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Forschung

Hergcht, Herpst oder Herbst

Sprachforscher entwickelt Konzept gegen Rechtschreibschwäche

Viele Schüler könnten weitaus bessere Leistungen in der Rechtschreibung erbringen, wenn man eine genaue Diagnose ihrer Schwächen erstellen und sie gezielt fördern würde. Diese Auffassung vertritt der Sprachwissenschaftler und Deutschdidaktiker Prof. Dr. Günther Thomé (Institut für Germanistik). Nicht die Anzahl, sondern die Art der Fehler sei entscheidend, sagt Thomé. Er hat zusammen mit seiner Frau, der Diplompädagogin Dr. Dorothea Thomé, die „Oldenburger Fehleranalyse OLFA“ entwickelt. Dabei handelt es sich um ein neuartiges Konzept zur qualitativen Analyse der orthographischen Kompetenz, das bereits erfolgreich in Grundschulen der Region eingesetzt wird. „Damit bringen wir die Schüler schnell von der Note 6 auf Note 3“, berichtet Thomé. Sein OLFA-Konzept, das jetzt als Handbuch vorliegt, wird bei der PISA-Nachfolge-Studie DESI (Deutsch Englisch Schülerleistungen International, 11.000 Schüler) genutzt. In dieser Untersuchung bearbeitet Thomé das Modul Rechtschreibung.

Grundlage von OLFA sind psycholinguistische wie sprachdidaktische Theorien und umfangreiche empirische Untersuchungen. An einem Beispiel erläutert Thomé seine Konzeption. So schreiben Schüler statt „Herbst“ z.B. „Hergcht“, „Herpst“ oder „Herrbsd“. Die Schreibweisen „Herpst“ und „Herrbsd“ seien keine schwerwiegenden Fehler, da sich die Schüler hier an der Aussprache orientierten. Mit der Zeit würden solche Fehler von alleine verschwinden. Dagegen weise die Schreibweise „Hergcht“ darauf hin, dass die Lautstruktur des Wortes nicht verstanden worden sei. Bei Schülern, die häufiger Fehler dieser Art machten, sei eine entsprechende Förderung angebracht, die durchaus auch innerhalb des regulären Stundenplans möglich sei. Thomé verweist in diesem Zusammenhang auf praktische Erfahrungen in Grundschulen und in außerschulischem Förderunterricht, wo mit der OLFA-Methode erfolgreich gearbeitet werde: „Wir arbeiten mit Texten, die sich die Schüler selbst aussuchen und ausdenken, um die Schreibmotivation zu fördern.“ Mit den klassischen Diktaten wird dagegen nach Thomés Erfahrung den Kindern „die Freude am Schreiben systematisch ausgetrieben“.
Das neue Verfahren wird in einer Reihe von LehrerInnenheften veröffentlicht. Das erste Heft, das jetzt erschienen ist, ist gleichzeitig als Instrument und Handbuch konzipiert und ab der Klasse 3 einsetzbar. Möglich ist der Einsatz für freie Texte ab 250 Wörtern. Formulare und graphische Blätter sind als Kopiervorlagen im Heft enthalten.

Günther Thomé/Dorothea Thomé: Oldenburger Fehleranalyse OLFA. Instrument und Handbuch zur Ermittlung der orthographischen Kompetenz aus freien Texten ab Klasse 3 und zur Qualitätssicherung von Fördermaßnahmen, Oldenburg, Igel Verlag Wissenschaft, 40 S, 10,00 €. - Zudem ist jetzt beim Beltz Verlag ein von Günther Thomé herausgegebener Band mit dem Titel „Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) und Legasthenie“ erschienen (16.90 €).

Verringerung des Treihausgases

Skeptisch in Bezug auf "technische Lösungen"

Der mit Abstand beste und kostengünstigste Weg, das Treibhausgas CO2 (Kohlendioxyd) zu „neutralisieren“, ist eine nachhaltige Bekämpfung der weltweiten Entwaldung und Wüstenbildung, wie sie in der Agenda 21 von Rio gefordert wird. Darauf weist die Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) in einer Erklärung hin (www.oekochemie.tu-bs.de/ak-umweltchemie/). Hintergrund ist eine gegenwärtig weltweit stattfindende Diskussion um eine künftige Energieerzeugung, die verstärkt auf Kohle basiert. Wegen der negativen Klimafolgen wird zunehmend auf verfahrenstechnische Lösungen der CO2-Sequestrierung, d.h. der Abscheidung und langfristigen Speicherung von CO2, gesetzt.

Dies sei jedoch der falsche Weg, sagt Prof. Dr. Jürgen O. Metzger (Institut für Reine und Angewandte Chemie), der die Erklärung der Chemiefachleute maßgeblich mit initiiert hat. Das effizienteste und über Millionen Jahre „erprobte“ System zur CO2-Seques-trierung sei die terrestrische Biosphäre. Durch eine verfahrenstechnische Abtrennung könne höchstens ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen aus Kohlekraftwerken vermieden werden. Dagegen ließe sich durch Rekultivierung, Aufforstung und verbesserte Anbaumethoden das globale CO2-Sequestrierungspotenzial (die Fähigkeit der terrestrischen Biosphäre, das CO2 in Form von Humus im Boden zu binden) von derzeit 7 Milliarden auf mehr als 18 Milliarden Tonnen pro Jahr erhöhen. Das ist ein Vielfaches dessen, was durch die verfahrenstechnische Sequestrierung erreicht würde. Hinzu kommt, dass bei der verfahrenstechnischen Abtrennung Kosten zwischen 18 und 60 € pro Tonne anfallen, während die Kosten für Aufforstung nur mit höchstens 5 € pro Tonne zu Buche schlagen. Damit ließe sich sogar ein ökologischer Waldbau betreiben.

Nach Ansicht von Metzger sollte das Geld, das für die Erforschung der CO2-Sequestrierung vor allem in Deutschland und dem übrigen Europa und in den USA ausgegeben werde, besser für die Erforschung und effektive „Begrünung der Erde“, für die Erhaltung und Rückgewinnung von in den letzten Jahrhunderten verlorenen Flächen, auf denen Pflanzen wachsen und gedeihen können, verwendet werden. Mit einer solchen Strategie wäre zudem eine beträchtlich höhere Produktion von Biomasse verbunden, die zunehmend einen Übergang in eine Versorgung mit erneuerbaren Energieformen und damit eine steigende Reduktion der Produktion von CO2 aus fossilen Energieträgern ermöglichen würde. Das hätte weitere unschätzbare Vorteile und positive Folgen wie Verbesserung der Wasserspeicherung im Boden für die Landwirtschaft, Verbesserung und Stabilisierung des Klimas und Arbeitsplätze.

www.chemie.uni-oldenburg.de/oc/metzger

nach oben Hören wie Schwerhörige

HörTech mit Medienstation im Deutschen Museum

Eine interaktive Medienstation rund ums Hören präsentiert das Oldenburger Kompetenzzentrum HörTech für ein Jahr im Rahmen der Sonderausstellung „Leben mit Ersatzteilen“ im Deutschen Museum in München. An der Medienstation, deren Software das Kompetenzzentrum in Kooperation mit der Universität Oldenburg und dem Oldenburger Hörzentrum entwickelte, können Ausstellungsbesucher ihr Gehör mittels audiologischer Messverfahren testen und erleben, wie Schwerhörige hören. Zu dem Software-Paket gehören vereinfachte Kurzversionen des Oldenburger Satztests im Störgeräusch (OLSA) und des Oldenburger Kinderreimtests im Störgeräusch (olki) ebenso wie Hörbeispiele mit Simulationen verschiedener Schwerhörigkeitstypen und Informationen zu den unterschiedlichen Arten von Schwerhörigkeit.

Die Sonderausstellung, die bis zum 30. April 2005 zu sehen sein wird, zeigt, wie verschiedene körperliche Handikaps mit Hilfe von Medizin und Technik kompensiert werden können, um dadurch Lebensqualität zurück zu gewinnen. „Wir sehen die Medienstation als einen Teil unserer Aufklärungsarbeit in Sachen gutes Hören und Hör-Bewusstsein“, so der wissenschaftliche Leiter der HörTech gGmbH, Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier.

 

(Stand: 19.01.2024)  | 
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