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Forschung

Starkes Bündnis für Sicherheit im Straßenverkehr

Förderung durch MWK und Helmholtz-Gesellschaft

Oldenburg entwickelt sich mehr und mehr zu einem nationalen Zentrum für Sicherheit im Straßenverkehr. Ab 2007 erhalten zwei an der Universität angesiedelte Forschungsverbünde im Bereich Sicherheitskritische eingebettete Systeme Fördermittel für die Weiterführung und Intensivierung ihrer Vorhaben: Das Projekt IMoST (Integrated Modeling for Safe Transportation) wird ab Januar mit zunächst knapp 1,4 Millionen € vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) gefördert, und das zum 1. März eingerichtete virtuelle Institut DESCAS (Design of Safety Critical Automotive Systems) unter der Leitung des DLR-Instituts für Verkehrsführung und Fahrzeugsteuerung (IFS) in Braunschweig erhält knapp eine dreiviertel Millionen € aus den Töpfen der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF).

Präsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind zeigte sich hoch erfreut: Der positive Bescheid mache wieder einmal deutlich, dass die Universität Oldenburg Rahmenbedingungen geschaffen habe, die Spitzenforschung ermögliche. Die doppelte Förderung sei eine große Anerkennung der Leistungen der Wissenschaftler des interdisziplinären und fakultätsübergreifenden Forschungszentrums Sicherheitskritische Systeme (FZ SKS) der Universität. Prof. Dr. Werner Damm (Foto), Direktor des Forschungszentrums und Mit-Antragsteller, sieht in dem Erfolg beider Forschungsverbünde eine Bestätigung der intensivierten Kooperationsbeziehungen, die auch zur Gründung des Vereins SafeTRANS geführt hätten. Neben dem FZ SKS der Universität und dem Oldenburger Informatik-Institut OFFIS ist daran auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig zusammen mit führenden Unternehmen beteiligt. „Nur in einem solchen interdisziplinären Umfeld können die Konzepte entwickelt werden, die notwendig sind, um die hohen Sicherheitsstandards der technischen Systeme bei wachsender Verkehrsdichte und zunehmender Komplexität zu erhalten“, sagte Damm.

Wenn es um die Sicherheit von Verkehrssystemen geht, spielen „eingebettete Systeme“ eine entscheidende Rolle. Als elektronische Komponenten, die aus Hard- und Software bestehen, unterstützen sie Autofahrer. Moderne, so genannte Fahrer-Assistenz-Systeme (FAS) werden in Zukunft auch bei alltäglichen Fahrsituationen unterstützend eingreifen. So bereiten sie beispielsweise Reaktionen des Fahrers (Bremsen, Beschleunigen etc.) durch Ansteuerung entsprechender Fahrzeugkomponenten vor, bevor der Fahrer seine Aktionen tatsächlich durchführt. Sie unterstützen den Fahrer bei der Auswahl geeigneter Reaktionen, indem sie ihm Empfehlungen geben. Und schließlich warnen sie bei falschen Reaktionen oder verhindern diese sogar. Die Entwicklung solcher Assistenz-Systeme muss höchsten Ansprüchen genügen. Jede Verkehrssituation muss richtig erkannt, adäquate Reaktionen eingeleitet und der Fahrer korrekt informiert werden. Die Interaktion mit dem Fahrer bringt dabei zusätzliche Anforderungen mit sich. Die vom FAS System vorgeschlagenen Aktionen wie Bremsen oder Beschleunigen müssen sich an das individuelle Fahrverhalten anpassen und gleichzeitig darf die Interaktion mit dem FAS den Fahrer nicht von seiner eigentlichen Aufgabe, dem sicheren Führen des Fahrzeugs, ablenken.

Im Projekt IMoST, an dem ForscherInnen vom FZ SKS, OFFIS und IFS beteiligt sind, fördert das MWK die Entwicklung von Prozessen und Methoden für die Entwicklung solcher Fahrer-Assistenz-Systeme. Gemeinsam mit WissenschaftlerInnen aus der Informatik, der Elektrotechnik und der Psychologie wird insbesondere untersucht, wie durch geeignete Verfahren bereits beim Entwurf und bei der Entwicklung solcher Assistenz-Systeme ein Höchstmaß an Sicherheit erreicht werden kann, indem insbesondere auch die Interaktion zwischen Fahrer und Assistenz-System einer mathematischen Analyse unterzogen wird. Im Zuge des zweiphasigen Bewilligungsprozesses für den IMoST Antrag wird mit einer Erweiterung der Förderung auf insgesamt 2,5 Millionen € im ersten Quartal 2007 gerechnet.

In DESCAS arbeiten die Oldenburger ForscherInnen des FZ SKS zusammen mit KollegInnen des IFS und des Instituts für Verkehrssicherheit und Automatisierungstechnik der TU Braunschweig. Die HGF fördert damit die Kooperation von DLR-Instituten mit universitären Forschergruppen. Ein Schwerpunkt der Arbeiten wird die Weiterführung und Erprobung der Entwicklungsprozesse und -methoden anhand von damit entwickelten Prototypen von Fahr-Assistenz-Systemen sein.

"Du bist eine Ausländerin und bleibst eine Ausländerin"

Studie über junge Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland / Alltagsrassismus führt zu Distanzierungen

Nach außen gut integriert wirkende junge Erwachsene mit Migrationshintergrund fühlen sich selbst oft der deutschen Gesellschaft nur eingeschränkt oder auch gar nicht zugehörig. Grund sind rassistische Zuschreibungen und Ausgrenzungen, mit denen sie im Alltag konfrontiert werden. Dies ist das zentrale Ergebnis einer von Dr. Barbara Schramkowski (Foto) im Fach Interkulturelle Pädagogik verfassten Dissertation. Die von Prof. Dr. Rudolf Leiprecht betreute Arbeit geht der Frage nach, wie Eingewanderte Integration erleben und verstehen.

Im Rahmen ihrer qualitativen Studie hat die Erziehungswissenschaftlerin und Sozialpädagogin Schramkowski 16 junge Erwachsene mit Migrationshintergrund im Alter von 19 bis 26 Jahren mit unterschiedlichen familiären Hintergründen und Schulabschlüssen befragt.

Alle jungen Erwachsenen gelten nach üblichen Kriterien (Deutschkenntnisse, Bildungsbiographie, deutsche Staatsangehörigkeit, soziales Engagement u.a.) als erfolgreich integriert. Ihre Aussagen zeichnen jedoch ein anderes Bild. Natascha, eine 21-jährige Verwaltungsfachangestellte, die seit zehn Jahren in Deutschland lebt, zur Frage, ob sie sich integriert fühle: „Zu sechzig Prozent. Ich fühle mich eigentlich hier in Deutschland wohl, und ich komme mit dem Leben ganz gut zurecht. Aber bei den Leuten angenommen zu sein, da fehlt es. Und das sind die anderen vierzig Prozent, wo ich merke, dass ich für sie doch etwas Anderes, etwas Fremdes bin, ja, ein Mensch zweiter Klasse.“

Das Gefühl, nicht integriert zu sein, begründen die jungen Erwachsenen mit den alltäglich spürbaren Trennlinien zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund. Diese in der Untersuchung als Alltagsrassismus bezeichneten Erfahrungen reichen von abwertenden Blicken und Bemerkungen über Mediendiskurse, in denen Eingewanderte vielfach als problematisch hingestellt werden, bis zu Diskriminierungserfahrungen in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt.

Viale, eine 24-jährige Volkswirtschaftsstudentin, kommentiert ihre Erfahrungen so: „Ich weiß nicht mehr, was sie noch wollen. Es fehlt nur noch, dass wir unsere Haare blond färben sollen.“ Ümit, eine 25-jährige Sozialarbeiterin, kommt zu dem Schluss: „Du kannst tun und lassen, was du willst, du bist eine Ausländerin, du bleibst eine Ausländerin.“

Vor dem Hintergrund ihrer Erlebnisse und Erfahrungen bewerten die jungen Erwachsenen den Begriff „Integration“ überwiegend negativ. „Durch das Wort Integration werden diese Ausgrenzungen gemacht“, äußert ein Interviewpartner. An den öffentlichen Diskussionen stört die Befragten, dass gerade dort Trennlinien entlang ethnischer Herkünfte gezogen und den Eingewanderten die Verantwortung für viele Probleme zugewiesen würden.

Sich trotz aller Bemühungen in der „Mehrheitsgesellschaft“ nicht aufgenommen zu fühlen – darauf reagiert ein Teil der jungen Erwachsenen mit einer deutlichen Distanzierung von der „deutschen“ Gesellschaft. Cem, ein Informatikstudent: „Also ich wollte mich wirklich integrieren. Und mit der Zeit ist es mir jetzt egal. Ich bin jetzt auch stolz, dass ich Türke bin.“

Auch wenn die Ergebnisse ihrer Studie nicht repräsentativ seien, so lieferten sie doch wichtige Hinweise zum Thema Integration und Alltagsrassismus, resümiert die Autorin. Junge MigrantInnen könnten sich nicht ohne Vorbehalt integrieren, solange sie von der aufnehmenden Gesellschaft weiter als fremd wahrgenommen würden. Außerdem würden rassistische Ausgrenzungen dazu beitragen, dass die jungen Erwachsenen sich in „ethnische Mileus“ zurückzögen. Das zentrale Ziel von Integration müsse sein, die unterschiedliche ethnische Herkunft gesellschaftlicher Individuen „als fraglos gegebene Selbstverständlichkeit“ zu akzeptieren.

Die Studie ist unter dem Titel „Integration unter Vorbehalt. Perspektiven junger Erwachsener mit Migrationshintergrund“ im IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation (Frankfurt a. M./ London) erschienen.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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