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Inhalt 3/2010

Forschung

Per Anhalter durch die Meere

Forscher entschlüsseln Genom des Bakteriums Dinoroseobacter shibae

Die Weltmeere sind bevölkert mit Bakterien, die zahlreicher sind als alle anderen Organismen der Biosphäre, und dennoch weiß die Wissenschaft kaum etwas über sie. Eine Ausnahme sind Bakterien der so genannten Roseobacter-Gruppe. Das Genom von Dinoroseobacter shibae, ein Bakterium dieser Gruppe, ist nun von einem interdisziplinären Forschungsverbund der Universitäten Oldenburg, Braunschweig und Göttingen, der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) und des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung (HZI) entschlüsselt worden. Die Leitung liegt bei Prof. Dr. Meinhard Simon (Institut für Chemie und Biologie des Meeres, ICBM) und Prof. Dr. Irene Wagner-Döbler (HZI). In der neuen Ausgabe des renommierten ISME Journal der International Society For Microbial Ecology berichten die WissenschaftlerInnen über ihre Entdeckung.

Das Meeresbakterium Dinoroseobacter shibae. Epifluoreszenzmikroskopisches Foto einer mit grünem Farbstoff angefärbten Kultur des Bakteriums mit freien Zellen und an der Zelloberfläche des nicht sichtbaren Dinoflagellaten Prorocentrum.
Foto: Sarah Hahnke, ICBM


Dinoroseobacter shibae lebt in Symbiose mit einzelligen Algen und bewegt sich quasi per Anhalter durchs Meer. Fortbewegungsmittel sind u.a. Algen der Gruppe der Dinoflagellaten, die in vielen Küstenmeeren vorkommen. Das Bakterium enthält die komplette Enzymausstattung zur Photosynthese, verschiedene Möglichkeiten zum Überleben in Abwesenheit von Sauerstoff, ein besonders ausgefeiltes bakterielles Immunsystem zur Abwehr von Infektionen durch Phagen, fünf Plasmide und Gene für spezielle Signalstoffe. Es ist darauf spezialisiert, von der Alge mit Nährstoffen versorgt zu werden.

Es ist den ForscherInnen gelungen, die Abbauwege für typische Algeninhaltsstoffe, wie z.B. bestimmte Zucker, zu finden. Überraschend, so Simon, war insbesondere die Erkenntnis, dass das Bakterium in der Lage ist, Vitamin B12 zu synthetisieren – und zwar unter sauerstofffreien Bedingungen. Dieser Befund sei bisher einzigartig für Meeresbakterien. Bislang wurde eine derartige Symbiose – Vitamine gegen Zucker – im Ozean noch nicht nachgewiesen. Die Erkenntnis wirft ein neues Licht auf die Bedeutung der bakteriellen Flora für Algenblüten – ein Thema, mit dem sich die ForscherInnen in Zukunft beschäftigen wollen.

Die Genom-Publikation ist eine Veröffentlichung des Projekts „Comparative Functional Genome Analysis of Representative Members of the Roseobacter Clade“. Das Land Niedersachsen fördert das Projekt mit rund 1,8 Millionen s aus dem VW-Vorab. Aus dem Projekt ist inzwischen der von Simon geleitete Sonderforschungsbereich Transregio (TRR 51) zum Thema Roseobacter hervorgegangen. An dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 8,2 Millionen € geförderten Großprojekt sind neben der Universität Oldenburg als Sprecherhochschule die TU Braunschweig, das HZI, die DSMZ sowie das Genomforschungslabor der Universität Göttingen beteiligt.

The complete genome sequence of the algal symbiont Dinoroseobacter shibae: a hitchhiker‘s guide to life in the sea, in: The ISME Journal (2010) 4, 61–77

www.nature.com/ismej/journal/v4/n1/full/ismej200994a.html

Klimawandel und Nordsee

Oldenburger Meeresforscher beteiligt an Entwicklung von Monitoringkonzepten

Sinkende Fischbestände und Verschiebungen im Artenspektrum stehen für einen Wandel des Ökosystems Meer. Die Gründe liegen im Klimawandel, dem steigenden Schiffsverkehr wie der wachsenden Offshoreindustrie. Doch welche Folgen hat der Wandel speziell für die Deutsche Bucht? Wie muss ein Monitoringverfahren aussehen, das die relevanten Prozesse umfassend darstellt? Und wie werden die Daten mit nationalen und EU-weiten Richtlinien verknüpft? Fragen, denen nun ein eigener Forschungsverbund nachgeht. Er heißt „Wissenschaftliche Monitoringkonzepte für die Deutsche Bucht (WIMO)“, setzt sich aus insgesamt elf norddeutschen wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen und wird in den nächsten drei Jahren vom Umwelt- und vom Wissenschaftsministerium des Landes Niedersachsen mit insgesamt 3,3 Millionen € gefördert. Sprecher des Forschungsverbundes ist Prof. Dr. Reto Weiler, Rektor des Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst. An dem Verbundprojekt sind auch Einrichtungen und Arbeitsgruppen der Universität beteiligt. Zum Beispiel die AG Meeresphysik des Instituts für Physik. Sie untersucht zusammen mit dem Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) den Seegang und die Schwebstoffe im Watt. Das Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) wendet sich einem anderen Thema zu. Es erforscht, wohin und in welchen Mengen die Strömung Sedimente, Schadstoffe oder Organismen verdriftet. So lässt sich erkennen, wo Messungen durchzuführen sind, um flächendeckende Aussagen zu bekommen – ein wichtiges Kriterium für Langzeituntersuchungen in der Nordsee.

Die AG Küstenforschung simuliert in Zusammenarbeit mit dem GKSS Forschungszentrum und MARUM u.a. die Auswirkung von Extremereignissen wie Stürmen. Währenddessen beschäftigt sich die AG Integrative Modellierung mit der „Fallstudie Biodiversität Jade“. Zusammen mit Planktologen des ICBM untersucht sie, was genau die Artenvielfalt über die Qualität des marinen Ökosystems aussagt.

www.wimo-nordsee.de

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Fahrrad auch bei Regen

"Was bewegt die Oldenburger?" ZENARiO-Studie zur Verkehrsnutzung

Die „Fahrradstadt“ Oldenburg trägt ihren Namen zu Recht: In Oldenburg besitzt der durchschnittliche Haushalt mit 2,8 BewohnerInnen 1,2 Autos und 3,1 Fahrräder. Der Fahrradverkehr nimmt in Oldenburg einen deutlich größeren Anteil am Gesamtverkehr ein als in vergleichbaren Städten. Das haben WissenschaftlerInnen des Zentrums für nachhaltige Raumentwicklung in Oldenburg (ZENARiO) unter der Leitung von Prof. Dr. Ingo Mose herausgefunden. Für die Studie „Was bewegt die Oldenburger?“ befragten MitarbeiterInnen des Zentrums im Auftrag der Stadt über 1.000 BürgerInnen, um Daten über ihre Mobilität und den Oldenburger Verkehr zu erhalten. Die Studie wurde von dem Landschaftsökologen Vasco Brummer und der Studentin Inga Schröder betreut.

Auch bei Regen der Renner: Über ein Drittel der Wege werden auch bei schlechtem Wetter mit dem Fahrrad zurückgelegt.
Foto: Wilfried Golletz

Die Ergebnisse der repräsentativen Erhebung bestätigen vermutete Trends, halten aber auch einige Überraschungen bereit: Über 42% aller Wege werden mit dem Rad zurückgelegt, 9% zu Fuß.. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nimmt mit 4,7% den letzten Platz in der Verkehrsnutzung ein. Insgesamt werden in Oldenburg 56,5% der Wege durch Verkehrsmittel des Umweltverbundes bewältigt. Für Wege mit über fünf Kilometer Länge wird verstärkt das Auto genutzt.

Der Vergleich mit anderen Städten zeigt, dass der Anteil des ÖPNV in Oldenburg sehr gering ist. Auch der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Strecken ist in anderen Städten deutlich höher. Überraschend ist die Tatsache, dass die Fahrradnutzung auch bei älteren Menschen sowie bei schlechtem Wetter auf einem außerordentlich hohen Niveau bleibt.

Die Studie macht deutlich, dass der Verkehrssektor in Oldenburg einen Beitrag zu den Klimaschutzzielen der Stadt leisten kann. Die Ergebnisse der Erhebung fließen direkt in die Verkehrsplanung der Stadt sowie in die Entwicklung des neuen „Strategieplans Mobilität und Verkehr“ ein.

Die Broschüre „Was bewegt die Oldenburger“ mit allen Forschungsergebnissen kann im Internet eingesehen oder per E-Mail bestellt werden.

www.oldenburg.de/stadtol/index.php?id=5360&L=

@ verkehrsplanung@stadt-oldenburg.de

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Stürze sofort erkennen

Universität und OFFIS präsentieren sich auf CeBIT

Auf der CeBIT 2010 in Hannover haben sich die Universität und das Informatikinstitut OFFIS mit vier Themenschwerpunkten präsentiert. „Software Factory: Eine Idee auf dem Weg zur Gründung“ des Departments für Informatik, Abt. Wirtschaftsinformatik, und des Stiftungslehrstuhls Entrepreneurship stellte Software-Produkte von Studierenden vor, eine Plattform für die Verwaltung von Patientendaten und ein Content-Management-System. Ein Verfahren zur virtuellen Datenanalyse mit dem Titel „TaP: Visuelle Analyse auf Multitouch-Surface-Computern“ zeigte das Departement für Informatik, Abt. Informationssysteme, in Kooperation mit OFFIS. „Gestaltung altersgerechter Lebenswelten“ (GAL) ist ein Verbund niedersächsischer Partner, an dem neben OFFIS auch das Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik, das Kompetenzzentrum HörTech sowie die Abteilung Hör-, Sprach- und Audiotechnologie des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie beteiligt sind. Der Verbund demonstrierte eine stilisierte Wohnumgebung, u.a. ausgerüstet mit einem persönlichen Aktivitäts- und Haushaltsassistenten und einem optischen System zur Erkennung von Stürzen. Die Forschergruppe C3-World – Connected Cars in a Connected World von OFFIS in Kooperation mit der Volkswagen AG und Niccicom stellte u.a. einen personalisierten Reisebegleiter mit ortsbasierter Websuche vor, der Informationen zur aktuellen Route bietet.

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Volle Kraft

"Volle Kraft voraus im Klimaschutz – nach Kopenhagen 2009 und vor Mexiko 2010: Standorte und Perspektiven“ – so lautet der Titel des Vortrags, den Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender der unabhängigen Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch, am Donnerstag, 22. April, 19.30 Uhr, in der Forumskirche St. Peter (Peterstr. 30) halten wird. Milke wird auf die Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft eingehen, die durch den Klimawandel entstehen, und erörtern, wie ein faires und völkerrechtlich verbindliches globales Abkommen zum Klimaschutz aussehen kann. Der Vortrag findet in Kooperation mit dem Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung COAST statt.

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Forschen nach der Emeritierung

Dr. Uwe Meves, kürzlich emeritierter Professor für germanistische Mediävistik, erhält eine „Niedersachsenprofessur“ für Wissenschaftsgeschichte der Germanistik. In einem prominent besetzten Bewerberfeld setzte er sich mit seinem Antrag durch, drei seiner Forschungsprojekte fortzuführen: Ein Dokumentenband zur Geschichte der Germanistik im 19. Jahrhundert; ein Kommentarband zum Briefwechsel zwischen den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm sowie eine Edition des Briefwechsels der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit dem Philologen Moriz Haupt. „Die Niedersachsenprofessur für Prof. Dr. Uwe Meves macht die Qualität und das Renomee der Oldenburger Mediävistik weiterhin sichtbar“, so Vizepräsident Prof. Dr. Dr. h.c. H.-Jürgen Appelrath. Exzellente Forschung hängt nicht vom Alter ab – das ist der Ausgangspunkt des vom Land Niedersachsen und der Volkswagenstiftung ausgeschriebenen Förderprogramms „Forschung 65+ – Die Niedersachsenprofessur“. Ziel ist es, SpitzenforscherInnen über die gesetzliche Altersgrenze hinaus an den Hochschulen zu halten. Meves‘ akademische Laufbahn begann an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo er 1976 promovierte. 1987 wurde er auf die Oldenburger Professur für ältere deutsche Sprache und Literatur berufen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die mittelalterliche Literatur im sozial- und kulturgeschichtlichen Kontext sowie die Wissenschaftsgeschichte der Germanistik.

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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