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Studium & Lehre

Hochschuldidaktik in neuer Dimension

Weiterbildungsprogramm für Lehrende ab Herbst

Mit der Gründung einer Arbeitsstelle Hochschuldidaktik will die Universität Oldenburg insbesondere DoktorandInnen, wissenschaftlichen MitarbeiterInnen und JuniorprofessorInnen eine systematische Weiterbildung ermöglichen, um damit eine Verbesserung der universitären Lehre zu erreichen. Die Arbeitsstelle ist dem Präsidium zugeordnet und strebt unter der Federführung von Vizepräsidentin Prof. Dr. Karen Ellwanger (Foto) eine enge Kooperation mit den Universitäten Bremen und Osnabrück an.

Die schnellen, nicht nur fachlichen Veränderungen erschweren es Lehrenden oft, sich an ihren eigenen Studienerfahrungen und dort gelernten Methoden für Hochschullehre und Studium zu orientieren. Dazu kommen wachsende Kompetenzanforderungen angesichts der Studienstrukturreform, der Internationalisierungsprozesse und der neuen Medien. Der Nachweis hochschuldidaktischer Fähigkeiten ist zudem fester Bestandteil von Berufungsverfahren, d.h. ProfessorInnen müssen zunehmend nicht nur gute FachwissenschaftlerInnen sein, sondern auch über hervorragende pädagogische und didaktische Fähigkeiten sowie profunde Managementkenntnisse zur Projektorganisation verfügen.

Sie sei zuversichtlich, dass die Arbeitsstelle Hochschuldidaktik einen wichtigen Beitrag zu Qualitätsentwicklung und Qualitätssteigerung in der universitären Lehre leisten werde, erklärte Ellwanger. Die Universität trage hier eine große Verantwortung. Gründungsmitglieder der Arbeitsstelle sind neben Ellwanger Prof. Dr. Dagmar Freist (FK IV), Dr. Klaus Mehl (FK IV), Prof. Dr. Barbara Moschner (FK I), Dr. Alexandra Obolenski (FK I) und der Direktor des Didaktischen Zentrums, Dr. Falk Rieß, sowie Heidemarie Mahlmann (Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung) als Koordinatorin.

Bereits im Herbst soll ein zertifiziertes und modularisiertes Weiterbildungsprogramm stehen - möglichst unter Beteiligung der Universitäten Bremen und Osnabrück. Das Programm wird voraussichtlich drei Module mit insgesamt 200 Stunden umfassen und dem internationalen Standard für den Nachweis von Lehrkompetenz entsprechen. Jedes Modul soll aus drei Werkstattseminaren bestehen und durch experimentelle Lehrpraxis, Lektüre und schriftliche Arbeiten ergänzt werden.

Beteiligen können sich an dem Angebot grundsätzlich alle Lehrenden. Insbesondere wendet es sich aber an NachwuchswissenschaftlerInnen, für die die Universität einen Teil der Gebühren übernimmt. Für DoktorandInnen der Graduiertenkollegs wird zudem ein spezieller Baustein „Einführung in die Hochschuldidaktik“ angeboten.

Neben dem Fortbildungsprogramm werde sich die Arbeitsstelle auch um eine umfassende und flächendeckende Verbesserung der Lehre in enger Abstimmung mit den Studiendekanen kümmern, kündigte Ellwanger an. Dazu gehöre die Lehrevaluation als Schnittstelle zwischen Hochschuldidaktik und Qualitätsentwicklung. Es müsse gesichert werden, dass die universitäre Lehre modernen Ansprüchen und internationalen Standards entspreche.

hochschuldidaktik@uni-oldenburg.de


Pionierkaninchen?

Bachelor-Studierende über ihre Erfahrungen im ersten Semester

Der Start in das seit dem Wintersemester breit angebotene Bachelorstudium an der Universität Oldenburg ist für viele Studierende nicht einfach. Wie an anderen Universitäten auch müssen Erfahrungen mit der komplizierten Studienorganisation gesammelt werden. Beklagt wird von Studierenden der hohe Arbeitsdruck, mangelnde Information und Orientierung sowie die mitunter distanzierte Haltung von Lehrenden gegenüber dem Bachelorstudium. Helga Wilhelmer, Leiterin des Dezernats 3 Studentische und akademische Angelegenheiten, sprach mit einigen Studierenden über ihre Erfahrungen im ersten Bachelor-Semester.

Hendrik Nobis, 22 Jahre, Mathematik und Sport: Mathematik ist gut strukturiert. Wir haben in der Gruppe gearbeitet und jede Woche Übungsaufgaben bekommen. Das war okay, natürlich war das viel Arbeit. In Sport habe ich erst einmal das Theoriemodul gemacht. Es war erst nicht ganz klar, welche Prüfungen wir machen mussten. Aber dann konnten wir doch eine mündliche Prüfung statt einer Hausarbeit machen. Die Bewertung war fair. Dass wir beim Bachelor mit 2,5 abschließen müssen, um in den Master zu kommen, ist schon ein Problem. Umstellungsprobleme finde ich normal. Ich habe mich gezielt für ein Bachelorstudium in Oldenburg entschieden. Die Struktur ist der Schule ähnlich, und das gefällt mir.
Ina Blessin, 19 Jahre, Anglistik und Musik: Das erste Semester war Stress. Der Leistungsdruck hat einen ganz schön gefordert. Ich habe drei Prüfungen gemacht. Vieles war unklar. Man wurde von einem zum anderen geschickt oder auf das Internet verwiesen, aber auch dort wurden meine Fragen nicht beantwortet. Ich habe Angst, dass ich wegen der Abschlussnote meinen Master hier nicht machen kann. Ich will aber Lehrerin werden. Für das Bachelorstudium plane ich vier Jahre ein, denn ich muss ja auch im Ausland studieren. Wenn die Studiengebühren kommen, weiß ich gar nicht, wie ich das finanzieren soll. Vielleicht wechsel ich an eine andere Uni mit altem System, obwohl ich mich in Oldenburg sehr wohl fühle.
Andrea K., 21 Jahre, Ev. Theologie und Germanistik: Ich halte die Idee des Bachelor für einen Fortschritt, aber es muss noch viel verbessert werden. Der Professionalisierungsbereich ist beispielsweise erst provisorisch eingerichtet. Ich habe nicht verstanden, wieso wir noch keine Module zur Pädagogik wählen konnten. Mich ärgert, dass ich zehn Semester statt früher neun studieren muss, um Gymnasiallehrerin zu werden. Ich will schnell fertig werden. Der Zeitaufwand für das Studium ist viel höher als es mit den Kreditpunkten veranschlagt wird. Ich bin bereit, Leistungen zu erbringen. Aber dieser Prüfungs- und Zeitdruck ist demotivierend. Ich habe im ersten Semester sechs Prüfungen gemacht und vier Referate gehalten und für das zweite Semester stehen sechs Prüfungen und drei Referate an. Das ist ein großer Stressfaktor. Der Zeitaufwand für die Module muss überprüft werden. Entweder KPs rauf oder Niveau runter. Ich bin für KPs rauf!
Melanie Boekhoff, 24 Jahre, und Moritz Uibel, 39 Jahre, Germanistik, Kunst und Medien: Unsere große Lust aufs Studium ist gebremst worden. Es gab viel Unklarheit. Jeder Professor schien seine eigene Prüfungsordnung zu haben. Germanistik hat das Studium organisatorisch gut im Griff, aber durch die Überschneidungen mit dem anderen Fach schafft man sein Pflichtprogramm nicht. So können z.B. an der Übung Fotografie nur 15 teilnehmen, obwohl 60 Studierende das Basismodul ablegen müssen. Oft wissen wir nicht, an wen man sich wenden kann. Es müsste dringend eine zentrale Anlaufstelle für das Bachelorstudium geben. Von Tutoren in den unterschiedlichen Veranstaltungen haben wir mehrmals das Gleiche zum wissenschaftlichen Arbeiten gehört. Jeden Tag zwölf Stunden in der Uni war normal. Arbeiten nebenbei geht nicht mehr. Der Druck ist enorm und man hat immer die Abschlussnote 2,5 im Kopf. Schon vom ersten Semester an muss man für entsprechende Noten sorgen. Hinzu kommt, dass die Wahlmöglichkeiten im Bachelorstudium extrem eingeschränkt sind und man Veranstaltungen wählt, die in den Stundenplan passen und nicht, weil sie den Interessen und Neigungen entsprechen. Wenn man uns fragt, ob wir uns eher als Pioniere oder als Versuchskaninchen fühlen, sagen wir: als Pionierkaninchen.


Gute Forscher sind nicht unbedingt gute Lehrende?

Von Peter Viebahn*

Im UNI-INFO vom Februar 2005 wurde ein Interview mit den neuen Vizepräsidenten für Lehre, Prof. Dr. Karen Ellwanger, und für Forschung, Prof. Dr. Reto Weiler, veröffentlicht. In diesem Gespräch stellt Prof. Weiler die Behauptung auf, dass gute Forschungspersönlichkeiten auch die beste Lehre machen. Dieses ist eine häufiger geäußerte Feststellung, die in dieser allgemeinen Form falsch ist. Ihr widersprechen die Ergebnisse vieler empirischer Untersuchungen.

Was ist eine gute Forschungspersönlichkeit? Um sich an gängigen Bewertungskriterien zu orientieren und nicht ins Spekulieren zu kommen, kann man sie als Wissenschaftler kennzeichnen, die sehr viele Veröffentlichungen in möglichst angesehenen Zeitschriften mit hoher Zitierungshäufigkeit hervorgebracht haben. Gute Lehre ist auch klar bestimmbar, nämlich im Licht der Urteile, die Studierende anhand von anerkannten Beurteilungsinventaren über den Lehrenden und seine Lehrveranstaltung abgeben.

Wenn die Äußerung des Vizepräsidenten stimmen würde, müssten sehr gute Forscher auch im Urteil der Studierenden besonders gut abschneiden. Internationale Forschungen zeigen jedoch, dass praktisch kein Zusammenhang zwischen Lehrqualität und Forschungsproduktivität besteht (Viebahn 2004). Das heißt, dass die forschungsintensiven Wissenschaftler z. T. besser, aber z. T. auch deutlich schlechter als ihre wenig publizierenden Kollegen in der Lehre sind. Wer sich bei allem Elitegeklappere seinen gesunden Feldverstand erhalten hat, den wundert dieser Befund nicht. Exzellente Forschung kann hoch spezialisiert sein, kostet viel Zeit und Energie und führt die anerkannten Forscher und Forscherinnen in die ganze Welt. Für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sind das hervorragende Qualifizierungsbedingungen. Für den größten Teil der Vorlesungen, Seminare und Übungen spielt dieser Vorteil aber keine Rolle. Die Einwerbung von „guten Forschungspersönlichkeiten“ ist sicherlich für die Profilierung einer Universität sehr wichtig. Die Qualität des Lehralltags hebt sich dadurch aber nicht. In diesem Sinne erscheint der Vorschlag von Prof. Ellwanger sinnvoll, die Position von Lektoren, die hauptsächlich über - anspruchsvolle - Lehre definiert ist, in die Personalstruktur einzuführen. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die Zeit für fundierte hochschuldidaktische Arbeit und Fortbildung haben, ein solides Maß an zuverlässiger Ansprechbarkeit für Studierende bieten (ein Aspekt, der sich in Untersuchungen immer wieder als wichtig erweist) und die genauere Kenntnis der Probleme „ihrer“ Studierenden besitzen, würden den Studienalltag deutlich verbessern und eine für die Universität wichtige Ergänzung zur Spitzenforschung darstellen. Forschungsbasiertheit und Methodenbewusstsein als Merkmale universitärer Ausbildung („Einheit von Lehre und Forschung“) erfordern nicht, alle Ausbildungsteile gleichermaßen forschungsintensiv zu betreiben, so dass eine akzentuierende Unterschiedlichkeit im Lehrkörper durchaus sinnvoll ist.

*Prof. Dr. Peter Viebahn, Hochschullehrer am Institut für Psychologie, ist Autor des Buchs „Hochschullehrerpsychologie. Theorie- und empiriebasierte Praxisanregungen für die Hochschullehre“, Universitätsverlag Webler, Bielefeld 2004.


Hervorragende Leistungen im Studium

Für ihre „besonderen Leistungen im Studium“ wurden im März 27 Studierende mit dem OLB/EWE-Preis ausgezeichnet. Bewertet wurden von der interdisziplinär zusammengesetzten Jury herausragende Studienleistungen wie sehr gute Prüfungsnoten und kurze Studienzeiten, aber auch außergewöhnlicher oder unkonventioneller Einsatz in Projekten und Initiativen sowie ehrenamtliches Engagement. Einzelpreise in Höhe von jeweils 500 s erhielten sieben Studierende. Mit Gruppenpreisen (Preisgeld 500 €) ausgezeichnet wurden ein Programmierteam (Mathematik/Informatik) für seine Leistungen bei einem internationalen Wettbewerb, das Organisationsteam der Bundesfachschaftenkonferenz der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 2004 und der Systemtheorie-Lesekreis für die Durchführung der Tagung „Das Wuchern der Systeme“.

Erstmalig wurde auch zwei Gruppen eine Anerkennung ausgesprochen. Die Oldenburgische Landesbank AG (OLB) und die EWE AG knüpfen mit dem OLB/EWE-Preis seit sechs Jahren an die seit 1986 an der Universität Oldenburg bestehende Tradition an, besondere Leistungen von Studierenden auszuzeichnen.

An der Preisverleihung nahmen neben der Vizepräsidentin der Universität, Prof. Dr. Karen Ellwanger, der Leiter des Vorstandsbüros der EWE, Klaus-Peter Altehoefer, und Dr. Holger Hatje, Vorstandsmitglied der OLB, teil.


Infoveranstaltungen zu Bachelor/Master

Im Zuge der Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse bietet die Zentrale Studienberatung (ZSB) in den kommenden Monaten zahlreiche Sonderveranstaltungen für Studieninteressierte an. Themen sind die neuen Studienstrukturen, Fächerkombinationen, Studieninhalte und -anforderungen sowie Perspektiven nach dem Bachelor-Abschluss. Die erste Veranstaltung findet am Mittwoch, 4. Mai 2005, 16.00 Uhr, A7, Hörsaal G statt (weitere Termine siehe Veranstaltungskalender). Auch zu den Bereichen „Studienentscheidung“ (Vorstellung der internetbasierten Lernplattform VISOPOLY - 18. Mai, 15. Juni) und „Studieneinstieg“ (25. Mai, 1., 22., 29. Juni, 6. Juli) werden Veranstaltungen angeboten.

Vom 10. Mai bis 12. Juli ist die ZSB zusätzlich dienstagnachmittags geöffnet (15.00-17.00 Uhr).

www.uni-oldenburg.de/zsb


Stipendien für Kongresse

Fünf Stipendien in Höhe von je 1.250 € vergibt die Universitätsgesellschaft Oldenburg (UGO) an DoktorandInnen der Universität im Rahmen des Kongress-Stipendienprogramms der Oldenburger Bankleiter. Die jungen WissenschaftlerInnen sollen damit ermuntert werden, ihre Forschungsergebnisse in einem Vortrag oder mit einem Poster auf internationalen Tagungen vorzustellen. Bewerbungen können noch bis zum 15. Mai 2005 bei Renate Gerdes, Dezernat 5, eingereicht werden.

www.uni-oldenburg.de/ugo/

(Stand: 19.01.2024)  | 
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