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Forschung

Unbekannte Bakterien in den Tiefen des Meeresbodens

Science-Veröffentlichung mit Beteiligung Oldenburger Wissenschaftler

 

Oben: Anreicherungskultur aus prähistorischem Meeressediment. Die Bakterien wurden mit Hilfe eines fluoreszierenden Farbstoffs sichtbar gemacht.
Links: Das Forschungsschiff JOIDES Resolution: kilometertiefe Bohrungen im Meeresboden.

Hunderte von Metern unter dem Meeresboden, in Sedimentschichten, die vor vielen Millionen Jahren im pazifischen Ozean abgelagert wurden, leben riesige Mengen unbekannter Mikroorganismen. Mehrere neue Arten von Bakterien dieser so genannten „tiefen Biosphäre“ konnten jetzt im Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) isoliert werden.

Vorausgegangen war die erste mikrobiologische Expedition des internationalen „Ocean Drilling Program“ mit dem Forschungsschiff „JOIDES Resolution“ im Frühjahr 2002, die von WissenschaftlerInnen aus den USA und dem Bremer Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie geleitet wurde. Zu den TeilnehmerInnen der Expedition gehörte auch der Leiter der Arbeitsgruppe Paläomikrobiologie am ICBM, Prof. Dr. Heribert Cypionka. Auf der Fahrt wurden Proben aus dem Meeresboden sowohl im offenen Ozean als auch in der Nähe der Galapagos-Inseln und vor der Küste von Peru gewonnen. Die spezielle Bohrtechnik des Schiffs erlaubt es, Proben aus dem Meeresboden durch Wassertiefen von mehreren tausend Metern hindurch zu nehmen. Es wurden Sedimentschichten beprobt, die bis zu 420 Metern unter dem Meeresboden liegen und vor mehr als 30 Millionen Jahren abgelagert wurden. Noch auf dem Schiff wurden zahlreiche geochemische Analysen durchgeführt und erstmals neue Methoden angewendet, die sicherstellten, dass die Proben nicht durch Bohrflüssigkeit oder Meerwasser verunreinigt waren.

In aufwändiger Laborarbeit brachten nun Oldenburger WissenschaftlerInnen Bakterien aus den Sedimentproben zum Wachsen und gewannen dabei mehr als 170 Reinkulturen. Molekularbiologische Analysen zeigten, dass sich darunter mindestens vierzehn Arten aus ganz verschiedenen Verwandtschaftsgruppen befinden. Die Kultursammlung enthält mehrere bisher unbekannte Arten, und mindestens eine neue Gattung wird beschrieben werden müssen. Bei vielen Isolaten handelt es sich um Sporenbildner, von denen bekannt ist, dass sie sehr lange Zeiträume überdauern können. Es wurden aber auch Bakterien gefunden, deren Verwandte man aus der Gartenerde kennt. Noch haben die neuen Arten keine Namen, da die genaue Charakterisierung noch nicht abgeschlossen ist.

Dass die neuen - oder besser alten - Bakterien der „tiefen Biosphäre“ für die Menschen gefährlich sein könnten, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Schließlich existieren die Populationen in den Sedimenten schon länger, als es Menschen auf der Erde gibt. Die Mikroorganismen müssen an extremen Druck und andauernden Hunger angepasst sein und werden im Labor mit äußerst geringen Futtermengen gezüchtet.

Ein Bericht über die Ergebnisse ist kürzlich in der amerikanischen Wissenschaftszeitschrift „Science“ veröffentlicht worden (Steven D’Hondt u.a., Distributions of Microbial Activities in Deep Subseafloor Sediments, Science, 24.12.2004). Zu den Autoren gehören - neben Cypionka - die ICBM-WissenschaftlerInnen Anja Batzke, Dr. Bert Engelen und Dr. Henrik Sass, die wesentlich an den mikrobiologischen Arbeiten in Oldenburg beteiligt waren.

Inzwischen wurden auf einer weiteren Forschungsfahrt Sedimentproben gewonnen, mit denen geklärt werden soll, wovon die Bakterien der „tiefen Biosphäre“ leben. Ausführliche Berichte von den Forschungsfahrten sind im Internet unter

www.icbm.de/pmbio und www.mpi-bremen.de zu finden. Zahlreiche Bilder gibt es auch im virtuellen „mikrobiologischen Garten“ der Universität Oldenburg unter
www.mikrobiologischer-garten.de.

Kein Flächenbrand

Neue Studien zur Verschuldung junger Menschen

Es trifft wohl zu, dass sich immer mehr Haushalte in Deutschland bis hin zur Privatinsolvenz verschulden und besonders jüngere Erwachsene zu Schuldnern werden. Die Zahlen aus dem ‚Schulden-Kompass 2004’ der SCHUFA sprechen für sich“, sagt der Hauswirtschaftsexperte Prof. Dr. Armin Lewald (Inst. für Ökonom. Bildung und Techn. Bildung). Allerdings ergebe sich bei näherer Betrachtung ein differenziertes Bild. So könne man bei der Gruppe junger Menschen mit erstem eigenen Einkommen keinesfalls von einem „Flächenbrand hoher Verschuldungen“ sprechen, wie manche Schlagzeile suggeriere.

Lewald hat in einer Studie - mit finanzieller Unterstützung der SCHUFA Holding AG (Wiesbaden) - ca. 1.400 Auszubildende im Alter überwiegend zwischen 18 und 24 Jahren zu ihrem Finanzverhalten befragt („Erstes Geld, erste Schulden - Zur finanziellen Situation Auszubildender“). Schwerpunkte der Befragungen waren die Nordwest-Region einschließlich Bremen sowie Dortmund. Auch wenn die Befragungen nicht repräsentativ seien, ließen sich aus den Ergebnissen doch wichtige Rückschlüsse z.B. auf mögliche Konzepte zur Schuldenprävention ziehen, so Lewald, der sich schon 1999 mit der Verschuldung junger Menschen befasst hatte.

Die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Studie:

- Schulden zu haben wird von der überwiegenden Zahl junger Menschen als negativ eingestuft.

- Der „Dispo-Kredit“ ist kein generelles Einfallstor für eine massive und nachhaltige Verschuldung.

- Das Statussymbol „Auto“ ist kein Anlass für eine massenweise Überschuldung.

- Das Risiko, das mit der Aufnahme von Krediten verbunden ist, scheint vielen jungen Menschen nicht bewusst zu sein.

- Das Leben im „Hotel Mama“, also zu Hause, ist für viele Auszubildende ein Problem.

Bei der Bewertung von Schulden ergab sich, dass über 70 Prozent der Befragten Schulden als unangenehm empfinden, während 14 Prozent eigene Schulden nicht als negativ, sondern als „zeitgemäß“ einstuften. Die überwiegende Zahl der Auszubildenden ist nicht verschuldet und macht von den Möglichkeiten erlaubter Kontenüberziehungen („Dispo-Kredit“) nur moderat Gebrauch (ca. 12 Prozent bis zum Limit, 1,5 Prozent „heftige Überziehung“).

Als sehr bedeutungsvoll stuft Lewald die „’Hotel Mama’-Situation“ ein: Relativ viele junge Menschen leben lange im Familienhaushalt zu finanziell günstigen Bedingungen. „Dies ermöglicht jungen Menschen einen konsumgeprägten Lebensstil, bei dem viele Wünsche problemlos zu erfüllen sind“, so Lewald.

Insgesamt zeige die Untersuchung, dass eine massive Verschuldung oder gar eine Überschuldung bei jungen Menschen in der Ausbildung kein Massenphänomen sei: „Die Zahl derer, die als Auszubildende bereits in wirtschaftlich gefährdende Verschuldungen verstrickt sind, liegt bei etwa zehn Prozent.“ Daher bezweifle er, dass mehr oder weniger flächendeckende Aktivitäten zur „Schuldenprävention“ einen Sinn machten.

Lewald ist überzeugt, dass Ver- und Überschuldung junger Menschen weniger mit konkretem Wissen um Wirtschafts- und Finanzverhältnisse zu tun hat, sondern eher mit Einstellungen und Werthaltungen. Konsumverhalten als Ausdruck von Gruppen- und Statuszugehörigkeit spiele hier eine sehr wichtige Rolle. Daher müssten Präventionskonzepte gezielt bei Fragen des Wertekanons (Anspruchsverhalten, Konsum und seine Lebensbedeutsamkeit usw.) ansetzen. Auch Programme zur Selbstwertstärkung seien sinnvoll.

„Zur Prävention muss aber auch die Anbieterseite beitragen“, so der Experte. „Wenn jungen Menschen, die schon finanzielle Probleme haben, Handy-Verträge gewährt werden, ist das Beklagen von Handy-Schulden etwas zweischneidig.“ Auch Banken sollten bei sich abzeichnenden Problemen mit jungen Kunden rechtzeitig das Gespräch suchen, wobei das Ziel nicht primär in einer Umschuldung liegen müsse, sondern darin, Wege zur Entschuldung aufzuzeigen.

Neue HWK-Forschergruppe

Menschliches Verhalten und Klimawandel

Am Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst (HWK) wird im August 2005 eine neue internationale und disziplinübergreifende Forschergruppe eingerichtet, die das menschliche Verhalten und Handeln vor dem Hintergrund des Klimawandels untersuchen und verstehen will. Beteiligt sind die Oldenburger Wirtschaftswissenschaftler Dr. Volker Barth, Dr. Thomas Beschorner und Jun.-Prof. Dr. Bernd Siebenhüner (Fakultät II) sowie Prof. Dr. Claudia Kemfert (ehemals Fakultät II, heute Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin).

Bisher existieren in kombinierten Modellen der ökonomischen und ökologischen Auswirkungen des Klimawandels (Integrated Assessment Modelle) nur sehr vereinfachte Annahmen über das menschliche Verhalten. Die Gruppe versucht daher, realitätsnähere Konzepte zu entwickeln und Möglichkeiten ihrer Integration in die bekannten Modelle auszuloten. Insbesondere interessiert dabei die Frage, wie der technologische Wandel in Richtung auf erneuerbare Energien und andere Maßnahmen zum Klimaschutz modelliert werden kann. Auf dieser Basis könnten dann bessere Abschätzungen der zukünftigen Möglichkeiten zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels vorgenommen werden.

Ab August 2005 werden am HWK vier WissenschaftlerInnen für drei Monate an der neuen Fragestellung arbeiten.

Web of Science 2004

Mitarbeitergespräche werden trotzdem positiv bewertet / BWL-Projekt

279 Publikationen sind im Jahr 2004 von Oldenburger WissenschaftlerInnen im „Web of Science“ registriert, zwei mehr als 2003. Dabei hat die Chemie ihre führende Stellung verloren. Sowohl die Biologie als auch die Physik weisen mehr Veröffentlichungen auf.

Das „Web of Science“ erfasst die wissenschaftliche Literatur der Welt, überwiegend in den Naturwissenschaften, aber auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften. In den Universitäten vieler Länder ist das „Web of Science“ die Grundlage für wichtige Kennzahlen der Mittelverteilung.

Die Ökonomie ist mit 13 (2003: 8), die Psychologie mit 9 (22) und die Sprach- und Literaturwissenschaften sind mit 2 Publikationen vertreten. Die Sportwissenschaft und das Interdisziplinäre Zentrum für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) sind im „Web of Science“ je einmal präsent.

 

 

 

2004: 279
2003: 277
Biologie
Physik
Chemie
ICBM
Informatik
Mathematik
55
64
51
48
19
15
54
48
60
48
17
17

Zwei der Besten

Das Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Oldenburg ist bei einem an der Universität Hamburg durchgeführten Forschungsranking mit zwei Professoren unter den 75 führenden europäischen Energie- und Klimaschutz-ökonomen vertreten. Die Volkswirte Prof. Dr. Heinz Welsch und Prof. Dr. Wolfgang Pfaffenberger belegten im europäischen Vergleich die Plätze 11 und 50. Der einzige deutsche Besserplatzierte ist der Hamburger Ökonom Prof. Dr. Richard Tol. Die im letzten Jahr von Oldenburg an das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) berufene Juniorprofessorin Dr. Claudia Kemfert kam auf Platz 55.

www.uni-hamburg.de/Wiss/FB/15/Sustainability/top75eurenecon.pdf

(Stand: 19.01.2024)  | 
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