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Hochschulzeitung UNI-INFO

Inhalt 3/2011

Forschung

Hörforscher nehmen erste Hürde

Exzellenzinitiative: Universität punktet mit Exzellenzcluster / Vollantrag muss zum 1. September vorliegen

„Hören für alle“ – in allen Situationen und für alle Menschen mit verschiedenem Grad an Schwerhörigkeit. Foto: iStockphoto


Die Universität Oldenburg hat in der Exzellenzinitiative die erste Hürde genommen: Der Exzellenzcluster-Antrag „Hearing4all“, der in Zusammenarbeit mit Hörforschern aus Hannover entwickelt wurde, ist – als einziger aus Niedersachsen – positiv bewertet worden. Bis zum 1. September muss nun der Vollantrag vorliegen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat hatten in der Förderlinie „Exzellenzcluster“ insgesamt 107 Anträge begutachtet, 27 von ihnen wurden positiv bewertet. Die endgültige Förderentscheidung fällt im Juni 2012.

„Das positive Votum für einen unserer beiden eingereichten Exzellenzcluster-Anträge ist ein großer Erfolg für unsere Universität. Die DFG und der Wissenschaftsrat würdigen damit die Arbeit unserer hervorragend vernetzten Oldenburger Hörforscherinnen und -forscher. Jetzt wird es darum gehen, dass wir – gemeinsam mit unseren starken Partnern – unsere wissenschaftlichen Kompetenzen und Ressourcen für unser ehrgeiziges Ziel nutzen und intensiv an dem Vollantrag arbeiten“, erklärte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon.

„Die Oldenburger und Hannoverschen Hörforscher freuen sich sehr über das Erreichen der Endrunde“, sagte Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, Leiter der Abteilung Medizinische Physik und Sprecher von „Hearing4all“. Zusammen mit Prof. Dr. Thomas Lenarz (Medizinische Hochschule Hannover), Prof. Dr. Wolfgang Ertmer (Universität Hannover) und 21 weiteren namhaften ForscherInnen dieser drei Universitäten hat er die Skizze für einen interdisziplinären Forschungsverbund aus Physik, Medizin, Biologie, Ingenieurwissenschaft und Psychologie erstellt. Das Hören für alle, in allen Situationen und für alle Menschen mit verschiedenem Grad an Schwerhörigkeit soll durch eine Kombination von interdisziplinärer Grundlagenforschung, angewandter und klinischer Forschung erreicht werden. Weitere Schwerpunkte liegen in der Nachwuchsförderung und der Verbundforschung mit der Industrie. Zusätzlich beteiligt sind die Jade Hochschule sowie die außeruniversitären Forschungseinrichtungen Kompetenzzentrum HörTech, die Fraunhofer Projektgruppe für Hör-, Sprach- und Audiotechnologie, die Hörzentren in Hannover und Oldenburg sowie zwölf Industriepartner, die im Verbund „Auditory Valley“ bereits Achtungserfolge im Spitzencluster-Wettbewerb des Bundes erzielen konnten.

Oldenburg und Hannover zählen zu den international herausragenden Standorten in Medizintechnik, Hörforschung, Audiologie, medizinischer Diagnostik und Therapie. Etwa 80 Prozent aller Hörgeräte weltweit enthalten ein Stück Know-How aus Oldenburg. Die weltweit größte Zahl von Hörimplantationen wurde in der HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt. (me)

Beratung im Akkord

Studie zur Kundenbetreuung in Banken / „Rigides Steuerungssystem“

Kundenbetreuung hat in einigen Banken Züge von Fließbandarbeit: Diese These steht im Zentrum einer jüngst veröffentlichten Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Sie müssen es nicht verstehen. Sie müssen es nur verkaufen“ heißt sie, und einer der Autoren ist der Oldenburger Betriebswirtschaftler Prof. Dr. Thomas Breisig. In den Jahren 2007 bis 2009 leitete er ein Forschungsprojekt, in dem die Praktiken der Vertriebssteuerung von Banken untersucht wurden – mittels einer fragebogengestützten Erhebung und durch ergänzende Interviews mit Betriebs- und Personalräten.

Breisigs Befund: Ein „Regime von Zielvorgaben“ bewirke, dass KundenberaterInnen im sogenannten „Retailbanking“, dem Normalkundengeschäft, immer weniger Spielräume bei ihrer Arbeit hätten. Die Gefahr sei groß, dass aufgrund des „rigiden Steuerungssystems“ die eigene Zielerreichung im Vordergrund stehe – die Wünsche der Kunden seien da eher nachrangig.

Der Nächste bitte! Um Fingerspitzengefühl von Kundenberatern gehe es nicht mehr, wohl aber um die Zahl der Gespräche, sagt Betriebswirtschaftler Thomas Breisig. Foto: fotolia


Eine wichtige Rolle spielten technische Systeme, insbesondere das IT-gestützte Customer Relationship Management (CRM), führt Breisig aus. „Diese bilden das Rückgrat der Vertriebsaktivitäten – nicht der einzelne Berater, der den Kunden und seine Lebensverhältnisse kennt.“ Mathematische Methoden sollten Trends und Verhaltensmuster sichtbar und auf Vertriebspotenziale aufmerksam machen – Technik rücke beim CRM an erste Stelle. Der Technikeinsatz werde von den Befragten überwiegend als reglementierend wahrgenommen. Auch die Zahl der Kundengespräche werde häufig exakt vorgegeben. „Das nennt sich dann Aktivitätenmanagement, wo früher das Fingerspitzengefühl und die Berufserfahrung von Kundenberatern und Kundenberaterinnen maßgeblich waren“, so Breisig.

Überraschend sei gewesen, in welchem Umfang und in welcher Intensität die definierten Verkaufsziele alles andere überlagerten. „Die Wahrnehmung der meisten Befragten ist: Die Ziele werden von oben nach unten ohne jeden Anflug von Beteiligung und Öffnung vorgegeben und durch ein geradezu exzessives Controlling permanent überprüft“, so Breisig. Die Aktivitäten der Berater würden in vielen Instituten mindestens einmal pro Woche kontrolliert. „Und zwar anhand zählbarer Indikatoren: Kundenanrufe, Zahl der Gespräche und Verkäufe, Einhaltung von Terminen.“

Die Beschäftigten sähen sich, so Breisig, dadurch einem immensen Leistungs- und Erfolgsdruck ausgesetzt. „In vielen Banken wird der interne Wettbewerb zwischen Filialen, Regionen und einzelnen Teams geradezu zelebriert. Von den Resultaten hängen Boni, Personalausstattung und Karrieren ab.“

Klima und Unternehmenserfolg

„nordwest2050“: Nachhaltigkeitsforscher befragen Unternehmer

Für ein Drittel aller Unternehmen der Metropolregion Bremen-Oldenburg hat der Klimawandel bereits heute eine hohe Bedeutung für den Unternehmenserfolg. Unternehmen mit mehr als 250 MitarbeiterInnen, vor allem die Branchen Landwirtschaft und Baugewerbe, sehen die Gefahr finanzieller Einbußen durch die Zunahme von Extremwetterereignissen wie Stürmen, Starkniederschlägen oder Hitze. Das ergab eine Befragung von 4.000 Unternehmen, die der Oldenburger Ökonom und Nachhaltigkeitsforscher Prof. Dr. Klaus Fichter im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Vorhabens „nordwest2050“ mit seinem Team durchgeführt hat.

Für Unternehmen spielen nicht nur direkte physische Einwirkungen auf Agrarflächen, Produktionsanlagen oder Verwaltungsgebäude eine Rolle, sondern auch indirekte Einflüsse. Wenn zum Beispiel Zulieferwege von Hochwasser blockiert werden, Rohstoffpreise aufgrund des Klimawandels steigen oder der Gesetzgeber Vorschriften zur Risikovorsorge verschärft.

Dennoch stünden die Unternehmen beim Thema Klimaanpassung noch ganz am Anfang, meint Fichter. „Noch berücksichtigt kaum ein Unternehmen die Risiken und Chancen des Klimawandels in der Unternehmensstrategie“.

Inwieweit sich dies verändert, wollen der Nachhaltigkeitsforscher und sein Team bei weiteren Panelbefragungen in den beiden kommenden Jahren untersuchen. Parallel dazu arbeiten die WissenschaftlerInnen in „nordwest2050“ an Strategien und Innovationen der betrieblichen Klimaanpassung mit rund 35 Unternehmens-partnern zusammen, etwa dem Biohof Freese aus Ostfriesland oder dem Hafenanlagenbetreiber bremenports.

www.innovation.uni-oldenburg.de
www.nordwest2050.de

Sensibles Messprinzip

ForWind präsentiert sich auf Hannover Messe

Mit neuesten Entwicklungen im Bereich der Windenergie sowie mit Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten ist ForWind, das Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen, vom 4. bis 8. April auf der Hannover Messe vertreten.

Am Gemeinschaftsstand „Energie“ des Landes Niedersachsen (Halle 27, Stand L50) präsentiert ForWind das Messsystem „MULTI-LIDAR“. Es basiert auf der Fernerkundungsmethode LIDAR (Light Detection and Ranging) und misst Luftströmungen mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung.
Das 2D-Laser-Cantilever-Anemometer (2D-LCA) ist ein Sensor zur Messung von Windgeschwindigkeiten in zwei Raumrichtungen. Das sensible Messprinzip erfasst selbst kleinste Fluktuationen in der Strömung.

Zudem wird ein Verfahren zur dynamischen Bestimmung von Leistungskennlinien vorgestellt, das präzisere Daten liefert als herkömmliche Verfahren. Interessierte können sich über das weiterbildende Studium Windenergietechnik und –management sowie über das deutschlandweit einmalige Offshore-Windstudium informieren, das Ende des Jahres startet. (tk)

Grüne Gentechnik

HannoverGEN ist „Ort im Land der Ideen“

HannoverGEN, ein von der Biologiedidaktik der Universität Oldenburg gemeinsam mit der Universität Hannover konzipiertes Schulprojekt, ist im März als „Ausgewählter Ort 2011“ im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet worden.

Die Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ prämiert in Kooperation mit der Deutschen Bank Ideen und Projekte, die einen nachhaltigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit leisten. HannoverGen wurde als Beispiel für Engagement und Kreativität ausgewählt. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann betonte anlässlich der Preisverleihung, dass das Projekt den SchülerInnen komplexe fachliche Hintergründe und Grundlagen experimentell vermittle.

Im Mittelpunkt von HannoverGEN stehen vier Stützpunktschulen, die über moderne biotechnologische Labore verfügen. In ihnen können SchülerInnen aus der gesamten Region forschungsnahe Methoden kennen lernen, die weit über die Möglichkeiten des üblichen Biologieunterrichts hinausgehen. Dabei setzen sie sich auch mit den Chancen und Risiken gentechnischer Veränderung von Pflanzen in der Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft auseinander. Um zu eigenen Urteilen zu kommen, werden Rollen- und Planspiele durchgeführt und Dilemmata diskutiert.

Die AG Biologiedidaktik der Universität Oldenburg unter der Leitung von Prof. Dr. Corinna Hößle betreut den Bereich der ethischen Urteilsbildung. (mr)

(Stand: 19.01.2024)  | 
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