Presse & Kommunikation

Ein kleines Stück Unsterblichkeit
Oldenburger Zoologe Namenspate für neu entdeckte Tierart
 

Oldenburg. Wissenschaftler haben mehrere Möglichkeiten, ihre Anerkennung einem Kollegen oder einer Kollegin gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Am bekanntesten ist der Ehrendoktor, der sichtbar für alle im Namen geführt wird. Für Außenstehende gänzlich unauffällig, dafür jahrhundertelang für Eingeweihte sichtbar ist die Ehre, wenn Biologen als Ausdruck ihrer persönlichen Wertschätzung und ihrer Anerkennung der wissenschaftlichen Leistung eine neu entdeckte Art nach einem Kollegen oder einer Kollegin benennen. Sie verleihen damit ein kleines Stück Unsterblichkeit. Diese Ehre ist kürzlich wieder Prof. Dr. Horst Kurt Schminke vom Institut für Biologie und Umweltwissenschaften der Universität Oldenburg zuteil geworden, als ein indischer Kollege den ersten Vertreter der Brunnenkrebse (Bathynellacea), der überhaupt in Indien entdeckt worden ist, ihm gewidmet hat. Damit tragen jetzt acht Arten aus unterschiedlichen Tiergruppen (Asseln, Käfer, Flohkrebse, Milben, Ruderfuß- und Brunnenkrebse) seinen Namen.

 

Bathynellacea leben im Grundwasser und sind weltweit fast überall dort gefunden worden, wo man nach ihnen gesucht hat. In Indien hatte das noch keiner getan. Prof. Yenumula Ranga Reddy von der Nagarjuna Universität im Bundesstaat Andhra Pradesh hat jetzt erste Grundwasserproben genommen und gleich spektakuläre Entdeckungen gemacht. Grundwasser ist nicht nur ein lebenswichtiger Rohstoff für den Menschen, sondern auch ein weiträumiges Ökosystem globaler Ausdehnung, in dem sehr verschiedene hochspezialisierte Organismengruppen - Mikroorganismen, Einzeller, Pilze und Tiere - in komplexen Wechselwirkungen zueinander stehen. Ihre Stoffumsetzungen sind für die Beschaffenheit des Grundwassers von ausschlaggebender Bedeutung. Großräumige Verschmutzungen des Grundwassers haben in letzter Zeit den Blick auf diese Lebensgemeinschaften gelenkt. Nur in Europa sind sie etwas genauer bekannt. Im Rest der Welt hat man wie in Indien gerade damit begonnen, erste Untersuchungen zu machen. Dabei ist man auf eine riesige Fülle neuer Arten gestoßen, für deren Bestimmung und Beschreibung es kaum noch Spezialisten gibt. Prof. Schminke ist einer der wenigen. Immer wieder kommen Gäste in sein Labor, um sich in die Grundwasserfauna einarbeiten zu lassen.

 

Habrobathynella schminkei, der Grundwasserkrebs aus Indien, ist insofern eine kleine Sensation, als die mit ihm nächst verwandten Arten nicht in Asien leben sondern auf Madagaskar. Zusammen mit Indien gehörte Madagaskar einst zum Südkontinent Gondwana. Gemeinsam haben sich beide vor 120 Millionen Jahren von den anderen Südkontinenten gelöst und sind als einheitliche Landmasse mit Namen Indomadagaskar nach Norden gedriftet. Vor rund 70 Millionen Jahren haben sie sich getrennt. Madagaskar blieb zurück, während Indien die Reise nach Norden fortsetzte und mit dem asiatischen Kontinent kollidierte. Habrobathynella schminkei hat einen Teil dieser Reise mitgemacht, wie seine Verwandtschaftsbeziehungen zwingend belegen.

ⓘ  www.bnhs.org/bo/documents/JAbstracts101/Habrobathynella.pdf
 
ⓚ  Kontakt:
Prof. Dr. Horst Kurt Schminke, Tel.: 0441/798-3374, E-Mail: schminke(Klammeraffe)uni-oldenburg.de