40. Jahrgang
Nummer 8
November 2013
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UNI-INFO
„Wer will dem Adler die Bahn vor-
schreiben, wenn er die Schwingen
entfaltet und stürmischen Flugs sich
zu den Sternen erhebet?“
Georg Büchner (1813-1837),
Schriftsteller, Mediziner
und Naturwissenschaftler
Zitat
P
rof. Dr. Dr. h. c. mult. Fritz Stern,
deutsch-amerikanischer Historiker,
ist von der Fakultät IV Human- und
Gesellschaftswissenschaften mit der
Ehrendoktorwürde ausgezeichnet wor-
den. „Fritz Stern trägt seine Erkennt-
nisse und Erfahrungen in die Gesell-
schaft und tritt mit ihr in den Dialog.
Er ist ein Historiker, der sein Wissen in
die Herausforderungen des Heute und
des Morgen einbringt“, erklärte Prof.
Dr. Gunilla Budde, Vizepräsidentin
für Studium und Lehre, anlässlich der
Verleihung.
„Wir ehren mit Fritz Stern einen der
bedeutendsten Historiker, Schriftsteller
und kritischen Denker der Zeit, des-
sen überragenden wissenschaftlichen
Leistungen weit über die Fächergren-
zen hinaus bekannt sind“, begründete
Dekanin Prof. Dr. Andrea Strübind die
Entscheidung der Fakultät. Die Aus-
zeichnung stehe in der geistigen Tra-
dition, die sich mit dem Namensgeber
der Universität, Carl von Ossietzky,
verbinde. Prof. Dr. Wolfgang Frühwald,
ehemaliger Präsident der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) und
einer der externen Gutachter des Ver-
fahrens, betonte: „Mir scheint, dass es
einer Universität, die den Namen des
von den Nationalsozialisten verfolgten
und geschundenen, gesinnungsstarken
Publizisten Carl von Ossietzky trägt,
gut ansteht, den gelehrten, politisch-
moralischen Denker und Friedensstifter
Fritz Stern mit der Würde eines Dr. phil.
h.c. auszuzeichnen.“
Stern, der 1926 in Breslau geboren wur-
de, emigrierte 1938 mit seiner Familie
in die Vereinigten Staaten, wo er an
der New Yorker Columbia University
Geschichte studierte. Er steht in der
Tradition deutsch-jüdischer Gelehrter,
die nach der Machtergreifung der Na-
tionalsozialisten 1933 in den USA eine
wissenschaftliche Karriere machten.
Stern gewann internationales Ansehen
als liberaler Historiker, der den schwie-
rigen Weg Deutschlands in die Moderne
seit der Bismarck-Zeit erforschte und
das nationalkonservative Ressentiment
gegen die Weimarer Republik und die
deutsch-jüdische Symbiose einer einge-
henden Kritik unterzog.
„In Fritz Sterns Lebenswerk sind eu-
ropäische Traditionen und amerika-
nische Erfahrungen, der Weitblick des
großen Historikers und das kritische
Engagement des öffentlichen Intellek-
tuellen, eine bewegte Biographie und
disziplinierte Wissenschaft zu einer
einzigartigen Synthese zusammenge-
flossen – mit den Deutschen und ihrer
modernen Geschichte im Zentrum“,
so Prof. Dr. h. c. mult. Jürgen Kocka,
Sozialhistoriker und Vizepräsident der
Berlin-Brandenburgischen Akademie,
in seiner Laudatio.
Aus Sterns zahlreichen Arbeiten ragt
seine ideengeschichtliche Dissertation
„Kulturpessimismus als politische Ge-
fahr“ (1961) hervor. In ihr untersucht er
Zweimal bis auf den letzten Platz besetzt ...
... war das Audimax des Hörsaalzen-
trums bei der Erstsemesterbegrü-
ßung am 7. Oktober. Mehr als 2.000
StudienanfängerInnen waren gekom-
men, um sich auf dem Info-Markt im
Foyer Tipps für den Studienstart zu holen
und eine feierlich bunte Begrüßung zu
erleben – mit Redebeiträgen von Univer-
sitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon
und Vizepräsidentin Prof. Dr. Gunilla
Budde, die die Neuankömmlinge dazu
ermutigten, ihren persönlichen Weg im
Studium zu finden.
Erstmals bei der Erstsemesterbegrü-
ßung stellten die Dekane beziehungs-
weise Studiendekane ihre Fakultäten
vor. Humza Mirza, Student aus Pakistan,
berichtete von seinen ersten Erfahrungen
an der Universität. AStA-Sprecher Ni-
kolaj Schulte-Wörmann kam ebenso
zu Wort wie Martin Podszus von dem
Projekt „Hörsensible Universität“.
Für Musik und Unterhaltung sorgten das
Ensemble Europäische Blasmusik un-
ter Leitung von Peter Vollhardt und das
Oldenburgische Staatstheater mit Tom
Waits-Songs aus dem „Woyzeck“-Abend.
Derik Behrens, Promotionsstudent Fa-
kultät V, moderierte die Veranstaltung.
Die Gesamtzahl der Studierenden im
Wintersemester 2013/14 liegt bei 12.800
– das sind etwa 800 mehr als im Vorjahr.
Der Historiker, der Zeitgeschichte schrieb
Fritz Stern erhielt Ehrendoktorwürde der Fakultät IV Human- und Gesellschaftswissenschaften
Fritz Stern, liberaler Historiker mit hohem internationalen Ansehen.
Foto: Sina Görtz/ZEIT
den radikalisierenden Einfluss des kon-
servativen Idealismus auf die gebildeten
Eliten während der Weimarer Jahre. Zu
seinen herausragenden Arbeiten zählt
auch die monumentale Monographie
„Gold und Eisen“. Darin beschäftigt
er sich mit Bismarck und seinem jü-
dischen Bankier Bleichröder und stellt
die gefährdeten und umstrittenen An-
fänge der deutsch-jüdischen Symbiose
im Zeitalter der klassischen Moderne
in einen größeren, zeitgeschichtlichen
Rahmen.
Sterns Werke sind in Deutschland über
die Wissenschaft hinaus anerkannt und
verbreitet. 1999 erhielt er für seine Ver-
dienste um die deutsch-jüdische Aus-
söhnung den Friedenspreis des Deut-
schen Buchhandels. 2004 überreichte
ihm der damalige Außenminister
Joschka Fischer die anglo-israelische
Leo-Baeck-Medaille. In den letzten
Jahren avancierten Sterns Autobiogra-
phie „Fünf Deutschland und ein Leben“
(2007) und die Gespräche, die er 2010
mit Helmut Schmidt unter dem Titel
„Unser Jahrhundert“ führte, zu Best-
sellern. Zuletzt erschienen seine Ge-
spräche mit Fischer und die Doppelbio-
graphie von „Dietrich Bonhoeffer und
Hans von Dohnanyi im Widerstand ge-
gen Hitler“. Der Historiker lehrte – mit
einigen Unterbrechungen – seit 1946
an der Columbia University in New
York, an der er heute noch als Emeritus
tätig ist. Aus gesundheitlichen Gründen
konnte Stern nicht persönlich an der
Feierstunde teilnehmen. Er wandte sich
jedoch in einer Videobotschaft an die
Gäste des Festakts und dankte für die
Ehrung. (tk)
Honorarprofessur
D
r. Reinhold
Friedl, Lei-
ter der UNO-
Flüchtlingshilfe
Norddeutschland
und Lehrbeauf-
tragter am Cen-
ter for Migrati-
on, Education and Cultural Studies
(CMC), hat die Honorarprofessur
der Fakultät I - Bildungs- und Sozi-
alwissenschaften erhalten. Bei der
Feier Ende Oktober betonte Prof.
Dr. Bernd Siebenhüner, dass mit
Friedl eine Persönlichkeit geehrt
werde, die seit Jahren Lehrveran-
staltungen zu den Themen Welt-
flüchtlingsproblematik, Vereinte
Nationen, Migration und Bildung
für Flüchtlinge an der Universi-
tät anbiete. „Seine Lehrtätigkeit
zeichnet sich aus durch exzellente
fachliche Kompetenz und glei-
chermaßen hohes Engagement, das
getragen ist von Empathie im wei-
testen Sinne“, so der Vizepräsident
der Universität.
Friedl war unter anderem Studien-
rat für Politik/Gemeinschaftskun-
de, Englisch und Deutsch, inter-
nationaler Beamter der Vereinten
Nationen in Paris (UNESCO) und
in Genf in der Zentrale des UNO-
Hochkommissariats für Flüchtlinge
(UNHCR) als UNESCO-Bildungs-
experte tätig. Hier war er weltweit
für die Planung, Durchführung und
Beaufsichtigung der UNHCR Bil-
dungsprogramme für Flüchtlinge
zuständig. Neben einer Reihe von
wissenschaftlichen Publikationen
hat Friedl auch Romane und Kurz-
geschichten geschrieben.
Preis der Lehre
H
erausragende Leistungen in der
Hochschullehre würdigt die Uni-
versität auch in diesem Jahr mit dem
„Preis der Lehre“. Bei einem hoch-
schulöffentlichen Festakt erhalten die
PreisträgerInnen die Auszeichnung,
die unter der Schirmherrschaft der Vi-
zepräsidentin für Studium und Lehre,
Prof. Dr. Gunilla Budde, steht und von
der Universitätsgesellschaft Oldenburg
gefördert wird. Studierende konnten
KandidatInnen vorschlagen, eine Jury
aus Lehrenden, Studierenden und ex-
ternen Mitgliedern wählte die Preis-
trägerInnen aus. Der Preis wird in den
Kategorien „Bestes Modul“, „Beste
Veranstaltung“ und „Besonders gelun-
gene Anleitung zum eigenständigen
wissenschaftlichen Arbeiten und For-
schen“ vergeben.
Wann: Donnerstag, 14. November,
17.00 Uhr
Wo: Bibliothekssaal
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