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Förderung im Vorschulalter

Mathematikleistungen deutlich verbessert

 

"Effekte vorschulischer Fördermaßnahmen", so lautet der Titel einer von der EWE Stiftung geförderten "Längsschnittstudie zur Entwicklung und Förderung mathematischer Kompetenzen", deren erste Ergebnisse jetzt vorliegen. Das Projekt unter der Leitung der Oldenburger Mathematik-Didaktikerinnen Prof. Dr. Andrea Peter-Koop und Meike Grüßing untersucht, inwieweit schulischen Lernschwierigkeiten im Bereich Mathematik durch gezielte Förderung im Vorschulalter vorgebeugt werden kann. Die Kinder werden dazu im Kindergarten ein Jahr vor der Einschulung bis zum Ende der zweiten Klasse begleitet. Das 2005 begonnene Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren.

Klinische Untersuchungen zeigen, dass sich zu erwartende schulische Rechenstörungen häufig schon im Vorschulalter feststellen lassen. Wie jedoch solche "Risikokinder" flächendeckend identifiziert und gefördert werden können, ist bislang weitgehend ungelöst. Um diese Frage empirisch gesichert beantworten zu können, haben die Oldenburger Wissenschaftlerinnen ihre Untersuchung ausgesprochen breit angelegt: Etwa 1000 Kinder im Alter von fünf Jahren wurden im September/Oktober 2005 und Juni/Juli 2006 von Studierenden in 35 Kindergärten und Kindertagesstätten in Oldenburg und dem Oldenburger Umland diagnostisch interviewt. Dabei wurde ein in Australien entwickeltes Verfahren eingesetzt, das in Deutschland bislang nur an den Universitäten Oldenburg und Kassel verfügbar ist.

74 Kinder wurden dabei als potenzielle "Risikokinder" in Bezug auf das Mathematiklernen ausgemacht. Diese Kinder wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und bis zu den Sommerferien 2006 besonders gefördert. Die Kinder der ersten Gruppe erhielten wöchentliche Einzelförderungen durch für diese Aufgaben speziell ausgebildete Studierende, die Kinder der zweiten Gruppe wurden in Kleingruppen von ihren Erzieherinnen betreut. Für beide Gruppen wurden umfangreiche Fördermaterialien entwickelt und eingesetzt. Zudem wurden die Erzieherinnen an der Universität in regelmäßigen Seminarsitzungen unterstützt und fortgebildet.

Inzwischen liegen 13 Examensarbeiten zu den Einzelförderungen vor sowie sechs Arbeiten, die verschiedene Aspekte der statistischen Datenauswertung zum Thema haben. Weitere elf projektbezogene Arbeiten laufen aktuell, um Oldenburger Studierenden im Rahmen ihrer Ausbildung Gelegenheit zu geben, sich mit der Prävention von mathematischen Lernstörungen theoretisch und praktisch auseinander zu setzen.

Die ersten Auswertungsergebnisse der Einzelfallstudien belegen, dass alle geförderten Kinder ihre Mathematikleistungen mehr oder weniger deutlich verbessern konnten. Ein überraschendes Ergebnis liefert der Abgleich mit australischen Vorschulkindern. Danach haben die deutschen Kinder ein Jahr vor ihrer Einschulung deutliche Wissensvorsprünge vor den Kindern der vergleichbaren australischen Stichprobe. Allerdings holen die kleinen Australier in dem für alle Kinder verbindlichen Vorschuljahr deutlich auf, so dass sie die deutschen Kinder in allen Bereichen einholen oder sogar überholen.

Im weiteren Verlauf der Längsschnittstudie soll untersucht werden, wie sich die mathematischen Leistungen der vorschulisch geförderten Kinder im ersten und zweiten Schuljahr entwickeln und inwieweit die Förderkinder sich in ihren mathematischen Leistungen von der Gesamtgruppe unterscheiden.

Das Forschungsprojekt liegt im Schnittfeld von Forschung und Praxis. Während das Forschungsinteresse auf die empirische Untersuchung der Entwicklung und Förderung mathematischer Kompetenzen von Kindergartenkindern und Schulanfängern zielt, ist mit der Entwicklung und Implementierung von Fördermaßnahmen und für den vorschulischen Einsatz geeigneter Materialien auch die mathematikdidaktische Fortbildung der beteiligen Erzieherinnen und die Bereitstellung entsprechender Fördermaterialien verbunden. Die im Rahmen der Studie entwickelten und erprobten Materialien werden den beteiligten Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Ihr Einsatz wird in speziellen Fortbildungsveranstaltungen von den beiden Antragsstellerinnen vermittelt.


Kontakt: Prof. Dr. Andrea Peter-Koop, Institut für Mathematik, Tel.: 0441/798-3217, E-Mail: peter-koop@mathematik.uni-oldenburg.de