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Studium & Lehre
- Hochschuldidaktik
in neuer Dimension
Weiterbildungsprogramm für Lehrende ab Herbst
- Pionierkaninchen?
Bachelor-Studierende über ihre Erfahrungen im ersten Semester
- Gute Forscher sind
nicht unbedingt gute Lehrende?
Von Peter Viebahn
- Hervorragende
Leistungen im Studium
- Infoveranstaltungen zu
Bachelor/Master
- Stipendien für Kongresse
Hochschuldidaktik in neuer Dimension
Weiterbildungsprogramm
für Lehrende ab Herbst
Mit
der Gründung einer Arbeitsstelle Hochschuldidaktik will die Universität
Oldenburg insbesondere DoktorandInnen, wissenschaftlichen MitarbeiterInnen und
JuniorprofessorInnen eine systematische Weiterbildung ermöglichen, um damit
eine Verbesserung der universitären Lehre zu erreichen. Die Arbeitsstelle
ist dem Präsidium zugeordnet und strebt unter der Federführung von Vizepräsidentin
Prof. Dr. Karen Ellwanger (Foto) eine enge Kooperation mit den Universitäten
Bremen und Osnabrück an.
Die schnellen, nicht nur fachlichen Veränderungen
erschweren es Lehrenden oft, sich an ihren eigenen Studienerfahrungen und dort
gelernten Methoden für Hochschullehre und Studium zu orientieren. Dazu kommen
wachsende Kompetenzanforderungen angesichts der Studienstrukturreform, der Internationalisierungsprozesse
und der neuen Medien. Der Nachweis hochschuldidaktischer Fähigkeiten ist
zudem fester Bestandteil von Berufungsverfahren, d.h. ProfessorInnen müssen
zunehmend nicht nur gute FachwissenschaftlerInnen sein, sondern auch über
hervorragende pädagogische und didaktische Fähigkeiten sowie profunde
Managementkenntnisse zur Projektorganisation verfügen.
Sie sei zuversichtlich,
dass die Arbeitsstelle Hochschuldidaktik einen wichtigen Beitrag zu Qualitätsentwicklung
und Qualitätssteigerung in der universitären Lehre leisten werde, erklärte
Ellwanger. Die Universität trage hier eine große Verantwortung. Gründungsmitglieder
der Arbeitsstelle sind neben Ellwanger Prof. Dr. Dagmar Freist (FK IV), Dr. Klaus
Mehl (FK IV), Prof. Dr. Barbara Moschner (FK I), Dr. Alexandra Obolenski (FK I)
und der Direktor des Didaktischen Zentrums, Dr. Falk Rieß, sowie Heidemarie
Mahlmann (Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung) als Koordinatorin.
Bereits
im Herbst soll ein zertifiziertes und modularisiertes Weiterbildungsprogramm stehen
- möglichst unter Beteiligung der Universitäten Bremen und Osnabrück.
Das Programm wird voraussichtlich drei Module mit insgesamt 200 Stunden umfassen
und dem internationalen Standard für den Nachweis von Lehrkompetenz entsprechen.
Jedes Modul soll aus drei Werkstattseminaren bestehen und durch experimentelle
Lehrpraxis, Lektüre und schriftliche Arbeiten ergänzt werden.
Beteiligen
können sich an dem Angebot grundsätzlich alle Lehrenden. Insbesondere
wendet es sich aber an NachwuchswissenschaftlerInnen, für die die Universität
einen Teil der Gebühren übernimmt. Für DoktorandInnen der Graduiertenkollegs
wird zudem ein spezieller Baustein Einführung in die Hochschuldidaktik
angeboten.
Neben dem Fortbildungsprogramm werde sich die Arbeitsstelle
auch um eine umfassende und flächendeckende Verbesserung der Lehre in enger
Abstimmung mit den Studiendekanen kümmern, kündigte Ellwanger an. Dazu
gehöre die Lehrevaluation als Schnittstelle zwischen Hochschuldidaktik und
Qualitätsentwicklung. Es müsse gesichert werden, dass die universitäre
Lehre modernen Ansprüchen und internationalen Standards entspreche.
hochschuldidaktik@uni-oldenburg.de
Pionierkaninchen?
Bachelor-Studierende über ihre Erfahrungen im ersten Semester
Der Start in das seit dem
Wintersemester breit angebotene Bachelorstudium an der Universität Oldenburg
ist für viele Studierende nicht einfach. Wie an anderen Universitäten
auch müssen Erfahrungen mit der komplizierten Studienorganisation gesammelt
werden. Beklagt wird von Studierenden der hohe Arbeitsdruck, mangelnde Information
und Orientierung sowie die mitunter distanzierte Haltung von Lehrenden gegenüber
dem Bachelorstudium. Helga Wilhelmer, Leiterin des Dezernats 3 Studentische und
akademische Angelegenheiten, sprach mit einigen Studierenden über ihre Erfahrungen
im ersten Bachelor-Semester.
Hendrik
Nobis, 22 Jahre, Mathematik und Sport: Mathematik ist gut strukturiert. Wir haben
in der Gruppe gearbeitet und jede Woche Übungsaufgaben bekommen. Das war
okay, natürlich war das viel Arbeit. In Sport habe ich erst einmal das Theoriemodul
gemacht. Es war erst nicht ganz klar, welche Prüfungen wir machen mussten.
Aber dann konnten wir doch eine mündliche Prüfung statt einer Hausarbeit
machen. Die Bewertung war fair. Dass wir beim Bachelor mit 2,5 abschließen
müssen, um in den Master zu kommen, ist schon ein Problem. Umstellungsprobleme
finde ich normal. Ich habe mich gezielt für ein Bachelorstudium in Oldenburg
entschieden. Die Struktur ist der Schule ähnlich, und das gefällt mir.
Ina
Blessin, 19 Jahre, Anglistik und Musik: Das erste Semester war Stress. Der Leistungsdruck
hat einen ganz schön gefordert. Ich habe drei Prüfungen gemacht. Vieles
war unklar. Man wurde von einem zum anderen geschickt oder auf das Internet verwiesen,
aber auch dort wurden meine Fragen nicht beantwortet. Ich habe Angst, dass ich
wegen der Abschlussnote meinen Master hier nicht machen kann. Ich will aber Lehrerin
werden. Für das Bachelorstudium plane ich vier Jahre ein, denn ich muss ja
auch im Ausland studieren. Wenn die Studiengebühren kommen, weiß ich
gar nicht, wie ich das finanzieren soll. Vielleicht wechsel ich an eine andere
Uni mit altem System, obwohl ich mich in Oldenburg sehr wohl fühle.
Andrea K., 21 Jahre, Ev. Theologie und Germanistik: Ich halte die Idee des Bachelor
für einen Fortschritt, aber es muss noch viel verbessert werden. Der Professionalisierungsbereich
ist beispielsweise erst provisorisch eingerichtet. Ich habe nicht verstanden,
wieso wir noch keine Module zur Pädagogik wählen konnten. Mich ärgert,
dass ich zehn Semester statt früher neun studieren muss, um Gymnasiallehrerin
zu werden. Ich will schnell fertig werden. Der Zeitaufwand für das Studium
ist viel höher als es mit den Kreditpunkten veranschlagt wird. Ich bin bereit,
Leistungen zu erbringen. Aber dieser Prüfungs- und Zeitdruck ist demotivierend.
Ich habe im ersten Semester sechs Prüfungen gemacht und vier Referate gehalten
und für das zweite Semester stehen sechs Prüfungen und drei Referate
an. Das ist ein großer Stressfaktor. Der Zeitaufwand für die Module
muss überprüft werden. Entweder KPs rauf oder Niveau runter. Ich bin
für KPs rauf!
Melanie
Boekhoff, 24 Jahre, und Moritz Uibel, 39 Jahre, Germanistik, Kunst und Medien:
Unsere große Lust aufs Studium ist gebremst worden. Es gab viel Unklarheit.
Jeder Professor schien seine eigene Prüfungsordnung zu haben. Germanistik
hat das Studium organisatorisch gut im Griff, aber durch die Überschneidungen
mit dem anderen Fach schafft man sein Pflichtprogramm nicht. So können z.B.
an der Übung Fotografie nur 15 teilnehmen, obwohl 60 Studierende das Basismodul
ablegen müssen. Oft wissen wir nicht, an wen man sich wenden kann. Es müsste
dringend eine zentrale Anlaufstelle für das Bachelorstudium geben. Von Tutoren
in den unterschiedlichen Veranstaltungen haben wir mehrmals das Gleiche zum wissenschaftlichen
Arbeiten gehört. Jeden Tag zwölf Stunden in der Uni war normal. Arbeiten
nebenbei geht nicht mehr. Der Druck ist enorm und man hat immer die Abschlussnote
2,5 im Kopf. Schon vom ersten Semester an muss man für entsprechende Noten
sorgen. Hinzu kommt, dass die Wahlmöglichkeiten im Bachelorstudium extrem
eingeschränkt sind und man Veranstaltungen wählt, die in den Stundenplan
passen und nicht, weil sie den Interessen und Neigungen entsprechen. Wenn man
uns fragt, ob wir uns eher als Pioniere oder als Versuchskaninchen fühlen,
sagen wir: als Pionierkaninchen.
Gute
Forscher sind nicht unbedingt gute Lehrende?
Von Peter Viebahn*
Im
UNI-INFO vom Februar 2005 wurde ein Interview mit den neuen Vizepräsidenten
für Lehre, Prof. Dr. Karen Ellwanger, und für Forschung, Prof. Dr. Reto
Weiler, veröffentlicht. In diesem Gespräch stellt Prof. Weiler die Behauptung
auf, dass gute Forschungspersönlichkeiten auch die beste Lehre machen. Dieses
ist eine häufiger geäußerte Feststellung, die in dieser allgemeinen
Form falsch ist. Ihr widersprechen die Ergebnisse vieler empirischer Untersuchungen.
Was
ist eine gute Forschungspersönlichkeit? Um sich an gängigen Bewertungskriterien
zu orientieren und nicht ins Spekulieren zu kommen, kann man sie als Wissenschaftler
kennzeichnen, die sehr viele Veröffentlichungen in möglichst angesehenen
Zeitschriften mit hoher Zitierungshäufigkeit hervorgebracht haben. Gute Lehre
ist auch klar bestimmbar, nämlich im Licht der Urteile, die Studierende anhand
von anerkannten Beurteilungsinventaren über den Lehrenden und seine Lehrveranstaltung
abgeben.
Wenn die Äußerung des Vizepräsidenten stimmen
würde, müssten sehr gute Forscher auch im Urteil der Studierenden besonders
gut abschneiden. Internationale Forschungen zeigen jedoch, dass praktisch kein
Zusammenhang zwischen Lehrqualität und Forschungsproduktivität besteht
(Viebahn 2004). Das heißt, dass die forschungsintensiven Wissenschaftler
z. T. besser, aber z. T. auch deutlich schlechter als ihre wenig publizierenden
Kollegen in der Lehre sind. Wer sich bei allem Elitegeklappere seinen gesunden
Feldverstand erhalten hat, den wundert dieser Befund nicht. Exzellente Forschung
kann hoch spezialisiert sein, kostet viel Zeit und Energie und führt die
anerkannten Forscher und Forscherinnen in die ganze Welt. Für die Förderung
des wissenschaftlichen Nachwuchses sind das hervorragende Qualifizierungsbedingungen.
Für den größten Teil der Vorlesungen, Seminare und Übungen
spielt dieser Vorteil aber keine Rolle. Die Einwerbung von guten Forschungspersönlichkeiten
ist sicherlich für die Profilierung einer Universität sehr wichtig.
Die Qualität des Lehralltags hebt sich dadurch aber nicht. In diesem Sinne
erscheint der Vorschlag von Prof. Ellwanger sinnvoll, die Position von Lektoren,
die hauptsächlich über - anspruchsvolle - Lehre definiert ist, in die
Personalstruktur einzuführen. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die
Zeit für fundierte hochschuldidaktische Arbeit und Fortbildung haben, ein
solides Maß an zuverlässiger Ansprechbarkeit für Studierende bieten
(ein Aspekt, der sich in Untersuchungen immer wieder als wichtig erweist) und
die genauere Kenntnis der Probleme ihrer Studierenden besitzen, würden
den Studienalltag deutlich verbessern und eine für die Universität wichtige
Ergänzung zur Spitzenforschung darstellen. Forschungsbasiertheit und Methodenbewusstsein
als Merkmale universitärer Ausbildung (Einheit von Lehre und Forschung)
erfordern nicht, alle Ausbildungsteile gleichermaßen forschungsintensiv
zu betreiben, so dass eine akzentuierende Unterschiedlichkeit im Lehrkörper
durchaus sinnvoll ist.
*Prof. Dr. Peter Viebahn, Hochschullehrer am
Institut für Psychologie, ist Autor des Buchs Hochschullehrerpsychologie.
Theorie- und empiriebasierte Praxisanregungen für die Hochschullehre,
Universitätsverlag Webler, Bielefeld 2004.
Hervorragende
Leistungen im Studium
Für
ihre besonderen Leistungen im Studium wurden im März 27 Studierende
mit dem OLB/EWE-Preis ausgezeichnet. Bewertet wurden von der interdisziplinär
zusammengesetzten Jury herausragende Studienleistungen wie sehr gute Prüfungsnoten
und kurze Studienzeiten, aber auch außergewöhnlicher oder unkonventioneller
Einsatz in Projekten und Initiativen sowie ehrenamtliches Engagement. Einzelpreise
in Höhe von jeweils 500 s erhielten sieben Studierende. Mit Gruppenpreisen
(Preisgeld 500 €) ausgezeichnet wurden ein Programmierteam (Mathematik/Informatik)
für seine Leistungen bei einem internationalen Wettbewerb, das Organisationsteam
der Bundesfachschaftenkonferenz der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 2004
und der Systemtheorie-Lesekreis für die Durchführung der Tagung Das
Wuchern der Systeme.
Erstmalig wurde auch zwei Gruppen eine Anerkennung
ausgesprochen. Die Oldenburgische Landesbank AG (OLB) und die EWE AG knüpfen
mit dem OLB/EWE-Preis seit sechs Jahren an die seit 1986 an der Universität
Oldenburg bestehende Tradition an, besondere Leistungen von Studierenden auszuzeichnen.
An der Preisverleihung nahmen neben der Vizepräsidentin der Universität,
Prof. Dr. Karen Ellwanger, der Leiter des Vorstandsbüros der EWE, Klaus-Peter
Altehoefer, und Dr. Holger Hatje, Vorstandsmitglied der OLB, teil.
Infoveranstaltungen
zu Bachelor/Master
Im Zuge der Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse
bietet die Zentrale Studienberatung (ZSB) in den kommenden Monaten zahlreiche
Sonderveranstaltungen für Studieninteressierte an. Themen sind die neuen
Studienstrukturen, Fächerkombinationen, Studieninhalte und -anforderungen
sowie Perspektiven nach dem Bachelor-Abschluss. Die erste Veranstaltung findet
am Mittwoch, 4. Mai 2005, 16.00 Uhr, A7, Hörsaal G statt (weitere Termine
siehe Veranstaltungskalender). Auch zu den Bereichen Studienentscheidung
(Vorstellung der internetbasierten Lernplattform VISOPOLY - 18. Mai, 15. Juni)
und Studieneinstieg (25. Mai, 1., 22., 29. Juni, 6. Juli) werden Veranstaltungen
angeboten.
Vom 10. Mai bis 12. Juli ist die ZSB zusätzlich dienstagnachmittags
geöffnet (15.00-17.00 Uhr).
www.uni-oldenburg.de/zsb
Stipendien
für Kongresse
Fünf Stipendien in Höhe von je 1.250
€ vergibt die Universitätsgesellschaft Oldenburg (UGO) an DoktorandInnen
der Universität im Rahmen des Kongress-Stipendienprogramms der Oldenburger
Bankleiter. Die jungen WissenschaftlerInnen sollen damit ermuntert werden, ihre
Forschungsergebnisse in einem Vortrag oder mit einem Poster auf internationalen
Tagungen vorzustellen. Bewerbungen können noch bis zum 15. Mai 2005 bei Renate
Gerdes, Dezernat 5, eingereicht werden.
www.uni-oldenburg.de/ugo/