Kontakt

Presse & Kommunikation

+49 (0) 441 798-5446

Hochschulzeitung UNI-INFO

Uni-Info Kopf

Hochschulpolitik

Juniorprofessur - "Keine Zeit zur Kontemplation"

Erfahrungen mit einem neuen Modell

Seit 2002 gibt es in Deutschland JuniorprofessorInnen. Mit der Einführung dieser neuen Professur soll der wissenschaftliche Nachwuchs gefördert und das Berufungsalter herabgesetzt werden. An der Universität Oldenburg sind inzwischen 23 JuniorprofessorInnen tätig, die sich auf alle Fakultäten verteilen. UNI-INFO sprach mit den beiden JuniorprofessorInnen Dr. Anke Spies und Dr. Bernd Siebenhüner. Spies, seit November 2003 in Oldenburg, ist am Institut für Pädagogik für Schulsozialarbeit und Schulbezogene Kinder- und Jugendhilfe zuständig. Siebenhüner, seit Juni 2002 in Oldenburg, hat eine Juniorprofessur für Ökologische Ökonomie am Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik inne, wo er eine Forschernachwuchsgruppe leitet.

Zufrieden mit der Universität Oldenburg: Prof. Dr. Anke Spies und Prof. Dr. Bernd Siebenhüner.

UNI-INFO: Nach den Vorstellungen der Bundesregierung sollte die Juniorprofessur den traditionellen Habilitationsweg für die Qualifikation zum Hochschullehrer ersetzen. Aufgrund der Klage einiger Bundesländer hat das Bundesverfassungsgericht im Sommer 2004 entschieden, dass die Habilitation auch weiterhin Bestand hat. Das bedeutet, dass man in Deutschland auf längere Sicht vermutlich beide Qualifikationswege haben wird. Was ist denn der Unterschied zwischen Juniorprofessur und Habilitation?

SIEBENHÜNER: Voraussetzung für beide Wege ist die Promotion. Der Normalfall bei der Habilitation ist eine C1-Stelle, bei der der eindeutige Schwerpunkt die Forschung ist. Man ist einem Professor oder einer Professorin zugeordnet, und nach sechs, manchmal aber auch erst nach acht oder neun Jahren habilitiert man sich, wobei ein aufwändiges Prüfungsverfahren zu durchlaufen ist. Dagegen bietet die Juniorprofessur, die über sechs Jahre läuft, die Möglichkeit, von Anfang an eigenständig im Professorenstatus tätig zu werden und sich entsprechend zu qualifizieren, und zwar nicht nur in der Forschung, sondern auch in den Bereichen Lehre, Drittmitteleinwerbung, Nachwuchsförderung und universitäres Engagement, also Gremienarbeit. Nach zweieinhalb bis drei Jahren gibt es eine Zwischenevaluation

UNI-INFO: Und Sie sind niemandem zugeordnet?

SIEBENHÜNER: Nein, wir sind eigenständig und lediglich dem Dekan unterstellt und haben auch das Promotionsrecht.

UNI-INFO: Und was ist nach den sechs Jahren?

SIEBENHÜNER: Nach dem jetzigen Modell ist dann Schluss, allerdings gibt es auch Überlegungen, ob man die Juniorprofessur nicht mit dem so genannten Tenure Track verbindet. So wird es schon jetzt in Bremen und einigen anderen Universitäten gehandhabt. Das Tenure-Track-Modell bietet die Möglichkeit einer Dauerstelle entsprechend dem angloamerikanischen Modell des Assistant Professors. Hier erfolgt nach sechs Jahren eine sehr harte Evaluation, und wenn man die erfolgreich überstanden hat, erhält man eine Dauerstelle. Der Vorteil für die Universitäten ist, dass sie die Wissenschaftler genau kennen und nicht so ein hohes Risiko eingehen, jemanden zu berufen, der sich, wie sonst üblich, nur aufgrund eines Bewerbungsgesprächs und eines Vortrags vorstellt hat - und bei dem sich ja erst hinterher herausstellt, wie gut oder eben nicht so gut er eigentlich in die Universität passt.

UNI-INFO: Können Sie sich auch schon vor Ablauf der Juniorprofessur auf eine ordentliche Professur bewerben?

SIEBENHÜNER: Ja. Wir hatten hier schon einen derartigen Fall, meine Kollegin Claudia Kemfert ist aus einer Juniorprofessur auf eine C4-Stelle in Berlin berufen worden. Also es ist schon möglich, hängt aber von der Rechtslage in den Bundesländern ab.

SPIES: Manche Disziplinen sind nach wie vor sehr traditionsorientiert und verlangen - wenn auch eher informell bzw. mehr oder weniger deutlich nach außen kommuniziert - eine Habilitation. Das gilt insgesamt eher für die Geisteswissenschaften als für die Naturwissenschaften.

UNI-INFO: Wie ist die Bezahlung?

SPIES: In den ersten drei Jahren ist die W(issenschaft)1-Einstufung die Besoldungsgrundlage. Das entspricht im Wesentlichen der C1-Einstufung. Allerdings spielt bei dem neuen Besoldungsrecht, das inzwischen ja auch für viele reguläre Professorenstellen gilt, das Lebensalter keine Rolle mehr. D.h. für jüngere Beschäftigte ist es jetzt günstiger, für ältere ungünstiger. Die leistungsabhängigen Bonuszahlungen sind m.W. noch nicht abschließend geklärt.

UNI-INFO: Eine Qualifikation in sechs Jahren, dazu ein unabhängiges Arbeiten - das klingt doch danach, dass die Juniorprofessur erhebliche Verbesserungen im Vergleich zur Habilitation bietet?

SPIES: Ob die Bedingungen wirklich besser sind, kann erst in ein paar Jahren im Vergleich diskutiert werden, u.a. weil die Anforderungen sehr unterschiedlich sind. Wenn ich bei der Habilitation z.B. sechs Jahre an einem Forschungsthema arbeiten kann und ansonsten nur zwei Lehrveranstaltungen machen muss, die sich auch noch auf mein Forschungsgebiet beziehen, dann habe ich ganz andere Arbeitsvoraussetzungen als bei der Juniorprofessur, wo ich zunächst die Drittmittel für meine Forschungsarbeiten einwerben, viel veröffentlichen und präsent auf allen Ebenen sein muss. Andererseits sah und sieht es so aus, dass viele Habilitanden sehr viel für ihre Professoren und Professorinnen arbeiten müssen und in der Praxis gar nicht unbedingt so „ungestört“ zu ihrem eigentlich Thema kommen. Dass wir hier unabhängig sind, hat sicher seine großen Vorteile.

UNI-INFO: Und wie ist Ihr Verhältnis zu denen, die sich habilitiert haben bzw. sich derzeit noch habilitieren?

SPIES: Hier in Oldenburg ist das Verhältnis nach meinen Erfahrungen recht unproblematisch. Überregional habe ich dazu bislang kaum Rückmeldungen. Probleme gab es sicher in der Vergangenheit, als viele derjenigen, die sich in der Habilitationsphase befanden oder befinden, befürchteten, dass ihre Qualifikation in Zukunft nichts mehr wert sein würde. Aber das ist ja nun nicht mehr der Fall.

UNI-INFO: Und wie stehen die anderen Hochschullehrerinnen und -lehrer zu Ihnen?

SPIES: Auch von denen werden wir in der Regel als gleichwertig wahrgenommen. Anders sieht es dagegen in der Scientific Community, also in der Fachdisziplin, aus. Etwa im Bereich der Sozialpädagogik, also in meinem Fach, wird die Juniorprofessur tendenziell eher ignoriert. Hier gibt es nach meiner Erfahrung noch deutliche Vorbehalte.

SIEBENHÜNER: Ich fühle mich auch sehr wohl in dieser Position, es sind hohe Anforderungen, man hat viel zu tun, ist viel unterwegs, hat wenig Zeit zur Kontemplation und ist so ein bisschen das, was die „taz“ am Anfang geschrieben hat, nämlich „Schlaumeier in Eile“. Auf der anderen Seite gibt es einfach sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten und wir bekommen auch Anerkennung, und zwar auch von etablierter Seite.

SPIES: Wir werden hier in Oldenburg - das ist mein Eindruck - als innovatives Potenzial wahrgenommen, das hängt sicher mit unserem Gestaltungsspielraum zusammen und auch damit, dass wir selbst dafür verantwortlich sind, uns die entsprechende Anerkennung zu holen.

UNI-INFO: Wie gefällt es Ihnen an der Universität Oldenburg?

SPIES: Gut, ich erlebe viel Kooperationsgemeinschaft und schätze die Vielfalt der Möglichkeiten, die hier gegeben sind.

SIEBENHÜNER: Mir gefällt vor allem der Stil hier an der Uni, die ich als sehr dynamisch und kooperativ wahrnehme. Ich habe andere Hochschulen kennen gelernt, die sehr hierarchisch strukturiert waren, wo es sehr viele Kleinkriege gab, die ja oft auch Ressourcen kosten können. Und das erleb ich hier überhaupt nicht.
In Kürze erscheint ein Buch, in dem Oldenburger JuniorprofessorInnen berichten: „Juniorprofessuren an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Entwicklung, Stand und Perspektiven der Forschung einer neuen Hochschulgeneration,“ Hrsg. Smilla Ebeling und Dirk Lange, BIS-Verlag.


Pilotprojekt zu Zielvereinbarungen

Hochschulsport als Vorreiter im Strategieprozess

Noch bis Ende Mai werden sich die Fakultäten auf der Grundlage des aktuellen Leitbildentwurfs mit der eigenen Strategie- und Zielsetzung beschäftigen. Die Fakultätsratssitzungen am 1. Juni sollen dann den Schlusspunkt der Diskussionen bilden. Inhaltlich begleitet wird der Prozess durch die Lenkungsgruppe, die sich am 17. Februar 2005 konstituierte.

Nach der für Juni geplanten Zusammenführung der Fakultätsstrategien und ihrer Abgleichung mit dem Leitbildentwurf soll im Juli die Verabschiedung des Leitbilds und der Gesamtstrategie durch den Senat erfolgen. Der von Präsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind eingeleitete Prozess wird dann mit der Umsetzung der Ziele fortgesetzt.

Ab August stehen erste Zielvereinbarungsverhandlungen zwischen dem Präsidium und den Fakultäten, Zentralen Einrichtungen und der Verwaltung auf dem Programm. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Zielvereinbarungen (ZV) mit einzelnen Organisationseinheiten abgeschlossen werden.

Wie eine Zielvereinbarung entstehen kann, zeigt ein erfolgreiches Pilotprojekt mit der Zentralen Einrichtung Hochschulsport (ZEH), das inzwischen kurz vor dem Abschluss steht. Seit November 2004 hatte ZEH-Leiter Dr. Martin Hillebrecht (Foto) gemeinsam mit einer Gruppe, der auch die Vizepräsidentin für Verwaltung und Finanzen, Gerlinde Walter, sowie VertreterInnen des Dezernats 2 Finanzen und des Dezernats 5 Planung angehörten, an der Zielvereinbarung gearbeitet. Nach einer Analyse der Ausgangssituation (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken, Entwicklungskonzept) wurde zunächst ein Leitbild definiert. In der Folge wurden die strategische Ausrichtung und drei strategische Ziele festgelegt. Die Auswahl von Kennzahlen und die Festlegung von Zielwerten schloss sich an.


Als strategische Ziele wurden definiert:

- Die Attraktivität der Sport- und Bewegungsangebote soll sichergestellt werden. Als Messgröße dient die durchschnittliche Zahl der NutzerInnen pro Woche,die im vergangenen Jahr bei rund 6.500 pro „Semesterwoche“ lag und auf diesem hohen Niveau gehalten werden soll.

- Die Qualität des Sport- und Bewegungsangebots soll gesichert werden.Messgröße ist hier die Kundenzufriedenheit, die durch externe und interne Befragungen ermittelt werden soll. Laut CHE-Studie gehört die ZEH zur Spitzengruppe der deutschen Hochschulsporteinrichtungen.

- Das Kosten- und Leistungsverhältnis soll optimiert werden. Als Messgröße dient der mittlere Deckungsgrad der Primärkosten durch eigene Einnahmen, der von 85 Prozent (2002-2004) auf einen Zielwert von 89 Prozent (2005-2007) erhöht werden soll.

Als ausgesprochen positiven Effekt des Prozesses bezeichnete Hillebrecht die Schärfung des Blicks auf die eigene Einrichtung durch das Lösen aus dem Alltagsgeschäft. „Außerdem hat die Moderation durch eine Person, die nicht zur Organisationseinheit gehört und gleichzeitig die Methoden eines solchen Prozesses beherrscht, viele Vorteile gehabt und deutlich zum Erfolg beigetragen“, sagte Hillebrecht in diesem Zusammenhang. Die Diskussionen seien dennoch natürlich nicht ohne Rückschritte und diskursive Schleifen abgelaufen. Insbesondere die Reduktion auf eine geringe Anzahl von Zielen sei nicht leicht, aber letztlich machbar gewesen.

„Der Pilotversuch hat eindrucksvoll gezeigt, dass es gelingen kann, Zielvereinbarungen als einen vertrauensvollen und ergebnisoffenen Prozess zu gestalten - mit Verbindlichkeit und Verlässlichkeit auf beiden Seiten“, bewertet auch Walter den Prozess positiv. Universitätspräsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind ist mit dem Ergebnis ebenfalls sehr zufrieden und sprach der Gruppe seine Anerkennung aus. „Wir haben viel gelernt und können von diesen Erfahrungen in den anstehenden Diskussionen nur profitieren.“ Als wichtig erachte er insbesondere, den Organisationseinheiten einen klaren Strukturierungsvorschlag für den Prozess an die Hand zu geben und sowohl Sanktions- als auch Anreizmechanismen frühzeitig transparent zu machen. Nur so sei langfristig eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich.

(Stand: 19.01.2024)  | 
Zum Seitananfang scrollen Scroll to the top of the page