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UNI-INFO Erstsemester extra
„
Und was willst du eigentlich mit dem
Studium machen? Hast du schon beruf-
liche Ziele?“ Mit diesen Fragen können
Eltern und Verwandte einem schon
mächtig auf die Nerven gehen. Dabei ist
es aber natürlich sinnvoll, sich bereits
in den ersten Semestern Gedanken zu
machen, was man nach dem Studium
machen möchte, wo die eigenen Stär-
ken liegen und welche Branchen und
Berufe überhaupt infrage kommen.
Der Career Service unterstützt die Stu-
dierenden mit dem Veranstaltungspro-
gramm „Erfolgreich in den Beruf“,
mit individueller Beratung und Infor-
mationen im Internet. Erste Einblicke
ins Berufsleben erhalten Studierende
bei studentischen Jobs oder Praktika,
die im Bachelor- und vielen Masterstu-
diengängen verpflichtend sind. Wichtig
zu wissen ist vor allem, was man in der
Praxis lernen möchte. Nur so lassen sich
anschließend die praktischen Erfah-
rungen sinnvoll auswerten und bei der
weiteren Planung berücksichtigen, zum
Beispiel bei der Wahl des passenden
Schwerpunkts im Studium. Auch mit so
genannten Soft Skills und zusätzlichen
Qualifikationen, die der Career Service
anbietet, bekommen Studierende das
ideale Rüstzeug für die Jobsuche nach
dem Studium. In der Abschlussphase
des Studiums bietet der Career Service
individuelle Beratungen zu Karriere
und Bewerbungsunterlagen an. Und bei
der Messe „Career Day“ können Stu-
dierende und Unternehmen in direkten
Kontakt treten. (fk)
de/praktikum
de/40495.html
„
Was willst du damit machen?“
Career Service berät Studierende bei ihrer Karriereplanung
In einer größeren Runde von Jour-
nalisten und Schriftstellern in Berlin
fiel er kaum auf, dieser eher kleine
Mann mit der leisen Stimme und der
gebeugten Haltung. Aber wenn er
schrieb, wurde sichtbar, was in ihm
steckte.
Carl von Ossietzky (1889-1938),
überzeugter Demokrat und Pazifist,
war 1927 Chefredakteur der links-
intellektuellen Wochenzeitschrift
„
Die Weltbühne” geworden und von
den Gegnern der Weimarer Republik
besonders gefürchtet. Es gab kaum
ein politisches Thema der kranken
Republik, das er nicht aufgegriffen
hätte. Dazu gehörten auch seine Ein-
schätzungen der Nazi-Bewegung,
deren Gefahren er früh erkannte
und scharfsinnig analysierte. Kein
Wunder, dass er bereits kurz nach
Hitlers Machtantritt verhaftet und als
„
Moorsoldat” imKonzentrationslager
Esterwegen interniert wurde.
Als die Welt auf den Nazi-Gegner auf-
merksam geworden war und ihm 1936
nach großen Aufklärungskampagnen
in Amerika und Europa der Friedens-
nobelpreis zuerkannt wurde, durfte
er das KZ verlassen. Die noch heute
weltweit höchste Auszeichnung konnte
er jedoch nicht entgegen nehmen. Nach
seiner KZ-Haft ließen ihn die Nazis
zusammen mit seiner Frau in einem
kleinen Berliner Sanatorium wohnen.
Dort starb er 1938 – ständig bewacht
von der Gestapo – an den Haftfolgen.
Als 1974 die Universität Oldenburg
gegründet wurde, waren es Studie-
rende, die vorschlugen, die Hoch-
schule nach Carl von Ossietzky zu
benennen. Und sie fanden große Zu-
stimmung innerhalb der Universität.
Die Namensgebung sollte Ausdruck
für das gesellschaftliche Engage-
ment sein, das sich die Universität
auf ihre Fahnen geschrieben hatte.
Als Reformhochschule wollte sie
heraus aus dem Elfenbeinturm und
die Wissenschaften zum Teil der de-
mokratischen Gesellschaft machen.
Mitbestimmung, Projektstudium und
Verantwortung der Wissenschaft für
die gesellschaftliche Entwicklung
waren die heiß diskutierten Themen.
Daraus entwickelte sich einer der
großen Schwerpunkte der Universität,
die Umweltforschung.
Außerhalb der Universität indes stieß
die Namensgebung nicht so schnell
auf ungeteilte Zustimmung. 16 Jahre
brauchte es, bis der Niedersächsische
Landtag den Weg für den Namen Carl
von Ossietzky Universität Oldenburg
freimachte.
Namensgeber der Uni
Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky
„
Es geht nirgends bunter zu als auf der
Welt“, verkündete einst Horst Janssen,
Ehrenbürger der Stadt und einer der
berühmtesten Zeichner und Grafiker
Deutschlands. Damit hat das künstle-
rische Enfant terrible, das 1995 starb,
natürlich Recht. Aber es scheint, dass
es in Oldenburg vielleicht noch ein
bisschen bunter zugeht als im Rest der
Welt. Der Beweis: Ein Streifzug durch
das Kultur- und Freizeitangebot, das
Oldenburg zu einer lebens- und liebens-
werten Stadt macht.
Eine Station der Stadtführung ist der
Schlossplatz. Vis á vis zum Olden-
burger Schloss entsteht das „Schlaue
Haus“ – ein Haus für die Wissenschaft:
Ein denkmalgeschütztes Bürgerhaus
aus dem 16. Jahrhundert wurde kom-
plett entkernt und um einen lichtdurch-
fluteten Neubau erweitert. Bauherr ist
die „Schlaue Haus Oldenburg gGmbH“,
deren Teilhaber sind die Universität
Oldenburg und die Jade Hochschule.
Die Idee zum „Wissenschaftshaus“
entstand während Oldenburgs Jahr als
„
Stadt der Wissenschaft“. Der Stifter-
verband für die Deutsche Wissenschaft
verlieh den Titel 2009. Unter dem Leit-
thema „Talente, Toleranz und Tech-
nologie“ präsentierte sich Oldenburg
ein Jahr lang als „Übermorgenstadt“
und stellte unter Beweis, dass sie ein
attraktiver Wissenschaftsstandort ist.
Am Freitag, 28. September, wird das
„
Schlaue Haus“ mit einem großen Fest-
programm und einer „Schlauen Meile“
eröffnet, auf der sich die Oldenburger
Forschung in ihrer Breite präsentiert.
Kunst und Kultur von Übermorgen gibt
es im Oldenburgischen Staatstheater:
Das Dreisparten-Haus genießt einen
hervorragenden Ruf, seine Tanzcom-
pagnie ist weltbekannt, ihre Inszenie-
rungen ein Feuerwerk für die Sinne – das
zeigt der aktuelle, futuristische Tanz-
Techno-Rausch „Plafona“. Das prächtige
Große Haus des Staatstheaters wurde im
vergangenen Jahr von Grund auf reno-
viert und mit gefeierten Premieren wie
Mozarts „Zauberflöte“ oder Shakespears
„
Hamlet“, die in der kommenden Saison
weiter aufgeführt werden, standesgemäß
eröffnet. Außerdem stehen für die Spiel-
zeit 2012/13 Neuinszenierungen von
Strauß „Salome“ oder Büchners „Dan-
tons Tod“ auf dem Spielplan. Zudem
bietet das Staatstheater junges, oftmals
wildes Theater im Kleinen Haus und in
der Exerzierhalle – vor allem die Stücke
des ebenso talentierten wie wortgewal-
tigen Hausautors des Theaters Marc
Becker sind zu empfehlen. Wobei sich
ein Besuch im Staatstheater natürlich
immer lohnt.
Mehr Theater gibt es im hof/19 und im
Theater Laboratorium. Letzteres ist mit
seinem Puppentheater und eigenwilligen
Inszenierungen eines der erfolgreichsten
Privattheater in Niedersachsen. Deshalb
empfiehlt es sich dringend, im Vorver-
kauf eine Karte zu erwerben.
Das Literaturbüro Oldenburg schlägt die
Brücke zur modernen Literatur und ver-
anstaltet neben Lesungen auch Poetry-
Slams oder spartenübergreifende Grenz-
gänge aus Literatur und Musik. Einer der
Höhepunkte ist die jährlich stattfindende
„
LiteraTour Nord“, die in Kooperation
mit der Universität durchgeführt wird.
Von Oktober bis Februar lesen sechs
SchriftstellerInnen der deutschspra-
chigen Gegenwartsliteratur aus ihren
Neuerscheinungen und bewerben sich
um den mit 15.000 Euro dotierten „Preis
der LiteraTour Nord“. In den letzten
Jahren nahmen unter anderem die spä-
tere Nobelpreisträgerin Hertha Müller
und Autoren wie Arno Geiger, Helmut
Krausser oder Juli Zeh an der Lesereise
durch Norddeutschland teil.
Konzerte, Kino, Theater, Kabarett und
Kleinkunst gibt es in der Oldenburger
Kulturetage. Das Team organisiert zu
Beginn der Sommerferien den Olden-
burger Kultursommer, der die Innenstadt
zur Bühne macht. Das Ganze natürlich
„
umsonst und draußen“. Lokale Bands,
aber auch Szenegrößen sind zu Gast in
Clubs wie dem Polyester und der Um-
baubar oder dem Alhambra, einem der
größten selbstverwalteten Aktions- und
Kommunikationszentren in Deutschland.
Das Filmfest Oldenburg lockt immer
im Herbst internationale Filmstars an
und ist somit ein Leckerbissen für Cine-
asten. Es zählt zu den größten Filmfesti-
vals für Independent-Filme in Deutsch-
land, und manch Kritiker hat durchaus
schon den Vergleich zum renommierten
amerikanischen „Sundance-Filmfesti-
val“ gezogen. Beim PAZZ-Festival des
Oldenburgischen Staatstheaters treffen
sich alle zwei Jahre die angesagtesten
Theater- und Performance-Gruppen,
um das Theater der Zukunft auszuloten.
Die Partys, die im Rahmen dieser Fe-
stivals stattfinden, sind legendär. Sie
hätten bestimmt auch Horst Janssen
gefallen.
Ihm zu Ehren errichtete Oldenburg
übrigens das Horst-Janssen-Museum,
in dem seine wichtigsten Werke und
wechselnde Ausstellungen zu sehen
sind. Ein breites Spektrum aus den
verschiedensten Epochen bietet das
Grenzgänge, Schlaues Haus und Techno-Rausch
Ein Streifzug durch das Oldenburger Kultur- und Freizeitangebot – nicht nur für Neu-Oldenburger ein Gewinn
Auf dem aktuellen Spielplan des Oldenburgischen Staatstheaters: „Plafona“ – Tanzproduktion vom Feinsten.
Landesmuseum für Kunst und Kultur-
geschichte. Der Kunstverein Oldenburg
hat sich der modernen Kunst verschrie-
ben, und das Landesmuseum Natur und
Mensch beherbergt Sammlungen zur
Naturkunde, Archäologie und Völker-
kunde. Das Stadtmuseum präsentiert
Exponate der Lokal- und Regionalge-
schichte. Ein absoluter Geheimtipp für
avantgardistische Medienkunst ist das
Edith-Ruß-Haus.
Und wer nach all der Kunst und Kultur
ein bisschen Erholung braucht, der kann
sie auf einer Radtour ins Grüne bekom-
men. Schließlich ist auch „Grün“ ein
Bestandteil von „Bunt“.
Wer die Stadt noch nicht so gut kennt,
kann Abhilfe schaffen: Zum Beispiel
mit einer der unterschiedlichen Stadt-
führungen, die regelmäßig angeboten
werden. (tk)
UNI-BLICKE
…
und noch eine Abkürzung: BIS. Steht für Bibliotheks- und Informationssystem. Typisch für die Uni, denn es ist der Ort, den jede Studentin
und jeder Student kennt – irgendwann.