung, die eine Vielzahl renommierter Forscher aus aller Welt als Gastwissenschaftler und Kooperationspartner nach Oldenburg locken werden.“ Das Projekt wird vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen unterstützt. (tk)

Eng verdrahtet mit der Oldenburger Forschung ...

… ist hier ein junger „Neugierologe“ bei der 2. Langen Nacht der Wissenschaft im September. Mehr als 100 Vorträge, Laborführungen und Mitmach-Experimente, begleitet von Ausstellungen und Filmvorführungen, boten mehreren Tausend BesucherInnen jeden Alters spannende Einblicke in die Welt der Forschung. Foto: Markus Hibbeler

In die Natur investieren

Ökologische Ökonomen trafen sich zu weltweit größter Konferenz in Oldenburg

Rund 750 TeilnehmerInnen, 600 wissenschaftliche Vorträge, 60 Länder: Die weltweit größte Konferenz ökologischer Ökonomen mit dem Titel „Nachhaltigkeit in Krisenzeiten voranbringen“ fand im August statt, Organisatoren waren die Universitäten Oldenburg und Bremen. Die Tagungsthemen seien von hoher gesellschaftspolitischer Brisanz, so Universitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon. „Zugleich bot die Konferenz die Chance, die national und international anerkannte, interdisziplinär angelegte Oldenburger Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung einem weltweiten Fachpublikum zu präsentieren.“ Die Konferenz sollte dazu beitragen, Nachhaltigkeit in Zeiten der andauernden Wirtschafts- und Finanzkrise zu etablieren und Wirtschaften zukunftsfähig zu gestalten, steckte Prof. Dr. Bernd Siebenhüner, Oldenburger Hochschullehrer für Ökologische Ökonomie und Veranstaltungsleiter, zu Konferenzbeginn die Ziele ab.

Zu den 13 Themenschwerpunkten der Konferenz zählten Klimawandel, erneuerbare Energien, Governance, nachhaltiges Management sowie die Wachstumsproblematik. Höhepunkt war ein Vortrag von Tim Jackson, Autor des einflussreichen Buches „Prosperity without Growth: Economics for a Finite Planet“. Ökosysteme könnten auf Dauer nicht über das Maß ihrer Regenerationsfähigkeit hinaus genutzt und ausgebeutet werden, ohne ihnen etwas zurück zu geben, argumentierte der Hochschullehrer für nachhaltige Entwicklung an der Universität Surrey (Großbritannien) und Leiter der Wirtschaftlichen Führungsgruppe der Kommission für Nachhaltige Entwicklung der Britischen Regierung. Angesichts des Wachstumsdilemmas der industrialisierten Gesellschaften seien neue, andere Lösungen gefragt, so der Hauptreferent in Oldenburg. „Diese Lösungen müssen Investitionen in das Naturkapital beinhalten“, konkretisierte Jackson.

Währenddessen warb Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), für eine globale Initiative, die Klimaschutz, Klimaanpassung und Gerechtigkeit gleichermaßen berücksichtigt.

www.isee2010.org

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Assistenz für den Fahrer

VW-Stiftung fördert interdisziplinäre Forschung

Fahrerassistenzsysteme stehen im Mittelpunkt von „IMoST – Integrated Modeling for Safe Transportation“, ein interdisziplinäres Verbundprojekt des Forschungszentrums Sicherheitskritische Systeme der Universität. Der Forschungsschwerpunkt wird mit rund 1,1 Millionen € durch das „Niedersächsische Vorab“ gefördert. „Die Entscheidung des ,Niedersächsichen Vorab’ basiert auf den – durch eine hochkarätige Gutachtergruppe bestätigten – ausgezeichneten Arbeiten in der ersten Förderphase und unterstreicht die hohe Anwendungsrelevanz dieses interdisziplinären Forschungsgebiets“, betont Prof. Dr. Werner Damm, Direktor des Forschungszentrums Sicherheitskritische Systeme. Fahrerassistenzsysteme sorgen im Straßenverkehr für Sicherheit und sollen den Fahrer entlasten. Für IMoST arbeiten seit 2007 WissenschaftlerInnen des Forschungszentrums Sicherheitskritische Systeme der Universität, des Informatikinstituts OFFIS und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), um die Entwicklung von Assistenzsystemen zu verbessern.

Die ForscherInnen entwickeln dabei eine integrierte Modellierungsmethode, die den Fahrer, das Assistenzsystem, das Fahrzeug und die Verkehrsumgebung einbezieht und so das Gesamtsystem einer formalen Fehleranalyse zugänglich macht.

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Intelligente Stromnetze

Erstmals in seiner 19-jährigen Geschichte hat das OFFIS-Institut Mittel für die zeitlich befristete Einrichtung einer Professur bereitgestellt. Die Junior-Professur „Energieinformatik“ wurde im Juli an der Universität geschaffen. „Die Energieinformatik ist für Universität und OFFIS ein gleichermaßen wichtiger Themenbereich, den es weiter auszubauen gilt“, erklärte OFFIS-Vorstand Prof. Dr. Dr. h.c. H.-Jürgen Appelrath. Bisher wurde die Energieinformatik von Appelrath selbst und Prof. Dr. Michael Sonnenschein, Umweltinformatiker und OFFIS-Bereichsvorstand Energie, sowie ihren Teams getragen. Verstärkung gibt es nun durch Dr. Sebastian Lehnhoff (Foto), bisher Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebssysteme und Rechnerarchi-tektur der Technischen Universität Dortmund. Dort hat er in der Vergangenheit, eng verzahnt mit der Fakultät für Elektrotechnik, an Projekten im „Smart Grid“-Umfeld gearbeitet. Mit Lehnhoff sei für den OFFIS-Bereich Energie ein akquisitionsstarker Kollege gewonnen worden, so Sonnenschein.

Lehnhoff freut sich auf die neue Herausforderung: „Ich möchte mit meinen Vorarbeiten und neuen Ideen zu dezentraler vernetzter Energiewirtschaft dazu beitragen, den Forschungsstandort Oldenburg im nationalen und internationalen Wettbewerb gemeinsam mit den bestehenden Arbeitsgruppen weiter zu stärken.“ Die Universität Oldenburg und insbesondere deren Informatik böten ihm eine hervorragende Umgebung für seine wissenschaftliche Entwicklung, betonte er.

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ForWind erhält Superrechner

Das Rechner-Netzwerk, mit dem die Universität neue Maßstäbe in der Windenergieforschung und in der Entwicklung von Windkraftanlagen setzt, umfasst 1.000 Prozessoren. Der Großrechner führt hochkomplexe Strömungs- und Umgebungsberechnungen durch und wird mit drei Millionen € aus dem Bundesumweltministerium (BMU) gefördert. Über die Förderentscheidung freue sie sich sehr, so Universitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon. Sie zeige, welch hohen Stellenwert die Windenergieforschung in Oldenburg habe. Der Großrechner steht neben ForWind, dem Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen, auch seinem Forschungsverbundspartner, dem Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesysteme (IWES), zur Verfügung, um hochgradig rechenintensive Aufgaben für die Windenergie durchzuführen. Der Großrechner ermöglicht präzise Berechnungen der Umströmung von Rotorblättern und ganzer Windenergieanlagen sowie der Strömung innerhalb von Windparks. Die ForWind-WissenschaftlerInnen erwarten durch die aufwändigen Berechnungen wesentliche Fortschritte in der Anlagenentwicklung. (tk)

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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